Vorbericht

32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0
FC St. Pauli
FC St. Pauli

Ende der "schwarzen Serie" gegen den Kiezklub?

von Timo Görner

Der letzte Sieg gegen den FC St. Pauli liegt mittlerweile fast 10 Jahre (3:2) zurück und an der Gellertstraße ist man gegen die Hamburger noch gänzlich ohne Punkt. Es ist höchste Zeit für das Reißen dieser Serie - gerade jetzt!

Die Saison 2004/2005 bislang:
Der FC St. Pauli hat sich gegenüber der Vorsaison nach vorne gearbeitet. Für eine Teilnahme am Aufstiegsrennen reicht es aber zumindest momentan nicht mehr, auch wenn eine theoretische Chance durchaus noch gegeben ist.
Der Auftakt verlief nach einem eigentlich gelungenen Start in Wuppertal (1:0) recht holprig. In Runde 5 standen die Paulianer mit mageren 4 Zählern aus 5 Begegnungen im Tabellenkeller, eingedenk der Derby-Pleite bei den HSV/A. (0:1). Ärgerlich waren die beiden Niederlagen in Köln (1:2) und das umstrittene 2:3 am Millerntor gegen Osnabrück, gegen dessen Wertung man Monate später wochenlang vergeblich ankämpfte.
6 Spiele später sah die Welt schon wieder anders aus. Mit 12 Zählern ohne Niederlage und dem bemerkenswerten Spiel in Paderborn (3:0) hatte man sich ins Mittelfeld hochgekämpft. Bis zur Winterpause zeigten sich die Hansestädter launisch und blieb erst einmal im Niemandsland der Tabelle kleben. Der Abstand auf die Abstiegsregion wurde komfortabel gestaltet (8). Nach oben schien aber kaum etwas zu gehen (10). Zu durchwachsen präsentierte man sich bei 3 Siegen, 3 Niederlagen und 4 Punkteteilungen.
Zu Hause tat man sich schwer: Wolfsburgs U23 (2:1) wurde wie Münster (3:2) knapp besiegt. Gegen den CFC (0:0) sowie Wuppertal und Hertha (jeweils 1:1) wurden Punkte vergeben. Zwar blieb man am Millerntor seit dem 14.08.2005 ungeschlagen, dafür zeigte man sich bis zum Jahreswechsel auf fremden Rasen als Punktelieferant, zum Beispiel in Lübeck (0:2), Uerdingen (0:1) und Braunschweig (0:1). Lediglich in Bremen (2:2) wurde nicht verloren. Die Perspektiven für die Frühjahrsrunde hießen "für den Abstiegskampf zu stark, für den Aufstiegskampf zu schwach".
Nach der Spielpause ging der Trend dann wieder nach oben. Die Braun-Weißen kassierten erst am 29. Spieltag nach 7 Begegnungen in Folge ohne Niederlage wieder eine Klatsche. Darunter waren 3 Heimsiege in Folge (Köln U23 2:0, HSV-Am. 1:0, Paderborn 1:0) bis Dortmunds U23 ein 0:0 erkämpfte. Auswärts zeigte man sich gefestigter. Aus Osnabrück wurde ein Zähler entführt (2:2), in Bielefeld klar gewonnen (4:1), bei Union allerdings nur 0:0 gespielt. Nach Runde 28 war der Vorsprung auf die "rote Zone" weiter ausgebaut. Die Aufstiegsränge blieben allerdings relativ weit weg (8 Punkte) und eben der Kampf um den Platz an der Sonne blieb nur unterschwellig ein Thema. Ein folgendes 0:3 in Düsseldorf bestätigte dies. Mit dem 1:1 gegen Lübeck im Nord Derby am vergangene Freitag verbleibt man in der "etwas ruhigeren Zone".
Nur 1 Heimniederlage wurde im "Hoyzer-Spiel" gegen Osnabrück kassiert. Die Hamburger sind eine der besten Mannschaften auf eigenem Rasen (8 Siege, 6 Remis, 1 Pleite). Auswärts ist die Bilanz zwar negativ (4-4-5), aber nur 4 Teams sind in dieser eher auswärtsschwachen Saison besser, zumal St. Pauli nur 13 Gegentore in 13 Gastspielen kassierte. Stark ist die Defensive bei nur 28 Gegentreffern, unterer Durchschnitt die Offensive (36).

Verlierer der Saison:
Für Neuzugang Ifet Taljevic (24) vom CFC verlief die Saison in Hamburg bislang enttäuschend. Dazu kam eine Auseinandersetzung im Training Mitte November 2004 und offensichtliche weitere Vorkommnisse, worauf er nach dem Trainingslager im Januar 2005 laut Verein "eine letzte Chance" erhielt. Momentan wird davon gesprochen ihn zur kommenden Saison wieder abzugeben.
Frank Dröge (25) kommt auch in dieser Saison nicht an Achim Hollerieth im Tor vorbei und muss sich mit dem Reservistendasein begnügen. „Stürmernachkauf" Richmar Siberie (23) aus den Niederlanden erwies sich bislang eher als Flop (10 Spiele, 0 Tore).

Gewinner der Saison:
Fabian Boll (24, Mittelfeld) konnte den erst in der Schlussphase der letzten Saison erkämpften Stammplatz verteidigen. Mit dem Offensiven Jeton Arifi (19) empfahl sich nach der Winterpause ein Spieler aus der A-Jugend des FC St. Pauli für die Mannschaft und erzielte in 7 Spielen bereits 3 Tore, darunter 2 ganz wichtige in Osnabrück zum 2:2 und das "goldene Tor" gegen Paderborn.

Der Trainer:
Andreas Bergmann (45) feierte am 29. März. sein einjähriges Jubiläum als Trainer der Regionalliga-Mannschaft. Vor der Winterpause nicht unumstritten, steht die Vereinsführung nach wie vor zum Coach und erwartet von ihm den Aufbau einer Mannschaft, die nächste Saison um den Aufstieg mit spielen soll.

Personalkarussell seit dem Hinspiel:
Der Holländer Willem Hupkes (25, Mittelfeld) verließ vor dem Start der Frühjahrsrunde den FC St. Pauli ohne einen Einsatz bis zur Winterpause und nach sporadischen Berufungen 2003/2004. Er bleibt zunächst ohne neuen Verein.

Straße der Besten:
Mit Sebastian Wojcik (26) verfügen die Hamburger über einen der besten Stürmer der Staffel(10 Torerfolge). Im Tor ist der erfahrene Achim Hollerieth (31) die klare Nummer 1. In der nominellen Defensive bilden Florian Lechner (24) und Fabio Morena (24) das Gerüst. Stammkader waren in den letzten Monaten auch der Kroate Robert Palikuca (26) und Marcel Eger (21). St. Pauli hat also eine recht junge Abwehr. Bei den Läufern hatte der noch wenige Wochen zuvor gesetzte Benjamin Adrion (23) mit der Einwechslerrolle zu kämpfen. Hier ragt Fabian Boll (24, 4 Tore) neben dem Franko-Marrokaner Mourad Bounoua (31, 3 Tore), Michél Mazingu-Dinzey (31, 6 Tore) und dem ebenfalls noch recht jungen Ralph Gunesch (21) heraus. Im nominellen Sturm fehlt neben Wojcik ein zweiter, halbwegs gleichstarker und ebenso erfolgreicher Angreifer. Festus Agu (28) stagniert mit bislang 2 Treffern und seiner "Joker-Rolle". Yusuf Akbel (21) fehlt noch die entsprechende Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit (1 Tor) und beim Ex-Dresdner und Ex-Jenenser Rico Hanke (28) zeigt die Kurve eher nach unten (kein Tor, fast ständig nur Reservist). Richmar Siberie (23) konnte bislang auch nicht überzeugen. So bleibt Jeton Arifi (19) eine Art Hoffnungsträger in diesem Sektor, wobei dieser eher für das Mittelfeld vorgesehen ist.

Das Umfeld/Stimmung/Fans:
19.248 Besucher im Nordderby gegen den VfB Lübeck sprechen, was die Begeisterung auch im zweiten Drittligajahr in Folge anbelangt, eine klare Sprache. 16.208 im Schnitt sind in beiden Regionalligen nicht zu toppen und wären in der 2. Liga aktuell Rang 5 in der Zuschauertabelle.
Dennoch plagen den Kultclub vom Heiligengeistfeld Geldsorgen. Mitte Februar 2005 schreckten Steuerschulden in Millionenhöhe Fans und Vereinsführung auf. Wieder mal waren es Altlasten in bemerkenswertem Umfang. Die Anmerkung "Wie der Verein erst jetzt bemerkte..." trug so langsam "Wiederholungscharakter" und so mancher zweifelte gerade dieses an. 630.000 EUR waren zuwenig an Umsatzsteuer abgeführt worden, alles in der Ära "Reenald Koch". Hinzu kamen Nachforderungen aus den Jahren 1996 bis 1999 in Höhe von 380.000 EUR, welche den offenen Gesamtbetrag über die Millionengrenze hievten. Nachvollziehbar ist, dass die Hamburger angesichts der mühevoll erkämpften Lizenz für die Vorsaison eben diese Penunzen nicht stemmen konnten. Einzige Chance bildete eine einvernehmliche Lösung mit dem Finanzamt Hamburg. Die Wurzeln des Übels konnten auch beim "Sündenbock" Reenald Koch nicht ermittelt werden, der jegliche Verantwortung abstritt und sich so langsam als ein solches Tier fühlte.
"Rettung oder Insolvenzantrag" hieß das Motto der Stunde. Vereinschef Corny Littmann konnte letztendlich die "langfristige" Stundung der Schulden erreichen. Jedoch ging das in einer Zeit, in der tausendenen kleinen Betrieben schon mal wegen "ein paar 1000 EUR" die Existenzberechtigung entzogen wird, nicht ohne öffentliche Kritik vonstatten. Zudem wurde vermehrt angezweifelt, dass die aktuelle Vereinsführung vom Millerntor wirklich von den Problemen überrascht wurde. Fraglich bleibt, warum solche Fehlbeträge bei der Erstellung der Lizenzunterlagen nicht auffallen. Es ist also nach wie vor immer was los am Heiligengeistfeld. Vielleicht lieben die Fans gerade deshalb ihren FC St. Pauli...
32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Samstag, 23. April 2005, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.269
Schiedsrichter: Borsch (Mönchengladbach)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC FC St. Pauli
40,86 %Chancen gegeneinander59,14 %
15Tabellenposition6
32
29
1,10
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
46
29
1,59
8 (27,59 %)
13 (44,83 %)
Siege
Niederlagen
12 (41,38 %)
7 (24,14 %)
24:30
0,83:1,03
Tore
Tore pro Spiel
36:28
1,24:0,97
5:1 gegen Arminia Bielefeld/A. (H)Höchster Sieg4:1 gegen Arminia Bielefeld/A. (A)
0:3 gegen VfL Wolfsburg/A. (A)Höchste Niederlage0:3 gegen Fortuna Düsseldorf (A)
2 Niederlagen,
seit 3 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serieseit 3 Spielen nicht gewonnen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1334610:18
Heimspiele62139:11
Auswärtsspiele71331:7
Ligaspiele1334610:18
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga15. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli3:1 (1:1)
1992/19932. Bundesliga38. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
1993/19942. Bundesliga2. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC3:0 (2:0)
1993/19942. Bundesliga21. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli0:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga7. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga24. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli3:2 (0:0)
1999/20002. Bundesliga11. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1999/20002. Bundesliga28. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:3 (1:1)
2000/20012. Bundesliga9. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:3 (1:0)
2000/20012. Bundesliga26. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC3:0 (1:0)
2003/2004Regionalliga Nord8. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:2 (0:1)
2003/2004Regionalliga Nord25. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord13. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)

Links zum Gegner