Wie viel Schwein muss man haben um immer noch Regionalligist zu sein ...
von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)
... denn unser nächster Gegner aus Düsseldorf war im Grunde nach der letzten Regionalliga-Saison "doppelt abgestiegen", sportlich nach einer größtenteils graupenartigen Saison und wirtschaftlich, nachdem auch hier "Papa Kölmel" sein Kind "zum Fressen gern hatte". Dabei galten die Fortunen vom Rhein vor dieser Saison in der Nord-Staffel zu den Mannschaften, die man für Platz 1 und 2 auf der Rechnung hatte. Dafür wurde mit Aleksandar Ristic der Trainer verpflichtet, welcher mit dem EC-II-Finalisten von 1979 (Basel, 3 : 4 n. V. gegen den FC Barcelona) das Kunststück fertig brachte, von der damalig noch drittklassigen Amateur-Oberliga in die 1. Bundesliga durchzumarschieren und in der darauffolgenden Saison sogar die Klasse zu halten. Diverse Fußballfreunde werden sich erinnern, der Sieg zum Aufstieg wurde im Chemnitzer Sportforum gezeitigt, als rund 8.000 Düsseldorfer diesen bejubelten. Mit ihm und Neuzugängen wie Marcus Marin (für den klammen FC St. Pauli wegen der DFB-Lizenzauflagen zu teuer geworden) sollte die Rückkehr in den überbezahlten Fußball geschafft werden, dafür wurde mit Jürgen Gelsdorf ein Trainer geschasst, welcher in den 2 Jahren zuvor anerkannte Aufbauarbeit geleistet hatte und sich auch über seinen Trainerjob hinaus für den Verein engagierte, man erinnere sich nur an die TV-Spots im DSF, wo er um Sponsoren für die Fortuna warb. Mit dem Geld der "Sportwelt" im Rücken gedachte man, die Träume und Hoffnungen der immer noch zahlreichen Fortunen-Fanatiker in Düsseldorf und Umgebung zu erfüllen, was blieb war eine unter dem Strich katastrophale Saison mit einem "Missverständnis auf der Trainerbank", was man aber erst in der Winterpause durch eine "Spielerrevolte" im Trainingslager beendete. Das dieses "Missverständnis ein recht teures war" erscheint logisch wie konsequent, denn auch ein Alex Ristic setzt sich nicht aus reiner Liebe zu Fortuna in der 3. Liga auf die Trainerbank. So schlitterte die Fortuna geradewegs in den Keller der Tabelle und war nach 9 Spieltagen schon abgeschrieben, was den Aufstieg anbelangte. Es sollte auch beim Abstiegskampf bleiben und nach der Hinrunde sollten es schon 6 Zähler sein, die auf den rettenden 14. Platz fehlten. Als man 20 Spiele absolviert hatte waren es derer schon 8 und die Vereine der Oberliga Nordrhein freuten sich bereits auf einen attraktiven Gegner. Ristic musste gehen und es kam mit Uwe Fuchs ein ehemaliger Düsseldorfer Bundesligakicker an den Flinger Broich, um alsbald die schon todgeglaubten Fortunen mit 4 Siegen in Serie wieder Richtung Rettung zu führen. Was dann aber folgte, war in Bezug auf die "Sportwelt" wohl der sog. "Genickbruch", denn Fuchs wurde nach den anschließenden 4 Spielen schon wieder entlassen, weil "die positiven Effekte nach seiner Einstellungen nicht konserviert werden konnten" oder so ähnlich. Wer sich noch an Schafstall bei Dynamo Dresden erinnern kann, dem wird der Bezug von Uwe Fuchs und "Sportwelt" deutlich werden, denn der Mensch ist dort als sportlicher Berater für die "eingekauften Vereine" tätig und drehte damals den Dynamikern das "Auslaufmodell Schafstall" an. Sicherlich war die auch damit verbundene Geldverschwendung bei Fortuna Auslöser für den Entschluss der "Sportwelt", in Bezug auf die Düsseldorfer künftig alles stehen und liegen zu lassen und sich nicht mehr zu engagieren. Fuchs Entlassung dürfte aber der "Katalysator" dafür gewesen sein. Für die restlichen Spiele wurde Trainer Nr. 3 mit Tim Kamp engagiert, welcher eigentlich Kampescu heißt und wie man unschwer erraten kann aus dem Land der Karpaten kommt. Das "escu" hat er sich streichen lassen, warum auch immer. Dieser schaffte nach 35 Spieltagen dann das fast schon nicht mehr Mögliche und führte den Verein auf den rettenden 14. Platz, nach einer wiederum bemerkenswerten Serie von 4 Siegen in Folge, u. a. dem 1 : 0 im "Abstiegs-Endspiel" gegen den FC Sachsen Leipzig vor 14.000 Zuschauern, was mal wieder beweist, wie schnell mittlerweile Fans solcher Vereine schon bei Serien in unteren Ligen zu begeistern sind. Die Begeisterung schwand spätestens am letzten Spieltag in Babelsberg, denn mit dem 0 : 1 und den beiden vorangegangenen Niederlagen in Aue und gegen Fortuna Köln vor wiederum 14.000 Zuschauern war man abgestiegen und gleichzeitig durch den Ausstieg der "Sportwelt" sogar Richtung fünfte Liga nebst Insolvenzverfahren und möglichem Konkurs beweglich. Ein schlimmes Ende einer schlimmen Saison, die man eigentlich anders abzuschließen gedachte.
Was dann folgte war die Rettung auf beiden Ebenen. Wirtschaftlich wurde alles unternommen, um die nötigen Gelder zusammenzukratzen und mit den "Toten Hosen" als Interpreten gepflegten deutschen Liedgutes wurden auch langjährige Fans und durchaus potente "mittlere Grossponsoren" reaktiviert. Dazu noch die eine oder andere Quelle aufgetrieben und so wurde zumindestens erst mal die Lizenz geschafft. Ein wenig mehr verkaufte Platten und die "Prinzen" wären vielleicht für den FC Sachsen die Rettung gewesen. Kann ja sein. Was man nun noch brauchte, waren Lizenzverweigerung für mindestens 2 Vereine. Der FC Sachsen konnte bereits auf der "Habenseite" gebucht werden, denn vor dem "ominösen Dienstag am 12.07." war eine Rettung für die Sachsen ja eh nur im Bereich von sagen wir mal 10 %. So blieb es dem SV Wilhelmshaven vorbehalten, das "Bauernopfer" für die Fortuna zu spielen, denn die notwendigen Gelder und Bürgschaften konnten erst 10 nach 0.00 Uhr an den DFB gefaxt werden, exakt 10 min. zu spät für die weitere Regionalliga-Zugehörigkeit des Insolvenzvereins aus dem Norden. Fortuna blieb drin, eine verrückte Saison für den mehrfachen DFB-Pokalsieger und langjährigen Erstligisten. Was wiederum böse Zungen vor allem aus dem Dunstkreis des SV Wilhelmshaven zu der Behauptung versteifen ließ, man wollte Düsseldorf als Austragungsort für die WM 2006 wenigstens erst mal in der dritten Liga belassen. Kann man sich drüber streiten, Fakt ist dass der SVW schon seit Monaten quasi vor dem wirtschaftlichen Aus stand. Das es dann im Grunde einem sportlich klar abgestiegenen und ebenfalls durch Misswirtschaft gekennzeichneten Verein zum Klassenerhalt brachte ist sicherlich ein fader Beigeschmack.
Aber zur neuen Saison und die Einordnung der Fortuna als möglicher Aufstiegskandidat von Dirk Karkuth (stand allerdings in der Sonderausgabe der "Sport-BILD" ;)) zeugt entweder von eventuellen hellseherischen Fähigkeiten unseres Coachs (wenn ja, dann dürften alle unsere Neuzugänge ja die absoluten Kracher sein, abgesehen davon dass ich die Einkaufspolitik für diese Saison schon um Klassen besser finde als die vorangegangene) oder von einer gehörigen Portion Humor. Denn das Potential für einen vorderen Platz kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Oder man wächst gigantisch über sich hinaus wie es Fortuna Köln in der abgelaufenen Saison zeigte oder der FC St. Pauli in der Zweiten Liga.
Die Fluktuation im Kader ist jedenfalls beachtlich. Spieler wie Marin, Radschuweit, Addo, Fährmann, Kempers z. B. wurden aus Kostengründen abgegeben bzw. gingen von selber, Richtung erst mal unbekannt. Motto : "Erst mal runter von der Gehaltsliste.". Poutilo als überwiegend positivste Erscheinung auf dem Platz ging zum VfL Osnabrück, Bogesits wurde vom kurzzeitigen Fortunen-Coach Uwe Fuchs zu dessen neuen Verein in die Kölner Südstadt gelotst. Neuhaus ging eine Etage nach oben und spielt künftig für die Spvgg. Greuther Fürth. Insgesamt verließen 18 Spieler aus dem "2000/2001er Kader" den Verein, dafür kamen bislang Fregene (Fortuna II.), Hopp (VfB Lübeck), Mayer (TSG Euskirchen) und Shittu (SG Wattenscheid 09), von denen alle 4 in der Anfangsformation des letzten Testspiels gegen den Oberligisten Wuppertaler SV standen. Also offensichtlich auch Kandidaten für die Stammformation gegen den CFC am nächsten Freitag. Aber für viele Fußballfreunde vor allem aus Chemnitz eine "Mannschaft mit vielen Unbekannten". Uwe Weidemann sagt einem natürlich etwas mit Stationen wie FC Gütersloh, MSV Duisburg oder zu DDR-Zeiten FC Rot-Weiss Erfurt und 1. FC Lok Leipzig. "Heino" wie man ihn gelegentlich despektierlich ob seiner semmelblonden Haarpracht meistens nannte ist mittlerweile 38 Jahre jung und wird seine Karriere wohl nach dieser Saison beenden. Stefan Emmerling dürfte vielen ein Begriff sein, der ehemalige Bundesliga-"Wadenbeißer" verdiente früher jahrelang seine Brötchen beim MSV Duisburg, bevor "Emma" in der Abstiegssaison 1999/2000 vom zuweilen "liebenswürdigen Duisburger Publikum auf der berüchtigten Haupttribüne" gemobbt wurde und unter Tränen (sagt man) nicht nur das Spielfeld, sondern auch den Verein verließ. Aber sonst ? Fehlanzeige. Eine Mannschaft mit jungen und wohl durchaus begabten Talenten (Shittu, Hopp, Kägebein, Protska), Routiniers als stärker denn je geforderte Führungsspielern (Weidemann, Emmerling) und durchschnittlichen ehemaligen Bundesliga-Spielern, die in ihren damaligen Vereinen den Durchbruch nicht schafften (Mollenhauer, Jörres). Was sich aus der Kader-Entwicklung heraus liest, ist im Grunde ein enormer personeller Umbruch seit 2000. Solch eine Mannschaft mit diesen Turbulenzen im Kader und im Umfeld wird sich den Klassenerhalt und vielleicht den vorzeitigen für diese Saison auf ihre Fahnen schreiben müssen. Für ein Novum sorgt die Fortuna schon mal, man geht als wohl erster Verein der drei oberen Ligen mit einem Totenkopf auf der Brust bzw. dem Dress in die Spiele, denn für 1 Million DM im Jahr trägt man das Logo der "Totenkopf Records" spazieren, Label der wohl einzigartigen und wie ich finde begnadeten Punk-Rocker der Toten Hosen. Nachdem man einstigen Symbol der Piraten ein grinsenden Ausdruck verpasst hatte, war dies für den DFB auch kein Problem mehr. Mit Alkoholwerbung hat man ja schließlich auch keins.
Was die Testspiele noch anbelangt, so war sicherlich das Spiel gegen den Favoriten der Süd-Staffel von Eintracht Trier ein echter Gradmesser und da wurde mit 0 : 4 verloren, dabei kassierte man alle 4 Treffer nach 37 min.. Der Wuppertaler SV aus der Oberliga wurde mit 2 : 1 besiegt, die Amateure von Alemannia Aachen knapp mit 3 : 2.
Bleibt noch den Chemnitzer Away-Supps ein gemütlicher Ausflug in die Rheinstadt zu wünschen, uns allen einen guten Auftakt und nicht zuviel Langeweile bei diesem ausnahmsweise mal ausführlicheren Vorbericht. Es kommen auch wieder andere Gegner wie der SC Paderborn. ;-)
Das Stadion
Die Arena wurde 1924 erstmals als "Düsseldorfer Hufeisenstadion" eröffnet. Damals passten 48.000 Menschen in das weite Rund. 1974 wurde die Spielstätte komplett umgebaut und fortan fanden 69.000 Leute einen Platz. Als die EM 1988 in Deutschland gastierte wurde das Rheinstadion den gestiegenen Sicherheitsforderungen angepasst. Seit der Saison 1991/92 zierte eine riesige Video-Tafel die offene Seite des Stadion. Leider hat man auch in Düsseldorf nicht vor der Versitzplatzung zurückgeschreckt, so dass im Moment 55.850 Fußballbegeisterte ins Stadion Einlass finden.
Die Fortuna vermag aber schon seit längerer Zeit nicht mehr so viele Menschen anzuziehen. Zuletzt waren es noch 4409 im Schnitt. Daher der kleine Insider-Scherz: "Jeder nur einen Block!". Und da bei diesen Zahlen das Rheinstadion mehr als nur Stimmungstötend ist, hat sich nach dem Abstieg ´99 eine Initiative gegründet, die die Rückkehr an Fortunas alte Heimstatt, das Paul-Janes-Stadion, fordert. In diesem Jahr nun, scheint sie endlich Erfolg zu haben. Jedenfalls wird am "Flinger Broich", wie das Janes-Stadion auch heißt, kräftig gewerkelt. Der Umzug steht kurz bevor.
Allen Umzugsplänen zum Trotz muss der CFC noch einmal im Rheinstadion antreten. Die mitreisenden Fans werden liebevoll im einzigsten Stehplatzblock des Unterranges, dem Block L, untergebracht. Theoretisch hat man da zwar ein Dach über dem Kopf, sollte der Regen aber nur leicht von der Senkrechten abweichen, wird man trotzdem nass. Einigen Leuten soll es aber in einer derartigen Situation schon gelungen sein, die oberen Sitzplätze nach ausdauerndem Nerven der Ordner zu erreicht.
Die Verpflegung ist nur mäßig. Die Bratwüstchen sind extrem fettig, die Currywurst ist ihren Namen nicht wert. Am ehesten lohnt sich noch der Griff zur Bockwurst. Manchmal gibt es Kuchen, Spießbratenbrötchen oder Pizza. Diese Waren sind alle Mal empfehlenswerter. Zum Spülen gibt es echtes Bier. Das ist aber natürlich "Alt" und soll wie Alkoholfreies schmecken. Für den Fahrer der Reisegruppe gibt es das obligatorische Sortiment an Softdrinks.
Die Route
Von Chemnitz aus geht es über die A4 bis zu den Kirchheimer (31/86) und Hattenbacher (88/1) Dreiecken. Danach sollte man sich auf der A 5 Richtung Frankfurt befinden. Nach ca. 60 km wechselt man am Reiskirchener Dreieck (8) auf die A480 Richtung Giessen/Wetzlar. Nach dem man das Giessener Nordkreuz unbeirrt passiert hat, verlässt man die A480 zu Gunsten der B429 an der Anschlussstelle Wettenberg (1) Richtung Heuchelheim/Giessen. Nach ca. 5 km biegt man rechts auf die B49 Richtung Wetzlar ab. An der Anschlussstelle Wetzlar-Ost (30) hat man endlich wieder die Autobahn erreicht und befährt diese (A45) sogleich Richtung Siegen. Besonders auf der Rückfahrt verpasst man leicht diese Abfahrt, darum sei sie hier noch Mals genannt: WETZLAR-OST (30).
Nach dem wir gemütlich durch das reichlich bewaldete Siegerland gedüst sind, verabschieden wir uns am Kreuz Olpe (28/28) von der A45 und führen unsere Reise nun auf der A4 Richtung Köln fort. Am Kreuz Köln-Ost (16/27) befährt man die A3 Richtung Leverkusen/Düsseldorf. Dieser folgt man nun bis zum Kreuz Ratingen (17/34) im Verlauf und wechselt anschließend auf die A44. Nun müsste das Rheinstadion schon gut ausgeschildert sein. Wenn nicht, dann folge man der A44 bis zur Abfahrt Düsseldorf-Messe (29). Über die Straße "Am Strand" gelangt man nun zum Stadion. Nun kann man sich eine der zahlreich vorhandenen Parkmöglichkeiten suchen. Mit Vorsicht sind hier nur die Parkordner zu genießen, die Gästefans auch schon mal zum entlegensten Parkplatz schicken.
Für Bahnreisende ist die Stadtbahnlinie U78 zu empfehlen. Diese fährt direkt bis zur Endstation Messe/Stadion.