Vorbericht

1. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0 DFB
SC Preußen Münster
SC Preußen Münster

Der CFC gegen einen "Leidensgenossen"...

von Timo Görner

... mit dem SC Preußen Münster, denn auch der 1906 gegründete Verein aus Westfalen steht vor dieser Saison vor nicht unerheblichen wirtschaftlichen Problemen und Sparzwängen und das nach einer Saison, die eher unerwartet von Anfang an nach einer katastrophalen Startphase mit nur 1 Zähler aus den ersten 6 Spielen im Zeichen des sportlichen Überlebenskampfes stand. Am Ende reichte es für die Schwarz-Weiß-Grünen auch nur deshalb zum Verbleib in der Regionalliga, weil es aufgrund der Abstiegssituation in der 2. Liga diesmal nur 3 statt 4 Absteiger gab, denn der Sportclub aus dem maroden "Preußen-Stadion" an der Hammer Straße in Münster kam über den 15. Tabellenplatz nicht hinaus und war normalerweise sportlich u. a. am 1. FC Magdeburg gescheitert, der ironischerweise fast in die Fünftklassigkeit abgerutscht wäre und nun einen schweren Neubeginn sportlich und finanziell in der Oberliga wagen muss und wird.
Für den SC Preußen wäre lt. den verantwortlichen Leuten beim ehemaligen Zweitligisten (bis 1991) und Erstligisten (1963/1964) der Abstieg in die 4. Liga der "Genickbruch" gewesen. Der wurde zwar verhindert, aber für die neue Spielzeit steht vor allem Trainer Neale Marmon zwangsläufig vor durchaus gewaltigen Herausforderungen: Der Etat für diese Saison schrumpfte wie beim CFC beträchtlich auf fast den selben Gesamtbetrag mit rund 2 Millionen €, es gab einige Abgänge und das Geld für großartige Verstärkungen sitzt natürlich auch nicht sehr locker. Der Schuldenstand beträgt zum aktuellen Zeitpunkt rund 2,3 Millionen € und soll in den kommenden Jahren auf "fast Null" zurückgefahren werden. Befreiungsschlag für die Preußen wäre sicherlich der damals der knapp verpasste Zweitligaaufstieg in der ersten Saison der neuen Regionalliga Nord (1999/2000) gewesen, wo man erst 2 Spieltage vor Schluss mit einem 2:3 zu Hause gegen den späteren Aufsteiger SV Babelsberg 03 die letzten durchaus noch guten Chancen verspielte. So wird es wie beim CFC eine "Saison der Sanierung" werden.

Eines der Hauptprobleme des Vereins stellt nach wie vor das eher marode und teilweise wegen Baufälligkeit gesperrte "Preußen-Stadion" dar (siehe die mit Werbetafeln versehenen Bereiche Nähe des Gästeblocks), wobei seit über 15 Jahren zuweilen ehrgeizige Pläne für einen Umbau und zuletzt einen totalen Neubau in den Köpfen verschiedener Leute kursieren. Letzte Variante war der fast schon abenteuerliche Bau einer entsprechenden Anlage in ein stillgelegtes Münsteraner Hafenbecken mit etwaigen Kosten von rund 25 Millionen €, wofür die Finanzierung in Zeiten leerer Kassen allerdings durchaus als schwierig zu betrachten ist, denn ein gewisser Teil davon sollte von der öffentlichen Hand bereitgestellt werden, die sich allerdings wohl auch in Münster bzw. Nordrhein-Westfalen ziert, für einen fast abgestiegenen Drittligisten so tief in die Tasche zu greifen. So bleibt ein neues, modernes und zeitgemäßes Stadion für die Preußen-Fans eher Wunschdenken und man wird sich mit "Flickschusterei" an der jetzigen Anlage trösten müssen wie vor der abgelaufenen Saison im Bereich der Tribüne. Das so ein Stadion vor allem als profitables Vermarktungsobjekt für den SC Preußen quasi "ausscheidet", versteht sich von selber. Noch 1995 hatte der damalige Schatzmeister Brück angekündigt, dass der Verein mit dem Adler im Wappen 1997/1998 schon in neuer Umgebung an den Ball treten wird. Etwas Interessantes zur aktuellen Stadionentwicklung beim SC Preußen gibt´s hier: www.preussenfieber.de/stadion_debatte.php.

Das zu einem der Probleme bei unserem Gegner vom Samstag, der in diese Saison mit einem umgekrempelten Kader geht, der nach wie vor vom ehemaligen Bundesliga-Profi Neale Marmon betreut wird, nachdem dieser eigentlich schon vor der Entlassung noch während der vergangenen Saison und kurz danach stand. Man kreidete ihm die sportliche Abwärtsentwicklung in der Schlussphase der Saison 2001/2002 an, als der SCP seine gute Ausgangsposition im Abstiegskampf nach dem 30. Spieltag mit dem 4:2 gegen Eintracht Braunschweig und 36 gegenüber 34 Zählern (Paderborn) in den letzten 4 Spielen mit eher enttäuschenden Vorstellungen und nur noch 1 Zähler vergab (u. a. ein 0:3 in Aue) und am Ende wie schon erwähnt nur noch 15. hinter dem SC Paderborn und dem 1. FCM wurde. So blieb der Klassenerhalt auch nach dem Lizenzentzug bzw. Verweigerung für den sportlich geretteten 1. FC Magdeburg ein Zitterspiel, da in der 2. Bundesliga Alemannia Aachen noch "auf der Lizenzkippe stand" und der SC Preußen abgestiegen wäre, hätte Aachen wegen Entzug der Spielerlaubnis für diese Saison in die Regionalliga Nord gemusst. So reichte am Ende auch Platz 15 für die Westfalen. Für die Vereinsoberen derart unbefriedigend das man Neale Marmon, schon als "Retter" und "Glücksgriff für den Verein" gefeiert, wieder abschieben wollte, es am Ende aber doch nicht tat, eventuell ja auch aus finanziellen Erwägungen (laufender Vertrag). Damit wird die Aufgabe für den im Vorbericht zum Rückrundenspiel der vergangenen Saison beschriebenen Engländer aber nicht leichter und der Druck nicht geringer, denn dem Verein steht eine vielleicht noch kompliziertere Saison bevor als in vor der abgelaufenen Serie.

Marmon krempelte den Kader kräftig um bzw. musste diverse Abgänge zur Kenntnis nehmen und diese mit möglichst kostengünstigen Neuzugängen wieder einigermaßen auf einen regionalligatauglichen Stand bringen. 10 auslaufende Verträge wurden nicht verlängert bzw. die jeweiligen Spieler hatten kein Interesse oder man konnte sich auch aus finanziellen Gründen nicht einig werden. Bekanntester Abgang dabei sicherlich der 38-jährige Publikumsliebling und Ex-Bundesligaprofi Marek Lesniak (Leverkusen, Düsseldorf, Wattenscheid), der in die Viertklassigkeit der Oberliga Nordrhein wechselt und sich dort auf ein Wiedersehen mit den Fans der Düsseldorfer Fortuna freuen kann.
Bedauert, zumindest aus Sicht der Münsteraner Fans, wurde ferner offenkundig der Wechsel bzw. die Rückkehr von Stephan Schmidt zum SV Babelsberg 03, wobei Schmidt zuvor eigentlich mit einem Wechsel zum VfR Mannheim in die Regionalliga Süd liebäugelte, die Badener bekamen aber bekanntlich keine Regionalligalizenz und gehen ab der Saison 2003/2004 in einer nicht ganz unumstrittenen Fusion mit dem Lokalrivalen SV Waldhof Mannheim zum "SV Mannheim" zusammen. Schmidt zählte zu den Spielern, die kein neues bzw. für ihn "machbares Vertragsangebot" von Seiten des Vereins bekamen.
Ansonsten zog es Mittelfeldstratege Michael Kruskop (25) "ohne größere Gegenwehr der Münsteraner" zum niedersächsischen Oberligisten SV Meppen, Defensivakteur Dirk Böcker (26), welcher vom charismatischen Zweitligaverein LR Ahlen ausgeliehen war und ab 1.07.2003 einen "festen Vertrag" beim Sportclub erhalten sollte, musste ebenfalls gehen (3-Jahresvertrag bei Fortuna Düsseldorf) bzw. wird definitiv nicht mehr gewünscht. 3 Personalien, die bei den Fans eher für Unverständnis sorgten bzw. zumindest umstritten waren. 3 Spieler gingen ebenfalls in die Oberliga, diesmal in die Oberliga Nordost Süd zum FC Carl Zeiss Jena mit Taverna , Lüttmann und Manai. Der russische Stürmer und dortige Ex-Erstligakicker (Rotor Wolgograd) Vladimir Niederhaus ging nach glückloser Zeit beim SC Preußen zu den Amateuren des SV Werder Bremen. Sven Hojzak wiederum ging erstmal unbekannten Weges, ebenfalls ausgemustert von Marmon.

Wenn so viele Spieler gehen, egal welcher Qualität, muss der Kader natürlich entsprechend wieder aufgefrischt werden. 11 Neuzugänge hat es gegeben, davon 3 aus dem eigenen Nachwuchs und am Bekanntesten dürften dem sachkundigen himmelblauen Fußballfreund noch der Name Frank Döpper (31) sein, der vom Regionalligaabsteiger SC Fortuna Köln nach Münster gewechselt ist und für die Tore sorgen soll. In der vergangenen Saison traf der Angreifer 8-mal und erzielte dabei exakt ¼ der gesamten Fortuna-Tore (32).
Ebenfalls neu im Angriff des SCP ist der nunmehrige Ex-Bremer (Werder-Amateure) Matthias Balke (20). Aus der A-Jugend des Vereins bekamen zudem Christian Erwig (18) und Yannick Gieseler (19) einen Vertrag für die Regionalliga im Sturm.

Für das offensive Mittelfeld wurden ebenfalls personelle Veränderungen angegangen. Aus der viertklassigen Oberliga Westfalen stieß Christian Bienemann (19) vom dortigen Aufsteiger SV Emsdetten 05 zum SC Preußen Münster, der als eines der größten Talente des deutschen Fußballs gilt, bereits in der U19 gespielt hat und beim FC Sunderland aktiv war. Bienemann wurde für diese Saison auch ernsthaft von Vereinen der englischen Eliteliga umworben, so vom FC Sunderland, den "Elstern" von Newcastle Unidet und vom frischgebackenen Erstligisten FC Manchester City. Daniel Gunkel (22) kommt vom Dresdner SC und kickte davor bei Eintracht Frankfurt.

Für die Abwehr holte man sich 3 neue Spieler. Angefangen bei Sebastian Lodter (24) vom Oberligisten SV Wilhelmshaven, aktiv zuvor beim VfL Osnabrück. "Steven van den Broek Humphrey" ist keine englische Kurzgeschichte, sondern ein niederländischer Abwehrstratege mit 26 Jahren, der vom holländischen Zweitligisten ACV Assen zum SC Preußen gekommen ist und zuvor u. a. beim SV Meppen aktiv war. Er ist allerdings wegen einer Roten Karte aus seinem letzten Spiel für den ACV für das Spiel am Samstag gesperrt. Als Neuzugang Nr. 3 für das Abwehrteam wurde schließlich Bassirou Sylla (26) von Concordia Irhove aus der Oberliga Bremen/Niedersachsen verpflichtet, der auch schon bei Eintracht Frankfurt zum Probetraining weilte. Neu für das Tor sind ferner Oliver Hinz (22) vom Hamburger Oberligisten Concordia sowie Andre Poggenborg (19) aus der A-Jugend.

In den Testspielen zeigte die Marmon-Truppe bereits eine durchaus gute Verfassung, zuletzt wurde der westfälische Oberligist und ehemalige Zweitligist FC Gütersloh 2000 auswärts mit 5:1 besiegt, Oberligist Eintracht Nordhorn aus Niedersachsen wurde ein paar Tage davor mit 2:1 vor eigener Kulisse bezwungen. Ferner wurde zuvor der Oberligist SuS Stadtlohn mit 6:3 und der BV Cloppenburg mit 3:1 bezwungen (12.07. und 15.07.). Vor dem Nordhorn-Spiel setzte es mit dem 2:3 in Wilhelmshaven gegen den dortigen SV die einzige Niederlage in der Vorbereitung. Beim Spiel gegen Gütersloh, dem letzten Test vor dem Saisonauftakt beim CFC, kamen von den Neuzugängen Lodter, Bienemann, Humprey v. d. Broek, Döpper in der Anfangsformation zum Einsatz, dabei war Daniel Gunkel als gesetzter Spielmacher verletzt, soll aber am Samstag wieder fit sein. Speziell Döpper und Bienemann hinterließen in den Testspielen einen sehr guten Eindruck. Die Anfangsformation gegen Gütersloh (zu lesen hier: www.preussen-muenster.de/...) könnte bzw. dürfte auch die Truppe sein, welche Neale Marmon am Samstag gegen uns auflaufen lässt und die von ein paar mehr Münsteraner Fans angefeuert werden könnte, als beim letzten und bisher einzigem Gastspiel des SC Preußen in der geilsten Stadt der Welt.

Denen und uns einen schönen Nachmittag an der Gellertstraße und auf 3 Punkte für den CFC.
1. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Samstag, 27. Juli 2002, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.600
Schiedsrichter: Lupp (Zossen)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele21012:2
Heimspiele11002:1
Auswärtsspiele10010:1
Ligaspiele21012:2
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

2001/2002Regionalliga Nord6. SpieltagChemnitzer FC - SC Preußen Münster2:1 (1:0)
2001/2002Regionalliga Nord23. SpieltagSC Preußen Münster - Chemnitzer FC1:0 (1:0)

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