Den Berg stürmen und Serie ausbauen...
von Timo Görner
...denn nach den letzten beiden Siegen stimmt der Trend beim CFC wieder. Immerhin konnte der "Bieberer Berg" in der vergangenen Saison erfolgreich bestiegen werden. Allerdings ist der Gegner derzeit eine andere Hausnummer als Dortmund II und Saarbrücken.
Die letzte Saison unseres Gegners
…verlief sehr wechselhaft und endete etwas schlechter als 2010/2011. Der Start misslang, nach 4 Spielen und dem 0:2 an der Gellertstraße landete man im Tabellenkeller. Aus dem konnte man sich dann befreien, legte eine Serie von 5 unbesiegten Spielen hin, aus denen 13 Zähler eingeheimst wurden. Lohn war der Sprung auf Platz 3. Dem OFC kam allerdings ein günstiges Zwischenprogramm zugute. Siege bei den Absteigern Jena (2:1) und Bremen (4:0) waren lösbare Aufgaben wie gegen den Dritten im Bunde Oberhausen (1:0) sowie gegen Babelsberg (1:1) und Stuttgart II (2:0). Bis zur Winterpause präsentierte man sich als "Diva vom Main". Pleiten in Wiesbaden, Saarbrücken (1:3) und Osnabrück (0:1) wurden kassiert, dafür konnte man gegen starke Teams gute Ergebnisse einfahren. Heimsiege gegen Aalen, Regensburg (jeweils 2:1), Heidenheim (1:0) und Münster (3:0) machten Appetit auf mehr, ebenso das 1:1 in Sandhausen. Nach 21 Runden war sogar Rang 1 durchaus machbar, 6 Punkte Abstand aufzuholen; Platz 2 mit 4 und 3 mit 2 Zählern umso mehr. Trumpfkarte war die Heimstärke mit 7 Siegen und 2 Remis - nur Sandhausen war besser.
In der spielfreien Zeit wurde der Kader kaum verändert. Das Heimspiel gegen den CFC sollte der Auftakt zum Angriff auf oben werden. Ernüchternd fiel das 0:1 aus, mager auch das 1:1 in Oberhausen. Die Unbeständigkeit wurde zum "Markenzeichen". Es reichte aber angesichts der gleichen Symptomatik der Konkurrenten dazu, bis 2 Spiele vor Finale an Platz 3 dran zu bleiben - der OFC war eines von 5 Teams, das darauf schielte. Nach dem 2:3 gegen Saarbrücken war man draußen, hatte auch im Rennen um den "DFB-Pokal-Platz 4" schlechte Karten. Das 0:1 zum Finale in Münster ließ auf 8 abrutschen, ein Rang schlechter als ein Jahr zuvor. Wie dem CFC ging auch Offenbach in der entscheidenden Phase der Saison die Luft aus. "Besserer Durchschnitt" tabellarisch gesehen die Heimbilanz (9.), dabei gelangen hier 10 Siege, kassierte nur 18 Gegentore. Tendenziell gleich ist die Auswärtsbilanz, auch hier ganz ordentlich - aber nicht gut genug für oben. 8 Pleiten fing man sich ein, konnte fünfmal gewinnen. 49:41 Tore sprechen für eine durchschnittliche Offensive und eine sehr gute Defensive.
Der Hessen-Pokal wurde nach Offenbach geholt, die Kickers schlugen im eigenen Stadion zum Finale Verbandsligist FC Ederbergland (6:0).
Delegierungen für diese Saison bislang
Bei 8 Abgängen und 7 Neuzugängen gab es Veränderungen im "überschaubaren Rahmen".
Aus dem Mittelfeld wechselte der Brasilianer Elton da Costa (32) zum Ligarivale Darmstadt 98. Aus dem Angriff ging Pascal Testroet (22) nach Bielefeld. Der Rest zählte überwiegend nicht zum Stammkader.
Unter den Neuen zählt der Älteste gerade mal 24 Jahre; ein deutlicher Fingerzeig auf die aktuelle Personalpolitik. 3 Akteure kommen aus Nachwuchsmannschaften. Yannic Horn (19) wechselte aus der A-Jugend von Nachbar Eintracht zum OFC. Aus der U23 wurden der Pole Daniel Dziwniel (19) und Stefano Maier (19) berufen, beide für die Abwehr. Im Mittelfeld gibt es ein Wiedersehen mit Julius Reinhardt (24), in den letzten 2 Jahren 33x für Braunschweig in Liga 3 und 2 im Einsatz und immerhin 11x Stammspieler in der letzten Spielzeit der "Löwen". Dazu kommt mit Marcel Avdic (21) ein vielversprechendes Talent; 2011/2012 mit 7 Toren (32 Spiele) einer der Leistungsträger in Unterhaching. Ebenfalls jung an Jahren sind für den Sturm Fabian Bäcker (22/Aachen) und Mathias Fetsch (24), im "Doppelpack" mit Reinhardt aus Braunschweig gekommen. Bäcker empfahl sich als Ausleihe an Mönchengladbach II in der Regionalliga West mit 7 Toren in 14 Spielen. Fetsch kam 2010/2011 – damals Liga 3 – auf 5 Treffer für den Aufsteiger.
Der Trainer
Arie van Lent (42) ging ins zweite Jahr als Chef der 1. Mannschaft. Der Ex-Profi in Bremen und Mönchengladbach hat noch einen Vertrag bis Saisonende.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor bleibt Robert Wulnikowski (35), im 4. Jahr beim OFC. In der Abwehr konnten sich Markus Husterer (29), Maximilian Ahlschwede (22), Marc Stein (27) und Marcel Stadel (25) etablieren. Husterer konnte sich 3x als Torschütze auszeichnen. "Jungspund" Daniel Dziwniel (19) kam bereits in 4 Spielen von Anfang an zum Einsatz. Für Stefan Kleineheismann (24) ging es eher einen Schritt zurück, der Stammspieler der Vorsaison ist nur Ersatzspieler. Im Mittelfeld haben aktuell Nicolas Feldhahn (26), Julius Reinhardt (24) sowie "Oldie" und Kapitän Sead Mehic (37) die Nase vorn. Dahinter kommt mit etwas Abstand Lars Bender (24). Wie Kleineheismann vergangene Spielzeit gesetzt. Bislang eher Ergänzungsspieler. Auch (noch) nicht rund läuft es für Marcel Avdic (21), es reichte für 4 Berufungen in die Stammelf. Unser Ex-Kicker Julius Reinhardt ist auch in Offenbach immer mal für ein Tor gut, er konnte in 2 Fällen jubeln, 11x gab er die Vorlage zum Jubel. Stark zeigt sich der Angriff. Mathias Fetsch (24) ist ein "Glücksgriff". 7 Treffer in 14 Spielen sind eine ordentliche Quote - 4 davon auswärts, 2 "Doppelpacks" sind darunter. Beim 3:0 in Unterhaching war er mit 2 Toren "Matchwinner". Thomas Rathgeber (27) kommt knapp dahinter, bringt es auf 6 Treffer. In den ersten 3 Begegnungen nur Reservist, konnte er sich danach durchsetzen. Mit Stefan Vogler (22/2), Andre Hahn (22/2) – kennt den CFC aus Regionalliga-Zeiten mit Oberneuland – hat man zwei weitere durchaus beachtenswerte Stürmer im Aufgebot. Beide sind übrigens exakt gleich alt, gleich erfolgreich. 27 Akteure stehen im Kader, davon wurden bis jetzt 19 eingesetzt. 12 haben 10 oder mehr Partien absolviert.
Die aktuelle Saison bislang
Nach 14 Spielen steht man dort, wo man die letzte Saison beendet hat. Als Achter hat man 5 Zähler Abstand auf Platz 3, 7 auf die direkten Aufstiegsränge. Deprimierend verlief erneut der Auftakt, diesmal noch mehr: Die ersten 4 Spiele gingen alle verloren, auswärts blieb man ohne Tor, weder beim Aufsteiger Halle (0:1) noch erneut in Osnabrück (0:2) gelang etwas Zählbares. Gegen Stuttgart II und Bielefeld (jeweils 1:3) gab man die Zähler vor eigenen Rängen ab. Enorme Unzufriedenheit prägte das Umfeld, man hielt aber am Trainer fest. In den folgenden 10 Duellen gelang die Trendwende. Die Hessen sind seit dem 08.08.2012 unbesiegt, haben 6 Siege und 4 Remis gezeitigt. Die Heimstärke kam zurück, 3 der 4 Begegnungen "auf dem Berg" wurden gewonnen. Gegen Dortmund II (3:0) und Babelsberg (5:2) wurde klar gesiegt, ebenso Burghausen geschlagen. Nur Karlsruhe (1:1) entführte einen Punkt. Starke Auftritte in Aachen (3:1) und Unterhaching (3:0) deuten an, was man leisten kann. Auch in Saarbrücken war mehr als das 2:2 (2:0 zur Pause) drin. Beim Tabellenführer in Münster wurde ein solides 2:2 erspielt. Man stellt die aktuell sechstbeste Platz bauende Gemeinschaft, ist mit 15:9 Toren offensiv enorm stark. Auswärts ist der Saldo ausgeglichen. Nur Unterhaching und Heidenheim haben so viele Treffer erzielt (26). Die Defensive ist zumindest ganz solide (18). Eine schwierige Nuss, die der CFC da zu knacken hat.
Im DFB-Pokal konnte man ebenfalls überzeugen, warf Erstligist Fürth (2:0) aus dem Rennen. Lohn ist die 2. Hauptrunde gegen Zweitligist Union Berlin.
Prognose
Der OFC kann, wenn man sein Potential ausschöpft und Konstanz in die Leistungen bringt, oben mitspielen. Das beweisen die Spiele seit dem mauen Saisonstart. Bleiben die Leistungsträger weitestgehend von Verletzungen und Sperren verschont und geht das Umfeld mit, ist von Rang 1 bis 6 alles möglich. Skepsis verursacht das Versagen in den entscheidenden Phasen der letzten 3 Jahre.
Das Umfeld
Die letzten beiden Sätze der Rubrik davor sprechen es an: Das bekannt leidenschaftliche und kritische Umfeld ist vorsichtiger geworden. In den letzten 3 Jahren wurde regelmäßig verspielt, was zuvor aufgebaut wurde. Der aktuelle Heimschnitt von 7.032 sieht den OFC im Mittelfeld der Staffel, immerhin ein leichter Anstieg gegenüber 6.766 im Vorjahr. Für den größten Ansturm sorgte Zweitligaabsteiger Karlsruhe mit 10.100 Fußballfreunden. Die Stuttgarter Kickers und Wacker Burghausen konnten hingegen keine 6.000 mobilisieren. Am Samstag dürfte man gegen den CFC wohl wieder mit 6.500 bis 7.000 Leuten rechnen. Somit ist die Kapazität von 20.500 Besuchern in der im Sommer 2012 fertiggestellten neuen Arena derzeit ausreichend. In der 3. Liga kann der OFC zu den "normalen Spielen" nicht mehr auf die Beine bringen, zumal die Konkurrenz aus Liga 1 mit Eintracht und 2 mit dem FSV Frankfurt quasi "um die Ecke" wohnt.
Ein guter Fingerzeig für unser Stadionprojekt bildet die Gegengerade, dort wurde der Stehplatzbereich beibehalten – auf Wunsch der Fans. Eine Seltenheit im Deutschland der Fußballstadien. Bis 2020 trägt die Heimstätte den Namen einer ansässigen Bank, die sich das schlappe 5 Mio. EUR kosten ließ - möglicherweise auch hier für den CFC die Zukunft. Der Neubau auf "den Trümmern" des traditionsreichen Stadions Bieberer Berg kostete 25 Mio. EUR. Der Gesamtetat der aktuellen Nr. 3 in Hessen liegt bei soliden 6,5 Mio. EUR - dasist deutlich über dem des CFC. Davon entfällt knapp die Hälfte auf den Lizenzspielerbereich. Vereinschef ist seit Juni 2012 Frank Ruhl. Ex-Nationalspieler Dieter Müller (58) trat nach 12 wechselvollen Jahren an der Spitze des Traditionsvereins zurück. Er erlitt Anfang Oktober einen schweren Herzinfarkt, ist aber mittlerweile auf einem guten Weg. Gute Besserung auch auf diesem Weg an dieser Stelle.
