Vorbericht

7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
SV Darmstadt 98
SV Darmstadt 98
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ausflug zu Hessens "Glückspilzen"…

von Timo Görner

…denn eigentlich schon abgestiegen, kicken die "Lilien" auch in dieser Saison gegen den CFC.

Die letzte Saison unseres Gegners

Es herrschte große Enttäuschung bei den Darmstädtern, als Schiedsrichter Günter Perl aus München am 18.05.2013 das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers beendete. Ein Törchen fehlte zum Klassenerhalt, nur ein Sieg hätte im "Abstiegsendspiel" die Rettung gebracht. Es jubelten die Gäste aus dem "Ländle". Es war ein vermeintlich bitteres Ende einer Saison, die von Anfang an Abstiegskampf bedeutete. Der Start mit 4 Zählern aus 3 Spielen verlief noch ordentlich, unter anderem wurde der spätere Vierte aus Münster (2:1) am "Böllenfalltor" besiegt. Die Talfahrt begann mit dem Gastspiel in Chemnitz (1:3). Nach Spieltag 8 ging zudem Aufstiegstrainer Kosta Runjaic Richtung Duisburg. 98 rangierte mittlerweile auf Rang 18 bei 6 Punkten. Für ihn übernahm Jürgen Seeberger, der zweite von letztendlich drei Übungsleitern dieser Spielzeit. Zwei gute Auftritte in Halle (2:2) und gegen Stuttgart II (3:1) ließen einen "leisen Aufschwung" vermuten. Doch das blieb ein Strohfeuer. Die Bilanz in den folgenden 11 Begegnungen ernüchterte: Dem Derbysieg gegen Offenbach (1:0) standen 7 Niederlagen gegenüber. Das 0:3 zum Herbstrunden-Halali in Münster war der Clubleitung zu viel - Seeberger musste gehen. Man traute ihm die Wende nicht mehr zu. Dirk Schuster – zuvor nach 0:2 in Chemnitz bei den Stuttgarter Kickers beurlaubt – übernahm als dritter Trainer die Mannschaft.

Vielfach skeptisch beäugt, erwies er sich letztendlich nicht als der "Fehlgriff". Der lange Winter bescherte durch Spielausfälle drei Heimspiele in Folge, in welchen Schusters Arbeit deutlich zusehen war: Defensiv konnte er das Team stabilisieren - kein Gegentor wurde kassiert. Offensiv ging jedoch zu wenig - gegen Babelsberg und Burghausen (0:0) kam man nicht zu richtig Zählbarem. Auch gegen Wehen Wiesbaden tat man sich schwer, erzwang aber das Tor (1:0). Ein 0:3 in Heidenheim enttäuschte wesentlich weniger als das deprimierende 1:2 gegen Halle in einem "6-Punkte-Spiel". Viele, auch im eigenen Lager, sahen kaum noch Hoffnung für den Ex-Erstligisten. Ein Dreier beim VfB Stuttgart II (2:0) und weiteres Achtungszeichen gegen Osnabrück (1:0) zeigten Moral. So blieb es bis zum Saisonfinale – man kompensierte die Defizite im offensiven Sektor durch enormen Kampfgeist. Kalte Duschen wie in Dortmund (0:1) oder gegen Saarbrücken (1:2) blieben schmerzliche Rückschläge. Besonders bitter schmeckte das 0:1 gegen Aufsteiger Karlsruhe am drittletzten Spieltag. Auch das wurde weg gesteckt und mit dem 4:2 in Erfurt nach egalisiertem 2:0-Vorsprung das "Endspiel" gegen die Kickers erzwungen. Hier rannte man unverdrossen dem 0:1 nach 12 Minuten hinterher und war nach dem Ausgleich 6 Minuten vor dem Ende dem 2:1 nahe. Doch eben das eine Tor fehlte.

Zwei Komponenten bildeten die Grundlage für den sportlichen Abstieg: Auswärts wurde zu wenig geholt. Mit 16 Punkten waren nur die Absteiger aus Aachen, Babelsberg schlechter. 22 Zähler waren als Platz bauende Gemeinschaft zu wenig, um dies zu kompensieren. Der Saldo blieb mit 5 Siegen bei 7 Niederlagen negativ. Nach vorne ging zu wenig: 32 Tore in 38 Spielen waren die schlechteste Ausbeute gemeinsam mit 03. Stark blieb dagegen die Defensive, hier war man achter dieser Wertung. Drei Tage nach dem Saisonende schien der Gewinn des Landespokals mit einem 4:0 gegen Wehen Wiesbaden – in Offenbach - ein "finanziell versüßter Trostpreis". Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der Pokalgegner verlor zugunsten der "Lilien" am 03.06.2013 den Klassenerhalt am "grünen Tisch". Darmstadt blieb drittklassig, unter anderem nach 3 Siegen in Punktspiel und Landespokal gegen den OFC. Es war das bemerkenswerte Ende einer Saison knapp drei Wochen nach dem Abpfiff durch Günter Perl.

Delegierungen für diese Saison bislang

Mit 13 Abgängen und 9 Neuzugängen wurde der Kader verkleinert. Aus der Abwehr ging Andreas Gaebler (26/FC Homburg) in die Regionalliga. In der Herbstrunde noch gesetzt, zählte er 2013 dann nicht mehr zum Kader. Analog dazu Christian Beisel (30), der jetzt auch in Homburg spielt. Cem Islamoglu (32) zog es zu Waldhof Mannheim in die gleiche Liga. Im Mittelfeld war Danny Latza (23) schon in Duisburg gelandet, nahm nach dem Lizenzentzug aber Abstand. Nach einem Flirt mit Saarbrücken wurde der VfL Bochum der neue Verein. Sebastian Zielinsky (25) ging ohne neuen Verein. Im Angriff ging mit Preston Zimmerman (24/7) der erfolgreichste Torschütze zu Verbandsligist TSV Schott Mainz. Stürmer Nummer 2, Marcus Steegmann (32/5), wechselte in die Regionalliga West zum ambitionierten FC Viktoria Köln. Beide erzielten immerhin 12 der 32 Darmstädter Tore. Randbemerkung: Freddy Borg (32), der in der Winterpause als Hoffnungsträger im Angriff kam und mit nur einem Tor eher ein "Flop" war, spielt jetzt in Aserbaidshan bei AZAL PFK Baku.

Unter den Neuen gelangen mehrere interessante Verpflichtungen. Für die Abwehr wurde Sandro Sirigu (24) aus Heidenheim geholt. Dazu aus der eigenen A-Jugend Serkan Firat (19) eingebaut. Im Mittelfeld hofft Marcel Heller (27/Aachen) nach der "Alptraumsaison" auf bessere Zeiten. Jérôme Gondorf (25) wechselte von "Endspielgegner" Stuttgarter Kickers nach Darmstadt. Julius Biada (20) aus der II des FC Schalke 04 (Regionalliga) empfahl sich mit 11 Toren und 6 Vorlagen 2012/2013 für die "Lilien". Der Tscheche Milan Ivana (29) spielte letzte Saison in Wiesbaden, war dort zeitweise gesetzt und brachte es auf 6 Tore. Im Sturm lotste man Dominik Stroh-Engel (27) ebenfalls aus Wiesbaden" ans "Böllenfalltor". Seine Rückkehr aus Babelsberg in die hessische Landeshauptstadt war bei 3 Toren für beide Seiten eher unbefriedigend. Für Marco Sailer (27) lief es in Heidenheim zuletzt auch nicht optimal. Dennis Schmidt (25) spielte vergangene Saison bei den Sportfreunden Lotte, war dort aber eher "Joker" mit zeitweisem Dasein als Stammspieler. Deutlicher Trend: offensiv will man zulegen.

Der Trainer

Dirk Schuster (45) hat sich mit seiner Arbeit trotz des sportlichen Abstiegs seit Ende Dezember 2012 viel Anerkennung im Umfeld und darüber hinaus erarbeitet. Auch die Vertragsverlängerung trotz Abstiegs, hat für Bonuspunkte gesorgt. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison.

Die Mannschaft

Im Tor ist Jan Zimmermann (28) seit dem Aufstieg 2011 ohne Unterbrechung die Nummer 1. Sein Vertreter ist David Salfeld (22). Die Abwehr sieht aktuell Benjamin Gorka (29), Kapitän Aytac Sulu (27), Michael Stegmayer (28) und Sandro Sirigu (24) als Gerüst. Im Mittelfeld sind dies Hanno Behrens (23), Jérôme Gondorf (25), Marcel Heller (27) und Milan Ivana (29). Der Brasilianer Elton da Costa (33) als Stammkader und Hoffnungsträger im offensiven Mittelfeld der letzten Saison ist derzeit nur "zweite Reihe", kam per Einwechslung ins Spiel. Mit dem Ex-Schalker Julius Biada (20) hat ein junger Akteur auf Costas Position eher die Nase vorne; er durfte einmal von Anfang an auflaufen. Benjamin Baier (25) als einer der potentiellen Stammspieler fällt seit Mai 2013 noch bis Mitte September wegen einer Knieverletzung aus. Uwe Hesse (25) als einer der Aktivposten der letzten Spielzeit, spielt momentan auch keine Rolle. Im Angriff wollte man mit Dominik Stroh-Engel (27) und Marco Sailer (27) die dringend benötigte Verstärkung an Land ziehen. Beim erstgenannten ist dies absolut geglückt, dafür sprechen 4 Tore und 2 Vorlagen in den ersten 6 Spielen. Beim 4:2 in Unterhaching war der Ex-Babelsberger mit 3 Toren und der Vorbereitung zum 1:0 der Matchwinner und "Alptraum" für die Spielvereinigung. Sein Sturmpartner ist hingegen noch ohne Torerfolg und beließ es bei einer Vorlage. Sechs der Neuzugänge bilden die Basis der Mannschaft; Biada kann man auf einem ganz guten Weg sehen. Der SV Darmstadt 98 ist 2013/2014 stärker als in der Vorsaison einzuschätzen; speziell im Angriff hat man zulegen können. Der Kader ist mit 23 Spielern eher kleiner. Das Motto ist "Mehr Klasse als Masse" nach 27 Spielern in der letzten Saison. 25,8 Jahre im Schnitt sprechen für ein relativ "altes Aufgebot".

Die aktuelle Saison bislang

Platz 12 mit 8 Punkten zum jetzigen Zeitpunkt ist alles in allem ganz in Ordnung. nach 6 Spielen der letzten Saison hatte man 3 Punkte weniger. Unbefriedigend war hingegen der Start mit nur 2 Punkten aus den ersten 3 Begegnungen. Gegen Aufsteiger Elversberg (0:0) reichte es nur zum Remis, ordentlich hingegen das erste Gastspiel beim VfB Stuttgart II (1:1). Osnabrück ließ sich diesmal nicht überraschen, holte den Sieg am "Böllenfalltor" und machte in Halbzeit 2 die beiden Tore. Gerade das eine magere Tor nach 270 Minuten ließ Erinnerung an die schwache Ausbeute in der Vorsaison wach werden, was man aber mit dem 4:2 in Unterhaching vergessen machte. Eine zwischenzeitlich verspielte 2:0-Führung verunsicherte nicht, man zog am Ende das Spiel und legte als "Favoritenschreck" gegen Heidenheim (1:0) nach. Der zwischenzeitliche Rang 9 war respektabel. Auch im DFB-Pokal ließ man zuvor noch ohne Sieg in der Liga aufhorchen und warf Erstligist Mönchengladbach nach 5:4 im Elfmeterschießen aus dem Rennen. Bemerkenswert, es war das insgesamt dritte Pflichtspiel ohne Gegentor. Lohn ist nun der FC Schalke 04 in Runde 2 vor vollem Haus. Mit dem 0:2 in Regensburg bekam die leise Euphorie erst mal einen Dämpfer. Im Landespokal kann man momentan noch entspannt zuschauen.

Prognose

Erweisen sich die Neuzugänge im Angriff als gute Einkäufe - danach sieht es zumindest bei Dominik Stroh-Engel bislang aus - sollte der Klassenerhalt diesmal auch sportlich und früher erreichbar sein. Tipp: Klassenerhalt in jedem Fall.

Das Umfeld

Ein Abstieg in die Regionalliga nach 2 Jahren Drittklassigkeit hätte dem Verein sicherlich nicht das "Genick gebrochen". Es wäre aber ein deutlicher Rückschlag gewesen. Der "Klassenerhalt am grünen Tisch" ist sicher etwas glücklich, aber nicht mal unverdient, da eben der SV Darmstadt 98 keine finanziellen Risiken einging, um eine sportlich starke Mannschaft auf die Beine zu stellen. Die Fans honorierten den Kampfgeist für den Verbleib in Liga 3 mit fast 6.000 Zuschauern im Schnitt, trotz der sportlich negativen Entwicklung zur ersten Saison konnte der Zuspruch gehalten werden. Das "Finale" gegen die Stuttgarter Kickers mobilisierte noch mal 13.600 Fans für einen Gang an das altehrwürdige "Stadion am Böllenfalltor".

Auch bei den "Lilien" gibt es Pläne für ein Aufmöbeln der alten Arena. Aktuell geht der Trend zu einem Umbau an gleicher Stelle. Eine reine Fußball-Arena für 18.000 Zuschauer schwebt den Verantwortlichen vor, die Gästefans sollen rund 1.800 Stehplätze erhalten. Final soll die Entscheidung im September fallen. Es ist sicherlich interessant zu beobachten, ob das auch hier destruktive Blockierer wie in Chemnitz auf den Plan ruft.

Zu den ersten 3 Heimspielen gegen Elversberg, Osnabrück und Heidenheim strömten im Schnitt 5.200 durch die Stadiontore. So viele sahen den Heimauftakt gegen die Saarländer, Heidenheim zuletzt 5.100. Gegen den CFC sollte man mit knapp unter 5.000 rechnen. Im unveränderten 2,4 Millionen EUR hohen Etat kalkuliert man mit 6.000 Besuchern pro Spiel. Der Erstrundensieg im DFB-Pokal gegen Mönchengladbach bescherte einen warmen Geldregegen, gegen den FC Schalke 04 sollte die Arena ausverkauft sein. Hinzu kommt die Prämie für das Erreichen von Runde 2. Wirtschaftlich keine schlechten Aussichten, den Verein langfristig weiter in ruhigerem Fahrwasser zu halten.
7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Dienstag, 03. September 2013, 19:00 Uhr
Stadion am Böllenfalltor, Darmstadt
Zuschauer: 4.800
Schiedsrichter: Valentin (Taufkirchen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

SV Darmstadt 98 Chemnitzer FC
12Tabellenposition10
8
6
1,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
8
6
1,3
2 (33,3%)
2 (33,3%)
Siege
Niederlagen
2 (33,3%)
2 (33,3%)
6 : 7
1,0 : 1,2
Tore
Tore pro Spiel
9 : 10
1,5 : 1,7
4:2 gegen SpVgg Unterhaching (A)Höchster Sieg5:3 gegen SSV Jahn Regensburg (A)
0:2 gegen VfL Osnabrück (H), SSV Jahn Regensburg (A)Höchste Niederlage0:3 gegen VfL Osnabrück (H)
u-N-s-S-nDie letzten Spieleu-N-s-u-S
keineAktuelle Serien3 Spiele in Folge ungeschlagen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele933311:11
Heimspiele42115:2
Auswärtsspiele51226:9
Ligaspiele82337:9
Pokal-/Relegationsspiele11004:2

Der Ergebnisrückblick

1991/19922. Bundesliga Süd8. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd19. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 982:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga17. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 980:1 (0:1)
1992/19932. Bundesliga40. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC4:0 (1:0)
1999/2000DFB-Pokal1. RundeSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC2:4 (0:2)
2011/20123. Liga14. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC2:1 (1:0)
2011/20123. Liga33. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 980:0 (0:0)
2012/20133. Liga4. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 983:1 (2:0)
2012/20133. Liga23. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC1:1 (1:1)