Pokalfinale in Probstheida …
von Timo Görner
… beim 1. FC Lok Leipzig, der im Gegensatz zum CFC auf eine gute Saison zurückblicken kann.
Die aktuelle Saison unseres Gegners:
Nach dem bitteren Abstieg 2014 und knapp verpassten Wiederaufstieg 2015 in die Regionalliga galt für diese Saison der möglichst vorzeitige Klassenerhalt als Ziel, dies wurde vor Wochen erreicht. Zeitweise spielten die Blau-Gelben in der Hinrunde sogar in den oberen Rängen mit. Der Start erfreulich, Drittligaabsteiger und Mitfavorit Cottbus musste sich in Leipzig mit einem 1:1 zufrieden geben, ebenso fuhr mit Nordhausen ein ambitionierter Verein (1:2) ohne Sieg und Punkte wieder ab. Auswärts gelangen 2 Siege in Luckenwalde (3:0), Neugersdorf (2:1). Die beste Phase der Saison, später sollte es durchwachsen laufen. Bis zur Winterpause wurden aus 14 Begegnungen noch 16 Punkte eingefahren. Bei 3 etatmäßigen Absteigern ein solides Polster von 14 Zählern auf Rang 16. Grundlage dafür die sehr gute Auswärtsbilanz als zweitbestes Team hinter Jena mit 5 Siegen gegen 4 Niederlagen. Es gab Licht und Schatten, verständlich als Aufsteiger, dessen Erwartung auch nicht das Mitspielen um den Staffelsieg war. Ärgerlich für Lok die Heimpleiten im hitzigen Duell gegen RB Leipzig II (0:1), den Berliner AK (1:4) als allerdings auch starke Gegner und das Remis gegen "Kellerkind" Bautzen (1:1). Auf Reisen enttäuschte man einzig in Auerbach (1:3). In Jena (0:3) hielt man bis 5 min. vor Ende 1 Punkt, brach dann ein. Stark die Gastspiele in Schönberg (3:0) und Neustrelitz (3:1), das Remis gegen Viktoria Berlin (2:2) nach 0:2. Im Sachsenpokal arbeitete sich der EC-II-Finalist von 1987 ab Runde 2 vorwärts. Landesligist FC 1910 Lößnitz (6:0) wurde im eigenen Stadion klar besiegt, bei dessen Ligarivalen SV Einheit Kamenz gelang ein 4:1 um dann im brisanten "wahren Ortsderby" in Leutzsch in Unterzahl kurz vor Ende n. V. zu jubeln. Der Sprung in Halbfinale geschafft. Für 2017 galt es, die fehlenden Punkte für den Klassenverbleib zu sammeln, im Pokal das große Ziel zu zeitigen. Schon nach Spieltag 26 konnte nichts mehr anbrennen, im Klassiker gegen den BFC Dynamo (3:2) wurden die Punkte 35, 36, 37 verbucht. 5 Tage nach dem dramatischen Einzug ins Finale in Bischofswerda. Danach war die Luft erstmal raus, Lok kassierte 5 Niederlagen in Folge. Konnte Jena (1:2) nicht aufhalten. Blieb auch in Bautzen (1:2) und erneut gegen Auerbach ohne Zählbares. Zuletzt lief es wieder, gegen Neustrelitz (3:1), beim BAK (1:0). Als Heimteam blieb Lok im Frühjahr verbessert im unteren Bereich (12.) mit dem Saldo 6 - 5 - 5. Auswärts ging die Tendenz in 2017 nach unten. 49:49 Tore sind offensiv wie defensiv Mittelfeld der Liga.
Delegierungen für diese Saison:
9 Spieler wurden geholt, dabei ein bekannter Akteur eines Erzrivalen.
Mitte November 2016 stieß Benjamin Kirsten (29) zu Lok, bis Ende August 2015 bei Dynamo Dresden 7 Jahre als Keeper. Dann von Uwe Neuhaus nach dessen Antritt ausgemustert. Es folgte der Wechsel in die Niederlande zu Erstligist NEC Nijmegen mit 6 Einsätzen bis Ende November mit der Entlassung aufgrund von Unstimmigkeiten. Anfang Dezember 2015 der Wechsel nach Leipzig.
Für die Abwehr wurden Pascal Ibold (27/SSV Markranstädt), Christian Hanne (27/Nordhausen) und Peter Misch (20) aus der A-Jugend des 1. FC Magdeburg verpflichtet. Im Mittelfeld waren dies Nils Gottschick (22/Halberstadt), Paul Maurer (20/Cottbus) und aus der eigenen U19 Jonas Arnold (20) sowie im "Doppelpack" mit Hanne Maik Georgi (28). Für den Sturm heuerte Felix Brügmann (24/FC Altona 93) aus Hamburg an. Empfehlung: 15 Tore in der Oberliga Hamburg 2015/2016.
Der Trainer:
Ex-DDR-Nationalspieler Heiko Scholz (51) ist seit mittlerweile etwas mehr als 3 ½ Jahren der Chef der 1. Mannschaft. 2013/2014 konnte er den Abstieg aus der Regionalliga trotz des Aufwärtstrends unter ihm nicht mehr verhindern, führte das Team dann zum Wiederaufstieg 2016. Der Vertrag läuft noch bis zum 30.06.2020. Die Stationen als Coach davor waren Germania Windeck, Viktoria Köln.
Das Kollektiv:
Im Tor ist seit Spieltag 19 Benjamin Kirsten (29) die Nr. 1, hatte auch im Sachsenpokal in Bischofswerda seinen Anteil am Finaleinzug. Er verdrängte den bisherigen Stammkeeper mit dem Kanadier Julien Latendresse-Levesque (26). In der Abwehr gelten Christian Hanne (27), Robert Zickert (27), Marcel Trojandt (26), Pascal Ibold (27) als die wichtigsten Akteure. Peter Misch (20) konnte sich 2017 mehrmals für den Stammkader empfehlen, nachdem er in der Herbstrunde 2016 keine Rolle spielte. Erzielte zudem 2 Tore. Ronny Surma (29) pendelt zwischen Ersatzbank und Stammkader. Der herausragende Spieler im Mittelfeld auch im Liga-Maßstab ist Daniel Becker (30), Juli 2015 aus Luckenwalde gekommen. Eben zum FSV wird er nach der Saison zurückkehren, um seine berufliche Zukunft nach dem Fußball zu begründen. Die stolze Bilanz diese Saison: 13 Tore und 10 Vorlagen, damit an fast 50% der Lok-Tore in der Regionalliga beteiligt. Dazu sind noch Paul Schinke (26/5), Maik Georgi (28), Paul Maurer (20/4), der Japaner Hiromu Watahiki (29) und Nils Gottschick (22) zu nennen. Letzterer glänzt mit bereits 8 Torvorlagen. Im Angriff bietet man nominell 2 Akteure auf mit dem Deutsch-Algerier Djamal Ziane (25) und Felix Brügmann (24). Der gebürtige Leipziger Ziane kommt auf starke 10 Tore, kam vor 2 ½ Jahren aus Cottbus. Brüggmann konnte ebenfalls überzeugen, traf auch bereits 8x. 24 Spieler stehen im Aufgebot, mit 25,8 Jahren im Schnitt das drittälteste der Liga.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell sind keine Sperren oder Verletzungen bekannt.
Die Einkaufsbilanz:
Von den 9 Neuen haben sich Kirsten, Hanne, Gottschick, Brüggmann, Ibold, Georgi und Maurer über weite Strecken der Saison als Stammspieler etabliert. Misch als junger Spieler aus der A-Jugend gelang dies dann in der Frühjahrsrunde mehrmals. Einzig Jonas Arnold blieb außen vor, allerdings war als Neuer aus der eigenen U19 nicht zu erwarten, dass es gleich im 1. Jahr klappt.
Fazit: sehr gut. Die Mannschaft wurde ligatauglich gemacht. Das gute Abschneiden, auch wenn es 2017 nicht immer rund lief, ist kein Zufall.
Gewinner der Saison bislang:
Mit Paul Misch und Paul Maurer konnten sich zwei 20-jährige in der Regionalliga behaupten. Maurer hatte in Cottbus in Liga 3 keine Perspektive, sollte dann den Neubeginn mit anschieben. Wechselte zu Lok, ist hier Stammspieler, wenn auch "nur in Liga 4". Maik Georgi und Nils Gottschick schafften mit dem Wechsel den Klassenerhalt, sind in Leipzig meist feste Größen.
Das Umfeld:
Für die aktuelle und wohl auch kommende Saison gilt und galt das Ziel "Etablierung in Liga 4". Zumindest mittelfristig sind aber auch Ambitionen auf eine Liga höher nach dem Abstieg des damaligen VfB Leipzig im Jahr 2000 aus der Drittklassigkeit mit den vergeblichen Anläufen zurück durchaus zu verspüren. Dann würde sich allerdings unweigerlich auch die Stadionfrage stellen, das altehrwürdige "Bruno" hätte im aktuellen Zustand wohl kaum Chancen, beim gestrengen DFB in Frankfurt/M. durchzukommen. Aktuell dürfen zumindest wieder 6.999 Besucher in die Arena, die normal 15.600 Zuschauer aufnehmen könnte. Bei einem derzeitigen Schnitt von 3.271 zahlenden Fußballfreunden ausreichend, immerhin der drittbeste Zuspruch der Liga hinter Cottbus mit 5.433 und Jena bei 3.913. Cottbus sahen zum Saisonauftakt starke 6.289, Jena 5.704, RB Leipzig II deren 5.610 und den BFC Dynamo 5.401. Beleg dafür, dass Lok nach wie vor wenn auch im vergleichsweise kleinerem Rahmen Zuschauer zu schon drittligareifen Besucherzahlen mobilisieren kann. Gegend den übermächtigen Konkurrenten vom Cottaweg bleibt es natürlich schwer zu bestehen, der Blick geht eher Richtung Leutzsch, gegen dessen Gemeinschaft es kommende Saison wieder zum Aufeinandertreffen kommen kann, diesmal um Punkte. Lok baut auf seine Nachwuchsarbeit, führt unter seinem Dach alle Nachwuchsmannschaften von A bis zur G-Jugend sowie einer III. Mannschaft in der 3. Kreisklasse. Der Einzug in den DFB-Pokal 2017/2018 wäre der größte Erfolg seit Neugründung des Vereins im Jahr 2003.