CFC vor Mammut-Aufgabe beim BFC …
von Timo Görner
… Dynamo. Die Gastgeber sind zu Hause eine Macht, ungeschlagen und zudem mit der dort besten Defensive bei erst 7 Gegentoren. Dazu mit einem überragenden Angriff und enormen Selbstvertrauen gesegnet. Die Himmelblauen können dort nur positiv überraschen.
Die aktuelle Saison:
Der BFC Dynamo wird seiner Mitfavoritenrolle absolut gerecht, steht im packenden und spannenden Dreikampf mit Cottbus und Greifswald um Platz 1, der diesmal ohne Relegation in die 3. Liga führt. Die Weinrot-Weißen seit 10 Punktspielen ungeschlagen, dass es aktuell "nur" zu Platz 2 reicht, ist Patzern gegen Mannschaften aus dem unteren Bereich geschuldet. Nur 2 der 23 Begegnungen wurden verloren.
Die ersten 5 Spiele hatte noch Heiner Backhaus das Sagen, Bilanz: 10 Punkte, Platz 4 mit 3 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Erfurt. Im eigenen Stadion wurden Zwickau (3:0), Jena (2:1) besiegt. Auswärts gab es das 3:1 in Eilenburg nach Rückstand. Einzig die Pleite bei Altglienicke (1:3) trübte die Laune. Allerdings dort ab Min. 39 mit 9 gegen 11. Vor dem schwierigen Spiel an der Ostseeküste beim GFC "platzte die Bombe", Cheftrainer Heiner Backhaus wurde entlassen, Hintergrund bekannt. Die Mannschaft ließ sich nicht beeindrucken, holte ein vielleicht am Ende wichtiges 0:0.
Dirk Kunert übernahm, zuvor trotz guter Ergebnisse in Jena beurlaubt. Optimal der Start, 3:0 gegen Babelsberg. Unter ihm hielt der BFC Anschluss an den "Platz an der Sonne". Auswärts wurde bei uns gewonnen, ohne Gegentor wie in Zwickau und Cottbus (1:0). Dazu bei Hertha BSC II (2:1) 3 Punkte geholt. Im eigenen Stadion hatte Luckenwalde (0:4) keine Chance. Ärgerlich das 1:3 in Erfurt und 0:0 gegen "Kellerkind" Hansa II. Zur Winterpause die Berliner Zweiter hinter Greifswald. Mit 5 Punkten Rückstand – bei 1 Spiel weniger.
2024 weiter erfolgreich, Dynamo seit Spieltag 13 unbesiegt. 5 der 8 Partien siegreich. 4 ohne Gegentreffer. Nicht immer ganz überzeugend, in Meuselwitz (1:0) und beim BAK (2:0). Torreich das 3:2 in Jena, in Babelsberg rettete Kapitän Chris Reher in der durch Unterbrechung nach Böllerwurf langen Nachspielzeit den Punkt. Lok war letztes Wochenende in Berlin chancenlos. Zu Hause die Hauptstädter ungeschlagen, fünftbeste Gemeinschaft mit 6 Siegen in 11 Begegnungen, 24:7 Tore. Beste Heimdefensive der Liga. Auswärts ist der BFC Nr. 2. 8 Siege in 13 Gastspielen sind verbucht. 45:19 Tore insgesamt offensiv Rang 3, defensiv 2. Ärgerlich das Aus im Pokal, im Vorjahr Halbfinale war diesmal im Achtelfinale Schluss beim BAK (1:2).
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab keine Änderung, weder in die eine noch die andere Richtung.
Was den Spielerbereich anbetrifft, dafür die Trennung von Cheftrainer Heiner Backhaus Anfang September 2023 mit "Nebengeräuschen". Weniger aus Gründen sportlicher Entwicklung, nach erst 5 Spieltagen. Der offensichtliche Flirt mit Alemannia Aachen sorgte für das Ende. Ironie der Geschichte, man könnte sich kommende Saison in der 3. Liga wiedersehen. Denn die Westdeutschen als Tabellenführer ihrer Staffel haben sehr gute Chancen, den direkten Aufstieg zu schaffen.
Die sportliche Leitung:
Dirk Kunert (56) hat wie im Hinspiel das Sagen, genießt das absolute Vertrauen der Vereinsführung. Seine Verpflichtung bislang ein voller Erfolg. Als Co-Trainer unterstützt Nils Weiler (24), gleichzeitig auch der Video-Analyst. Die Keeper trainiert Carsten Nulle (48), als Spieler u.a. aktiv in Oberhausen, Münster, Jena, Mannheim, Düsseldorf. Ex-BFC-Kicker Jörn Lenz (54) ist nach wie vor der Teammanager.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor hat sich wie erwartet Leon Bätge (26) durchgesetzt vor Kevin Sommer (34), er immer nur beim BFC Dynamo aktiv, und Paul Hainke (19).
In der Abwehr sind bei den Innenverteidigern Steffen Eder (26/2), der Deutsch-Iraker David Haider (31/1) etabliert. Der tunesische U-20 Auswahlkicker Karim El Abed (20) spielt noch keine wichtige Rolle. Auf der linken Seite ist der gebürtige Leipziger Felix Meyer (21) feste Größe, durchaus etwas überraschend vor Ben Meyer (25). Beide nicht verwandt. Rechts genießt Kapitän Chris Reher (29) das Vertrauen der Trainer, steuerte 3 Torvorlagen bei. Seit über 5 Jahren beim BFC. John Liebelt (22) und der Kameruner Arthur Ekallé (27) haben es schwer, an Reher vorbeizukommen.
Zentral vor der Abwehr gilt McMoordy Hüther (25) als Fixpunkt. Dazu kommt mit dem US-Amerikaner Dominic Duncan (25/1) ein Stammspieler der Vorsaison, der zum Ende derer mit einem Syndesmosebandanriss monatelang ausfiel. Erst Anfang Februar 2024 wieder kam. Er sollte sich wenn fit wieder in den Kreis der Gesetzten zurückspielen. Für den Griechen Leonidas Tiliudis (23) bleiben nur Kurzeinsätze. Offensiver ausgerichtet sind Julian Wießmeier (31), Alexander Siebeck (30/2) – an 5 Toren beteiligt. Rechts ist Joey Breitfeld (27) auch diesmal starker Vorbereiter (8).
Prunkstück der Mannschaft der Angriff. Herausragend auch im Liga-Maßstab der aserbaidschanische Nationalspieler Rufat Dadashov (32): 14 Tore + 5 Vorlagen. Im Hinspiel leider wie fast immer enorm effektiv und "Dreierpack". Eine ebenso starke Saison spielt Rechtsaußen Tobias Stockinger (23/9). Mit dem Bosnier Amar Suljic (25/5) haben die Berliner hier noch einen starken zweiten Mann. Der Grieche Vasilios Dedidis (24/6) spielt "hängende Spitze". Den linken Flügel besetzen Patrick Sussek (24) und Tugay Uzan (30). Uzan mit durchwachsener Saison, nur sporadisch in der Anfangself.
Die Qualität im Sturm beeindruckt vor allem in der Breite. Jeder der genannten Akteure bringt zumindest gute Klasse für diese Liga mit. So konnte auch der Ausfall von Dadashov gegen Lok weggesteckt werden. Von den 45 Treffern der Weinroten wurden 34 durch Angreifer erzielt. 25 Spieler stehen im Kader, von denen in der Liga 22 eingesetzt wurden. Bätge, Eder, Sussek standen in allen Punktspielen auf dem Platz. Mit 26,43 Jahren im Schnitt hat der BFC wie schon in den letzten Jahren einen der älteren Kader der Staffel.
Einkaufsbilanz:
14 Neuzugänge gab es, damit einen größeren Umbruch im Team. Mit Christian Beck, Andreas Pollasch, Michael Blum und Niklas Brandt waren 4 Leistungsträger der letzten Saison verabschiedet worden. Diese galt es zu ersetzen.
Von den 15 konnten sich Leon Bätge (Altglienicke), Steffen Eder, Thomas Stockinger (beide Spvgg. Bayreuth), Julian Wießmeier (SV Ried/Österreich), McMoordy Hüther (Hertha BSC II), Rufat Dadashov (FC Schalke 04 II) fast durchgängig als Stammspieler etablieren. Stockinger und Dadashov können dabei als "Volltreffer" im Angriff gesehen werden, kommen zusammen auf 23 Treffer. Die anderen sind mindestens "Verstärkungen".
Von Ben Meyer (BAK) hatte man sich sicherlich mehr versprochen, zeitweise nicht im Kader. John Liebelt (Altglienicke) fiel ab Juli 2023 nach Kreuzbandriss über Monate aus, muss sich erst noch zurück kämpfen. Kam mit guten Referenzen. Vasilios Dedidis (Jena) ist aktuell eher "Ergänzungsspieler", meist von der Bank wie beim FCC. Kommt immerhin auf 4 Tore - 3 als "Joker " wie beim 1:0 in Zwickau. Patrick Sussek, wie Ben Meyer vom BAK gekommen, pendelt zwischen Startelf und Bank. Kein "Flop", aber auch nicht die große Verstärkung. Tugay Uzan als Nr. 3 der VSG ist keine feste Größe, aktuell verletzt. Dazu kommen jüngere Akteure wie Karim El Abed (KSC II), welche nicht erwartungsgemäß "eingeschlagen haben".
Gesamtfazit: gut.
Krankenlager / Strafbank:
Tugay Uzan fehlt seit Anfang Februar 2024, Grund: Rückenverletzung. Rufat Dadashov musste gegen Lok wegen einer Erkältung passen, dürfte aber bis zum Samstag wieder fit werden.
Prognose:
Der BFC spielt bis zum Ende um den Aufstieg mit, wird mindestens Zweiter. Positiv könnte sein, das man von den noch 11 ausstehenden Spielen durch 1 Nachholer 7 zu Hause hat wie das Gipfeltreffen gegen Cottbus am drittletzten Spieltag. Dazu steht man in der letzten Runde gegen den Berliner AK vor einer lösbaren Aufgabe.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Mit 67 Duellen gibt es hier fraglos einen "Nordost-Klassiker".
Vor allem durch die Kräfteverhältnisse in der DDR liegt der BFC deutlich vorn mit 38 Siegen gegen nur 17 himmelblaue. In der Hauptstadt konnten wir erst 2-mal gewinnen. Zuletzt am 10.04.1999 mit dem 2:0 auf dem Weg zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Danach gab es 2 Remis und 1 Niederlage. Oder anders, als Gast beim "BFC Dynamo" sind wir (noch) sieglos. Beide Dreier gab es mit dem "FC Berlin" als platzbauende Gemeinschaft.
Auf dem heimischen Rasen ist unser Saldo mit 15 gegen 14 Siege knapp. Insgesamt wurden 68:123 Tore verbucht.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Sollte es mit dem Aufstieg klappen, wollte der BFC weiter im "Sportforum Hohenschönhausen" spielen. Damit wird es allerdings wohl nichts werden. Entgegen früherer Versprechungen und den Festlegungen im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vom 26.04.2023 wird es zumindest für die kommende Saison nichts mit der Ertüchtigung der Arena für die 3. Liga gemäß der DFB-Anforderungen. Stattdessen wird das "Mommsenstadion" in Charlottenburg aufgemöbelt, soll als Trainingsstätte für die Euro 2024 dienen. Dass der BFC seine Heimspiele dann 15 km entfernt austragen wird, eigentlich nicht akzeptabel. Aber am Ende notwendig. Aktuell gibt es in der Hauptstadt nur 2 drittligataugliche Spielstätten. Das Olympiastadion und die "Alte Försterei" des Erzrivalen Union. Die VSG Altglienicke will mit dem "Mommsenstadion" antreten wie man hört, nachdem man zwar einen qualitativ hochwertigen Kader hat. Aber seit Jahren nicht in der Lage und wohl auch nicht Willens ist, eine viertligataugliche Spielstätte zu installieren.
Beim Zuspruch liegen die Weinrot-Weißen derzeit im Mittelfeld, der Schnitt bei 2.542. Ein erfreulicher Anstieg zu den 1.805 aus der Vorsaison. Die guten Leistungen nach der letzten Saison, wo man eher weniger mit dem Aufstiegsrennen zu tun hatte, werden honoriert. Den besten Besuch gab es im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Greifswald mit 4.000. Vor Chemie bei 3.046. Die wenigsten begeisterten sich für Meuselwitz - 1.713. Am Wochenende gegen den CFC sollte man mit gut 2.500 bis 2.700 einheimischen Fußballfreunden rechnen. Lok sahen 3.414. Aktuell dürfen 4.500 in die Arena am Weißenseer Weg 53. Damit 500 unter der für die 3. Liga geforderten Mindestkapazität. 2.500 Stehplätze und 2.000 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Aufbessern müsste der BFC wohl neben anderen Anforderungen seine Flutlichtanlage, TV-Zuschauer und Stadionbesucher werden das bestätigen.