Vorbericht

9. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:2
Rot-Weiß Essen
Rot-Weiß Essen

Ein Aufstiegsanwärter mit ganz neuem Gesicht...

von Erik Büttner

...denn nach dem Abstieg zurück in die Regionalliga tauschte Rot-Weiß Essen das Personal fast komplett aus. Und die neu zusammengestellte Mannschaft hat natürlich nur ein Ziel bzw. darf nur ein Ziel haben: Aufstieg.
Die Rollen bei der Begegnung mit dem CFC an der Gellerstraße sind also (wieder einmal) zu Gunsten von Essen klar verteilt. Dennoch ist der Rot-Weiß nicht so übermächtig, wie der erste Blick scheint.

Rot-Weiß Essen in der letzten Saison:
Wenn eine Spielzeit mit dem Abstieg endet, kann es nur eine katastrophale Serie gewesen sein. Und das sollte sich schon am ersten Spieltag abzeichnen. Auf heimischen Rasen musste gegen die lilanen Bergbrüder ein 1:5 hingenommen werden. Erst in der 5. Runde holte RWE den ersten 3er – ein 4:2 gegen Cottbus (H) - und erlebte damit einen von 3 Spieltagen außerhalb der „roten Zone“. Diesem Erfolg sollten nur noch 5 weitere Siege folgen, alle auf eigenem Platz. Essen konnte damit die wenigsten vollen Punkterfolge der 2. Liga feiern. Dafür wurden die Mannen von der Hafenstraße die Remiskönige. 15x teilten sich die Rot-Weißen die Zähler mit dem Kontrahent. Vervollständigt wird die Bilanz mit 13 Niederlagen. Nur Erfurt (34) erzielte weniger Treffer als Essen (35). Und auch 51 Gegentore übertrafen nur 5 Mannschaften. Am Ende reichte es mit 33 Punkten lediglich zum vorletzten Tabellenrang; das bedeutete umgehende Rückkehr in die Regionalliga.
Hoffnung auf Rettung keimte lediglich noch einmal zwischen Spieltag 25 und 27 auf, als RWE 7 Zähler in 3 Begegnungen holte. Doch der Heimsieg gegen Dynamo Dresden (2:1) in Runde 27 sollte der vorerst letzte Zweitligasieg bleiben. 4 Niederlagen und 3 Remis in den letzten 7 Partien bedeuteten das entgültige Aus.
Erstaunlich war, wie lange man an Trainer Jürgen Gelsdorf festhielt. Erst nach der Niederlage gegen Aachen am 30. Spieltag wurde Uwe Neuhaus als neuer Chef geholt. Viel zu spät, als dass er noch etwas hätte retten können. Gelsdorf hatte Essen im September 2003 übernommen und anschließend in die 2. Bundesliga geführt.
Im DFB-Pokal war bereits in Runde 1 Schluss. Gegen die gleich klassigen Aachener Alemannen zog man zu Hause mit 0:2 den Kürzeren.

Die Spielzeit 2005/06 bisher:
So ganz nach dem Geschmack der Rot-Weißen ist die Saison noch nicht gelaufen. Zwar liegt Essen auf Platz 3 in der Tabelle mit einem Punkt Rückstand auf Rang 2, doch gab es zu viele Punktverluste, die einfach nicht sein musste. Als erstes ist da natürlich die Niederlage bei Herthas II. (0:1) vom vorletzten Wochenende zu nennen. Doch auch das torlose Remis in Wuppertal passt nicht ganz in die Aufstiegskonzeption. Die Heimniederlage gegen Klassenprimus Lübeck (1:2) vom 2. Spieltag ist zwar ärgerlich, gehört aber in die Kategorie „Verschmerzbar“.
Wie gesagt, nach 8 Spielen rangiert RWE mit 5 Siegen, 2 Niederlagen und einer Punkteteilung auf Rang 3. 13 geschossene Tore sind gut, aber nicht überragend. Mit 6 kassierten Treffern ist Rot-Weiß in der Ligaspitze dabei. Zu Hause ließ Essen zuletzt nichts anbrennen; 3 Heimsiege in Folge wurden erarbeitet. Nur Lübeck siegte vor der kleinen Serie an der Hafenstraße. In der Fremde stotterte jedoch in den vergangenen Partien der Motor. Dem Remis in Wuppertal folgte die Niederlage in Berlin. Davor gab es einen vollen Erfolg in Düsseldorf (4:2 nach 0:2-Rückstand) und einen ungefährdeten Auftaktsieg in Emden (3:0).
Im DFB-Pokal scheiterte Essen knapp an Energie Cottbus. Nach normaler und verlängerter Spielzeit stand es 2:2. Im Elfmeterschießen versagten zunächst dem Ex-RWEer und Neu-Cottbusser Sidney die Nerven. Doch dann verschossen Essens Haeldermans und Larsen die letzten beiden Elfmeter.
Im Niederrhein-Pokal besiegte eine B-Elf den VfR Neuss glanzlos mit 3:0. In der nächsten Runde gibt es bei der Tgd Essen-West mit Sicherheit ein „Heimspiel“.

Sie gingen:
Nach einem Abstieg folgt meist ein mehr oder weniger gewaltiger Umbruch. In Essen war er gewaltiger, insgesamt verließen 25 Spieler den Verein. Genannt sollen daher nur die wichtigsten werden:
Torwart René Renno (26/32 Spiele) lehnte ein Angebot von RWE ab und ging zum VfL Bochum. Die Verteidiger Philipp Haastrup (23/30 Spiele), Marko Kück (28/19 Spiele), Nacimento (25/Brasilianer/14 Spiele/zu FC St. Pauli) und den erst im Winter gekommenen Radoslav Kaluzny (31/Pole/14 Spiele/zu LR Ahlen) zog es ebenfalls fort. Im Mittelfeld schufen u.a. Bjarne Goldbaek (37!/Däne/31 Spiele), Ramazan Yildirim (29/Türke/29 Spiele/nach Offenbach), Sven Lintjens (29/27 Spiele/zu SF Siegen), Sidney (25/Brasilianer/23 Spiele/nach Cottbus), Ronny Ernst (29/19 Spiele/nach Oberhausen) und Markus Wedau (29/17 Spiele/zu Osnabrück) Platz für neue Namen. Dazu ging fast die gesamte Angriffsreihe. Prominente Namen sind: Erwin Koen (26/ Holländer/23 Spiel/nach Aachen), Francis Kioyo (24/Kameruner/27 Spiele/nach Cottbus), Sebastian Schoof (24/18 Spiele/zu SF Siegen), Peter Foldgast (24/Däne/17 Spiele/zu Aarhus GF) sowie „Regionalliga-Altmeister“ Daniel Teixeira (37!/Brasilianer/13 Spiele/zu Union Berlin!)

Sie kamen:
Wer viele Spieler abgibt, muss auch viele frische Gesichter holen. Und so bilanziert Essen insgesamt 19 Neuzugänge. Mit Michael Bemben holte man sich geballte Bundesligaerfahrung an die Hafenstraße. Der 29-jährige Mittelfeldspieler stand für den VfL Bochum 65x in der 1. und 56x in der 2. Bundesliga auf dem Rasen. „Weltenbummler“ (11 Verein in Deutschland, Österreich und der Türkei) Alexander Löbe (32) ist kein Unbekannter in der Regionalliga und war Essen eine 6-stellige Ablöse wert. Macchambes Younga-Mouhani (30/Kongolese/Sturm) stößt aus Burghausen in die rot-weiße Mannschaft. Auch er ist mit 21 Spielen/2 Tore in der 1. und 167/38 in der 2. Bundesliga sowie 44/10 Regionalligaeinsätzen und 9 Länderspielen für den Kongo eine bekannte Größe im deutschen Fußball. Von Rot-Weiß Oberhausen angelte man sich Mittelfeldakteur Stijn Haeldermans (30/Belgier), der letzte Saison 27 Spiele und 4 Tore zeitigte und vorher vor allem in Belgien (Standard Lüttich RC Genk) sowie in Holland (Sittard) aktiv war. Michael Lorenz (26/Mittelfeld) kam vom SC Paderborn und brachte gleich seinen Bruder Stefan (23/Abwehr) von den Wolfsburg-Amateuren noch mit. Beide stammen übrigens aus der Fußballschule des BFC Dynamo. Holger Wehlage (29/Mittelfeld) kann man aus seinen Tagen beim SV Werder oder zuletzt MSV Duisburg kennen. Und für das Tor kamen Dirk Langerbein (33) aus Nürnberg (zuvor u.a. Ahlen, Duisburg) und André Maczkowiak (22) von den FC Köln-Amateuren als die Nachfolger von Renno. Weitere neue Namen sind Danko Boskovic (23/Sturm/SV Wehen), Thorsten Horz (26/Mittelfeld/Dortmund-Amateure), Tim Gorschlüter (21/Mittelfeld/LR Ahlen), Florian Thorwart (23/Abwehr/VfB Lübeck), Victor Hugo Lorenzón (28/Abwehr/Argentinier mit italienischem Pass/Fortuna Düsseldorf), Ferhat Kiskanc (23/Mittelfeld/1. FC Köln) und Ronny Nikol (27/Abwehr/Cottbus). Vervollständig werden diese 16 Neuen durch 2 Aufrücker aus der eignen Jugend.

Die Mannschaft:
18 von 22 Spielern sind neu. Nur Hilko Ristau, Ali Bilgin, Lennart-Lynge Larsen und Serkan Calik sind aus der 2004er Zweitligamannschaft übrig geblieben. Von einer Osnabrücker Eingespieltheit kann Uwe Neuhaus also nur träumen. Trotzdem kristallisiert sich eine grobe Stammformation heraus, auch wenn die Startelf von Neuhaus bisher in jedem Spiel umgebaut wurde.
Im Tor ist mittlerweile Maczkowiak die Nummer 1. In den ersten 3 Spielen war dies noch Langerbein, der aber durch eine Adduktorenzerrung seinen Stammplatz einbüßte. In der Abwehr sind Stefan Lorenz und Bemben gesetzt, dazu Nikol, der aber zwischendurch verletzt pausieren musste. Der restliche Platz gehörte zunächst Thorwart, dann Lorenzón, zuletzt Ristau. Im Mittelfeld führt kein Weg an Haeldermans, Kiskanc, Wehlage und in den letzten Spielen Ali Bilgin vorbei. Im Angriff hat sich das Duo Younga-Mouhani/Boskovic etabliert. Calik kam bisher über eine Jokerrolle nicht hinaus. Löbe ist nur Reservist, hatte aber auch mit Verletzungen zu kämpfen.
Die Stärke von RWE sind eine sichere Defensive und Standards. Probleme offenbarte jedoch Rot-Weiß gegen Mannschaften, die massiv in der Abwehr standen. Dann gelang es RWE oft nicht, die zweifelsfrei vorhandenen spielerischen Mittel gewinnbringend einzusetzen.

Der Trainer:
Uwe Neuhaus hat seit dem 23. April 2005 die Trainingsverantwortung bei Rot-Weiß Essen. Der 45-jährige war zuvor seit 2004 Amateurtrainer bei Borussia Dortmund. Dass er durch aus weiß, was ihn an der Hafenstraße erwartet, legte er bei seinem Amtsantritt dar: "Wenn ich es ruhiger und beschaulicher gewollt hätte, dann hätte ich bei den BVB-Amateuren bleiben müssen."
Neuhaus war von 2002-2004 Assistent von Matthias Sammer. Von 1984-1986 hatte der 2-fache Familienvater selbst für Essen gespielte, eher er bei Wattenscheid anheuerte und 1990 in der Lohrheide den Bundesligaaufstieg mitfeiern konnte.

Das Umfeld/Stimmung/Fans:
In den bisherigen 4 Heimspielen pilgerten insgesamt knapp 46.000 Zuschauer an die Hafenstraße. Das ergibt einen Schnitt von 11.485 pro Partie und Rang 3 in der Zuschauertabelle hinter St. Pauli und Düsseldorf. Nach dem Spitzenspiel gegen Lübeck und dem Derby gegen Oberhausen fiel zuletzt die Zuschauergunst auf unter 10.000. Das ist allerdings auch durch die Gegner (Leverkusen II, Münster) erklärbar.
Sollte der Besuchertrend aus den bisherigen Begegnungen anhalten, so würde RWE die Jahreszuschauerkurve auf „steigend“ halten können. 2002/03 wollten im Schnitt 9.493 Rot-Weiß sehen, ein Jahr später 10.418. In der vergangenen Spielzeit in Liga 2, lag der Schnitt mit 14.176 natürlich noch etwas höher.

Mit 4 Mio. EUR für den Gesamtverein liegt Rot-Weiß Essen auf Platz 2 der Budget-Tabelle. Davor rangiert nur Kiel, die ihre 3,7 Mio. EUR ausschließlich für die Regionalliga-Elf planen. Getragen wird der Etat durch Hauptsponsor steag – einem Kraftwerkskonzern – sowie den Co-Sponsoren RWE und trimet aluminium. Daneben gibt es mittlere Geldgeber und den (obligatorischen) Sponsorenpool „Pro100“. Mit dem hohen Budget kann das Ziel nur Aufstieg heißen und in Essen bekennt man sich laut Neuhaus auch dazu "Wir wollen aufsteigen, werden uns aber jeden Punkt erarbeiten müssen.". Zur Seite steht Neuhaus der sportliche Leiter Olaf Janssen. Er ist seit Juni 2005 im Amt und Nachfolger von Frank Kontny, dem man eine nicht unerheblichen Teilschuld am letzten Abstieg gibt. Janssen ist bekannt als Bundesligaprofi bei u.a. Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln. Nach seiner Spielerkarriere arbeitet er als Chef-Scout in Frankfurt und als Co-Trainer von Falk Götz bei 1860 München.
9. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 17. September 2005, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.510
Schiedsrichter: Rafati (Hannover)


Tore

Der Vergleich


Chemnitzer FC Rot-Weiß Essen
16Tabellenposition3
6
7
0,9
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
16
8
2,0
2 (28,57 %)
5 (71,43 %)
Siege
Niederlagen
5 (62,50 %)
2 (25,00 %)
11:16
1,57:2,29
Tore
Tore pro Spiel
13:6
1,63:0,75
3:2 gegen Bayer Leverkusen II (A)Höchster Sieg3:0 gegen BSV Kickers Emden (A)
1:3 gegen Hertha BSC II (H),
FC Carl-Zeiss Jena (H)
Höchste Niederlage1:2 gegen VfB Lübeck (H)
1 Niederlage,
1 Spiel nicht gewonnen
Aktuelle Serie1 Sieg,
1 Spiel nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele942313:14
Heimspiele42119:6
Auswärtsspiele52124:8
Ligaspiele832312:14
Pokal-/Relegationsspiele11001:0

Der Ergebnisrückblick

1992/1993DFB-PokalAchtelfinaleRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
1993/19942. Bundesliga12. SpieltagChemnitzer FC - Rot-Weiß Essen2:1 (1:0)
1993/19942. Bundesliga31. SpieltagRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord12. SpieltagChemnitzer FC - Rot-Weiß Essen5:0 (2:0)
2001/2002Regionalliga Nord29. SpieltagRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC3:2 (1:1)
2002/2003Regionalliga Nord3. SpieltagChemnitzer FC - Rot-Weiß Essen1:1 (1:1)
2002/2003Regionalliga Nord20. SpieltagRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2003/2004Regionalliga Nord13. SpieltagRot-Weiß Essen - Chemnitzer FC5:0 (3:0)
2003/2004Regionalliga Nord30. SpieltagChemnitzer FC - Rot-Weiß Essen1:4 (0:0)