Vorbericht

30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
FC St. Pauli
FC St. Pauli
3:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Zwischen Aufstiegshoffnung, Ligaalltag und Pokalsensationen

von Erik Büttner

5 Punkte fehlen derzeit zum Saisonziel, dass eindeutig Aufstieg heißt. Doch die Konkurrenz aus Jena, Kiel und Lübeck hat bis zu 2 Spiele weniger bestritten. Dem entsprechend, weiß man aktuell am Millertor nicht so richtig, ob man noch auf die 2. Liga schielen kann oder besser doch schon volle Pulle ein weiteres Jahr Regionalliga plant.

Die Spielzeit 2005/2006 bislang
Die laufende Saison ging für die Braun-Weißen gut los. 3 Siege, 6:0 Tore. Doch in die Euphorie hinein folgte ein verschmerzbares Remis in Lübeck und eine unschöne Pleite in Düsseldorf. Dies war das erste von 5 Spielen in Folge, dass die Hamburger auf des Gegners Platz nicht mehr gewinnen konnten. Darunter war auch das 0:0 auf der Fischerwiese. Aber zumindest blieben die Punkte in den Heimspielen stets in Hamburg, sieht man mal über den Ausrutscher gegen Jena (1:2) hinweg. Allerdings sind das auch genau jene 3 Punkte, die derzeit Rang 2 bedeuten könnten...
Doch nach einer weiteren Niederlage in Kiel gab es für die Kiezkicker den goldenen Herbst mit 6 Siegen in Folge. Erst Erfurt setzte dem zum Jahresabschluss im heimischen Steigerwaldstadion ein Ende (2:1).
Der Start in den Frühling gestaltete sich sehr holprig. Dem Pflichtsieg gegen Emden (4:2) folgte eine Niederlage in Lübeck (1:2) und 3 weitere Partien mit nur 2 Punkten (Düsseldorf, Oberhausen Remis, Niederlage in Leverkusen). Erst am letzten Wochenende konnte beim 2:1 in Münster wieder mal ein Dreier verbucht werden. Es war eine 0:1 Aufholjagd mit nur 10 Mann. Gegen Wuppertal am Dienstag gab’s denn jedoch wieder nur eine Null-Nummer (0:0).

Auch wenn die letzten Ergebnisse nicht ganz so rosig waren, zu Hause ist Pauli eine Macht. Nur Jena konnte Siegen, nur 3 weitere Team konnten wenigstens einen Punkt ergattern. Damit liegen die Hamburger derzeit mit 27 Zählern bei 22:10 Toren auf Platz 5 der Heimtabelle. In der Fremde ist St. Pauli ebenfalls ganz gut unterwegs. Nach 15 Spielen liegt man auf Platz 3 der Auswärtstabelle. 6 Siege und 4 Remis (5 Niederlagen) sorgten bei 19:15 Toren für 22 Punkte. Insgesamt liegt St. Pauli mit 49 Punkten auf Platz 5. 41 erzielte Treffer sind noch ganz ordentlich. 25 Gegentore bedeuten beste Defensive der Liga.

Im DFB-Pokal lief es bisher für die Paulianer wie geschmiert. Als erstes musste B-Burghausen dran glauben (3:2), es folgte B-Bochum (4:0). Dann wurde die Krise der B-Berliner Hertha mit dem 4:3 nach Verlängerung noch bissel angeheizt und schließlich B-Bremen auf einem undefinierbarem Grund und Boden mit 3:1 bezwungen. Auf St. Pauli sind die „B“-Teams nun gern gesehene Gäste, und die B-Bayern im Halbfinale Mitte April auf jeden Fall auch. Übrigens, Chemnitz hat kein B. ;-)
Im Hamburger Oddset-Pokal ging die Reise u.a. über den FTSV Lorbeer, oder auch den FC Porto bis ins Viertelfinale. Dort wartet ein noch unbekannter Gegner.

Gewinner der Saison
Der Gewinner der Saison ist sicher der Verein selbst. Auch wenn es nicht mit dem Aufstieg klappen sollte und damit das Saisonziel verpasst würde, so haben doch die Pokalsensationen gegen Hertha und Bremen dem Club enormen Auftrieb verschafft. Denn mit den überraschenden Einnahmen, die den Saisonetat so ziemlich verdoppeln, konnte der Verein sich aus dem größten Schwierigkeiten erst einmal befreien. Dazu mehr unter „Umfeld / Stimmung / Fans“.

Verlierer der Saison
Der Brasilianer Vivaldo Nascimento Barretto ist eindeutig der Verlierer der Saison. Er kam im Sommer von Essen (14 Spiele) wieder nach Hamburg zurück, nachdem er im Winter 2004 zu Eintracht Frankfurt (2 Spiele) gegangen war. Seit dem Sommer 2005 ist er aber dauerverletzt. Lediglich am 6 Spieltag stand er im Spiel gegen Oberhausen für St. Pauli auf dem Platz. Offiziell heißt es, Nascimento leide an „chronischen Leistenbeschwerden“...

Der Kader im Visier
Unangefochtene steht weiterhin Achim Hollerieth (33 Jahre/27 Spiele) im Tor. Davor bilden Ralph Gunesch (22/27) und Fabio Morena (26/24) den Stamm der Abwehr. An deren Seiten waren zuletzt der von der Stadtkonkurrenz (HSV II) gekommene „Ami“ Ian Paul Joy (24/18) und Florian Lechner (25/16) gesetzt. Im Mittelfeld führt fast kein Spiel an Timo Schultz (28/24), Fabian Boll (26/24) vorbei. Dazu kamen zuletzt der eher defensivere Hauke Brückner (26/13). Ansonsten wirbeln im Mittelfeld noch „Ex-Schachtie“ Hvicha Shubitidse (31/23), Thomas Meggle (31/15) und Edel-Joker Ive Sulentic (25/13 Einwechslungen in 22 Partien). Vor dem Winter war Jeton Arifi (20/19) gesetzt, doch ein Fußbruch warf ihn mächtig zurück. Aktuell kämpft er sich wieder ins Team zurück.
Im Angriff ist Michel Mazingu-Dinzey (33/19/10 Tore) – im Sommer auch Thema beim CFC gewesen – der König und führender Torjäger. Neben ihm ist meist Felix Luz (24/27/6) gesetzt. Und seit dem Winter ist auch der alte St. Pauli-Haudegen Jens Scharping (31/5/0 Tore) wieder mit dabei. Er kam in der Hinrunde in Aachen nicht mehr zum Zug und kam deshalb nach Gastspielen in Oberhausen, Lüneburg, Lübeck und eben Aachen an die Elbe zurück.

Der Trainer
Cheftrainer im Kiez ist weiter Andreas Bergmann. Seit ziemlich genau 2 Jahren (29.03.2004) ist er im Amt. Und er soll es auch noch ein bissel bleiben. Anfang März verlängerte der 47-jährige seinen Kontrakt bis 2008. Auch wenn es keiner so klar ausspricht, Bergmanns Auftrag ist klar definiert: Rückkehr in die 2. Bundesliga. Dabei darf er sich gewiss sein, dass er nur Ruhe hat, solange das Ziel im Auge bleibt. Zur Seite steht Bergmann mit André Trulsen ein weiteres St. Pauli-Urgestein und Torwarttrainer Klaus-Peter Nemet, der 1997 selbst schon die Verantwortung für die damalige braun-weiße Bundesligaelf hatte.

Umfeld / Stimmung / Fans
Fette Kohle fließt nach den Pokalsensationen. Geschätzte 2 Mio. EUR sind dadurch zusätzlich in die St. Pauli-Kassen geflossen. Ein weiterer Schwall ist durch den Halbfinalschlager gegen die Bayern zu erwarten. Gut geht es dem FC trotzdem nicht. Ein dicker Berg Schulden drückt den Verein (nach den Pokalspielen noch ca. 2,5 Mio. EUR). Jens Scharping wurde zum Beispiel aus den Schatztruhen des Präsidenten und des Vizes bezahlt. Der Geldregen ist für St. Pauli mehr als nur ein Segen. Denn laut Vereinsführung müssen nun im Sommer erstmals seit langem keine Sondererlöse durch aufsehenerregende Aktionen wie den Verkauf von gefühlten 3 Milliarden T-Shirts, von Stadionrasen oder Lebensdauerkarten generiert werden. Trotzdem, bei einem weiteren Jahr Regionalliga, von dem derzeit offiziell ausgegangen wird, müsste der jetzige 2,7 Mio. EUR-Etat um 0,4 Mio. EUR gekürzt werden. Damit wären dann auch Talente wie Luz oder Gunesch nicht mehr zu halten.
Die Vereinsführung, bestehend aus dem markanten Präsident Corny Littmann und den Vorstandsmitgliedern Marcus Schulz, Klaus Rummelhagen und der St. Pauli-Legend Holger Stanislawski, der gleichzeitig auch Sportmanager ist, bemühen sich redlich um Ruhe im Verein. Zur Zeit gelingt das im Schatten der Pokalerfolge ganz gut. Doch sollte nicht bald der Aufstieg kommen, ist es wieder vorbei mit der Ruhe. Denn ein wenig brodelt es immer. So verhinderte Littmann im Herbst im Alleingang die Entlassung Bergmanns. Und hinter vorgehaltener Hand wird auch von einer Amtsmüdigkeit des Präsidenten gesprochen.

Dem ungeachtet strömen die Fans nach wie vor ins Millerntorstadion. Zwischen Zuschauerzuspruch und sportlichem Erfolg gibt es ja auf St. Pauli keine Zusammenhänge (auch wenn die Leitungsunterschiede zwischen Liga und Pokal natürlich Thema unter den Anhängern sind). Und so liegt der Schnitt auch in diesem Jahr bei knapp über 17.000. Damit ist man natürlich Liga-Spitze, vor Essen, die gut 6.000 weniger haben. Außerdem hat man das 2004-er Niveau wieder erreicht, nach dem es im letzten Jahr mit 16.000 im Schnitt mal etwas „dürftiger“ war. Ausverkauft (19.800) vermeldete der Stadionsprecher im Nordderby gegen Lübeck. Dünner waren dagegen die Ränge gegen Münster und Leverkusen II (jeweils knapp über 14.000) besetzt. Den Nachholer gegen Wuppertal sahen 16.600. Gegen den CFC werden ähnlich viele Leute Einlass begehren.

Das Stadion

Der FC St. Pauli ist in den letzten Spielzeiten ein treuer Weggefährte des CFC gewesen. Die Partie am Samstag wird für die Himmelblauen der 5. Auftritt am Millerntor in den letzten 6 Saisons. Dem entsprechend kennen die erfahrenden CFC-Auswärtsfahrer die kultige Arena auch schon fast wie ihre Westentasche. Das liegt vor allem auch daran, dass stadiontechnisch am Heiligengeistfeld auch ein bissel die Zeit stehen geblieben ist. Die größte Baumaßnahme der letzten (10) Jahre war die Umsiedlung des Gästeblocks, die den letztjährigen Fahrern schon bekannt ist. Ansonsten hat sich nicht wirklich was getan.
Im Herbst 2005 sollte die Nordkurve des Millerntorstadions eine Zusatztribüne bekommen. Damit wollten sich die Hamburger ein paar Extra-Münzen im Zuge der erfolgreichen DFB-Pokalrunden sichern. Doch der Boden gab eine solche Zusatzbelastung nicht her und damit war es auch mit diesen Plänen Essig.
Und so will man sich jetzt, so heißt es von offizieller Vereinsseite, wieder auf den schon seit Jahrzehnten im Gespräch befindlichen Aus-, Um- oder wahlweise auch Neubau konzentrieren. Mal schauen, ob aus dem Vorhaben mal mehr wird, als Reden und Konzentrieren...

Der Gästeblock befindet sich wie gehabt auf der Südtribüne im Block A. Eintritt gibt es für 8,50, ermäßigt 5,50 EUR.

Die Route

Für die Reise nach Hamburg empfehle ich folgende Strecke:
Von der „Geilsten Stadt der Welt“ aus geht es erst einmal Richtung Dresden. Am Dreieck Nossen (76/30) biegt man von der A4 auf die A14 Richtung Magdeburg ab. Dann fährt man vorbei an Leipzig und Halle bis zum Kreuz Magdeburg (102/68) und wechselt dort auf die A2 Richtung Hannover. Ab dem Kreuz Hannover-Ost (48/57) geht es dann weiter auf der A7 bis vor die Tore der Hansestadt.
Am Holster Dreieck(37/40) biegt man auf die A1 Richtung Hamburg/Lübeck ab. Ist man am Kreuz Hamburg-Süd (36) angekommen, hält man sich geradeaus und fährt auf der A255 weiter in die Stadtmitte. Die A255 mutiert nach der Elbequerung zur B75/B4. Man hält sich weiter auf der B4, die nach der Billhorner Brückenstraße links auf die Amsinckstraße abbiegt. Nun geht es immer geradeaus bis zum Millerntorplatz, immer auf der B4 entlang.

Es ist wieder „Dom“-Zeit. Das eröffnet Freizeit-Perspektiven nach dem Spiel, schränkt aber das Parkplatzangebot erheblich ein. Deshalb bleibt dem anreisegestressten CFC-Fan nichts anderes übrig als den Parkplatz am Zirkusweg (Richtung Elbe) oder für teuer Geld das Parkhaus am Millerntorplatz anzusteuern oder aber durch die Straßen St. Paulis zu irren auf der Suche nach der einzig wahren Parklücke.

Distanz ab Chemnitz: 520 km - Geschätzte Fahrtzeit: 5 bis 6 h - Empfohlener Start: 8 Uhr

Baustellenreport
  • A14 zwischen Mutzschen (32) und Kleinpösna (27) auf insgesamt 12 km

30. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 01. April 2006, 14:00 Uhr
Millerntorstadion, Hamburg
Zuschauer: 16.209
Schiedsrichter: Perl (München)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1545612:18
Heimspiele832311:11
Auswärtsspiele71331:7
Ligaspiele1545612:18
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga15. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli3:1 (1:1)
1992/19932. Bundesliga38. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
1993/19942. Bundesliga2. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC3:0 (2:0)
1993/19942. Bundesliga21. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli0:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga7. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga24. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli3:2 (0:0)
1999/20002. Bundesliga11. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1999/20002. Bundesliga28. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:3 (1:1)
2000/20012. Bundesliga9. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:3 (1:0)
2000/20012. Bundesliga26. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC3:0 (1:0)
2003/2004Regionalliga Nord8. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli1:2 (0:1)
2003/2004Regionalliga Nord25. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord13. SpieltagFC St. Pauli - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord32. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli2:0 (1:0)
2005/2006Regionalliga Nord11. SpieltagChemnitzer FC - FC St. Pauli0:0 (0:0)