Abstiegskampf gegen den "Heimangstgegner"...
von Timo Görner
...denn nach dem letzten trostlosen Auftritt gegen Kellerkind Mainz 05 II muss man den Blick eher wieder auf Rang 18 richten. Der letzte Heimsieg gegen den Halleschen FC liegt mittlerweile über 23 Jahre zurück. In der vergangenen Saison fehlten nur Sekunden...
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Nach der Hinrunde ist Sachsen-Anhalts Nr. 1 "jenseits von Gut und Böse". Als 13. trennen den HFC 8 Punkte von Rang 18 als auch vom Aufstiegsrelegationsplatz 3. Von Experten zu einem der "Geheimfavoriten" auserkoren, ging der Start im Nordostderby gegen den CFC gründlich daneben (0:3). Gleich im nächsten Spiel sorgten die Saalestädter für einen Paukenschlag, als sie Topfavorit Bielefeld (5:1) auf deren "Alm" stürzten. Das war symptomatisch für den weiteren Saisonverlauf: Zu Hause "Pfui!", auswärts "Hui". Während Aufsteiger Köln (0:1) und Stuttgarter Kickers (1:2) die Heimniederlagenserie der Hallenser eingedenk der letzten Saison mit dem 0:3 im Pokalfinale gegen Erzfeind Magdeburg auf zunächst mittlerweile 5 Partien aufstockten, war man auf Reisen wesentlich erfolgreicher. In Duisburg holte man ein 1:1, ballerte Unterhaching auf deren Platz mit 4:0 vom Rasen. So ging es vorerst auch weiter, nach 10 Spieltagen waren die Rot-Weißen auf Platz 10 gelandet. Von den 15 Zählern hatte man magere 2 im eigenen Stadion geholt - beim 0:0 gegen Dortmund II und beim 1:1 gegen Dynamo Dresden. Neben den Heimpleiten gegen den CFC und die beiden oben genannten Teams kassierte man eine weitere Schlappe gegen Stuttgart II (0:2). Diese Heimbilanz ist eigentlich abstiegsreif, nur war man halt als Gastgemeinschaft enorm stark. Die beiden "Oberliga-Duelle" in Cottbus (2:1) und Rostock (1:0) wurden siegreich gestaltet. So konnte man die Sache noch einigermaßen locker sehen, bei aller doch vorhandener Unzufriedenheit über das schwache Abschneiden im eigenen Stadion jetzt schon seit Ende der Vorsaison.
Unruhig wurde es nach Runde 14, mit einer Negativserie von 3 Spielen. Wo es auswärts auch nicht mehr lief, in Münster (0:2) und Kiel (0:3) nach jeweils blassen Auftritten verloren wurde, wie auch im mitteldeutschen Derby gegen Erfurt (1:2). Die Abstiegszone kam in Sichtweite, 4 Punkte betrug nun der Abstand. Ausgerechnet jetzt gelang der erste Heimsieg seit Anfang April 2014 und das gegen eine der Topteams dieser Staffel; Tabellenführer Wehen Wiesbaden (3:1) wurde an der Saale deutlich dominiert. Doch es wurde noch nicht der Auftakt des Marsches nach oben. Den in Regensburg (1:1) versprach man sich mehr, Großaspach siegte in Halle (2:0). Der HFC drohte in den Abstiegskampf reinzurutschen, befreite sich in Mainz (1:0) und mit einem erneut starken Heimauftritt gegen einen guten Gegner (Osnabrück/2:1).
So darf man nach den ersten 19 Spielen im gesicherten Mittelfeld verweilen. Was bleibt, ist die mageren Heimbilanz als Schlusslicht mit erst 8 Punkten aus 10 Begegnungen. 6 Teams zogen den Dreier an der Saale. Weniger als lediglich 8 Treffer im eigenen Haus brachte keine andere Mannschaft zustande. Ambivalent die Gastausbeute. Das Team von Sven Köhler ist beste Auswärtsmannschaft, zeitigte 17 Zähler aus 9 Auftritten. 5 Siege auf fremdem Platz stehen zu Buche. Bielefeld, Unterhaching, Rostock, Cottbus und Mainz waren die erfolgreichsten Stationen. Zu Hause schwächste Offensive ist man hier stärkste Defensive mit erst 9 Gegentoren. 23:25 Tore insgesamt bedeuten Offensive wie Defensive = Durchschnitt.
Im FSA-Landespokal steht man 28.03.2015 im Viertelfinale bei Verbandsligist (6. Liga) und dortigen Tabellenführer FSV Barleben. Im Achtelfinale wurde locker mit 6:0 beim FC Grün-Weiß Piesteritz (Verbandsliga) gewonnen. Stärkster Rivaler bleibt auch in diesem Jahr der 1. FC Magdeburg.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Zwei weitere Neuzugänge nach dem Auftakt gab es. Für die Abwehr wurde Florian Krebs (25) Ende August aus Osnabrück geholt. Er hatte dort nach dem Wechsel im Januar 2014 aus Heidenheim in einem halben Jahr keine echte Perspektive. Im Mittelfeld zog man Ex-Nationalspieler Marco Engelhardt (33) aus Erfurt an Land, dort vermutlich aus Kostengründen mit etwas unschönen Begleitumständen ausgemustert. Der gebürtige Thüringer bringt die Erfahrung von 106 Spielen in der 1. Bundesliga für Karlsruhe, Nürnberg und Kaiserslautern sowie 131 Einsätze in Liga 2 wiederum für den KSC und den FCN mit. 2004 und 2005 zählte er zudem in 3 Spielen zur Nationalmannschaft, darunter ein Einsatz beim Confederations Cup 2005 gegen Argentinien.
Der Trainer
Sven Köhler (48) ist mittlerweile seit über 7 Jahren der Chef der 1. Mannschaft. Er ist im kritischen Umfeld des HFC nicht ganz unumstritten, hat die Rot-Weißen aber gerade in schwierigen Zeiten immer wieder aus Krisen geführt. Er dürfte nach wie vor das volle Vertrauen der Vereinsführung genießen.
Die Mannschaft
3 Torhüter stehen im Aufgebot, von denen wurden 2 eingesetzt: Pierre Kleinheider (25) hat mit 13 Einsätzen noch die Nase gegenüber dem Österreicher Lukas Königshofer (25) vorn. In den letzten 6 Spielen stand allerdings Königshofer im Kasten.
In der Abwehr haben sich Marcel Franke (21), Robert Schick (21), Dominic Rau (24) und Marcel Baude (25) über den Großteil der 19 Spiele als Stammkader empfohlen. Franke zeichnete sich hier zweimal als Torschütze aus. Routinier Daniel Ziebig (31) hatte in der Startphase mit Verletzung (Leiste) zu kämpfen, ist bislang nicht immer gesetzt. Florian Brügmann (23) fand nach dieser Phase mehrfach keine Berücksichtigung, spielte sich aber nach dem Erfurt-Spiel wieder in den Stammkader. Patrick Mouaya (30) kommt nur noch sporadisch zum Einsatz, spielt nicht mehr die wichtige Rolle. Neuzugang Florian Krebs (25) ebenfalls. Rau fällt am Samstag aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre aus.
Herausragend im Mittelfeld - auch im Liga-Maßstab - ist der Deutsch-Georgier Akaki Gogia (22). Er kommt auf bereits 7 Tore und glänzte viermal als Vorlagengeber. 4 der 7 Tore markierte er in den letzten 5 Begegnungen, war gegen Wehen Wiesbaden beim 3:1 mit 2 Treffern "Matchwinner". Ein weiterer Fixpunkt ist Kapitän Tim Kruse (31). Marco Engelhardt (33) spielte sich sofort in den Kreis der Gesetzten, kam gegen Osnabrück zudem zum ersten Tor. Hinzukommen Maximilian Jansen (21), unser Ex-Kicker und bislang dreifacher Torschütze Sascha Pfeffer (26). Ivica Banovic (34) fiel bis Anfang Oktober 2014 wegen Verletzung aus, zählte danach zum Stamm. Sören Bertram (23) war in den ersten 5 Spielen auch gesetzt, hatte dann Verletzungspech (Armbruch) und kämpft derzeit um die Rückkehr. Selim Aydemir (24) zählte in den letzten 6 Spielen nicht zum Aufgebot, fiel zuvor wochenlang ebenfalls verletzt aus. Mit Gogia, Pfeffer, Kruse und Engelhardt ist das Mittelfeld wohl das Prunkstück der Mannschaft. Alle zusammen bringen es auf insgesamt 13 der 23 Hallenser Tore. Björn Ziegenbein (28), als weiterer guter Drittliga-Akteur, fällt seit Saisonbeginn aus (Knorpelschaden).
Nominelle Angreifer gibt es lediglich deren 2 mit dem Finnen Timo Furuholm (27) und dem Engländer Osayamen Osawe (21). Ersterer kommt auf 3 Tore in 16 Spielen. Der eigentlich eher als "Entwicklungskader" verpflichtete Kollege aus England konnte durchaus positiv überraschen, kam in Bielefeld zu seinen beiden Saisontreffern und empfahl sich dreimal für die Anfangself.
Die Einkaufsbilanz
9 Neue sind bis heute verpflichtet worden. Von denen konnten sich Schick, Pfeffer, Jansen, Rau, Engelhardt und nach Verletzung Banovic einen Stammplatz erkämpfen. Lukas Königshofer verdrängte zudem in den letzten 6 Begegnungen Pierre Kleinheider aus dem Tor. Selim Aydemir verlor nach Verletzung den Anschluss an den Kader. Osayamen Osawe überraschte durchaus positiv, galt ja eher als "Perspektivspieler". Fazit damit: recht gut eingekauft. Mit Pfeffer, Banovic und Engelhardt wurde die Substanz im Mittelfeld verbessert.
Gewinner der Saison bislang
Marco Engelhardt (33), in Erfurt abgeschoben, konnte sich in Halle auf Anhieb etablieren und ist gesetzt. Dominic Rau (24) machten den "richtigen Schritt zurück". In Aue ohne echte Perspektive in Liga 2 ist er beim HFC meist eine feste Größe.
Prognose
Mit dem Abstiegskampf sollte der HFC nicht zu tun haben, dafür sprechen die gut besetzte Mannschaft und die Fähigkeit sich aus schwierigen sportlichen Situationen zu befreien. Für den Angriff auf ganz oben reicht es wohl (noch) nicht. Tipp: läuft es optimal wird man einstellig.
Das Umfeld
Mit aktuell 7.208 Zuschauern im Schnitt haben die Hallenser momentan den achtbesten Besuch der Liga und liegen damit wtwas über dem Gesamtschnitt der 3. Liga mit momentan rund 6.500. Das ist für Halle ein leichter Rückgang gegenüber den 8.000 aus der Vorsaison. Für das Hinspiel, unter den Zeichen des tiefen Grabens zwischen der Ultra-Szene und dem Verein nach dem Verbot der "Saale-Front"-Symbole im Stadion, interessierten sich 8.800. Mittlerweile sieht man die Fahnen wieder im "Erdgas Sportpark" und der Support wurde Ende August auch wieder aufgenommen. Dynamo Dresden war mit 12.500 der "Kassenschlager". Den ersten Heimsieg der Saison erlebten nur 5.500 gegen Wehen Wiesbaden. Heimsieg Nr. 2 im Spiel vor dem CFC 5.300 zum bisherigen Minusbesuch bei sehr kalter Luft gegen den VfL Osnabrück. Das ist alles sicherlich ausbaufähig aus Sicht der HFC-Verantwortlichen. Der Verein ist zwar ganz solide aufgestellt, aber große Sprünge sind nicht drin. Die 2. Bundesliga wird zwar offiziell nicht als Saisonziel ausgegeben, würde aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich verbessern.
