Reaktion zeigen nach Duisburg…
von Timo Görner
…gegen eine bislang imponierende Mannschaft aus dem "Ländle". Die Kickers aus Stuttgart haben mit wenig Mitteln bislang viel erreicht. Doch die Bilanz aus den letzten 5 Spielen spricht durchaus für den CFC, nur eine Niederlage wurde kassiert. Die letzten beiden Heimbegegnungen an der Gellertstraße sahen uns als Sieger mit 2:0 und 1:0, allerdings jeweils gegen die Kickers im Tabellenkeller.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Vor der Saison nach dem starken Positivtrend ab Runde 13 als "Geheimfavoriten", hier und da als "Mitfavorit" genannt, setzen die "Blauen" ihren Aufschwung fort und dürfen von der Rückkehr in die 2. Bundesliga nach dem Abstieg 2001 mit dem zeitweisen Sturz in die Viertklassigkeit träumen. Dabei startete man mit einer Niederlage in einem als "Spitzenspiel" titulierten Match in Wiesbaden (1:2). Kein Fingerzeig für die Saison, der SV etablierte sich in der Spitze. Grundstein ist ausgerechnet beim Zwangsumzug nach Reutlingen die "Heimbilanz". Die Kickers sind hier ungeschlagen, als einzige Platz bauende Gemeinschaft neben Duisburg. Die ersten 4 Begegnungen im Stadion des Ex-Zweitligisten von 2001 wurden siegreich gestaltet. Weder Regensburg (3:1), Mainz 05 II, der CFC und Fortuna Köln (je 2:0) reisten mit Zählbarem wieder ab. Erst Osnabrück (1:1) ergatterte einen Zähler. Danach war man bis zur Winterpause auf eigenem und doch fremdem Rasen Chef. Unterhaching und Rostock wurden beim 3:0 beherrscht, gegen Hansa wurde der Endstand bereits nach 28 Minuten gezeitigt, mit 3 Treffern innerhalb von 16 Minuten. Gegen die Bayern führte ein Doppelschlag vor der Pause innerhalb von 4 Minuten zum 2:0. Danach stockte der Heim-Motor ein wenig, Cottbus holte das 2:2. Münster war beim 1:1 einem Sieg nahe dran. Gegen die überragende Defensive der Kiels kam man auch nicht durch (0:0). Der 8. Heimsieg im 12. Spiel gegen Großaspach (2:0) sicherte Rang 3 zur Winterpause mit 38 Punkten, punkt- und torgleich mit Tabellenführer Bielefeld. Blieben 10 Punkte in "10 wirklichen Auswärtsspielen" was verrät, wo es ein wenig klemmt. So heimstark die Kickers in Reutlingen sind, so zuweilen durchwachsen verlaufen die Gastspiele. Zur Winterpause standen erst 2 Siege zu Buche. 2:1 in Halle beim schwächsten Heimteam der Staffel an Spieltag 5. Dann erst wieder zum letzten Punktspiel 2014 in Regensburg (2:0). Dagegen standen 4 Pleiten. Allerdings bei starken Gegnern wie in Wiesbaden zum Auftakt, Bielefeld (2:4), Duisburg (0:2). Das kann man einsehen, eher weniger ein 1:5 in Großaspach beim VfB Stuttgart II. Solide hingegen die Punkte die man aus Erfurt und Dresden (je 1:1) mitnahm. Bei Dynamo kam man in der Nachspielzeit zum 1:1. Also relativiert sich Rang 12 in der Auswärtstabelle ein wenig.
Der Start aus der Winterpause gelungen, wenngleich turbulent bei "Kellerkind" Mainz 05 II. 0:2 innerhalb von 3 Minuten, zum 2:2 wiederum in eben 3 Minuten mit dem Siegtreffer 2 Minuten vor Ende. Auswärtsdreier Nr. 3. Den Trend wollte man gegen den HFC am vergangenen Freitag fortsetzen, wurde aber durch den Schnee beim möglichen Sprung auf Rang 2 ausgebremst. Stattdessen setzte es ein 0:4 in einem Testspiel gegen Waldhof Mannheim. Rang 4 ist der Stand momentan, 38:26 Tore bedeuten die zweitbeste Offensive mit der siebtbesten Defensive der Liga.
Im DFB-Pokal hatte man den bisherigen Saisonhöhepunkt vor 37.000 Zuschauern im großen Stadion des VfB gegen Vizemeister Dortmund (1:4). Dieser Wettbewerb sollte erneut erreicht werden, es wird nichts daraus. Im Viertelfinale kam das Aus bei Oberligist FV Ravensburg, 2 Klassen tiefer spielend (0:1).
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab 4 Veränderungen seit dem 27.08.2014 mit 2 Abgängen und 2 Neuzugängen.
Abwehrspieler Patrick Auracher (25) schloss sich Ende September 2014 den Kieler "Störchen" an. Erst vor knapp einer Woche zog es Stürmer Shkemb Miftari (21) zu Regionalligist SV Waldhof Mannheim. Nach 13 Spielen 2013/2014 reichte es bis dahin nur zu 8 Kurzeinsätzen ohne Tor. Ähnlich ging es Auracher.
Die beiden Neuen kamen jeweils in der Winterpause mit Bentley Baxter Bahn (22/Mittelfeld) vom FC St. Pauli und Manuel Fischer (25/Angriff) aus Großaspach. Der ehemalige U19-Nationalspieler war vergangene Saison mit 9 Toren und 5 Vorlagen einer der Leistungsträger beim Aufsteiger aus Baden-Württemberg. Spielte diese Saison bis zum Wechsel zu den Kickers auch aufgrund einer Verletzung (Innenbandriss) zu Beginn bis Ende der Hinrunde nicht die große Rolle. Der geborene Hamburger – groß geworden beim HSV - Baxter Bahn wiederum hatte beim stark abstiegsbedrohten Traditionsverein vom Millerntor keine Perspektive. Kam nur in der II. der Regionalliga Nord zum Einsatz.
Der Trainer
Horst Steffen (45) ist seit 30.09.2013 in Amt und Würden als Cheftrainer. Unter dem Ex-Bundesligakicker schafften die Kickers zunächst den Sprung aus dem Keller von Platz 18 nach Spieltag 11 auf Platz 8 mit dem souveränen Klassenerhalt 2013/2014. Den deutlichen Aufwärtstrend setzt man seit Saisonbeginn unter Steffen weiter fort. Sein Vertrag gilt noch bis Ende der kommenden Spielzeit.
Die Mannschaft
Klare Nr. 1 im Tor ist Korbinian Müller (24). In der Abwehr haben sich Fabian Baumgärtel (24), der Ex-Rostocker Marc Stein (29), Fabio Leutenecker (24) und der US-Amerikaner Royal-Dominique Fennell (25) als Gerüst etabliert. Letzterer kann immerhin 3 Tore für sich verbuchen und kam 2009 aus der eigenen A-Jugend in den Kader der 1. Mannschaft. Noch erfolgreicher war Marc Stein, der es auf 4 Tore bringt. Zu erwähnen ist zudem Hendrik Starostzik (24), bis Spieltag 13 nicht eingesetzt und ab da Bestandsteil der Anfangsformationen. Beim 3:2 in Mainz begann Horst Steffen mit dieser Viererkette: Leutenecker - Starostzik - Stein – Baumgärtel. Das Mittelfeld sieht bislang den Ex-Dresdner Gerrit Müller (30), den noch jungen Deutsch-Kosovaren Besar Halimi (20), Sandrino Braun (26), den Ghanen Randy Edwini-Bonsu (24) – mit kanadischem Pass – sowie den italienischen Kapitän Vincenzo Marchese (31) als feste Größen. Marchese fiel von Mitte Oktober 2014 bis zum Ende der Winterpause aus (Außenbandriss Knie). Er kommt in 14 Spielen auf 4 Tore und ist zweifellos der "Kopf der Mannschaft". Randy Edwini-Bonsu machte uns ja beim 2:0 im Hinspiel einige Probleme. Müller und Braun steuerten 3 Treffer zum guten Abschneiden bei, Halimi deren 2. Ebenfalls aufgeführt werden muss Marcheses Landsmann Marco Calamita (31), der zeitweise nicht zum Kader gehörte, zuletzt aber gegen Ende der Herbstrunde 2014 wieder zum Stamm zählte. Im Angriff ragt auch im Liga-Maßstab der dritte Italiener mit Elia Soriano (25) heraus. Er kommt auf 7 Treffer und legte zweimal auf. Er kommt noch mal in der Rubrik "Krankenlager" vor. Aktuelle Nr. 2 hier ist der Franzose Lhadji Badiane (27/4). Ein klein wenig "Fußballgeschichte" schrieb Daniel Engelbrecht (24). Er fiel von Mitte August 2013 bis Mitte November 2014 wegen Herzproblemen aus, ging danach wieder ins Rennen. Feierte beim 1:1 in Erfurt sein kaum noch für möglich gehaltenes Comeback. Erzielte dann als "Joker" das 2:1 gegen Wehen Wiesbaden in der Schlußminute. Einer von bislang 2 Toren. Manuel Fischer (25) soll hier entsprechende Verstärkung bringen.
Das Krankenlager
Sieht hier den angesprochenen Elia Soriano (25) als den großen Fall. Er zog sich Mitte Dezember 2014 eine schwere Knieverletzung im Training zu, die sich als Kreuzbandriss zeigte. Er fällt vermutlich für den Rest der Saison aus.
Die Einkaufsbilanz
8 Spieler kamen neu hinzu. Von denen haben sich Korbinian Müller (24/Unterhaching), Besar Halimi (20/VfB Stuttgart II) und Hendrik Starostzik (23/VfL Bochum II) durchgesetzt. Halimi war dabei sicherlich die positive Überraschung der Saison. Der Rest spielt bislang keine wichtige Rolle. Fazit: ordentlich.
Gewinner der Saison bislang
Für Besar Halimi (20) hat sich der Wechsel vom VfB II gelohnt, den 13 Einsätzen in der vergangenen Saison stehen jetzt schon deren 23 – fast immer von Anfang an – gegenüber.
Prognose
Die Kickers spielen bis zum Ende oben mit, vermutlich wird es aber nicht ganz reichen. Tipp: Rang 5 bis 7. Münster, Bielefeld und Duisburg scheinen in der Breite insgesamt einen Tick besser aufgestellt.
Das Umfeld
Bei bislang 2.961 Zuschauern im Schnitt vermisst man die Euphorie im Umfeld der Kickers, nur 6 Vereine haben weniger Zuspruch. Es ist ein Rückgang bei den 3.969 der Vorsaison. Es sollte sich aber mit der Rückkehr an die eigentliche Heimstätte mit dem renovierten "GAZI-Stadion" noch was nach oben ändern. Schon im Dezember wollte man wieder dort spielen, nun war der Auftakt gegen den Halleschen FC am vergangenen Freitag geplant. Schon gegen Bielefeld zum nächsten Heimspiel sollte man den bislang mageren Besucherschnitt deutlich überbieten. Gegen den CFC kamen unter der Woche am Abend um 19 Uhr 3.400 Besucher. Rostock sahen 4.000 zahlende Fußballfreunde als "Kassenschlager", darunter gut 1.000 Hansa-Fans.
Einen warmen Regen in die nach wie vor eher klammen Kassen des sparsamen Ex-Bundesligisten brachten die 37.000 Zuschauer gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal. Das Pokal-Aus im Landespokal war deshalb schmerzlich. Eine Rückkehr in die 2. Bundesliga würde den kleinen Verein, nach wie vor im Schatten des VfB, erheblich aufwerten und entlasten. In diese Saison ging man mit einem Mini-Etat von 2,2 Millionen EUR, gesenkt um rund 300.000 EUR gegenüber der Vorsaison. Man setzt notgedrungen auf junge Spieler wie Halimi und das recht erfolgreich. Muss nach wie vor mit Altasten aus den 15 Jahren in Liga 3 und sogar 4 kämpfen. Aber der Verein ist auf einem guten Weg. Insolvenzgefahr sollte mittlerweile nicht mehr bestehen. Den großen Druck aufzusteigen haben andere.
