Spiel eins nach dem Wechsel auf der Kommandobrücke...
von Timo Görner
...und das gleich mit einem "6-Punkte-Spiel" beim "Lieblingsgegner", denn gegen den VfB Stuttgart II verlor der CFC in neun Begegnungen noch nie, holte dabei fünf Siege und vier Remis. In Stuttgart-Degerloch gelangen dabei zwei 1:0-Siege, zuletzt reichte es zu einem 0:0.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Der VfB II steckt seit Saisonbeginn tief im Abstiegskampf, den man eigentlich vermeiden wollte. Zum Auftakt gab es zwei Pleiten bei den starken Teams in Dresden (1:4) und gegen Münster (1:3). Den ersten Dreier konnten die Stuttgarter dann in Großaspach mit einem 3:1 einfahren. Es blieb ein Strohfeuer, denn die Schwaben gerieten in den anschließenden sieben Begegnungen immer mehr ins Trudeln bei lediglich zwei weiteren Punkten aus den Spielen gegen Mainz 05 II und Bremen II (1:1). Daneben setzte es fünf Pleiten, davon vier in Folge unter anderem gegen die Nordost-Vereine Aue (1:2) sowie Erfurt und Halle mit jeweils 0:3. Auch gegen den CFC (1:2) blieb der "Ost-Komplex". Damit war nach 10 Runden zum bereit vierten Mal die "Rote Laterne" verbucht. Bis zur Winterpause konnte zumindest eine leichte sportliche Stabilisierung erreicht werden und mit 21 Punkten aus 21 Partien war der Kontakt zum rettenden 17. Platz mit 5 Toren Rückstand fühlbar. Zu Hause wie auswärts war man bei jeweils 12 und 9 Zählern nicht abstiegsreif, aber Verbesserungsbedarf notwendig. Lichtblicke zeigten die Spiele in Münster (2:1), Osnabrück (1:1), gegen Fortuna Köln (3:0), Rostock (3:1), Spitzenreiter Dynamo (1:1) mit 1:0-Führung kurz vor Ende oder das 2:2 in Magdeburg. Und auch das Stuttgarter "kleine Ortsderby" wurde gegen die Kickers gewonnen (2:1). Schmerzlich hingegen die Heimpleiten gegen Kiel (1:3) und Wehen Wiesbaden (1:2).
Der Start ins Jahr 2016 ließ nicht viel Optimismus verbreiten: Großaspach (0:3) blieb souveräner Sieger in Stuttgart und auch in Aue (0:1) war nichts zu holen. Sieglos ging es weiter über das Gastspiel in Würzburg (0:0), gegen Erfurt (1:1) und in Mainz (1:3). Zuletzt wurde jedoch eine kleine Serie aufgebaut; gegen Halle (1:1) und in Bremen (1:0) gepunktet. Der Klassenerhalt bleibt bei 26 Punkten aus jetzt 28 Spielen weiter ein schwieriges Unterfangen. Der VfB benötigt noch mindestens 15 Punkte aus den restlichen 10 Spielen; dennoch sind die Chancen gegeben.
Dazu muss sich Stuttgart II aber zu Hause steigern, der VfB II ist die zweitschlechteste Heimmannschaft mit 13 Punkten und erst 3 Siegen gegen 7 Niederlagen. Der letzte Heimsieg datiert vom 30. Oktober 2015 gegen Rostock. Auf Reisen ist man immerhin auf Rang 12, konnte 6 Zähler mehr holen als der CFC. 31:47 Tore sind insgesamt offensiv recht solide (9.), defensiv aber nicht drittligatauglich. Mehr Gegentore (2) hat nur Köln kassiert.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Veränderungen gab es mit zwei Neuzugängen für den Angriff:
Joel Soñora (19) ist argentinischer US-Amerikaner, Nationalspieler der U20 der USA und kam Ende Januar 2016 von der U20 der Boca Juniors Buenos Aires aus dem Land des Vizeweltmeisters. Wesentlich bekannter ist natürlich Ex-Nationalspieler Cacau (34), der 23 Einsätze für die A-Auswahl des DFB mit sechs Toren absolvierte. Der gebürtige Brasilianer war Mitte August 2014 vom VfB Stuttgart nach Japan zu Cerezo Osaka gewechselt. Mitte Juni 2015 war dort das Ende gekommen, seitdem war er vereinslos und wechselte zum 01.02.2016 wieder zum VfB zur U23. Er bezeichnete dies als "Herzensangelegenheit".
Der Trainer
Walter Thomae (49) übernahm die U23 am 21.12.2015 als Nachfolger von Jürgen Kramny, dem langjährigen Chef der VfB II. Der wurde ja bekanntermaßen zum Coach der fast hoffnungslos abstiegsbedrohten Profis berufen und hat diese nach schwierigem Start ja deutlich nach oben geführt. Thomae fungierte bereits als Co-Trainer seines Vorgängers.
Die Mannschaft
Im Tor kamen bereits vier Akteure zum Einsatz mit Benjamin Uphoff (22), Marius Funk (20), Niklas Bolten (21) aus dem U23-Kader sowie dem Australier und Ex-Dortmunder Mitchell Langerak (27), die angedachte Nummer ein bei den Profis, der allerdings nach Verletzung bis Anfang Dezember 2015 dort bislang noch nicht zum Einsatz kam. Er stand beim 0:3 gegen Großaspach im Kasten.
In der Abwehr gelten der in Wien geborene Keniate Phillipp Mwene (22) und der ebenfalls aus Österreich stammende Stefan Peric (19) als Kern der Defensive. Die beiden sind Fixpunkte in einem Sektor, der immer wieder mit personellen Wechseln unterliegt. Hinter den zweien kämpfen mehrere Akteure um einen dauerhaften Stammplatz wie der Deutsch-Kameruner Stephen Sama (22), Thomas Hagn (21) oder Benjamin Kirchhoff (21). Routinier Daniel Vier (33) sollte hier der Stabilitätsfaktor für das Spiel und die jungen Kicker sein, hatte aber in der Anfangsphase der Saison mit Verletzung zu kämpfen und kam bislang nicht so zum Zuge wie von beiden Seiten erhofft. Beim 1:0 in Bremen begann Stuttgart mit der Viererkette Mwene, Peric, Kirchhoff und dem Türken Mete Celik (19). Von den bislang eingesetzten Abwehrspielern kamen Sama und Vier je einmal zum Torerfolg.
Im Mittelfeld konnte man etwas mehr Konstanz im Aufgebot erreichen. Dort haben sich Max Besuschkow (19), Kapitän Tobias Rathgeb (33) und Matthias Zimmermann (23) etabliert. Dahinter kann man Mart Ristl (19) sehen, der zum Profikader gehört, dort aber lediglich zwei Kurzeinsätze absolvierte, dafür in 17 Spielen für die U23 auf dem Platz stand. Das Gleiche kann man für den Kosovaren Arianit Ferati (18) und Marvin Wanitzek (22) sagen. Jerome Kiesewetter (22) wurde in 14 Begegnungen eingesetzt und ist nicht die feste Größe.
Im Angriff fehlt ein "Knipser", da reichen Marco Grüttner (30) fünf Treffer in 17 Spielen, um die Nummer eins der Stürmer zu sein. Er erzielte zuletzt das wichtige 1:0 in Bremen. Der Deutsch-Italiener Daniele Gabriele (21) schaffte vier "Buden". Der eigentliche Topstürmer der Stuttgarter U23 war aber bis Ende November der Ukrainer Borys Tashchy (22), der sechs Treffer erzielte. Er wurde dafür im Februar in den Profikader befördert wurde. Gegen Halle beim 1:1 durfte oder musste er aber wieder in der II. ran. Denkbar, dass man im Abstiegskampf auch wieder auf ihn zurückgreift. Bei Jürgen Kramny reichte es bislang nur zu drei Kurzeinsätzen in der 1. Bundesliga. "Rückkehrer" Cacau (34) als Hoffnungsträger im Abstiegskampf wartet noch auf seinen ersten Torerfolg, er trug sich einmal als Vorlagengeber gegen Erfurt ein. Er pendelt noch zwischen Anfangself und Ersatzbank. In Bremen begann Grüttner im Angriff als einzige Spitze, zuvor zu Hause gegen Halle gab es die Doppelspitze mit Tashchy.
29 Spieler sind das zweitgrößte Aufgebot der Liga. 22,4 Jahre im Schnitt das zweitjüngste.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen
Mart Ristl (19) muss am Sonntag wegen der 5. Gelben Karte pausieren.
Die Einkaufsbilanz
Diese Bilanz zu ziehen, fällt bei einer U23 für gewöhnlich schwierig, vor allem wenn von 16 Neuzugängen fast alle aus anderen oder internen Nachwuchsmannschaften wie der A-Jugend kommen.
Im Tor konnte sich Benjamin Uphoff (20/Nürnberg II), aus der Regionalliga gekommen, für immerhin 17 Einsätze als Nummer eins empfehlen. In der Abwehr schaffte Stefan Peric (19) vom österreichischen Zweitligisten und RB Salzburg Ableger FC Liefering den Sprung in den Stamm. Feste Größen wurde Max Besuschkow (19/Mittelfeld) aus der VfB A-Jugend. Ebenfalls durchgesetzt hat sich als Zugang aus Liga 4 Matthias Zimmermann (23/Mönchengladbach II). Im Angriff ist Daniele Gabriele (21/Freiburg II) auf einem guten Weg zum Durchbruch in der 3. Liga.
Was aber wohl fehlt, ist eine "absolute Verstärkung". Borys Tashchy (22) konnte sich mit guten Leistungen im Herbst 2015 für die 1. Mannschaft empfehlen.
Gewinner der Saison bislang
Die wurden in der Rubrik davor angesprochen. Spieler wie Zimmermann, Uphoff, teils auch Gabriele, die aus der Regionalliga kamen und sich in der 3. Liga behauptet haben. Max Besuschkow ebenso als A-Jugendlicher. Borys Tashchy (22) konnte sich mit guten Leistungen im Herbst 2015 für die 1. Mannschaft empfehlen.
Prognose
Es wird bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg gehen, am Ende vermutlich diesmal ganz knapp nicht reichen. Um das zu vermeiden, muss man sich in der Defensive deutlich steigern und ein Cacau richtig gut einschlagen.
Das Umfeld
Das Zuschauerinteresse für die VfB U23 bleibt weiter bescheiden. Mit 1.013 im Schnitt hat man den schwächsten Zuspruch der 3. Liga und liegt deutlich unter dem Gesamtwert von fast 6.800. Das Derby gegen die Stuttgarter Kickers lockte mit 2.600 die meisten Fußballfreunde an. Dynamo Dresden brachte noch mal 1.900 ins kleine Stadion auf der Stuttgarter Waldau in Degerloch, Rostock 1.400. Wehen Wiesbaden mit 400 und Kiel mit 500 waren die schlechtesten Besuche. Gegen den CFC dürfte man wie gegen Halle mit circa 700 zahlenden Besuchern rechnen. Das sind eher regionalligareife Zahlen.
Eben in dieser Regionalliga Südwest will man aber nicht absteigen, um die U23 als recht solides Bindeglied zwischen der A-Jugend und den Profis auf einer vernünftigen Stufe zu halten. Umso wichtiger bleibt der Klassenerhalt der Profis in der 1. Bundesliga, die nach der trostlosen Herbstrunde dort auf einem sehr guten Weg sind. Mit den deutlich geringeren Einnahmen in der 2. Bundesliga lässt sich die aktuell sehr solide Nachwuchsabteilung kaum so aufrechterhalten wie derzeit. Die Erfolge der letzten Jahre auf diesem Gebiet sprechen für sich. Mehr als 100 Spieler, die mehr als drei Jahre in den Nachwuchsteams des Vereins ausgebildete wurden, sind aktuell in den höchsten Profiligen Europas aktiv, darunter bekannte Namen wie Sami Khedira, Mario Gomez oder Kevin Kuranyi. Der VfB Stuttgart bleibt mit zehn A-Junioren- und sieben B-Junioren-Meisterschaften deutscher Rekordmeister im Nachwuchsbereich.