Vorbericht

35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
FC Erzgebirge Aue
FC Erzgebirge Aue
2:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Derbyrevanche ohne Abstiegskampf im Kopf...

von Timo Görner

...denn nach dem Sieg gegen Bremen II am vergangenen Wochenende kann der CFC eigentlich befreit und ohne den großen Druck Richtung Abstiegszone auftreten. Die Motivation ist dennoch gegeben, den enttäuschenden Auftritt des Hinspiels vergessen zu machen.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Vier Spiele vor dem Finale stehen die Chancen auf den überraschenden sofortigen Wiederaufstieg in Liga zwei glänzend. Vor dem Hinspiel war mit dieser Entwicklung kaum zu rechnen. Der Zweitligaabsteiger rangierte wie der CFC im Niemandsland der Tabelle bei 21 Punkten aus den 15 Spielen bis dahin bei sechs Punkten Abstand auf Relegationsplatz drei, ebenso auf den ersten Abstiegsplatz. Durchwachsene Leistungen gepaart mit großer Unzufriedenheit ergaben nach dem 0:4 zwei Wochen vor dem Derbyhinspiel bei der U23 des SV Werder Pessimismus.

Die ersten zwei Begegnungen der Saison verliefen sieg- und torlos gegen Osnabrück (0:0) und in Großaspach (0:2). In allen Spielen außer Bremen ging es knapp zu, vier der fünf Siege wurden mit nur einem Tor Differenz eingefahren. Dagegen standen zwei knappe Pleiten mit 0:1 in Halle und Würzburg. Nach dem 2:1 im Derby wurde die Trendwende Richtung Tabellenspitze eingeläutet. Bis zur Winterpause unbesiegt, gab es noch mal 11 Punkte. Köln und Großaspach reisten mit einem 0:2 aus dem "Erzgebirgsstadion" ab, auch in Münster bei den damals noch oben mitmischenden Preußen (1:0) blieb die saubere Weste, auch hinten. Wichtig auch der Punkt in Osnabrück, erneut ohne Gegentor. Der Lohn war Relegationsplatz 3 vor den Spielen 2016. Die Trumpfkarten bildete die Heimstärke, kein Gast konnte im Tal gegen die Beton-Abwehr mit 10:2 Toren und Defensive allgemein bei 17:13 gewinnen. Auch im DFB-Pokal wurde überzeugt und bis ins Achtelfinale nach den 1:0-Heimsiegen gegen Zweitligist Fürth und Erstligist Frankfurt – erneut ohne Gegentreffer – vorgestoßen; Endstation blieb Heidenheim (0:2).

Auf große Veränderungen im Kader wurde verzichtet, aber die lahmende Offensive durch Pascal Köpke (20) aus Karlsruhe, wie sich herausstellte erheblich, verstärkt. Der Bergmänner punkteten beständig und bewies Konstanz, welche den direkten Rivalen Osnabrück, Magdeburg und Münster fehlte. Nach 29 Spieltagen konnte eine bemerkenswerte Serie von 14 Spielen ohne Niederlage nachgewiesen werden. Aus dem Niemandsland war längst ein stabiler direkter Aufstiegsplatz zwei geworden. Die Gebirgler spielten auswärts abgeklärt in Aalen und Rostock (2:0), zu Hause wurden die "Pflichtsiege" gegen Stuttgart II und Mainz 05 II (1:0) eingefahren. Das 2:0 im Spitzenspiel gegen das Überraschungsteam aus Großaspach könnte am Ende entscheiden. Erst in Kiel riss die Serie mit ungewohnt drei Gegentoren. Die Reaktion waren drei Siege, wiederum mit der "Null hinten". Ein allerdings schwaches Halle (4:0) wurde demontiert, in Magdeburg (3:0) effektiv agiert, Bremen II (1:0) war ein verdienter Arbeitssieg. Eine kleine Vorentscheidung war in Wiesbaden möglich, aber man kassierte den Gegentreffer zur Pleite bereits nach zwei Minuten.

Die Defensive zeigt sich weiter aufstiegsreif bei lediglich 20 Torerfolgen der Gegner und 21 „Zu-null“-Partien. Die Offensive hingegen hinkt dem eher hinterher, 15 Mannschaften waren erfolgreicher, Staffelprimus Dynamo hat fast doppelt so viele Tore mit 65 gegen 34. Allerdings geht hier der Trend nach oben, siehe Halle und Magdeburg. Zu Hause ist nur Dresden besser, der Gebirgs-FC das einzige Team ohne Niederlage mit erst vier Gegentoren. Auswärts ist man knapp im positiven Saldo mit sieben zu sechs. Die Qualifikation für den DFB-Pokal 2016/2017 hat man zu 80 Prozent sicher, sieben Punkte Vorsprung sind es auf Platz fünf. Dazu winkt das Finale des Sachsenpokals gegen den Erzfeind aus Zwickau. Nach Lage der Dinge wird es aufgrund der "Flexibilität" des SFV ein Heimspiel gegen den unterklassigen FSV. Auf dem Weg dahin war Dynamo Dresden der düpierte Verlierer beim 0:3 im eigenen Stadion.

Delegierungen seit dem Hinspiel

Mit zwei Ab- und zwei Neuzugängen gab es vier Veränderungen:
Abwehrspieler Pawel Baranowski (24) kehrte nach nur etwas mehr als vier Monaten wieder in seine polnische Heimat zurück und spielt mittlerweile in der ersten Liga bei Podbeskidzie Bielsko-Biala. In den ersten beiden Spielen gesetzt, flog er in Großaspach vom Platz. Nach folgender Sperre und kurzzeitiger Verletzung (Knie) blieb er ohne weitere Einsätze. Für Stürmer Tom Nattermann (23), von Regionalliga-Aufsteiger RB Leipzig II gekommen, erwies sich die Dritte Liga als zu großer Sprung. Er wurde in der Winterpause an den FC Carl Zeiss Jena in die Regionalliga ausgeliehen. Ob er bei einem möglichen Zweitligaaufstieg noch mal eine reelle Chance am Zusammenfluss von Lößnitzbach und Mulde bekommt, scheint eher fragwürdig.
Neu im Mittelfeld ist beziehungsweise war seit Ende Dezember 2015 Cebio Soukou (23) von Rot-Weiß Essen aus der West-Staffel der vierten Liga. Er empfahl sich mit drei Toren in der Herbstrunde 2015 und hat seine familiären Wurzeln im afrikanischen Benin. Im Angriff gab es die Ausleihe von Pascal Köpke (20) aus Karlsruhe. Der Filius von Andreas Köpke und U20-Nationalspieler des DFB kam beim Zweitligisten über vier Kurzeinsätze nicht hinaus und sollte in Liga drei Spielpraxis sammeln. Seine Ausbildung bekam er in der Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg, 2013 der Wechsel nach Unterhaching und später zum KSC.

Der Trainer

Pavel Dotchev (50) ist nach wie vor der Cheftrainer im Lößnitztal. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison 2017/2018 und wurde im Januar 2016 vorzeitig verlängert. Er wird unter anderem unterstützt von Co-Trainer Robin Lenk (32).

Die Mannschaft

Im Tor ist Martin Männel (28) die klare Nummer eins und einer der zwei Top-Leute auf dieser Position in dieser Liga neben Marvin Schwäbe (21/Osnabrück), der wie Männel in allen 34 Punktspielen im Kasten stand. Kaum eine Chance derzeit für Robert Jendrusch (19) und Mario Seidel (21). Feste Strukturen herrschen auch in der Abwehr mit den Fixpunkten Steve Breitkreuz (24/5 Tore), dem Kroaten Adam Susac (26) in der Innenverteidigung sowie dem Deutsch-Italiener Calogero Rizzuto (24) und Sebastian Hertner (24) auf Außen. Hertner ist dabei einer der vier übrig gebliebenen Spielern des Kaders der Vorsaison. Beim 0:1 in Wiesbaden begann Dotchev in der Viererkette mit Rizzuto - Susac - S. Breitkreuz – Hertner. Dahinter kommt Julian Riedel (24) als gelernter Linksverteidiger, der sich in 13 Spielen für die Anfangsformationen empfehlen konnte, aber zuletzt nicht mehr zum Zug kam. Im Mittelfeld haben sich Philipp Riese (26), der Deutsch-Grieche Simon Skarlatidis (24), Routinier Christian Tiffert (34) und der Bosnier Mario Kvesic (24) als die festen Größen etabliert. Dahinter kämpfen mehrere Akteure um diesen Status. Dazu sind Simon Handle (23), Louis Samson (20) – letzte Saison noch Teamkollege von Jamil Dem bei Hertha BSC II - Mike Könnecke (27), "Winter-Neuzugang" Cebio Soukou (20) und Björn Kluft (26) zu zählen. Letzter wird in der Hinsicht diese Saison nicht mehr angreifen können. In Wiesbaden begannen Tiffert, Riese im defensiven Mittelfeld als "Sechser", für die offensiven Bemühungen wurden Skarlatidis, Kvesic und der gelernte Stürmer Nicky Adler (30) aufgeboten. Kvesic glänzte mit drei Toren plus drei Vorlagen. Tiffert war dreimal Vorbereiter, Skarlatidis überbietet dies mit fünf.

Im Angriff fehlt ein "Knipser" der Marke Anton Fink, dafür stehen mit Max Wegner (27), Pascal Köpke (20) und Nicky Adler (30) gleich drei solide Stürmer für einen Drittligisten zur Verfügung. Nummer eins ist Köpke mit sechs Treffern in nur zehn Spielen. Er war der "Matchwinner" bei den Spielen gegen Halle mit drei Toren zum 4:0 und in Magdeburg mit zwei zum 3:0. Adler benötigte für seine sechs Buden hingegen 30 Einsätze, Wegner bietet vier Treffer. Unser ehemaliger A-Jugendlicher Hakki Yildiz (20) spielt hingegen keine Rolle, er kam in zwei Begegnungen als Einwechselspieler zum Einsatz. Im letzten Heimspiel gegen Werder II begann Dotchev mit Köpke als einzige Spitze, Adler auf links außen als Zulieferer.

Insgesamt eine Mannschaft mit eher unbekannteren Akteuren vor dieser Saison - verglichen mit Dresden - in der mehrere Neuzugänge positiv überrascht haben und die auch eher von der Geschlossenheit denn überragender Einzelspieler lebt.

Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen

Björn Kluft (26/Mittelfeld) zog sich Anfang November 2015 einen Meniskusschaden zu und fiel seitdem aus. Er wird diese Saison nicht mehr zum Einsatz kommen.

Die Einkaufsbilanz

Der Umbruch nach dem Abstieg aus der Zweiten Bundesliga war gewaltig, 21 Neuzugänge sind bis heute zu vermelden.

Von denen konnten sich in der Abwehr Steve Breitkreuz (23/Hertha BSC II), Calogero Rizzuto (23/Kaiserslautern II), Adam Susac (26/SC Wiener Neustadt, Österreich) als dauerhafte Stammspieler etablieren. Julian Riedel (24/Münster) gelang dies zumindest zeitweise. Im Mittelfeld haben sich Philipp Riese (26/Heidenheim), Mario Kvesic (24/RNK Split, Kroatien), Simon Skarlatidis (24/Großaspach), Christian Tiffert (34/bis Juli 2014 VfL Bochum) durchgesetzt und sich zudem als "Verstärkung" erwiesen. Mit Simon Handle (23/SV Grödig, Österreich), Louis Samson (20/Hertha BSC II) haben sich weitere Spieler zumindest nicht als "Flop" erwiesen, sind durchaus dran an diesem Kreis. Björn Kluft (26/Essen) hatte Verletzungspech, war zumindest bis dahin recht ordentlich dabei. Gut auch die Bilanz im Angriff mit Nicky Adler (30/Sandhausen), Max Wegner (27/Werder Bremen II) und bislang vor allem Pascal Köpke (20/Karlsruhe). Tom Nattermann (23) siehe oben. Fazit: erfolgreich eingekauft und Vorteil gegenüber dem Gegner am Sonntag.

Prognose

Den Sechs-Punkte-Vorsprung auf den Dritten wird man wohl in den letzten vier Spielen wenn auch erst am letzten Spieltag ins Ziel bringen. Das Restprogramm ist schwierig mit dem CFC (H), Dresden und Köln (A) sowie Münster zum Finale. Es wird aber am Ende knapp reichen für Platz zwei.

Das Umfeld

Mit aktuell 8.171 Zuschauern im Schnitt ist der Rückgang gegenüber der Vorsaison in der Zweiten Bundesliga bei damals 9.112 relativ glimpflich ausgefallen, geschuldet auch des guten sportlichen Abschneidens. Macht Rang fünf in der Zuschauertabelle, vor dem CFC mit 7.399 statt 5.807 zuvor, womit der Abstand deutlich geschrumpft ist. Die größten Kulissen wurden in den "Klassikern" der ehemaligen Oberliga-Vereine verbucht. Dresden mobilisierte 15.000, Rostock 10.850, Magdeburg 10.050 und Cottbus auch noch mal deren 9.500. Minusrekord waren 6.000 gegen Würzburg und 6.050 gegen den VfB Stuttgart II. Zum Derby am Sonntag sollte die 10.000 wieder erreicht werden.

Mehr dürfen die Stadiontore derzeit sowieso nicht passieren, die Arena an der B 169 befindet sich im Neu-Umbau zu einem modernen, reinen Fußballstadion. Damit werden alle drei traditionsreichen Fußballstandorte in Westsachsen demnächst ihre neuen Stadien haben. Beim CFC baut(e) die Stadt, im Gebirge der Landkreis was angesichts der Funktion des Erzgebirge-Landrates Frank Vogel als Chef des Aufsichtsrates nicht überall auf Zustimmung stieß. Den größten politischen Widerstand gab es auch hier seitens einer bestimmten Partei, welche wie in Chemnitz lieber eine "grundhafte Sanierung" anstrebte. Als Kosten wurden 20 Millionen Euro veranschlagt, 90 Prozent der Kosten trägt hierbei der Landkreis Erzgebirge mit einer entsprechenden Kreditaufnahme. Anfang Dezember 2015 war Baustart mit dem Abriss der Westseite unter anderem mit den Blöcken O und P der führenden Fangruppen. Hier werden die ersten Teile der neuen Arena sichtbar werden.

Für die Zweite Bundesliga wird ein Etat von rund 12 Millionen Euro verplant; für die Dritte Liga 2016/2017 will man sieben Millionen Euro ausgeben. Das wäre eine veritable Erhöhung gegenüber den 6,5 Millionen Euro für diese Saison.
35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Sonntag, 24. April 2016, 14:00 Uhr
Sparkassen-Erzgebirgsstadion, Aue
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Osmers (Hannover)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

FC Erzgebirge Aue Chemnitzer FC
2Tabellenposition8
60
34
1,8
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
46
34
1,4
16 (47,1%)
6 (17,6%)
Siege
Niederlagen
12 (35,3%)
12 (35,3%)
34 : 20
1,0 : 0,6
Tore
Tore pro Spiel
46 : 43
1,4 : 1,3
4:0 gegen Hallescher FC (H)Höchster Sieg5:1 gegen FSV Mainz 05 II (H)
0:4 gegen SV Werder Bremen II (A)Höchste Niederlage2:5 gegen Holstein Kiel (A)
n-S-s-S-nDie letzten Spieles-S-S-s-S
keineAktuelle Serien5 Siege in Folge
5 Spiele in Folge ungeschlagen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele66311421104:75
Heimspiele34218571:33
Auswärtsspiele321061633:42
Ligaspiele5925142084:62
Pokal-/Relegationsspiele760120:13

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1989/1990DDR-Oberliga10. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Wismut Aue1:0 (0:0)
1989/1990DDR-Oberliga23. SpieltagBSG Wismut Aue - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (1:0)
1996/1997Regionalliga Nordost1. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1996/1997Regionalliga Nordost18. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:2 (0:2)
1997/1998Regionalliga Nordost4. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue3:0 (1:0)
1997/1998Regionalliga Nordost21. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1997/1998SachsenpokalFinaleChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue5:4 n.E.
1998/1999Regionalliga Nordost7. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost24. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:0 (1:0)
2001/2002Regionalliga Nord9. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC0:3 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord26. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue0:2 (0:2)
2002/2003Regionalliga Nord9. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:2 (0:2)
2002/2003Regionalliga Nord26. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC3:0 (2:0)
2009/2010SachsenpokalFinaleChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue3:2 (1:1)
2015/20163. Liga16. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue1:2 (1:2)