Vorbericht

27. Spieltag - 3. Liga - Saison 2016/2017
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:1
SC Paderborn
SC Paderborn

Frustbewältigung nach Zwickau gegen Mannschaft und Verein mit dem Rücken zur Wand …

von Timo Görner

… denn der SC Paderborn steht sportlich und wirtschaftlich vor einem Scherbenhaufen. Der 4. Auftritt der Ostwestfalen an der Gellertstraße, der CFC konnte bislang noch kein Heimspiel gegen diese gewinnen. 0:2, 1:2 und 0:0 die Ergebnisse, letztmalig 2005.

Die aktuelle Saison unseres Gegners:

Es droht der "Hattrick", sprich der 3. Abstieg in Folge und Absturz in die Viertklassigkeit, nachdem noch vor knapp 2 Jahren die 1. Bundesliga in Paderborn gastierte. Nur an Spieltag 2 und 8 konnte ein einstelliger Platz als 8. belegt werden, sonst bewegten sich die Ostwestfalen beständig im Tabellenkeller. Der Start im Duell der Zweitligaabsteiger in Duisburg (0:1) war vorgreifend auf die weitere Saison. Der MSV oben, der SC unten. Die Startphase sah 3 Niederlagen in 4 Spielen, nur gegen Mainz 05 II (3:1) gelang ein Sieg. Enttäuschend die Auftritte gegen Abstiegskandidat Bremen II (1:2) und in Magdeburg (0:3). Nach Spieltag 15 und dem desaströsen 0:6 beim Aufsteiger in Lotte war das Maß voll, der umstrittene Rene Müller musste seinen Trainerposten räumen. Mager Bilanz und Perspektive, als Viertletzter mit 17 Punkten aus 15 Spielen die Schwarz-Blauen nur knapp über dem Strich, die Defensive (31) "Schießbude" der Liga. Hoffnungsvoll lediglich die Mini-Serie in Runde 7, 8 in Erfurt (3:1) und dem Hinspiel-Sieg. Bezeichnend vor dem CFC 2 Niederlagen in Folge im eigenen Stadion gegen Bremen II, Kiel (1:3). Auch im DFB-Pokal gab es vor eigenem Publikum nichts zu holen gegen Sandhausen (1:2). 3 weitere torlose Auftritte schlossen sich an, gegen Aalen, Halle (0:0) und ein Debakel gegen Rostock (0:3). Auswärts ein wenig Licht in Großaspach (3:2), Schatten in Frankfurt (0:3). Interimstrainer Florian Fulland konnte wenig bewegen, neuerlicher Tiefpunkt in Zwickau (0:3). Am 06.12.2017 übernahm mit Stefan Emmerling ein erfahrener Coach den "Trümmerhaufen", zuzüglich der Rückkehr von Mäzen Finke auf den Stuhl des Vereinschefs. Unter "Emma" ging es zunächst aufwärts, mit 2 Derbysiegen in Münster (1:0), gegen Osnabrück (3:1). Zur Winterpause wurden 24 Punkte verbucht, der Befreiungsschlag aus dem Keller. Nach Duisburg (0:1) folgte der 3. Sieg im 4. Spiel unter Emmerling in Mainz (1:0), bislang letzter Dreier. Gegen Magdeburg (1:1) wurde noch mal gepunktet, dann 4x in Folge verloren. Schmerzlich, weil eventuell mitentscheidend, in Bremen, gegen Wehen Wiesbaden, Erfurt (0:1). In Kiel 1:2) gab man nach 8 min. die Führung aus der Hand. Schwachpunkt die Defensive bei 37 Gegentreffern wie auch die Heimbilanz im negativen Saldo bei 3 Siegen und 5 Pleiten. Auf Reisen heißt es "Sekt oder Selters" mit 5 Siegen gegen 8 Niederlagen - 11:26 Tore. Im Landespokal mühten sich die Paderborner gegen Regionalligist Verl im eigenen Stadion (1:0). Stärkster Gegner im Halbfinale wäre Lotte, deren Spiel verlegt wurde. Daneben bleiben Münster-Bezwinger SV Rödinghausen und TSG Sprockhövel aus der Regionalliga West.

Delegierungen seit dem Hinspiel:

Es gab 7 Veränderungen mit 3 Ab – und 4 Neuzugängen, es wurde kräftig am Kader gearbeitet. Dazu der Trainerwechsel von Rene Müller auf Stefan Emmerling.

Im Spielerbereich wurden die Personalien alle in der Winterpause vermeldet. Torwart Till Brinkmann (21) wurde zu Eintracht Trier in die Regionalliga verliehen, im Mittelfeld gab es diesen Vorgang für den Griechen Niko Dobros (23/Elversberg). Im gleichen Sektor zog es den Bosnier Dino Medjedovic (27) nach Mazedonien zu Erstligist Shkendija Tetovo. Alle 3 ohne echte Perspektive für 2017.

Für das Tor kam mit Michael Ratajczak (34) ein erfahrener Keeper, bis Ende der Vorsaison in Duisburg die Nr. 1, danach ohne Verein. Stationen davor Ahlen, Erfurt, Düsseldorf mit 112 Spielen in der 2. Liga für Fortuna und die "Zebras". In der Abwehr gab es die Ausleihe von Lukas Boeder (19) aus Leverkusen, dazu kam Sebastian Heidinger (31/Fürth). Ebenfalls auf "Leihbasis" wechselte der Finne Roope Riski (25) von Erstligist SJK Seinäjoki.

Der Trainer:

Stefan Emmerling (51) übernahm das Amt am 06.12.2016, der ehemalige Bundesliga-Profi mit den Stationen Kaiserslautern, Hannover und Duisburg ist nach Breitenreiter, Gellhaus, Effenberg und Müller der 4. Trainer seit Juli 2014. Am bekanntesten dem Fanpage-Leser aus der Zeit in Erfurt von März 2010 bis August 2012. Danach ging es zu Wormatia Worms und zur U23 des 1. FC Köln. Auch ihm gelang es bislang nicht, die dauerhafte sportliche Trendwende einzuleiten nach sehr gutem Start mit 3 Siegen aus 4 Spielen.

Das Kollektiv:

Im Tor ist bislang Lukas Kruse (33) die Nr. 1, Michael Ratajczak (34) stand im letzten Spiel des Westfalenpokals im Kasten. Dazu kommt noch "Eigengewächs" Jonas Brammen (19). In der Abwehr haben über die bisherige Saison der gebürtige Paderborner Christian Strohdiek (24), Kapitän Tim Sebastian (33) Innen, Ben Zolinski (24/Rechts) die besten Karten. Zolinski kommt auf 3 Treffer. Thomas Bertels (30) war lange Zeit auf Links gesetzt, wurde nach verletzungsbedingtem Ausfall zuletzt im linken Mittelfeld eingesetzt. Seine Position nahm gegen Erfurt Winter-Neuzugang Sebastian Heidinger (31) ein. So hieß die Viererkette gegen die Thüringer Zolinski - Sebastian - Strohdiek – Heidinger. Im Mittelfeld gelten Sven Michel (26), Marc Kruska (29), zwei jüngere Spieler mit Sebastian Schonlau (22) und Robin Krauße (22), der Pole Marcus Piossek (27) als die Akteure mit den besten Karten. Dazu kommen Christian Bickel (26/2), Marc Vucinovic (28). Piossek galt nach dem Wechsel Ende August 2016 als Hoffnungsträger. Konnte die Erwartungen nur teilweise erfüllen mit 1 Vorlage. Michel ragt mit 5 Toren heraus, letztens allerdings vor der Winterpause am 17.12.2016. Er stand gegen Erfurt verletzungsbedingt nicht im Aufgebot. Bickel glänzte neben 2 Toren noch 4x als Vorbereiter. Im Angriff ist der ehemalige slowenische Nationalspieler (48 Spiele / 8 Tore) Zlatko Dedic (32) die Nr. 1, erzielte bislang solide 7 Tore. 2 davon im Hinspiel, wie Michel 2017 aber noch torlos. Durchwachsen diese Saison für den Holländer Koen van der Biezen (31), am 13.08.2016 die letzte "Bude". Tim Mannek (19) aus dem eigenen Nachwuchs ist erwartungsgemäß "Perspektivspieler" mit Kurzeinsätzen. Der Finne Roope Riski (25) kommt über die Rolle des "Mitläufers" nicht hinaus. Alles in allem kein Kader, mit dem man so weit unten stehen muss, allerdings passt es vor allem in der Defensive nicht so richtig.

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:

Pascal Itter (21/Abwehr) fällt nach Kreuzbandriß vor ein paar Tagen für den Rest der Saison aus.

Die Einkaufsbilanz:

20 Neuzugänge sind bislang verbucht, davon 4 in der Winterpause. In der Abwehr haben sich Christian Strohdiek (28/Fortuna Düsseldorf), Ben Zolinski (24/Neustrelitz) durchgesetzt, seit dem Wechsel im Winter gilt auch Sebastian Heidinger (31/Greuther Fürth) als feste Größe. Die beiden erstgenannten aber mit schwankenden Leistungen und nicht die erhofften Verstärkungen. Im Mittelfeld sind Marc Kruska (29/FSV Frankfurt/M.), Sven Michel (26/Cottbus) Stammspieler geworden. Zumindest Michel kann man als "guten Griff" sehen. Von Marcus Piossek (27/Kaiserslautern) hatte man sich sicher mehr erhofft. Im Angriff dürfte der SC mit Zlatko Dedic (32/FSV Frankfurt/M.) zumindest nicht unzufrieden sein. Eher mit Koen van der Biezen (31/Bielefeld). Der Rest spielte bislang kaum oder gar keine Rolle. Bei der Anzahl der Neuverpflichtungen ist eine Ursache der sportlichen Misere zu erkennen, es gab einige Vereine, die hier zweifellos glücklicher agiert haben. Das Team konnte nicht so verstärkt werden wie erhofft.

Gewinner der Saison bislang:

Ben Zolinski (24/Neustrelitz) kam aus der Regionalliga, konnte sich in der 3. Liga behaupten. Sven Michel (26/Cottbus) schaffte den Klassenerhalt mit seinem Wechsel. Sollte bei einem erneuten Abstieg seines Arbeitgebers durchaus wieder in der 3. Liga bleiben. Sebastian Schonlau (22) und Robin Krauße (22) kamen nach dem Abstieg der Ostwestfalen diese Saison zu deutlich mehr Einsatzzeiten, vorwiegend als Stammspieler.

Prognose:

Es fällt momentan schwer, der Mannschaft angesichts der letzten Serie den Klassenerhalt zu prophezeiten, zumal die Unruhe im Finanzsektor die Atmosphäre bestimmt. In dieser 3. Liga scheint aber vieles möglich. Der Kontakt zum rettenden Ufer ist da, man sollte das auch am Ende erreichen können.

Das Umfeld:

Dramatisch die Situation des Ex-Erstligisten von 2014. Sportlich und finanziell steht man am Abgrund. Die Zahlen auf der Mitgliederversammlung am 06.03.2017 waren bedrohlich. Der laufende Spielbetrieb war gefährdet, konnte nur durch ein Darlehen der Stadiongesellschaft von 4 Mio. € aufrechterhalten werden. Das Geschäftsjahr 2015/16 in der 2. Liga nach Abstieg wurde mit einem Minus von 1,164 Mio. € abgeschlossen. Zum 30. Juni prognostizierte Aufsichtsratschef Volkmann ein Defizit von 2,51 Mio. €. Der schuldenfreie Verein nach 1 Jahr in der 1. Bundesliga 2014/2015 auch durch Ansturm der Mitglieder und Verkaufsrekord Dauerkarten Vergangenheit. Ohne Lösungen durch die heimische Wirtschaft und Kommune sei der SC lt. Wilfried Finke in der 3. Liga nicht überlebensfähig. Aber die Stadt winkt ab. Das Limit sei erreicht. Verwiesen wurde dabei auf den Zuschuss für den Stadionbau von 3,4 Mio. €, ein Darlehen von 2,5 Mio. € und die Beteiligung an den Kosten für das Nachwuchsleistungszentrum, 4 Mio. €. Die Ursachen für die Misere sind vor allem die Folgen der Abstiege 2015, 2016 durch fehlende Transfererlöse zuletzt nach dem Abstieg in die 3. Liga (fast alle konnten ablösefrei gehen), die Personalkosten durch die Wechsel bei Spielern, Trainern (Gellhaus, Effenberg, Müller, Emmerling) und Manager Michael Born, dazu die sinkenden TV-, Sponsoren- und Zuschauereinnahmen. Lag der Zuspruch in der 1. Liga 2014/2015 noch bei 14.859, bewegt man sich aktuell bei 5.431 statt kalkulierter 7.500. Folge auch einer oft kritisierten Preispolitik bei den Eintrittskarten nicht erst seit dieser Saison. Hier gilt der SCP als Spitzenreiter der 3. Liga. Gegen Erfurt am vergangenen Wochenende wurden 2.000 Tickets durch Finkes Unternehmensgruppe für 12 € verkauft, so begrüßte man 6.798 zahlende Besucher. Der drittbeste Besuch nach 8.041 gegen Osnabrück und 7.731 gegen Duisburg. Tristesse hingegen gegen Aalen (3.526), Köln (3.709). Gegen den CFC fanden sich auch nur magere 4.203 ein.
27. Spieltag - 3. Liga - Saison 2016/2017
Mittwoch, 15. März 2017, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 6.289
Schiedsrichter: Mix (Abtswind)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC SC Paderborn
8Tabellenposition19
37
26
1,4
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
28
26
1,1
10 (38,5%)
9 (34,6%)
Siege
Niederlagen
8 (30,8%)
14 (53,8%)
39 : 32
1,5 : 1,2
Tore
Tore pro Spiel
25 : 43
1,0 : 1,7
4:1 gegen FSV Mainz 05 II (H)Höchster Sieg4:2 gegen Chemnitzer FC (H)
0:3 gegen SSV Jahn Regensburg (H), SF Lotte (A)Höchste Niederlage0:6 gegen SF Lotte (A)
s-N-S-n-nDie letzten SpieleU-n-N-n-N
2 Niederlagen in Folge
2 Spiele in Folge ohne Sieg
2 Spiele in Folge ohne eigenen Treffer
Aktuelle Serien4 Niederlagen in Folge
5 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1032516:24
Heimspiele40132:7
Auswärtsspiele631214:17
Ligaspiele92259:18
Pokal-/Relegationsspiele11007:6

Der Ergebnisrückblick

1994/1995DFB-Pokal1. RundeTuS Paderborn-Neuhaus - Chemnitzer FC6:7 n.E.
2001/2002Regionalliga Nord4. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn1:3 (0:1)
2001/2002Regionalliga Nord21. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC0:1 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord13. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn0:2 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord30. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC3:4 (2:2)
2003/2004Regionalliga Nord15. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn1:2 (1:1)
2003/2004Regionalliga Nord32. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC4:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord15. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2004/2005Regionalliga Nord34. SpieltagChemnitzer FC - SC Paderborn0:0 (0:0)
2016/20173. Liga8. SpieltagSC Paderborn - Chemnitzer FC4:2 (0:1)