Dickes Brett in der Hauptstadt …
von Timo Görner
… was der CFC bohren muss. Der Gastgeber ist recht souveräner Tabellenführer und wuchert vor allem mit seiner Beton-Abwehr. Ist zudem eine Heimmacht, die Trauben hängen mächtig hoch.
Der Blick zurück:
Der BAK startete wie die Feuerwehr, landete am Ende mit 13 Punkten und 35 Toren Rückstand als 7. Weit weg von Staffelsieg und Aufstieg. Vor dem Duell am 5. Spieltag in Chemnitz konnten die Rot-Weißen alles gewinnen, waren Tabellenführer. Erfolgreich der Auftakt gegen Mitfavorit Jena (1:0), überlegen die Auswärtsauftritte in Auerbach (3:1) und Fürstenwalde (4:1). Die Himmelblauen lieferten beim 0:0 eine ordentliche Partie ab, stoppten den Siegeszug.
Danach war immer mal Sand im Getriebe, der BAK kassierte 2 Heimpleiten gegen die Spitzenteams Cottbus (0:3), Altglienicke (0:2). Gewann zwischendurch bei Lok (2:1). "Pflichtaufgaben" wurden in der Regel gelöst, bis auf das 1:3 in Rathenow. Teil einer Negativserie von 3 Niederlagen. Maßgebliche Ursache personelle Probleme und Trainingsausfälle durch Corona. Nichts Zählbares in Jena (0:2) und gegen den BFC (1:3), Boden wurde verloren. Dennoch waren 5 Punkte Rückstand als 3. vor dem Frühjahr 2022 machbar. Mit neuem Trainer. Andre Meyer schaffte wie Jens Härtel und Steffen Baumgart über den AK den Sprung nach oben. Der Neue kannte die Liga, kam aus Halberstadt.
Der Start 2022 durchwachsen, bei 3 Heimspielen in Folge. Gegen die Absteiger Fürstenwalde (2:1) und Auerbach (0:0) tat man sich schwer und verlor gegen den CFC. 4 Punkte aus 3 Spielen, zu wenig für ganz oben. Nach den Pleiten bei Altglienicke (1:4), in Cottbus (0:1) war der Zug Richtung Spitze abgefahren, aus 5 Punkten 10 geworden. In den restlichen 12 Spielen lief es besser, aber 21 Zähler reichten nicht, um oben anzugreifen. Zu Hause wurde gestolpert. Meuselwitz, Lok, Luckenwalde konnten im "Poststadion" jubeln. Von den 10 Heimspielen wurden nur 3 gewonnen.
Im eigenen Stadion waren 8 erfolgreicher. Der Saldo 9-3-7 positiv, aber unbefriedigend. Die Stärke der Mannschaft lag auswärts, nur Lok war hier besser. 12 Dreier auf Reisen gelangen. Keiner holte öfters die 3 Punkte als Gast. 65:48 Tore waren achtbeste Offensive und Defensive. Im Landespokal kam das Aus im Halbfinale, symptomatisch im eigenen Revier mit einem 1:4 gegen Altglienicke.
Das Personalkarussell:
Es gab nach der nicht ganz zufriedenstellenden Saison 2021/2022 einen enormen Umbruch, 19 Ab – und 17 Neuzugänge.
Stammkeeper Pascal Kühn (25) ging ohne Ziel. Nicht mehr dabei die Innenverteidiger Fatih Baca (22/Viktoria Berlin), Oliver Oschkenat (28) und Magdeburger "Leihgabe" Philipp Harant (23/Chemie Leipzig). Rechtsverteidiger Ugur Tezel (25) spielt in Jena. 3 Abgänge gab es im zentralen offensiven Mittelfeld. Der Kosovare Eroll Zejnullahu (28/Bayreuth) ging in Liga 3. Lukas Lämmel (25) folgte Tezel. Philip Fontein (29/Altglienicke) blieb in der Hauptstadt. Im Sturm der bemerkenswerteste Wechsel mit Rechtsaußen Nader El-Jindaoui (25/Hertha BSC II), Bilanz: 14 Tore und 10 Vorlagen. Mittelstürmer Abu Bakarr Kargbo (29/Greifswald) verließ den BAK nach 2020 erneut, stark mit 9 Toren. Bei den Norddeutschen "Volltreffer": 5 Tore + 3 Vorlagen. Konkurrent Michel Ulrich (22/CFC) kam überwiegend von der Bank, traf aber dafür beachtliche 8-mal in 35 Einsätzen.
Der Rest spielte keine wichtige Rolle, erwähnenswert noch, dass Ex-Bundesligaprofi Änis Ben-Hatira (34) Anfang August nach 8 Monaten Abschied nahm. Jetzt in der Heimat Tunesien bei Erstligist US Monastir. Kein "Flop", aber auch nicht die große Verstärkung, schoss seine 2 Tore im letzten Spiel.
Für das Tor kam Luis Zwick (28/Schweinfurth), bei den Franken zeitweise Nr. 1 und Kapitän. Dazu wurde Kevin Plath (19/U19) befördert.
Die Abwehr bekam 4 Manndecker mit dem Österreicher Julian Klar (21/SV Ried), aus Liga 2 wie Jannis Lang (20/Aue) und Tim Seifert (20/Heidenheim) sowie Shawn Kauter (26). Der US-Amerikaner war nur 1 Jahr in Cottbus. Lang wurde Ende August nach 6 Monaten beim Zweitligaabsteiger ausgemustert, nur 2 Kurzeinsätze. Seifert spielte beim FCH keine Rolle. Der Japaner Shinji Yamada (28/Viktoria Berlin) auf Rechts musste nicht umziehen, Jannis Kleeberg (20/Braunschweig) links – siehe Seifert.
Im defensiven Mittelfeld holte der BAK 2 U19 hoch mit den Türken Umut Satici (19) und Furkan Karabiyik (19). Offensiv sind Keanu Schneider (21/Werder Bremen II) und Nathaniel Amamoo (25/VfB Lübeck) aus der Nord-Staffel anzusehen. Wobei Amamoo als Allrounder für die Abteilung "Attacke" gilt.
Im Angriff mussten El-Jindaoui, Kargbo, Michel ersetzt werden oder anders: 31 Tore. 4 gelten als zentrale Spitze mit dem Kosovaren Bleron Krasniqi (20/Schalke 04 II), Joel Vieting (19/Viktoria Köln U19), dem Jamaikaner Michael Seaton (26) und U19 Jamal Rogero (19). Seaton war bis Januar 2022 bei Nord-Ligist BSV Rheden aktiv, Bilanz: 8 Tore und 4 Vorlagen in 14 Partien. Ehemals Nationalspieler seines Landes mit 14 Einsätzen. Linksaußen Patrick Sussek (22/Düsseldorf II) spielte in der Staffel West, ausgebildet beim FC Ingolstadt 04.
Die Sportliche Leitung:
Benjamin Duda (34) hat nach wie vor das Sagen bei der 1. Mannschaft, auch nach der durchwachsenen Bilanz 2021/2022 mit 8 Siegen und 7 Niederlagen. Bislang hat sich das ausgezahlt. Als Co-Trainer fungieren Julian Eckert (21) und Christopher Brauer (34). Der Türke Serkan Mese (50) coacht die Keeper, seit Saisonbeginn ist Benjamin Borth (34) Sportdirektor. Zuvor in anderen Funktionen beim BAK tätig.
Das aktuelle Planjahr:
Der Umbruch ist gelungen, trotz der Abgänge in Abwehr und Angriff. Der BAK ist ganz oben, mit einem soliden Polster von 5 Punkten auf die ersten Verfolger. Überzeugt vor allem mit seiner enormen Abwehrstärke bei erst 3 Gegentoren in 11 Spielen. 9-mal "stand die Null". Ist zu Hause im Gegensatz zum Vorjahr eine Macht mit 5 Siegen in 5 Spielen und 16:1 Toren.
Die ersten 4 Begegnungen ohne Punktverlust und Gegentor. Im "Poststadion" wurden die Aufgaben gegen Aufsteiger Greifswald und Abstiegskandidat Halberstadt (2:0) bewältigt. Beim Vorjahresmeister BFC und in Erfurt standen schwierige Reisen an, ebenfalls mit Siegen. Bei Rot-Weiß erwies man sich als abgezockt, verteidigte das frühe 1:0 sicher. Bei Dynamo wurde der "Big-Point" in der Schlussphase gesetzt.
Der erste Gegentreffer wurde durch Cottbus kassiert, in Minute 63 beim 2:1 und 5. Sieg. Einzig die BSG Chemie Leipzig konnte Flecken auf der Weißen Weste machen. Mehr als der Anschlusstreffer war nicht mehr drin. Der Höhenflug wurde nicht gestoppt, Reaktion das 4:0 gegen Altglienicke und auch Lichtenberg (6:0) wurde in Moabit deklassiert. Das 0:0 am vergangenen Wochenende in Babelsberg hätte als Sieger eher die Rot-Weißen sehen können.
Für den CFC damit der bislang dickste Brocken. Für unseren Gegner stehen ebenfalls anspruchsvolle Spiele ins Haus. Danach geht es nach Jena, dann kommt Lok. Im Landespokal wurde die 3. Hauptrunde mit einem 8:0 bei Landesligist Köpenicker FC abgeschlossen. Nächster Gegner noch offen. Noch dabei der BFC, Viktoria und Altglienicke.
Das Kollektiv:
Im Tor ist wie erwartet Luis Zwick (28) gesetzt, Kevin Plath (19) ist noch ohne Pflichtspiel-Einsatz. Kilian Schubert (20) hingegen durfte 2-mal im Berlin-Pokal ran.
Jannis Lang (20) ist Rechts gesetzt. Shinji Yamada (28), Michael Olczyk (25) sind Backups. Julian Klar (21), der Ex-Magdeburger Tarek Chahed (26), Kwabe Schulz (26) bilden die wichtigsten Größen als Manndecker vor Tim Seifert (20). Normal auch Shawn Kauter (26), noch langzeitverletzt und ohne Einsätze. Auf der linken Seite ist Ben Meyer (23/2) einer der derzeit herausragenden Akteure der Liga mit 7 Vorlagen in Liga und Pokal. Keine Chance für Jannis Kleeberg (20).
Im Mittelfeld sind als "6er" Keanu Schneider (21/2) und Routinier Jürgen Gjasula (36/3) Stammkader, der Albaner zudem Kapitän. Kommt auf 4 Torbeteiligungen. Mit Omar Hajjaj (19) stand einer Jungen schon 3-mal in der Anfangself, keine Rolle spielt Umut Satici (19). Links bekommt der Palästinenser Ahmad Rmieh (19) immer mal Einsätze, U23-Spieler seines Landes.
Für den linken Flügel hat sich ein weiterer Neuzugang empfohlen, Patrick Sussek (22/3) überzeugt mit Torgefahr und wichtigen Treffern wie beim BFC und in Erfurt. Mit 3 Vorlagen gleiche Bilanz wie gegenüber Joel Richter (23). Mit Michael Seaton (24) und Bleron Krasniqi (20) hat der BAK zwei nahezu gleichwertige zentrale Spitzen zur Verfügung, erzielten je 3 Tore. Joel Vieting (20), Jamal Rogero (19/1) und der Türke Tamer Emre Ertürkler (21) haben es hier enorm schwer.
Die 22 Tore verteilen sich auf 10, 5 durften sich 3-mal feiern lassen. Hier wird eine Stärke deutlich, es gibt nicht den Top-Spieler, der überragt. In der Breite sind die Berliner stark und schwer ausrechenbar. In der Offensive konnten die Abgänge kompensiert werden. 28 stehen im Team, das größte Aufgebot der Liga. Nur 5 Mannschaften haben einen jüngeren Schnitt (22,8).
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Shawn Kauter fällt aktuell wegen Armbruch aus, mindestens noch bis Jahresende.
Die Bilanz gegen den Berliner AK 07:
Erst 5 Spiele gab es bislang, von denen die Himmelblauen immerhin 3 gewinnen konnten. 1-mal konnten die Berliner jubeln, am 17.03.2021 beim 2:0. Das letzte Duell konnten der CFC am 05.02.2022 für sich entscheiden, Freiberger und Caciel drehten den Rückstand in Halbzeit 2. 9:6 Tore wurden aus unserer Sicht verbucht.
Prognose:
Man spielt um den Staffelsieg mit, Vorteil ist, dass auch der Ausfall von 2,3 Stammspielern nicht groß einschlagen dürfte. Knackpunkt kann werden, wie die jüngeren Stammspieler ihre Form halten können. Leistungsschwankungen sind hier immer mal mit zu erwarten. Tipp: Platz 1 bis 3.
Das Umfeld:
Man dürfte selber zumindest etwas überrascht sein vom Höhenflug. Nachdem in den Jahren zuvor durchaus offensiv die 3. Liga als Ziel eingeordnet wurde, waren die Ambitionen nach außen diesmal eher vorsichtiger. Vor allem nach dem Verlauf der Vorsaison und enormen Umbruch im Aufgebot. Einen Aufstieg würde man sicherlich nicht ablehnen, zumal die DFB-Auflagen für die dritthöchste Spielklasse etwas gelockert wurden.
Nach den aktuellen und gelockerten DFB-Auflagen betreffs Stadien wäre das "Poststadion" für die 3. Liga wohl diskutabel. Zumindest die Anforderung betreffs Kapazität würde man erfüllen, bei 10.000 Plätzen. Baustelle wären die mindestens ein Drittel überdachte Sitzplätze, derzeit haben da 2.600 dieses Privileg, 2.500 nicht. Knapp drunter damit. Dazu kommt die geforderte Rasenheizung. So oder so müsste man noch Aufgaben erledigen. Ob sich wieder das "Berliner Stadionkarussell" dreht, bleibt abzuwarten. Dürfte auch vom Abschneiden des BFC, der VSG und FC Viktoria abhängen.
Nach dem Weggang von Social Media-Star Nader El-Jindaoui ist es zumindest wieder ein wenig ruhiger geworden. Der Schnitt liegt bei 765, unter dem Liga-Wert von 2.073. Im Vorjahr waren es 1.090, als sogar gegen Gegner wie Altglienicke und TeBe 2.000 anwesend waren, Tasmania über 1.700 mobilisierte. Den größten Andrang gab es gegen den BFC mit 2.426. In dieser Saison war es Cottbus, wo die Ränge von 1.300 bevölkert wurden. 1.092 wollten das Heimspiel gegen Lichtenberg sehen. Am Freitag dürften die reisenden Himmelblauen mit einem ähnlichen Zuspruch rechnen.
