Nachlegen beim Ex-Staffelmitfavoriten …
von Timo Görner
… der wie der CFC diese Saison einen schwierigen Kampf vor sich hat. Für uns spricht neben der guten Leistung gegen Lok die Tatsache, dass wir zuletzt 5-mal gegen den BAK nicht verloren haben und 4 Siege einfahren konnten. Dazu im "Poststadion" zweimal alle Punkte geholt haben. Im letzten Gastspiel an einem Freitagabend.
Die letzte Saison:
Wieder gab es einen Einbruch, diesmal Mitte der Herbstrunde. Ausgerechnet der CFC läutete mit seinem 4:2 am Freitagabend Anfang November 2022 den Niedergang ein. Bis dahin waren die Tabellenführung und 28 Punkte aus 11 Spielen der Lohn für die Leistungen. Nur 1 Spiel war zuvor verloren gegangen. Bemerkenswert die Negativentwicklung mit nur noch 21 Zählern aus 23 Begegnungen und dem Absturz auf Platz 11. Bilanz eines Absteigers.
Bis zur Winterpause kassierten die Moabiter 3 Pleiten in Folge. Die (erneute) Talfahrt spätestens da eingeläutet. Keine Punkte in Jena (0:3) Bitter die 2. Heimpleite in Folge. Lok brachte das Kunststück fertig, in der Nachspielzeit das 0:1 zu drehen. Enttäuschend das frühe Aus im Landespokal bei Berlin-Ligist Sparta Lichtenberg (2:4) im Achtelfinale. Die ja dann auch den BFC (5:1) rauswarfen. Noch war man aber drin im Rennen um Platz 1. 3 Punkte fehlten auf Tabellenführer Erfurt nach 14 Spielen Herbst 2022. Zudem bei 1 Spiel weniger.
Der Start ins Jahr 2023 einigermaßen gelungen. Unbefriedigend das 0:0 bei "Schießbude" TeBe zum Auftakt. Dafür gab es erstmals seit dem 23.10.2022 wieder einen Sieg (2:1), im Derby gegen Viktoria. Letzter Lichtblick. 7 sieglose Begegnungen folgten und das Aus für Cheftrainer Duda. Nur bei Hertha BSC II (2:2) konnte noch 1 Punkt eingefahren werden. Dürftig vor allem die Auftritte in Halberstadt (1:2), gegen Luckenwalde (0:1) – eine von 3 Heimniederlagen ohne Tor. Der Verein zog (spät) die "Reißleine".
Für Duda übernahm Volkan Uluc, erfahrener Coach. Ziel jetzt Stabilisierung um nicht noch in den Abstiegskampf zu rutschen. Nach 24 Spieltagen lebte der BAK längst von der Herbstrunde. Als Tabellenzwölfter lagen zum Glück 13 Punkte auf Abstiegsplatz 16. Immerhin waren es aber noch 10 Spiele. Uluc startete mit weiterer Pleite gegen Chemie (1:2). Es gab aber einen merkbaren Effekt, der BAK gewann noch 5 Spiele, blieb 4-mal ohne Punkte. Sorgte aber für das Desaster gegen Jena (1:8).
Im eigenen Stadion die Rot-Weißen Mittelmaß beim ausgeglichen Saldo von 8-1-8 und 32:35 Toren. Auswärts sah es ähnlich aus. 48:54 Tore waren offensiv der 10. Defensiv 13. Eine wieder enttäuschende Saison nach starkem Start. Dem ein Erdbeben wenige Tage später folgte.
Kommen und Gehen:
Es gab keinen Umbruch, sondern einen kompletten Neuaufbau mit ganz anderen Vorzeichen als in den letzten Jahren. 24 Spieler gingen, 23 kamen. Wer die Lage beim CFC schon als kritisch ansah, beim BAK ging es noch deutlich dramatischer zu.
Linksverteidiger Ben Meyer (24/BFC Dynamo) ging. Rechtsverteidiger Auch Jannis Lang (20/Hansa Rostock II) blieb in der Staffel. Tarek Chahed (27/Magdeburg) - feste Größe als Manndecker kehrte zum FCM zurück. Schaffte den Sprung in die 2. Liga. Gleiche Position Kwabe Schulz (24/Erfurt), der Österreicher Julian Klar (23). Mit "10er" Patrick Sussek (23) ist ein enorm torgefährlichster Akteur weg, an 16 Toren beteiligt. Ging mit Meyer im "Doppelpack". "6er" und Kapitän Jürgen Gjasula (37) verließ den BAK ohne Ziel wie Keanu Schneider (22/4). Der Südkoreaner Rintaro Yajima (30/Altglienicke) verweilt in der Stadt. Rechtsaußen Joel Richter (24/5) wechselte nach Jena. Jamaikas Mittelstürmer Michael Seaton (27/Erfurt) ebenfalls nach Thüringen. Der Kosovare und Offensiv-Allrounder Bleron Krasniqi (21/Schalke 04 II) kehrte zum "Verleiher" zurück.
Bei den Neuverpflichtungen ein ähnliches Bild wie beim CFC, erst spät kamen die Planungen in die Gänge und auch hier diesmal keine bekannteren Namen. Die ersten Trainingseinheiten in der Vorbereitungen wurden von nicht mal einer kompletten Elf absolviert.
3 der Neuen kamen aus der Regionalliga. 7 aus der Oberliga und darunter, 5 aus der U19.
Vor der Saison ging die komplette Abwehr. Als Linksverteidiger schaffte der Palästinenser Ahmad Rmieh (20/TeBe) den Klassenerhalt. Innenverteidiger Cedrik Mvondo (25/AO Agia Napa) kam aus der zweiten Liga Zyperns. Manndecker Panzu Ernesto (24) ist quasi ein "Rückkehrer", der Angolaner spielte Sommer 2022 beim BAK. Hendrik Wurr (27/Phoenix Lübeck) spielte mal in Auerbach. Rechtsverteidiger Marvin Büyüksakarya (28/Wiedenbrück) spielte in der West-Staffel. Kam erst Mitte August zum BAK. Gleiche Position Philipp Höffler (23/Fortuna Köln II).
Im offensiven Mittelfeld ist Irfan Brando (22/Lichtenberg) zu nennen, hatte ja auch beim CFC vorgespielt. Nebenmann Marcel Bremer (24) kam mit ihm im "Doppelpack". Der Ungar Olivér Schindler (23/SV Atlas Delmenhorst) ist zentral flexibel verwendbar wie der Türke Cihan Ucar (29), zuletzt beim CFC Hertha 06 und über 1 Jahr ohne Verein. Der Deutsch-Algerier Moussa Belaid (19) – siehe Schindler, kam aus der eigenen U19 wie Ali Baran Akdag (19).
Im Angriff gab es mit Linksaußen Sarwar Osse (22) quasi den "Königstransfer". Der Syrer mit Erfahrung aus den Regionalliga-Stationen Auerbach und zuletzt Lüneburger SK Hansa in der Nord-Abteilung. Der Benine Ufumwen Osawe (25/Eintracht Trier) spielt auf dem rechten Flügel, bis Januar 2023 in Halberstadt. Gleiche Ausbildung für Antonio Lubaki (19/U19). Als Mittelstürmer wurde der Japaner Kento Teranuma (26/FV Illertissen) aus der Regionalliga Bayern an Land gezogen.
Das mal nur die bislang wichtigsten Neuen. Ersichtlich wird, wie sich die Ansprüche und Bedeutungen der Neuverpflichtungen geändert haben.
Die sportliche Leitung:
Nicht nur bei den Spielern gab es tagelang Unklarheiten, auch war die Trainersuche nicht so einfach. Der gebürtige Berliner Jeffrey Seitz (39) nahm die enorme Herausforderung an. Einziger Verein davor der SC Staaken 1919 in der Oberliga Nordost Nord, als Cheftrainer von 2016 bis April 2023. Co-Trainer wie bereits beim SC Staaken Theodor Mauer (24). Der Türke Serkan Mese (50) hielt als Torwart-Coach die Treue.
Die aktuelle Saison:
Die "Rote Laterne" ist nicht so überraschend im "Poststadion" zu Hause. Der fast komplette Neuaufbau der Mannschaft mit den vielen Abgängen von Stammspielern ohne die Möglichkeiten der letzten Jahre und die schwierige Vorbereitung mit vielen Neuzugängen erst kurz vor dem Start sind die Ursachen.
Aktuell sind die Berliner noch sieglos, konnten 3 Punkte einfahren. Sind nicht abgeschlagen, setzen Achtungszeichen. Zum Auftakt die Klatsche in Luckenwalde (0:6), mit einer kaum eingespielten Mannschaft. Ordentlich das erste Heimspiel gegen "Geheimfavorit" Viktoria (0:0). Chancenlos dann gegen starke Gegnerschaft aus Erfurt und Cottbus – (0:4). Gegen Energie machte man es zu Beginn gut, die Gegentore zum 0:2 brachen das Genick. Im eigenen Stadion sind die Rot-Weißen noch ohne Tor, den einzigen Treffer gab es durch Irfan Brando bei Hansa II (1:1). Am vergangenen Wochenende lieferte die Mannschaft eine solide Vorstellung bei Chemie ab. Hatte zu Beginn mehr vom Spiel und gute Chancen, verteidigte eine Halbzeit in Unterzahl das Remis. Der BAK ist kein "Fallobst", wird nun mit Mut in die Begegnung am Freitag gehen.
Gut lief es im Landespokal mit den Siegen beim Bezirksligisten FSV Fortuna Pankow (3:0) und –mühevoll Kreisligist SpVgg Tiergarten (2:1). Wie beim CFC wird es auch hier diese Saison deutlich schwieriger werden, ohne ein wenig Losglück den Pokal zu holen.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist mit Luis Zwick (29) einer der wenigen "Überlebenden" aus 2022/2023 die etatmäßige Nr. 1 vor Kilian Schubert (21), ebenfalls geblieben. Nr. 3 ist Denizhan Erdogan (19) aus der bekannt guten Nachwuchsabteilung von Hertha 03 Zehlendorf gewechselt.
Die Abwehr wurde wie schon erwähnt fast ganz neu formiert. Als Linksverteidiger hat sich der Palästinenser Ahmad Rmieh (20) etabliert. Mit Erfahrung in der Regionalliga aus der letzten Saison bei TeBe und zuvor BAK. Feste Größen als Innenverteidiger sind Cedrik Mvondo (25) und der Angolaner Panzu Ernesto (24) vor Jonas Waldeck (19) sowie Hendrik Wurr (27) . Rechts vertrauen die Trainer z. Z. auf Marvin Büyüksakarya (28). Philipp Höffler (23) kam über einen Kurzeinsatz nicht hinaus. Eine spezielle Rolle hat Kapitän Shinji Yamada (29). Der Japaner agiert als Rechts – und Linksverteidiger sowie im Rechten Mittelfeld.
Das zentrale defensive Mittelfeld sieht Omar Hajjaj (20), die Türken Umut Satici (20) und Cihan Ucar (29) vorn gegen Olivér Schindler (23). Hajjaj ausgebildet beim 1. FC Union Berlin. Ucar einer der vertragslosen Spieler, die erst kurz vor oder schon nach dem Saisonstart verpflichtet wurden. Offensiv ausgerichtet sind Irfan Brando (22/1), Marcel Bremer (24) und Ali Baran Akdag (19). Brando und Bremer haben hier bessere Karten aus Akdag. Auch aufgrund der Erfahrung in dieser Liga aus der Station Lichtenberg 47.
Als Mittelstürmer verbucht derzeit Jamal Rogero (20) die meisten Einsatzzeiten vor dem zweiten Japaner Kento Teranuma (26). Beide noch ohne Torbeteiligung. Felix Pilger (21) spielt noch keine Rolle. Als Linksaußen sollte der Syrer Sarwar Osse (22) wichtig werden. auf dem rechten Flügel sind der Nigerianer Ufumwen Osawe (25) und der Angolaner Antonio Lubaki (19) zu Hause.
28 stehen im Aufgebot, bemerkenswert nach dem der Kader noch Tage vor dem Start nur aus einer erweiterten Stammelf bestand. Soviel haben ansonsten nur Erfurt, wir und Eilenburg. 22,5 Jahre im Schnitt sind eines der jüngsten Teams. Im Vorjahr lag man noch bei 23,1. Eine Art kleine "Weltauswahl" mit insgesamt 9 Nationen. Deutschland, Italien, Syrien, Angola, Nigeria, Japan, Palästina, Algerien, Türkei sind vertreten.
Vom Marktwert her ging es runter von 10 in 2022/2023 auf 17. Deutlich dramatischer als bei uns.
Krankenlager/Strafbank:
Panzu Ernesto fehlte zuletzt wegen muskulärer Probleme wie auch Umut Satici. Cedrik Mvondo ist nach der Roten Karte in Leipzig am Freitag definitiv gesperrt.
Prognose:
Es wird schwer, den Klassenerhalt zu schaffen. Aber nicht unmöglich wenn die Mannschaft sich schnell zusammenfindet und das vorhandene Potential immer ausschöpft.
Bilanz gegen unseren Gegner:
7 Spiele gab es bislang, der CFC war hier recht erfolgreich mit 5 Siegen – 1 Remis und nur 1 Niederlage im Frühjahr 2018. Die letzten beiden Gastspiele im "Poststadion" wurden gewonnen mit 2:1 und 4:2. Insgesamt 16:8 Tore wurden verbucht.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Der Verein stand nach dem Ende der letzten Spielzeit vor einer Zäsur, die man so vermuten konnte. In der Auswirkung aber für Außenstehende überraschend kam. Präsident Ebubekir Han, Sohn des Ehrenpräsidenten und jahrelangen Mäzens Mehmet Ali Han trat nach 3 Jahren im Amt zum 30.06.2023 zurück. Beschränkt sich auf Sponsoring und Fandasein. Anzunehmen das auch sein Schwerpunkt wie bei seinem alten Herren dem türkischen Zweitligisten Karaman FK gilt. Verbunden waren diese Veränderungen auch mit dem wahrscheinlichen Rückzug anderer Geldgeber. Folge Trainer weg und fast alle Spieler. Wie beim CFC war eine Neuausrichtung mit kleineren Ambitionen notwendig. Klassenerhalt statt 3. Liga.
Die erneute Negativentwicklung im sportlichen Bereich und der Weggang von Social-Media-Star Nader El-Jindaoui hatten letztes Spieljahr die Ränge im "Poststadion" wieder leerer werden lassen. Der Schnitt lag bei 630, veritabler Rückgang zu 1.090 zuvor. Den besten Zuspruch gab es gegen Cottbus (1.300), vor dem Lokalderby gegen Lichtenberg (1.092) und unserem Gastspiel (1.058). Alles in der damals noch erfolgreichen Phase, danach ging es nach unten bis auf 257 gegen Viktoria. Aktuell bewegen sich die Rot-Weißen bei 1.028. Allerdings weil der Auftritt von Hertha BSC II mit 2.079 und Cottbus (1.543) den Wert hoch brachten. Für den Freitag sollte man sich auf 250 bis 300 Fans der Gastgeber einstellen.
Neuverpflichtungen wie in den letzten Jahren sind wie beschrieben kein Thema. Der Verein geht einen ähnlichen Weg wie der CFC. Will Talente aus der U17 und U19 schrittweise an die Erste Mannschaft heranführen. Und auch hier werden die Jungspunde in das kalte Wasser des Abstiegskampfs geworfen. Die U19 verpasste im Vorjahr als Schlusslicht den Klassenerhalt in der Bundesliga Nord/Nordost. In der aktuellen Saison der Regionalliga läuft es zum Start gut, die ersten 3 Begegnungen wurden gewonnen. Zuletzt am vergangenen Wochenende mit 2:1 gegen den CFC. Der Weg des BAK ist steiniger geworden. Ziel für diese Spielzeit kann nur sein, den Absturz in die Oberliga zu verhindern.