Zum Abschluss ein Klassiker gegen frustrierte Erfurter …
von Timo Görner
… die mit dieser Spielzeit nicht zufrieden sein können, wobei sie gut begonnen hatte. Für den CFC geht es darum, sich für die schmerzliche Hinspiel-Klatsche zu revanchieren. Für Spannung ist also gesorgt.
Die aktuelle Saison:
Wird enttäuschend enden, auch wenn viele die Rot-Weißen von vornherein nicht so weit vorne sahen wie im letzten Jahr. Aber Platz 13 in der Liga und das frühe Aus im Pokal waren deutlich unter den Erwartungen. Personelle Probleme durch Verletzungen und Sperren, weniger Erfolg bei den Neuzugängen und Formschwankungen der Leistungsträger die Gründe. Die ersten Spiele verliefen noch erfolgreich. RWE 6-mal ungeschlagen, Tabellenführer mit 14 Punkten. Heimstark mit 3 Siegen gegen Zwickau (4:1), Chemie (4:2) und Hansa II (2:0). Auf Reisen gelangen wichtige Punktgewinne in Cottbus, bei Altglienicke (1:1). Dazu der "Pflichtsieg" beim BAK (4:0).
Knackpunkt die Pleite im "kleinen Derby" gegen Meuselwitz (1:2). Die durchwachsene Bilanz bis zur Winterpause in anschließenden 10 Begegnungen: 2 Siege – 3 Remis – 5 Niederlagen. Die Thüringer schwer ausrechenbar. Gegen den BFC (3:1) und ärgerlicherweise gegen uns im Hinspiel mit starken Leistungen, zumindest gute Ergebnisse in Greifswald, im Derby gegen Jena (1:1). Schwach die Auftritte beim Gastspiel von Hertha BSC II (0:2), in Eilenburg (0:0), Luckenwalde (0:4) und in Rostock (2:3). Zur Winterpause wurde aus Platz 1 der 6. Zur Tabellenspitze 14 Zähler. Den Aufstieg konnte man abhaken. Ebenso den Pokal nach Aus i. E. in Meuselwitz im Achtelfinale.
Für das Frühjahr 2024 galt es den Abstiegskampf zu vermeiden. Im "Worst Case" bei 3 Absteigern aus der 3. Liga wäre es knapp geworden, Platz 15 nur 1 Zähler entfernt. Selbst der 16. nur 2. Logisch bei 15 Punkten aus 15 Duellen. Dabei der Auftakt vielversprechend, Meister Cottbus (2:0) reiste geschlagen ab. Nach 3 Spielen und zweitem Heimsieg gegen Absteiger BAK (1:0) konnte man noch zufrieden sein. Mit desaströsem 0:5 in Zwickau setzte sich die unbefriedigende Entwicklung fort. Auswärts sollte kein weiterer Sieg gelingen. In 6 Gastspielen wurden 4-mal verloren. Auch Pflichtspiel 3 gegen den ZFC brachte nichts (1:4). Das "große Derby" in Jena ging 1:3 verloren wie in Babelsberg. Lichtblicke die Remis bei Viktoria (0:0) und nach 0:2 beim BFC. Der erste Sieg nach 10 sieglosen Partien gegen Luckenwalde (5:2) sollte den Klassenverbleib sichern. Am vergangenen Wochenende setzte es ein deftiges 1:4 gegen Viktoria.
Im eigenen Stadion die Erfurter immerhin siebtbestes Team mit Saldo 8-4-5 und 36:24 Toren. Das große Manko dieser Saison: Auswärts. Nur 2 holten hier weniger mit den Absteigern aus Rostock und Moabit. In 16 Duellen gelang nur 1 Sieg, am 19.08.2023 beim BAK. Dagegen stehen 8 Niederlagen, in 2024 holte der Ex-Drittligist nur 3 Zähler. 51:54 Tore die elftbeste Defensive und siebtbeste Offensive. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison hatte man 25 Punkte mehr und lag auf Rang 2.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab 3 Ab – und Neuzugänge.
Linksverteidiger Sidny Lopes Cabral (21) schaffte den Sprung in die 3. Liga, der Niederländer wechselte zu Viktoria Köln. Empfahl sich mit 4 Vorlagen. Bei den Domstädtern feste Größe. "6er" Samuel Biek (25/Miami FC) zog es in die USA, "Ergänzungsspieler". Kam 2021 aus den Staaten nach Europa. Spielmacher Maximilian Pronichev (26) kehrte nach Cottbus zurück, bereitete 5 Tore vor. Beide Seiten kamen allerdings nicht so richtig miteinander zurecht.
Alle 3 Neuen wurden für die Abwehr verpflichtet. Innenverteidiger Maxime Awoudja (26) seit Sommer 2023 vereinslos, zuvor beim niederländischen Ehrendivisionär Excelsior Rotterdam. Höchste Spielklasse in Deutschland Türkgücü München Liga 3 mit 11 Einsätzen. Ausgebildet beim FC Bayern München. Paul Lehmann (19) verteidigt Links, "Leihgabe" von Dynamo Dresden. Der US-Amerikaner Pablo Santana Soares (22) ist Rechts zu Hause, wechselte erst Januar 2023 von Borussia Mönchengladbach II nach Übersee.
Alle Personalien in der Winterpause.
Für die neue Spielzeit stehen erste Personalien fest. Andy Trübenbach (32/Meuselwitz) kommt für den Angriff. Dafür musste man Erik Weinhauer (23) ausgerechnet nach Jena ziehen lassen. Das Angebot sei besser gewesen, Fingerzeig für die neue Saison?
Die sportliche Leitung:
Fabian Gerber (44) hat nach wie vor das Sagen, das Spiel beim CFC ist sein 102. als Cheftrainer der Rot-Weißen. Als Co-Trainer steht ihm Thomas Kost (55) zur Seite, parallel Coach der U19 in der Regionalliga Nordost. Patrick Ecke (34) kümmert sich um die Torhüter. Der starke Mann der Leitungsebene ist seit mittlerweile knapp 4 Jahren der Geschäftsführer Sport Franz Gerber (70).
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor konnte sich Lukas Schellenberg (23) für die meisten Einsätze empfehlen, seit Spieltag 27 ist Pascal Manitz (19) gesetzt. Ein "Eigengewächs", der mit Beginn 2024/2025 dann auch offiziell aus der U19 in den Profikader wechseln wird. Jean-Marie Plath (21) gilt derzeit als die Nr. 3. Bestritt insgesamt 5 Spiele, u. a. das Hinspiel.
In der Abwehr wird normal mit Viererkette agiert, gelegentlich auch Dreier- oder Fünferkette. Bei den Innenverteidigern konnten sich Kwabe Schulz (25), Lucas Zeller (24) etablieren. Vor Maxime Awoudja (26), Ismael Mansaray (20), Robin Fabinski (20). Die jeweils sporadisch gesetzt waren. Auf der linken Seite fehlt der Eckpfeiler, "Winter-Neuzugang" Pablo Santana Soares (22), aus den USA gekommen, brauchte etwas Anlaufzeit, fiel dann zeitweise verletzt aus. Rechts sieht es ähnlich aus. Hier versuchten sich Paul Lehmann (19), Robbie Felßberg (19), Ben-Luca Moritz (24). Gegen Viktoria hieß die Abwehrformation Lehmann – Zeller – Awoudja – Moritz. Es wurde immer mal gewechselt, viel probiert.
Stammkraft in der Zentrale vor der Abwehr der Kasache Andrey Startsev (29), auch Kapitän. Steht bei 3 Vorlagen. Dazu kommt Til Schwarz (24/2). Der Angolaner Daniel Muteba (24) kann hier beide Ausrichtungen. Für die Unterstützung des Angriffs stehen der erfahrene Caniggia Elva (27/6), Erik Weinhauer (23/4) und der Pole Daniel Krasucki (20). Elva und Weinhauer bieten zusammen 15 Torbeteiligungen. Elva mit 2 Toren im Hinspiel, Staatsbürger St. Lucias mit Pass Kanadas und 105 Spielen in der 3. Liga für Ingolstadt, VfB Stuttgart II und Würzburg.
Herausragend in Team und Liga im Angriff der Jamaikaner Michael Seaton (28/13). Neben Elva "Matchwinner" beim 7:2 mit "Doppelpack". Fiel zuletzt 4-mal aus. Als Mittelstürmer der Albaner Romario Hajrulla (25/6) eine gute Option. Gegen Luckenwalde überragend als "Dreierpacker". Linksaußen Artur Mergel (26) weiter Stammkader vor Romain Gall (29/2) – zweiter US-Amerikaner. Mit 6 Toren + 5 Vorlagen deutlich unter dem Vorjahr: 13 + 12. Der rechte Flügel Problemfall. Malcolm Badu (26/3) traf zuletzt am 31.08.2023, fällt seit Anfang März 2024 aus. Kay Seidemann (24/3) bislang nur Ergänzungsspieler, Eckpfeiler im Vorjahr mit 12 Treffern. Der Kroate Noa-Gabriel Simic (19) "Perspektivspieler". Maxime Langner (19) agiert hinter den Spitzen. Gall, Simic werden den Verein verlassen.
Dennoch ist der Angriff mit Seaton, Mergel, Hajrulla, Seidemann, Badu einer der stärksten der Liga bei zusammen 31 Torerfolgen von 50 insgesamt. Aber eben halt nicht so durchschlagskräftig wie im Jahr davor.
Einkaufsbilanz:
14 Neue waren gekommen, 11 vor der Winterpause.
Von den 14 konnten sich Lucas Zeller (Schweinfurth), Kwabe Schulz und Michael Seaton (BAK), Maximilian Pronichev (SV Horn/Österreich), Malcolm Badu (Cottbus) überwiegend oder fast durchgängig als Stammspieler etablieren. Pronichev ging dann, weil es wohl menschlich nicht so richtig stimmte und die Erwartungen höher waren. Seaton kann als "Volltreffer" angesehen werden. Die anderen kamen meist von der Bank ins Spiel.
Von den Neuzugängen in der Zeit zwischen Herbst– und Frühjahrsrunde konnte sich Paul Lehmann (Dynamo Dresden) am Besten machen. Pablo Santana Soares (Las Vegas Lights FC) kam erst relativ spät in die Anfangsformationen. Maxime Awoudja blieb nach anfänglichen Verletzungsproblemen eher "Mitläufer".
Fazit: im Vergleich zum Vorjahr schlechter.
Krankenlager / Strafbank:
Für Robin Fabinski war die Saison bereits Anfang Oktober 2023 beendet, Kreuzbandriss. Malcolm Badu musste ab März 2024 wegen Herzproblemen passen. Michael Seaton zog sich Mitte April einen Muskelfaserriss zu.
Prognose:
Für diese Saison eher uninteressant, spannend eher, ob es für die neue Saison einen größeren Umbruch gibt, was wohl auch an den Finanzen liegen wird. 14 Verträge laufen aus, 10 enden erst 2025. Bei den 14 sind u. a. Spieler wie Elva, Mergel, Schulz, Seidemann, Hajrulla, Startsev, Badu. Weinhauer ist bereits weg. Ein Aderlass könnte sportlich in ähnliche Richtung gehen wie derzeit.
Bilanz gegen unseren Gegner:
76 Spiele sprechen für einen der Klassiker im Nordosten. Auch, weil beide Vereine fast ständig der gleichen Liga schon in früheren DDR-Zeiten angehört haben.
Seit dem unseligen Hinspiel liegen die Thüringer knapp vorn mit 28 gegen 27 Siege bei 102:99 Toren aus unserer Sicht. In beiden Städten ist die Bilanz deutlich für das Heimteam. Bei uns konnten die Gäste erst 5-mal gewinnen, hier allerdings das letzte Duell am 22.09.2022 klar mit 3:0. Zuvor gelangen uns 2 Erfolge mit 1:0 und 2:0. Sieg Nr. 19 und 20 im eigenen Revier.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Das jahrelange Insolvenzverfahren mit rekordverdächtiger Dauer zumindest bei einem Fussball-Verein konnte erfolgreich beendet werden. Die finanzielle Lage gestaltet sich aber schwierig. Eine bundesweit agierende Bank mit ihrer regionalen Niederlassung in Bad Salzungen stieg zum Saisonende ebenso aus wie der bisherige Haupt- und Trikotsponsor "Deutsche GigaNetz GmbH". Beides, so hört man, für die Verantwortlichen der Chefetage unerwartet. Ersatz muss her, eingebunden in die Suche nach neuen Geldgebern auf diesem Niveau wurde auch Fabian Gerber. Allein die Zusammenarbeit mit der GigaNetz GmbH spülte 100.000 € in den Etat. Offiziell begründet wurde dies seitens des Unternehmens mit der Neuausrichtung der Marketing-Aktivitäten. Die Reaktivierung der II. wurde zumindest für die neue Saison erstmal verworfen, die erforderlichen Mittel konnten letztendlich nicht aufgebracht werden.
Wichtig für die wirtschaftlichen Perspektiven bleiben die Zuschauer. 5.573 Besucher im Schnitt kamen in dieser Spielzeit, Rang 2 hinter Marktführer Cottbus, der zweitligareife 8.213 anbieten kann. Knapp vor Erzrivale Jena bei 5.292. Trotz der schlechteren sportlichen Entwicklung konnte man sogar einen leichten Anstieg zu 5.242 aus 2022/2023 vermelden. "Zahltag" war natürlich gegen den FC Carl Zeiss mit 14.750. Mehr als 7.000 wollten noch die Gastspiele des FSV Zwickau und der BSG Chemie sehen. In der schlechtesten Phase wollten den CFC magere 3.923 bestaunen. Fast so wenig wie gegen Altglienicke und Luckenwalde. Der FC Viktoria zum erfolglosen Schlusspunkt in den Heimspielen mobilisierte dennoch noch mal ordentliche 4.389. Am Sonntag sollte man mit einer soliden dreistelligen Anzahl an Rot-Weißen Gästefans rechnen.