"Immer wieder Sonntags" – das Bezirksderby gegen den FSV Zwickau …
von Timo Görner
… der noch erfolglos durch die neue Saison stolpert. Wie im Vorjahr zu Ostern geht es wieder am Sonntag gegen die Rot-Weißen. Gutes Omen? Für uns spricht zudem die Defensive mit 0 Gegentoren gegen 7 der Zwickauer. Der FSV will sich mit einem Erfolgserlebnis aus dem Negativlauf mit 7 Pflichtspiel-Niederlagen in Folge seit Mitte April 2024 befreien.
Die letzte Saison:
Der Abstieg aus der 3. Liga nach 7 Jahren eine Zäsur für den Traditionsverein an der Mulde. Sportlich wie wirtschaftlich. Ambitionen auf den sofortigen Wiederaufstieg als Ziel verbaten sich. Es galt einen enormen Umbruch im Kader zu stemmen wie den finanziellen Überlebenskampf. Man schleppte Altlasten aus den Drittligazeiten mit, die Existenz war bedroht. Beide Kämpfe wurden letztendlich gewonnen, wobei der wirtschaftliche noch nicht vorbei ist. Fast im Gleichschritt der CFC. Bei uns gab es zwar nicht den fast kompletten Neuaufbau des Kaders, aber es gingen mehrere Leistungsträger. Gründe sind bekannt.
Die Herbstrunde 2023 bis Ende problematisch, der FSV auswärts "gern gesehener Gast". Nach 15 Spieltagen leuchtete die "Rote Laterne" in Zwickau. In 14 Begegnungen konnten die "Schwäne" überschaubar punkten mit 10 Zählern. Alle im eigenen Stadion. 6-mal reiste der Drittligaabsteiger und kam mit leeren Händen zurück. Es begann beim BFC zum Auftakt (0:3), eine von 4 Niederlagen mit 3 und mehr Gegentoren. Wackelig die Abwehr bei Hertha BSC II (3:4), in Erfurt (1:4), Cottbus (1:3). Über Wasser hielten wichtige Heimerfolge gegen Luckenwalde (2:0), Hansa II (3:2). Ordentliche Ergebnisse zudem gegen Greifswald (2:2), den FC Viktoria Berlin (1:1).
Die Wende zum Besseren kurz vor Jahreswechsel. Gegen Lok wurde ein 0:2 gedreht, dritter Heimsieg. Unglücklich das 0:1 in der Nachspielzeit gegen Aufstiegskandidat BFC. In Jena dann ein famoser Auftritt beim 5:2. Erster Dreier auf fremdem Platz im Punktekampf. Beginn einer Serie von 4 Siegen, mit der man sich aus dem Keller spielte. Erfurt wurde zu Hause 5:0 vermöbelt, Hertha BSC II 4:1. In Luckenwalde (1:0) der zweite Auswärtssieg. Am 30. Spieltag war der Klassenerhalt in Sack und Tüten. Erfreuliche Überraschungen gab es bei Altglienicke (3:2), Chemie (2:0). Die beiden "Big-Points" aber in Rostock (1:0), Eilenburg (2:0). So wurde der Klassenverbleib, im Gegensatz zum Herbst 2023, in der Fremde festgezurrt. Ärgerlich nur die Derbypleite.
Wie wir blieben die Rot-Weißen in den letzten 4 Runden sieglos, hier sogar ohne Punkt. Die latente Heimschwäche Frühjahr 2024 blieb. Babelsberg, Jena gewannen in Eckersbach. Auf Reisen lange Gesichter nach Greifswald (2:4), der Reise zu Lok (0:2). Das große Ziel Sachsenpokal-Finale verpasst nach starkem Kampf gegen Dynamo, kurz vor Ende machte die SGD das 2:1. Zu Hause der FSV ausgeglichen: 6-5-6 und 27:24 Toren (12). Im fremden Revier "Sekt oder Selters" bei 6 Siegen und 11 Niederlagen. 50:59 Treffer insgesamt offensiv ordentlich (8.) – defensiv "ausreichend" (13).
Delegierungen für diese Saison:
Es gab diesmal im Vergleich zum Vorjahr nur relativ wenige Veränderungen mit 4 Ab – und 6 Neuzugängen. Dabei sind fast alle Leistungsträger geblieben.
Im Tor blieb alles beim Alten. In der Abwehr beendete Davy Frick (34) seine Laufbahn, nach 13 Jahren beim FSV mit 427 Einsätzen, 48 Toren und 25 Vorlagen. Wechselte in die Geschäftsstelle, absolviert eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Der Innenverteidiger der Einzige, welcher eine wichtige Rolle spielte.
In der Defensive kamen Manndecker Oliver Fobassam (21/Greuther Fürth II) aus der Regionalliga Bayern und für die linke Seite Jonas Dittrich (21/Auerbach) aus der Oberliga. Dittrich wechselte 2022 aus unserer U19 zum VfB, dort feste Größe. Ebenso Fobassam bei den Franken.
Für die "6er" Position vor der Abwehr zog es den Kasachen Andrey Startsev (30/Erfurt) zum FSV, bei Rot-Weiß Kapitän. Offensiv ausgerichtet hingegen Lukas Eixler (20/Meppen), Randolf Riesen (19/CFC U19). Im Sturm verpflichtete man Felix Pilger (22/BAK), Mittelstürmer und Stammkader bei den Moabitern mit 4 Toren und 5 Vorlagen in 24 Spielen.
Die sportliche Leitung:
Rico Schmitt (55) hat weiter das Sagen für die Mannschaft, konnte den Neuaufbau im Vorjahr stemmen. Den vorzeitigen Klassenerhalt erreichen. Das Spiel am Sonntag ein kleines Jubiläum, 40. Spiel als FSV-Coach. Bilanz: 15 Siege, 5 Remis, 19 Niederlagen - 59:63 Tore. Gegen den CFC reichte es aber nicht zum Sieg, bei 3 Remis bei 5 Niederlagen. Co-Trainer nach wie vor Daniel Rupf (38), die Keeper betreut Tom Hornuff (27), bis 2023 in gleicher Funktion bei der U17 des CFC.
Robin Lenk (40) ist Sportdirektor, Jörg Schade (52) Leiter des Spielbetriebs. Mario Kallisch (58) fungiert als Mannschaftsleiter.
Die aktuelle Saison bislang:
Verläuft bislang ernüchternd, vor allem nach der sportlich doch erfolgreichen Frühjahrsrunde 2024 und der schon angesprochenen Tatsache, dass man im Grunde bis auf Frick alle Leistungsträger behalten hat. Baustelle dabei eindeutig die Defensive, schaut man sich die Anzahl der Gegentore an und dabei wie sie zustande kamen.
Die letzten 3 Testspiele ambivalent. In Burghausen wurde ein 1:1 erreicht, bei einem guten Team der Regionalliga Bayern. Ebenso erfreulich das 2:2 im brandenburgischen Peltz gegen Drittligaaufsteiger Energie Cottbus bei 30 °C und nach 0:2. Unzufrieden war man dagegen bei der Generalprobe vor dem Start, Zweitligist Hertha BSC kam nach Zwickau und war natürlich Favorit. Die Art und Weise beim 1:6 gab allerdings zu denken, Bereits nach 34 Minuten stand es 0:4.
Die Premiere denn auch daneben, bei der "kleinen Hertha" Zehlendorf gingen die Zwickauer 0:5 baden. Zur Halbzeit die Begegnung im Grunde vorentschieden, dem 3:0 ließen die Hauptstädter mit Doppelschlag gegen Ende 2 weitere Tore folgen. Ergebnis: wieder die "Rote Laterne". Die auch nach dem Heimauftakt blieb. Trotz Steigerung, die Laune wieder durch Patzer in der Defensive verhagelt. Beim 0:1 per Kopfball stand Torschütze Bastian Strietzel vom GFC im 16er zu frei, dem 0:2 ging ein Ballverlust beim Aufbauspiel voraus. In den zweiten 45 Minuten fehlten dann gegen Ende die klaren Abschlüsse, um ranzukommen. Die Stimmung damit vor dem Sonntag grummelig. Denn aktuell steht man saisonübergreifend bei 6 Niederlagen in Folge.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist weiter Benjamin Leneis (25) die Nr. 1, das zumindest in den ersten beiden Spielen. Lucas Hiemann (25) kann man wohl als Nr. 2 ansehen vor Leon Asseth (19).
Im Vorjahr ging es meist mit Viererkette los, in Berlin und gegen Greifswald wurde mit Dreierkette und 3 Innenverteidigern begonnen. Gegen den Vizemeister begann die Formation Felix Schlüsselburg (23) - Sandro Sengersdorf (25) - Maximilian Somnitz (21). Alle im Vorjahr wenn einsatzfähig auch meist in der Anfangsformation. Schlüsselburg allerdings im defensiven Mittelfeld zu Hause. Denkbar, dass es für Sonntag Änderungen gibt. Vermutlich wird Oliver Fobassam (21) beginnen. Weitere Option Kilian Senkbeil (25), nach dem Debakel in Berlin nicht in der Startelf. In den sozialen Foren wird auch die Rückkehr zur Viererkette gefordert. Rechts können Rene Rüther (23) – Links wiederum Jonas Dittrich (21) und der verletzt ausgefallene Lloyd-Addo Kuffour (22).
Vor der Abwehr sollen Neuzugang Andrey Startsev (30), Philipp Heller (20) und Schlüsselburg agieren. Heller Defensiv-Allrounder, hat im Vorjahr auch mal Rechts verteidigt oder als Manndecker. Fixpunkt hier Mike Könnecke (35), in dieser Saison auch Kapitän. Seit nun schon über 8 Jahren beim FSV, stolze 246 Einsätze stehen in der Bilanz. Über die linke Seite kommt Yannic Voigt (21), einer der wenigen Übriggebliebenen aus der 3. Liga. Für den Sturm sollen Jahn Herrmann (23), Lukas Eixler (20) und Randolf Riesen (19) arbeiten. In den ersten beiden Spielen wurde ein 3-4-1-2 aufgeboten. Startsev und Könnecke vor der Abwehr, Luis Klein (21) Links und der nominelle Verteidiger Rene Rüther (23) auf Rechts. Hinter den beiden Spitzen erhielt Herrmann das Vertrauen.
Im Angriff ist als zentrale Spitze "Lebensversicherung" Marc-Philipp Zimmermann (34) weiter feste Größe. Das letzte Tor liegt allerdings etwas zurück, 20.04.2024 in Eilenburg. Im viertletzten Spiel gegen Jena gab es "Rot" und Sperre von 3 Begegnungen. Die Tendenz ungewöhnlich, saisonübergreifend gelang dem Polizeibeamten in 9 Partien nur dieses Tor. Lucas Albert (24), mit Lucas Will im Vorjahr aus Plauen gekommen, blieb. Gegen Greifswald neben Zimmermann in der Startelf. Bei Zehlendorf wiederum setzte Rico Schmitt auf Felix Pilger (23). Nr. 4 als Mittelstürmer aktuell der Kosovare Veron Dobruna (24). 2023/2024 mit 7 Treffern, 13 Torbeteiligungen insgesamt. Momentan eher ohne Bedeutung. Rechtsaußen Theo Martens (21) hinterließ im Vorjahr ebenfalls einen guten Eindruck, wichtiger Akteur auch für dieses Jahr. Luis Klein (21) wie beschrieben gegen den GFC im linken Mittelfeld.
Der FSV geht mit einem ordentlichen Aufgebot in diese Saison. Für den Angriff auf die Tabellenspitze sind sicherlich andere auserkoren. Abstiegskampf kann aber mit dem Kader nicht akzeptabel sein. Akteure wie Somnitz, Startsev, Könnecke, Martens, Zimmermann, Dobruna, Voigt, Schlüsselburg sind solides Viertligaformat bzw. haben das in der vergangenen Spielzeit bewiesen. 25 Kicker inkl. 3 Keeper stehen im Liga-Mittelfeld, 2 mehr als der CFC. 23,5 Jahre liegen unter dem Unsrigen mit 23,8. Im Vorjahr 23,2.
Krankenlager / Strafbank:
Innenverteidiger Sonny Ziemer (22/Syndesmosebandanriss) fehlt noch bis mindestens Anfang September.
Prognose:
Der FSV sollte den Weg aus dem Tabellenkeller mit diesem Kader eigentlich zeitnah schaffen, am Ende sich zwischen Platz 9 und 11 einordnen. Man sollte die aktuelle Situation aber auch nicht unterschätzen.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Der "Westsachsen-Classico" steht mittlerweile bei 67 Duellen. Die Bilanz spricht deutlich für den CFC bei 32 Siegen gegen 16 Niederlagen und 95:65 Toren.
Auf unseren Plätzen konnten wir 21-mal gewinnen, der FSV 4. Der letzte Sieg der "Schwäne" liegt knapp 29 Jahre zurück mit dem 0:1 in der 2. Bundesliga Dezember 1995 im Sportforum. Danach wurden 7 himmelblaue Siege und 2 Remis verbucht. Dazu konnte im Vorjahr in Eckersbach auch der "Auswärtsfluch" in Zwickau besiegt werden. Eben dort liegen die Rot-Weißen knapp vorn, konnten 12-mal einen Derbysieg feiern. Wir nur 11-mal.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Die wirtschaftliche Lage weiter angespannt, wenn auch nicht so dramatisch wie nach dem Abstieg aus der 3. Liga. Vor einem Jahr lagen die Verbindlichkeiten bei 3 Mio. €. Dieser Betrag konnte auf 1,5 Mio. € reduziert werden, beachtlicher Erfolg angesichts des Verzichts auf das damalige fragwürdige Investoren-Angebot. Erreicht auch durch schmerzhafte Einschnitte. Gläubiger verzichteten teilweise auf Rückzahlungen, auch mittels Umwandlung in Werbe- und Sponsoring-Leistungen. Die Einnahmen dort konnten auch dadurch gesteigert werden, über den vorgenommenen 1,9 Mio. €. Neben der Unterstützung durch die engagierte Fanszene auch durch Einsparungen im Personalbereich wie Halbierung der Zahl von Angestellten in der Geschäftsstelle. Es bleibt wie bei uns viel zu tun, um den Verein wirtschaftlich mittelfristig zu stabilisieren. Noch sind 1,5 Mio. € abzutragen.
Möglich wurde die Rettung wie angesprochen auch durch die Fans. Mit 5.483 im Schnitt konnte der Drittligaabsteiger den drittbesten Zuspruch 2023/2024 erreichen. Vor Jena (5.270) und dem CFC (5.115). Sogar mehr als in der Abstiegssaison der 3. Liga (5.166). Wie beim CFC wurden die Fans mit PR-Aktionen motiviert. Erfolgreich gegen Chemie mit dem besten Besuch. 9.446, knapp an der 10.000 Grenze. Dahinter der Auftritt des Drittligaaufsteigers Cottbus, der 8.697 mobilisierte und das Westsachsen-Derby (7.804). Mehr als ärgerlich angesichts der Finanzen die Verlegung des Sachsenpokal-Halbfinales gegen Dresden auf einen Werktag am Abend. 7.234 kamen, an einem Wochenende hätte man 10.000 begrüßen dürfen. Im Endspiel wäre es dann gegen den Erzfeind aus Aue gegangen.
Hauptsponsor des FSV ist weiterhin ein Metallbau-Unternehmen aus der Stadt, 1991 im benachbarten Hirschfeld gegründet. Mittlerweile nach Wachstum auch weitere Niederlassungen u. a. im Chemnitzer Lutherviertel und in Einsiedel. Neben dem FSV unterstützt man auch den SV Naunhof 1920, Handball-Bundesligist BSV Sachsen Zwickau und Veranstaltungen wie den AMC-Sachsenring und das Mini Bike-Rennen in der Arena-E Mülsen. Ein Automobilbauer aus Mosel ist Premium-Sponsor, neben der städtischen Energieversorgung und einem bekannten Bierbrauer aus dem Vogtland. Kleinere Sponsoren-Beträge sind im "Club Rot-Weiss" möglich. Trotz aller Widrigkeiten ist es nach wie vor möglich, die große Tradition des Zwickauer Fußballs als FSV fortzusetzen und lebendig zu halten.