Ein dickes Brett zum Ostersonntag an der Gellertstraße …
von Timo Görner
… was der CFC zu bohren hat. Mit dem FC Rot-Weiß Erfurt kommt eine Mannschaft zum Feiertag, die zuletzt beeindruckend geliefert hat und ihren Höhenflug unbedingt fortsetzen will. Für unsere Farben muss eine enorme Steigerung zum letzten müden Kick in der Vogtlandmetropole her, um Zählbares zu holen.
Die aktuelle Saison bislang:
Die Thüringer spielen eine starke Serie, haben gute Chancen auf Platz 3. Ein Riesensprung nach vorn gegenüber Rang 13 aus dem Vorjahr. Signifikant die Heimstärke sowie offensive Durchschlagskraft. In den letzten Wochen wurden überzeugende Spiele abgeliefert. Mit den Ergebnissen und Auftritten zählen die Rot-Weißen zu den Mitfavoriten in der kommenden Spielzeit. Dabei lief es im Herbst in den ersten Begegnungen durchwachsen. Nach 7 Spieltagen standen erst 7 Punkte, Tiefpunkt das 0:4 im eigenen Stadion gegen Drittligaabsteiger Halle, 1:5 in Jena und 0:1 in Meuselwitz. Die Stimmung im Umfeld nach der unbefriedigenden Saison 2023/2024 wieder am Kriseln.
Bis zur Winterpause gelang dann die Trendwende. Bis zur Winterpause kamen stolze 26 Punkte aus 12 Begegnungen dazu. Ging es hoch von 13 auf 3. Eingeleitet wurde der Aufschwung mit dem 5:1 gegen Chemie, auswärts folgten 2:1-Siege in Luckenwalde, Plauen, Greifswald, Eilenburg. Solide auch das 0:0 beim übermächtigen Spitzenreiter aus dem Leipziger Südosten. Deutlich das 3:0 gegen Viktoria. Rot-Weiß in dieser Zeit auch ungeschlagen. Der CFC konnte, wenn auch mit etwas Glück, zumindest einen Punkt aus dem "Steigerwaldstadion" entführen. Mit 33 Zählern ging zur Tabellenspitze bei 11 Abstand nicht mehr so viel.
In der Winterpause wurde personell noch mal reagiert. Es begann mit Fehlstart in Halle (0:2). Eine von 2 Niederlagen in 2025 eingedenk 2:3 in Zwickau nach 2:1. Dagegen stehen 6 Siege, darunter der erste Sieg im Derby gegen Erzfeind Jena beim verdienten 3:1 seit September 2017. Solide die Auftritte bei Chemie (3:0), in Babelsberg (2:0). Mit Torhunger gegen den BFC, Hertha BSC II (4:1). Rot-Weiß stabil in der Spitzengruppe. Schon jetzt stehen 14 Punkte mehr als 2023/2024. Zu Hause wurde nur 1-mal verloren. Am 11.08.2024 gegen den HFC. Folgten 8 Siege und 4 Remis bei 31:12 Toren. Die zweitbeste Offensive. Vor Lok (30) und hinter Jena (33). Auf Reisen reicht es zu Rang 5, punktgleich mit uns. Wermutstropfen das Aus im Thüringen-Pokal in Jena (0:1) im Achtelfinale.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
4 Abgänge und 3 Neuzugänge gab es in der Winterpause. 2 wurden verliehen, im Gegenzug gab es 1 Personalie in der Gegenrichtung.
Lucas Zeller (25/Schweinfurth) ging in die Bayern-Staffel, zählte in 10 Spielen zur Anfangself. Hatte Mitte November 2024 Pech mit einer Schulterverletzung. Könnte durch den Wechsel den Aufstieg in die 3. Liga schaffen. Die anderen 3 spielten keine oder keine wichtige Rolle.
In der Abwehr stieß der Este Artur Voilenko (20) zum Team, Innenverteidiger. Zuletzt aktiv in Litauen beim FK Sirijus Klaipeda. Ex-U19 der Balten. Gleiche Position für Gaoussou Dabo (20/1.Hanauer FC 93) aus der Oberliga Hessen. Im Angriff sehen wir 2 für Rechtsaußen mit Tino Kaufmann (20) und Benjika Caciel (23). Kaufmann als "Leihgabe" von Drittligist VfB Stuttgart II. Caciel war nach seinem Wechsel vom CFC nach Würzburg dort nur ½ Jahr, wechselte dann nach Slowenien zu Erstligist NK Olimpija Ljubljana. Dort aber kaum eingesetzt. Für ihn somit eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte.
Die sportliche Leitung:
Cheftrainer Fabian Gerber (45) hat seit Anfang August 2021 das Sagen, gilt nach dem sportlichen Höhenflug der letzten Monate als sicher in seiner Position. Seine Bilanz: 133 Spiele – 72 Siege – 31 Remis – 30 Niederlagen und 308:145 Tore. Als Co-Trainer unterstützt weiter Thomas Kost (55), als Torwart-Coach Patrick Ecke (35). Er auch der Teammanager. Franz Gerber (71) ist der Geschäftsführer Sport und gilt als der Macher im Verein.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist Lorenz Otto (24) die klare Nr. 1, in allen 29 Punktspielen in der Anfangself. Pascal Manitz (20) durfte 1-mal im Landespokal in Rothenstein beim 13:0 ran. Emmanuel Mensah (17) gilt als Nr. 3, kam in der U19-Nachwuchsliga zum Einsatz.
In der Abwehr agiert Rot-Weiß mit der Viererkette. Bei den Innenverteidigern sind Maxime Awoudja (27/2), Robin Fabinski (21/1) vor Gaoussou Dabo (20) die wichtigsten Akteure. Eine weitere Option ist Winter-Neuzugang Artur Voilenko (20). “Eigengewächs“ Luca Florian (19) gilt als Perspektivspieler und ist in der Liga noch ohne Spielpraxis. Als Rechtsverteidiger hat sich Ben-Luca Moritz (25/1) etabliert, kommt auf 4 Torbeteiligungen. Wechselte 2016 aus der CFC U17 zu 1860 München. Danach ging es über Erfurt und Meuselwitz zurück. Alternative hier Robbie Felßberg (21). Auf der linken Abwehrseite gibt es Pablo Santana Soares (23), ausgebildet bei Borussia Mönchengladbach.
Im zentralen defensiven Mittelfeld spielt Jeremiaha Maluze (20/3) eine starke Saison, konnte bereits 7 Tore vorbereiten. Wichtig zudem Kapitän Til Schwarz (25). Benny Boboy (20) hat es schwer, hier an den beiden vorbeizukommen. Für die Offensive können die Trainer auf Marco Wolf (25) bauen. Erzielte 4 Toren und steuerte 5 Vorlagen bei. Müssen derzeit aber auf ihn verzichten. Maxime Langner (20/3) ist zwar meist “Joker“, das aber recht effektiv mit 7 Torbeteiligungen. Dazu kommt der Japaner Hinata Gonda (22).
Im Angriff ist die Breite ein Grund für den Erfolg. Es gibt mehrere, die ordentlich liefern. Hier haben die Thüringer (leider) gegen uns klar die Nase vorn. Herausragend Mittelstürmer Obed Chidindu Ugondu (22), der Nigerianer mit 10 Toren in 24 Einsätzen. In Top-Form mit 6 Treffern in 6 Begegnungen, "Matchwinner" gegen Jena mit "Doppelpack". Auf der Position gibt es auch noch den Türken Ömer Uzun (25/5). Linksaußen besetzen mit ebenfalls guten Leistungen Phillip Aboagye (25/6) und Routinier Andy Trübenbach (33/5). Für Rechtsaußen stehen Benjika Caciel (23/2), Lars Kleiner (20/3), Tino Kaufmann (19). Caciel als Ersatz für den ausfallenden Kleiner, fügte sich sofort sehr gut ein. Alle zusammen kommen auf 31 der 53 Treffer. Der Sturm fraglos stärkster Mannschaftsteil, der auch Ausfälle gut wegstecken kann.
24 stehen im Aufgebot, wie beim CFC. 22,8 Jahre im Schnitt sind einer der jüngsten Kader. Im Vorjahr lag man bei 23,4. Erfreulich, dass mehrere Leistungsträger das beste Fußballalter noch vor sich haben. Caciel, Maluze, Fabinski, Soares sind zu nennen. Weitere "Jungspunde" drängen in die Stammelf mit Langner, Dabo, Voilenko. Einziger Ü30 ist Manuel Trübenbach. Fast schon eine "kleine Weltauswahl". Akteure mit Wurzeln in Estland, Türkei, Togo, Polen, Brasilien, Nigeria, Japan, Ghana.
Einkaufsbilanz bis heute:
Von den Zugängen im Sommer konnten sich Lorenz Otto (SSV Ulm), Jeremiaha Maluze (Mühlheimer FC), Andy Trübenbach (Meuselwitz), Ömer Uzun (RW Ahlen), Phillip Aboagye (SC Wiedenbrück), Obed Chidindu Ugondu (1.FC Rielasingen-Arlen), Marco Wolf (Halle) fast durchgängig oder überwiegend für die Anfangsformationen empfehlen. Ugondu die Überraschung der Liga bei den Neuen, kam schließlich aus der Verbandsliga zwei Ligen tiefer. Dort mit 30 Toren. Auch Aboagye und Uzun konnten die Qualität in der Offensive erhöhen. Ebenso positiv, dass sich mit Maluze ein Neuer aus dem Oberliga-Bereich etabliert hat. Für Hinata Gonda (Uerdingen) begann die Saison gut, dann gab es Verletzungspech.
Von den Winter-Neuzugängen konnte Benjika Caciel in 2025 überzeugen, Gaoussou Dabo ist dran am Stammkader. Auch zuvor Oberliga. Artur Voilenko hat es noch schwer zum Durchbruch. Für Tino Kaufmann stehen fast ausschließlich Kurzeinsätze zu Buche.
Fazit insgesamt: gut agiert. Vor allem Personalien wie Ugondu, Maluze, Aboagye stellen den Verantwortlichen ein gutes Zeugnis aus.
Gewinner der Saison bislang:
Es gibt mehrere. Ugondu kam aus der 6. Liga und wurde zum Topstürmer der Regionalliga. Benjika Caciel gelang eine solide Rückkehr nach Deutschland. Lorenz Otto spielte in Ulm schon vor dem Zweitligaaufstieg keine Rolle, ist, wenn auch in Liga 4, klarer Stammkeeper.
Krankenlager / Strafbank:
Hinata Gonda fehlt wegen einer Knöchel-OP, bereits seit Mitte November 2024. Lars Kleiner hat es noch schlimmer erwischt: Kreuzbandriss und Meniskusriss. Rückkehr vermutlich erst im Spätherbst 2025.
Prognose:
Platz 3 ist machbar, möglicherweise könnte man sogar Halle noch abfangen. Spannend bleibt das kommende Jahr. Alle Leistungsträger dieser Spielzeit haben Vertrag bis 2026, man kann die Mannschaft damit wohl bis auf vielleicht 1,2 Abgänge zusammenhalten. Rot-Weiß Erfurt dürfte ein aussichtsreicher Mitfavorit auf den Staffelsieg 2025/2026 sein.
Bilanz gegen unseren Gegner:
78 Begegnungen machen dieses Duell zu einem der Klassiker im Nordosten. Die Thüringer haben dabei die Nase knapp vorn mit 28 Siegen gegen 27 auf unserer Seite. Auch an Toren ist es eng mit 104:101. In Chemnitz wie in Erfurt neigt sich die Waage klar zugunsten der Gastgeber. 20-mal verließen wir in Karl-Marx-Stadt und Chemnitz den Platz als Sieger, die Erfurter nur nach 5 Partien. Allerdings sind wir seit 2 Begegnungen zu Hause sieglos mit 0:3 – 2:2.
Das Umfeld / Wirtschaft / Stimmung:
Im Vorjahr herrschte nach dem Absturz auf Rang 13 reichlich Unzufriedenheit, stand auch der zuvor erfolgreiche Cheftrainer Fabian Gerber im Zielfeuer von Kritik. Hinzu kamen Abgänge von Leistungsträgern wie Weinhaupt, Seidemann, Mergel, Startsev. Die wirtschaftliche Lage wieder angespannt, Sponsoren wollten sich zurückziehen.
Im Frühjahr 2025 sieht es schon wieder anders aus, der FC Rot-Weiß Erfurt ist wieder die Nr. 1 in Thüringen, daran kann auch das Aus im Achtelfinale des Landespokals sowie das 1:5 in der Liga im Herbst 2024 nichts ändern. Der Umbruch im Kader gelang mit mehreren positiven Überraschungen bei den Neuzugängen. Die Landeshauptstädter begeistern ihre nach wie vor zahlreichen Fans. 6.085 Zuschauer im Schnitt kamen bislang zu den 14 Heimspielen ins "Steigerwaldstadion". Platz 3 in der Zuschauertabelle hinter dem Erzrivalen von den Kernbergen, der es auch durch das neue Stadion auf einen Wert 6.858 brachte. Ein mittlerer Anstieg zu den 5.573 aus dem Vorjahr und auch 5.242 aus 2022/2023. "Zahltag" und "ausverkauft" natürlich zum Classico mit 15.040. Schon deutlich darunter die 9.905 gegen den HFC am 3. Spieltag. Das Hinspiel wollten 7.368 verfolgen, Greifswald am vergangenen Wochenende deren 4.286. Für den Sonntag sollte man mit einer soliden dreistelligen Anzahl an Fans im Gästeblock rechnen, eventuell an die 1.000.
Trotz des guten Abschneidens verzichteten die Erfurter auf die Lizenzierung zur 3. Liga 2025/2026, somit reichten nur Tabellenführer 1. FC Lok, der Hallesche FC und FC Carl Zeiss Jena die Unterlagen ein. Geschäftsführer und Investor Franz Gerber begründete dies mit den geringen Chancen auf den Staffelsieg und den Kosten, die sich, wie man weiß, im fünfstelligen Bereich bewegen. Im Frühjahr 2023 sah das anders aus, wurde die Spielgenehmigung für die Rückkehr in die 3. Liga nach dem Abstieg 2018 beantragt. Damals aber noch mit besseren sportlichen Chancen. Der Aufstieg bleibt aber zumindest mittelfristig das große Ziel. Dazu wäre man lt. Gerber auch wirtschaftlich bereit, dazu kämen die deutlich höheren TV-Gelder und Mehreinnahmen von Sponsoren und Zuschauern. Zum Vergleich, aktuell sind es mickrige 10.000 € in der Regionalliga. In der 3. Liga wären es stattliche 3 Mio. €. Sollte der Sprung nach oben gelingen, läge der Etat bei rund 3 Mio. €. Die Perspektiven für den Ex-"Drittliga-Dino" nach dieser Saison sind gut. Die Mannschaft jedenfalls sollte man zusammenhalten können. Zumindest schaut es beim Blick nach vorn besser aus als beim Erzfeind an der Saale.