Weitermachen, wo man in Meuselwitz aufgehört hat …
von Timo Görner
… muss das Motto für den Freitagabend lauten. Eine sehr gute Leistung wird notwendig sein, um den ambitionierten Gegner aus Berlin ohne Punkte wieder zu verabschieden. Der Gast muss in den kommenden Wochen stabil punkten, um ganz oben dranzubleiben.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Endete insgesamt enttäuschend angesichts der bekannten Ambitionen. Platz 9 bislang schlechteste Bilanz seit 2018/2019. Fast ein Drittel der Spiele (11) verloren. 29 Punkte Rückstand waren es auf den Meister. Der Rückstand verdoppelte sich in der Rückrunde fast noch mal, nach den ersten 17 Spielen waren es 15. Krisenstimmung nach den ersten 5 Begegnungen mit mageren 4 Punkten und Rang 16. 2 Heimniederlagen gab es gegen Lok (0:1) und gegen Hertha BSC II (0:2). In Eilenburg wurde das 2:0 noch verspielt wie die 2 Punkte. Einziger Sieg das 2:1 gegen Absteiger Viktoria.
Vor dem Hinspiel an der Gellertstraße beim schwächelnden CFC die Trendwende gelungen, ging es hoch auf 5. Die VSG 8-mal ungeschlagen, souverän in Sachsen mit 3:0 in Leutzsch und Zwickau. Beendete den Jenaer Turbostart (4:2), gewannen das Lokalderby gegen den BFC 1:0. Bei uns rannte man aber erfolglos dem frühen Rückstand hinterher. Verloren wurde dann auch der Rückrundenauftakt beim Lok (0:2). Der Abstand zu diesen enorm, im Grunde nicht mehr aufzuholen mit 19 Punkten. Zumal man noch 6 weitere Mannschaften vor sich hatte.
In den 16 Begegnungen Frühjahr 2025 lief es nicht so gut, um sich nach vorn zu schieben. Tabellarisch ging es leicht abwärts, mitentscheidend die Sieglosserie zu Beginn. Einschließlich des letzten Spiels 2024 endete es 7-mal ohne vollen Erfolg. Mager die Ausbeute gegen Luckenwalde (0:0), Babelsberg (1:1). Auch das Remis bei Viktoria unbefriedigend. Die restliche Saison nach dem Lichtblick gegen Eilenburg (3:1) wechselhaft. Lange Gesichter nach 0:1 in Meuselwitz, 0:3 beim BFC. Ebenso mau die Vorstellung im Rückspiel gegen uns. Gut und erfolgreich beim 3:1 gegen Zwickau, 3:0 in Plauen.
Der Gewinn des Landespokals war das zweite Ziel, verpasst nach dem 2:3 im Halbfinale beim BFC Dynamo in einem hitzigen Spiel. Heim– wie auswärts die VSG Mittelfeld der Tabelle als 9. und 10. 42:35 Tore war offensiv für höhere Ansprüche zu wenig (12.), defensiv erheblich besser (5.).
Delegierungen für diese Saison:
Es gab nicht zum ersten Mal einen straffen Umbruch mit 18 Ab – und 16 Neuzugängen.
Innenverteidiger Tobias Gunte (26/BFC Dynamo) blieb in Liga und Stadt. Defensiv-Allrounder Robert Deziel Jr. (20/Bayern München II) war "Leihgabe", der US-Amerikaner musste zurück. "8er" Arnel Kujovic (23/FC Schaffhausen) ging in die Schweiz, der Montenegriner spielt dort 3. Liga. Eren Öztürk (21), großes Talent und zentral offensiv zu Hause, ebenfalls "Leihgabe", kehrte zum KSC zurück und wechselte dann zu Lok. Referenz: 8 Torbeteiligungen. Im Angriff gab es "Tabula rasa", verließen gleich 7 die VSG. Dabei kein Eckpfeiler. Hier wurde im Grunde fast komplett neu aufgestellt. Die weiteren Aktiven spielten keine oder keine wichtige Rolle.
Im Tor wurden Luis Klatte (25/Hamburger SV II) und Malik Liao (19/BFC Dynamo U19) vermeldet. Klatte ausgebildet bei Hertha BSC. Später ging es nach Rostock und Babelsberg.
In der Abwehr konnte mit Damian Roßbach (32/Rostock) ein Routinier aus Liga 3 geholt werden, bis Mitte Oktober Stammkraft und zeitweise Kapitän. Dann nur noch sporadisch am Ball. 83 Einsätze in der 2. Bundesliga für die Ostseestädter, 53 für Sandhausen, 23 mit Karlsruhe. Zweiter Innenverteidiger David Kébé (22/Emden) aus der Nord-Staffel. Nico Lübke (24/Lotte) auf Links spielte in West, neben Noah Kardam (20/Hertha BSC II) vom Nachbarn. Lübke bei den SF meist gesetzt.
Im Mittelfeld stießen als "6er" Biyan Kizildemir (21/Hertha BSC II), Tim Rieder (32) zum Kader. Rieder zuvor in Griechenland bei Zweitligist PAS Giannina. Mit bewegter Vergangenheit. Stationen u. a. 1860 München, Kaiserslautern, Augsburg, Darmstadt. 142-mal 3. Liga für den FCK, 1860, Türkgücü München. Dazu 15-mal 2. Bundesliga bei den Südhessen und 5-mal 1. Bundesliga beim FCA. Mohamed Sydney Sylla (28/Viktoria Berlin) aus Burkina Faso ist "8er". Zwei junge Akteure sind offensiv am Start, Jonas Hartl (20/Zehlendorf) und David Billand (18/U19). Louis Wagner (23) auf Links kam mit Hartl.
Im Angriff gelang mit der Verpflichtung von Jonas Nietfeld (31/Halle) zweifellos ein "Coup". Beim HFC die umstrittene Aussortierung, bringt viel Erfahrung aus der 2. in Regensburg und vor allem 3. Liga mit. In 6 Jahren bei den Hallensern 198 Spiele. Hat sich bislang als "Volltreffer" erwiesen. Zweite Spitze in der Mitte der Kosovare Elidon Qenaj (27), bis Ende 2023/2024 in Heidenheim. Beim FCH kaum eingesetzt. Er kam erst Anfang Oktober. Jonas Saliger (21/1. FC Köln II) ist Linksaußen, Rechtsaußen Dominik Schickersinsky (20/Hertha BSC II) folgte Kardam und Kizildemir.
Die sportliche Leitung:
Ersan Parlatan (48) übernahm zu Saisonbeginn. Zuvor tätig in seiner Heimat bei Drittligist Altinordu FK. Letzte Station in Deutschland der Wuppertaler SV von Dezember 2023 bis Ende 2023/2024. Als Spieler aktiv bis Juli 2008 bei der TSG Neustrelitz. Als Co-Trainer unterstützen Ercan Aydinoglu (47) und Dan Twardzik (34). Oliver Hähnke (61) und Udo Gans (53) trainieren die Torhüter. Für Letzteren eine Reise in die alte Heimat, gebürtiger Karl-Marx-Städter.
Ex-Bundesligakicker Torsten Mattuschka (45) und Michael Steiner (53) fungieren als Sportlicher Leiter. Marco Schröder (52) ist im Gesamtverein der Leiter der Fußball-Abteilung.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang:
Läuft so, aber Platz 1 und damit Relegation zur 3. Liga ist wohl zumindest aktuell in weiter Ferne. Neben der erneuten beeindruckenden Konstanz des 1. FC Lok als Titelverteidiger sind es auch eigene Patzer, welche den Rückstand relativ deutlich anwachsen ließen. Das 1:2 am vergangenen Wochenende gegen den lange sieglosen Greifswalder FC war ein herber Rückschlag. Es bleibt die Frage, wie man dies im Hinblick auf den Freitagabend verarbeitet hat. Der Druck ist immens, man muss unbedingt punkten.
Der Start gelungen, Vorjahresaufsteiger Zehlendorf 2:0 bezwungen. Gleich das erste Gastspiel eine schwere Aufgabe, Lok der "Angstgegner" beim 0:1. Das zweite Duell gegen einen der Mitfavoriten schon besser, "Lieblingsgegner" Jena wurde 2:1 geschlagen. Auch in Eilenburg war man diesmal erfolgreicher, konnte das 2:0 diesmal verteidigen. 9 Punkte aus 4 Spielen waren in Ordnung. Rang 1 nur 3 entfernt. Das dritte Spitzenduell sah dann Erfurt als Sieger, die Rot-Weißen nahmen beim 3:1 die Punkte aus Fürstenwalde mit.
Dass es eben bislang nicht reichte, um ganz oben anzukommen, war neben diesen durchaus möglichen Niederlagen wie erwähnt Stolperern "zu verdanken". In Spielen, in denen die Blau-Weißen als Favorit antraten. Das 0:3 in Leutzsch ebenso unter den Möglichkeiten und Erwartungen wie die Pleite am letzten Wochenende. Dafür souverän Siege gegen Zwickau (3:0), in Luckenwalde (3:1). Auch das 1:0 beim starken FCM II waren einer Spitzenmannschaft würdig. Gut die Moral zudem beim 1:1 gegen Halle mit Ausgleich kurz vor Ende. Für den Gegner wiederum eine kalte Dusche.
Als Heimteam die Südost-Berliner gut im Rennen, nur 4 besser. Auch der CFC, punkt – und torgleich mit 14 Zählern. Allerdings haben wir den besseren Punkteschnitt, da 1 Spiel weniger. Auch auf Reisen reicht es zum 5. Bei 8:6 Treffern in 6 Spielen. 19:13 Tore stellen die (nur) neuntbeste Offensive – trotz Jonas Nietfeld, wie drittbeste Defensive. Im Landespokal die Blau-Weißen 3-mal am Ball, Auftakt 11:1 in Runde 1 bei Bezirksligist SV Adler Berlin. Am 15.11.2025 geht es im Achtelfinale zu Pfeffersport. Ein Verein aus Pankow-Süd, der sich der Inklusion verschrieben hat und in der Landesliga am Start ist. Gespielt wird dann auf der Anlage des SC Empor Berlin an der Cantianstraße. Dem einen oder anderen noch ein Begriff aus DDR-Oberliga-Zeiten.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor hat sich Neuzugang Luis Klatte (25) etabliert, der Luis Zwick (31) verdrängt hat. Der zumindest im Berlin-Pokal ran durfte. Malik Liao (19) gilt als die Nr. 3.
In der Abwehr spielt die VSG konstant Viererkette. Als Innenverteidiger ist Patrick Kapp (28) der Fixpunkt, mit 3 Torvorlagen. Zweite Stammkraft David Kébé (22), gegen Greifswald stand dazu Damian Roßbach (32) in der Startelf. Erzielte den Führungstreffer zum 1:0. Ben Wagner (21) spielt noch keine Rolle. Nico Lübke (24) agiert Links, Noah Kardam (20) kommt klar dahinter. Der eigentlich etatmäßige Rechtsverteidiger ist Ogulcan Tezel (28), aktuell aber verletzt. Dazu der Syrer Syaband Ali (18), aber noch ohne Einsatz. So wurden hier zuletzt Paul Manske (24) oder einer der Manndecker aufgeboten.
Im Mittelfeld gibt es mal die Doppel-6 oder das offensivere 4-3-3. Zentral vor der Abwehr ist Tim Rieder (32) wichtigster Akteur. Biyan Kizildemir (21) pendelt zwischen Ersatzbank und Startelf. Philip Türpitz (34) ist der "8er", Kapitän der Mannschaft. Seit fast 3 Jahren im Verein mit 82 Einsätzen. Immer mal Ausfall wegen Verletzung, wie im Vorjahr Ende August bis Anfang Dezember 2024. Diese Spielzeit noch ohne Tor und Vorlage. Erfolgreicher Mohamed Sydney Sylla (25/3), der Nationalspieler Burkina Fasos an 5 Treffern beteiligt. Paul Manske ist Rechts, Louis Wagner (23) Links ansässig. Jonas Hartl (20) kam als zentraler Offensiver gut in die Saison, dann verletzt. David Billand (18) gilt als "Perspektivkader".
Herausragend in der Liga in der Sturmmitte Jonas Nietfeld (31/10). An 13 der 19 Treffer beteiligt. Beim 3:1 in Luckenwalde, 3:0 gegen Zwickau mit "Doppelpack". Nur in 6 der 14 Spiele bislang ohne Torerfolg. Oder anders, trifft er mal nicht, verliert man auch wie gegen den GFC. Alternativen auf der Position sind Johannes Manske (25), Anthony Roczen (26), Elidon Qenaj (22). Die allerdings eben momentan kein entsprechender Ersatz wären, wenn Nietfeld ausfallen sollte. Jonas Saliger (21/1) wirbelt Links, Dominik Schickersinsky (21) auf Rechts mit 2 Vorlagen.
Die 19 erzielten Tore verteilen sich auf 8 Spieler. 10 davon bei Jonas Nietfeld, was eine gewisse Gefahr der Abhängigkeit birgt. Bei uns sieht das breiter aus, zwar nur 7 Torschützen. Aber allein 4 aus dem nominellen Angriff haben da getroffen. Die Statistik hat sich auch nach Meuselwitz so nicht verändert.
26 Spieler inkl. 3 Keeper sind Liga-Mittelwert. 24,8 Jahre im Schnitt knapp unter dem Unsrigen mit 25. Der Kader hat auch diesmal eine sehr gute Qualität mit Türpitz, Nietfeld, Roßbach, Tezel, Rieder. Alles erfahrene Akteure, die schon höherklassig gespielt haben.
Krankenlager / Strafbank:
Rechtsverteidiger Ogulcan Tezel (28) fehlt verletzungsbedingt seit Mitte September. Jonas Hartl (20) muss seit Ende August zuschauen.
Prognose:
Es wird schwer werden, noch mal ganz oben anzugreifen. Dazu ist Lok zu stabil, zumindest in den letzten 1 ½ Jahren. Am Ende sollte es wohl Rang 5-7 werden.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Die VSG war mal "Angstgegner", die letzten Spiele verliefen positiv. 3 Siege stehen zu Buche gegen 5 Niederlagen. 3-mail teilten wir die Punkte. An der Gellertstraße war das wichtige 1:0 am 01.11.2024 der erste Heimsieg nach 1 Remis und 3 Niederlagen mit 0:2, 0:1, 1:3 (in Folge). In der Hauptstadt sah es besser aus: 2 Siege, Remis und verlorene Spiele. Im Vorjahr konnten wir auch das Rückspiel gewinnen, 2:0 an dritter Spielstätte nach "Jahn-Sportpark" Prenzlauer Berg, dem Amateur-Stadion von Hertha BSC in Charlottenburg, dem "Zschoschke" in Lichtenberg. Nun geht es im Rückspiel 2026 nach Fürstenwalde. 15:20 Tore wurden verbucht.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Wie im letzten Teil erwähnt, tritt der CFC im Frühjahr als Gast der Südost-Berliner am mittlerweile 4. Ort an. Die Problematik der Gastgeber ist bekannt. Die Herrichtung der eigentlichen Heimstätte kommt seit Jahren nicht voran. So muss man zwangsläufig mit dem Ruf eines "Stadion-Wanderers" leben. So spielte die Mannschaft mal im "Jahn-Sportpark", dann im "Stadion am Wurfplatz" zu Füßen des Olympiastadions, in Lichtenberg auf der Anlage des Ex-Regionalligisten SV 47 und nun führt die Reise nach Fürstenwalde an die Hangelsberger Str. in die Arena des FSV Union Fürstenwalde. Der mittlerweile in den Niederungen der sechstklassigen Brandenburg-Liga gelandet ist. So kommen die einheimischen Fußballfreunde unverhofft in den Genuss, Regionalliga-Fußball zu sehen. Für die VSG zu jedem Spiel als Heimteam eine Entfernung von rund 50 km. Zumindest lässt sich die kleine Fanszene davon nicht abhalten, am Freitag hingegen dürfte der Gästeblock verwaist bleiben.
Aktuell liegt der Schnitt bei 803, Platz 13 in der Zuschauertabelle. Im Vorjahr waren es 599 und die "Rote Laterne". In 3 Spielen wurde es vierstellig, vorn der HFC (1.265). Weit darunter der CFC bei überschaubaren 336. In dieser Saison stellt der BFC Dynamo bislang den Rekordwert, der 1.170 mobilisierte. Den Halleschen FC wollten zuletzt 914 bestaunen. Tiefpunkt Meuselwitz mit etwas mehr als 300. Das "Karl-Friedrich-Friesen-Stadion" ist offiziell für immerhin 8.000 zugelassen, fast ausschließlich Stehplätze von 7.500. Diese Notlösung funktioniert bislang ganz gut, auch wenn wirtschaftlich durch Miete, Fahrtkosten aufgrund quasi 34 Auswärtsspielen nicht ganz einfach. Die Turbulenzen nach dem Insolvenzantrag gegen die "VSG Altglienicke Berlin Fußball GmbH" November 2024, eingereicht durch eine Krankenkasse, scheinen kein Thema mehr zu sein. Die Hintergründe blieben im Unklaren, ob einfach organisatorische Fehler oder echte finanzielle Probleme. 5 Unternehmen gelten als Hauptsponsoren, aber wirtschaftlich an sich bilden die beiden bekannten Investoren das Rückgrat.