Daniel Frahn - Himmelblaue Zeitgeschichte in vier Jahren!
11.02.2020, 10:05 Uhr | 10011 Aufrufe
Daniel Frahn - mehr als skeptisch beäugt trat der ehemalige Kapitän der "Roten Bullen" im Januar 2016 seinen Dienst beim CFC an. Vier Jahre später war Frahn mit dem CFC ab- und wieder aufgestiegen, hatte die Torjägerkrone geholt und sich mit seiner ehrlichen und authentischen Art in die Herzen der Fans gespielt. Im August 2019 gab's bekanntlich den großen Knall und Rausschmiss des Kapitäns, man traf sich vor Gericht und im Januar 2020 wurde sein Vertrag aufgelöst. Bei aller, teils auch berechtigter, Kritik an Daniel Frahn sollte man auch die Verdienste des 32jährigen im himmelblauen Trikot nicht vergessen und so wollen wir auf die vier Jahre von Daniel Frahn beim CFC zurückblicken.
Am 5. Januar 2016 rieben sich die himmelblauen Fans verwundert die Augen. Der ehemalige Kapitän des Leipziger Getränkeladens mit angeschlossener Fußballabteilung, damals bereits in Diensten des 1. FC Heidenheim -
Daniel Frahn - trug ab sofort das Trikot des Chemnitzer FC! Der damalige Sportdirektor Stephan Beutel hatte sich mit dem 28-Jährigen auf dem Leipziger Flughafen getroffen und im Beisein seines Beraters auf einen Vertrag bis Juni 2019 geeinigt, bevor Rostock oder Kiel zuschlagen konnten. Frahns Einstand verlief allerdings ohne Fortune, in Kiel wurde haushoch verloren (
2:5) und gegen Magdeburg (
0:0) zeigte ihm Schieri Willenborg nach einer Rudelbildung die rote Karte - zwei Spiele Sperre! Dafür gab es aber im ersten Spiel nach dem Absitzen der Sperre den ersten Treffer - Frahn traf in Münster zur 1:0-Führung. Die half aber nix, denn der Club verlor kläglich
3:1 und
Karsten Heine musste seinen Hut nehmen. Sven Köhler übernahm und unter ihm kam auch Frahn in Tritt, bis Saisonende kam er in 15 Spielen auf 8 Treffer. Maß aller Dinge blieb natürlich Anton Fink (15 Tore), der zu Recht von den Fans als "Fußballgott" gefeiert wurde.
Fink & Frahn! Mit diesen beiden Super-Knipsern ging der Club unter
Sven Köhler in die Saison 2016-17, und bei der üblichen Umfrage vor der Saison tippten viele Drittligatrainer auf den Aufstieg der Himmelblauen in die 2. Liga. Frahn wurde auf Anhieb in den Mannschaftsrat gewählt. Im großen
Fanpage-Interview begründete Frahn seine Art, Fußball zu spielen, so: "
Für mich ist wichtig, auf dem Platz alles zu geben und so lange die Füße einen tragen und das Herz noch schlägt, kann man immer rennen. Da gibt's kein Limit. Im Stadion springt ein Funke bei mir über, der mich einfach antreibt und so lange ich nicht umfalle, renne ich weiter. Nur deshalb ist das so." Leider kam die himmelblaue Truppe nie richtig in Fahrt, lediglich am 14. und 16. Spieltag lag man auf dem Relegationsplatz. Erschwert wurde die Saison durch das Eingeständnis von
Dr. Hänel im
November 2016, dass der Verein am finanziellen Abgrund taumelt. Am Ende kam der CFC auf dem 8. Tabellenplatz ein, Fink hatte 12x, Frahn 9x getroffen. Durch seine Art, jeden Weg zu gehen und jeden Zweikampf anzunehmen, hatte er sich in diesem Spieljahr in die Herzen der Fans gespielt. Im Pokalfinale sorgte er mit einem
Doppelpack in Probstheida für Ruhe auf den dortigen Rängen und für den 9. Sachsenpokalsieg des CFC.
Im Sommer 2017 wurde Fu-Ba-Go Fink nach Karlsruhe verabschiedet, Frahn bekam als Sturmpartner Myroslav Slavov an die Seite. Der CFC betrieb unter Sportdirektor
Steffen Ziffert den Neuaufbau einer Mannschaft um die Routiniers Julius Reinhardt,
Marc Endres, Dennis Grote und "Frahner". Alle vier Spieler wurden in den Mannschaftsrat gewählt. Als Coach wurde
Horst Steffen vorgestellt. Und in der Südkurve tat sich etwas Erstaunliches - sie hatte nach Anton Fink einen neuen Helden gefunden. Erst waren es nur leise, wenige Stimmen, aber der Ruf setzte sich immer mehr durch: Nach dem Name Frahn folgte ein "Fußballgott"! Der Babelsberger knipste 13x mal und holte sich zum ersten Mal die CFC-Torjägerkrone (Slavov: 12 Tore). Und auch Rot war wieder im Spiel - beim
Abstiegsgipfel in Lotte äußerte Frahn gegenüber dem miserablen Schieri Kempkes die Worte "
Das ist Betrug, was Du hier machst!", flog vom Platz und musste drei Spiele pausieren. Aber es sollte noch dicker kommen, denn der Club stellte im
April 2018 einen Insolvenzantrag und stieg in die Regionalliga ab.
Das Team flog komplett auseinander und die spannende Frage unter dem neuen Sportdirektor
Thomas Sobotzik und Chefcoach
David Bergner (seit der Winterpause 2017-18) war: Wer würde mit in die vierte Liga gehen? Dennis Grote! Und Daniel Frahn! Der Stürmer im Interview: "
Ich habe auf mein Herz gehört. Ich will, zusammen mit der Mannschaft, den CFC wieder in die richtige Bahn bringen. Ich freue mich riesig auf die neuen Saison und bin froh weiter hier in Chemnitz zu sein. Auch die Fans haben mit ihrer positiven Rolle, die sie in der abgelaufenen Saison gespielt haben, zu dieser Entscheidung beigetragen." Und der Goalgetter knipste am laufenden Band: 24 Buden in 32 Spielen! Er und Dejan Bozic (21 Tore) schossen den CFC zurück in die 3. Liga! Unvergessen blieb dabei sein Auftritt im
Pokalduell beim FC Lößnitz, als er nach seiner Einwechslung unter dem Gepöbel der unblauen Einheimischen mit einem Doppelpack für den Endstand sorgte und sich bei den geifernden Bergtrollen gestenreich vor deren Zaun "bedankte". Frahn nach dem Spiel: "
Ich bin ja nicht nur Spieler, sondern auch Fan des CFC!" Daniel Frahn war am Ende der beste Torschütze der Regionalliga und belegte bei der Wahl zum
Spieler der Saison den zweiten Platz hinter Dennis Grote.
Aber die Saison 2018-19 brachte neben dem Aufstieg auch politisch-medialen Ärger für den Stürmer. Als im März 2019 die bekannte Szene-Größe T. Haller verstarb, gab es in der Südkurve beim
Heimspiel gegen Altglienicke eine Trauer-Choreo zu sehen. Und als Frahn in diesem Spiel das Tor zum 3:2 erzielte, hielt er ein Shirt mit der Aufschrift "support your local hools" in Richtung Südkurve nach oben, da unter diesem Motto Geld für T. Haller gesammelt worden war. Ein Fehler, der schon kurz danach vom Verein intern bestraft wurde - mit einer
Geldstrafe. Aber damit nicht genug, denn der NOFV verhängte eine einstweilige
Verfügung (Spielsperre). Ein paar Tage später folgte das endgültige Urteil: Vier Spiele Sperre für das Hochhalten des Shirts, davon zwei ausgesetzt zur Bewährung. Seit diesem Zeitpunkt stand der Stürmer unter Beobachtung, da ihm durch diese Aktion Kontakte zur rechten Chemnitzer Szene nachgesagt wurden.
Der Club stieg trotz laufender Insolvenz auf und bekam durch die Ausgründung der Fußball GmbH auch die Lizenz für die 3. Liga. Frahn wurde diesmal nicht nur in den Mannschaftsrat gewählt, sondern bekam die
Kapitänsbinde für die Saison 2019-20. Cheftrainer Bergner dazu: "
Das ist keine Überraschung und die logische Schlussfolgerung aus dem Aufstiegsjahr. Daniel hat eine hohe Akzeptanz in der Mannschaft." Nach dem ersten Spiel musste Frahn wegen muskulärer Probleme pausieren. Er fuhr privat zum Auswärtsspiel nach Halle und wurde dabei von den im Mannschaftsbus sitzenden
David Bergner gesehen, wie dieser im Berliner Tagesspiegel (2.2.20) erzählt: "Ich habe gedacht, er ist mit seiner Familie unterwegs, und habe mich gefreut." Aber Frahn stand im Block zwischen den CFC-Fans. Noch dazu wohl neben den führenden Köpfen der als rechtsextrem eingestuften Gruppierung "Kaotic". Der CFC handelte und suspendierte zwei Tage später seinen Spieler. Die
Presseerklärung schließt mit den markigen Worten von
Romy Polster (damals Sprecherin der Gesellschafter, jetzt Vorstand des e.V.): "
Daniel Frahn, für Sie ist beim Chemnitzer FC kein Platz mehr."
Für die übergroße Mehrheit der CFC-Fans ist diese Suspendierung ein völliger Schock. Zum
Pokal-Heimspiel gegen den Hamburger SV lassen die Fans die Club-Führung dies auch deutlich wissen: Beim Vorlesen der
Aufstellung von Stadionsprecherin Huhn wird jeder angesagte Spieler-Vorname mit einem schmetternden "Frahn" vollendet und in der
Südkurve ein riesiges Zettelmeer mit Frahns Trikot-Nr. 11 gezeigt. Ende August meldet sich der Stürmer mit einer eigenen
Erklärung zu Wort und kündigt an, den Rechtsweg zu bestreiten. Genau auf diesem Weg bekommt er
Anfang Dezember vor dem Chemnitzer Arbeitsgericht recht, woraus sich eine merkwürdige
Posse um einen Anruf von Cheftrainer
Patrick Glöckner entwickelt. Aber die himmelblaue Tür bleibt zu und der CFC kündigt an, in Berufung zu gehen. Insolvenzverwalter
Klaus Siemon tobt im fernen Düsseldorf: "
Das Urteil ist ein Skandal. Wer öffentlich seine rechtsradikale Gesinnung zur Schau stellt, kann doch nicht so einfach wieder in die Mannschaft integriert werden." Ende Januar gibt es den letzten Akt im Drama - Daniel Frahn und der CFC einigen sich auf eine
Vertragsauflösung, die der Club mit einem lapidaren Dreizeiler bestätigt. Daniel Frahn wechselte unmittelbar danach zu seinem Heimatverein, dem SV Babelsberg 03, in die Regionalliga. Dort will man dem 32jährigen "eine neue Chance" geben.
Daniel Frahn, wir sagen dir für diese vier Jahre in unserem himmelblauen Trikot ganz herzlichen Dank und wünschen dir für deine sportliche und private Zukunft alles erdenklich Gute!
Daniel Frahns sportliche Bilanz beim CFC:
115 Punktspiele, 54 Treffer
11 Spiele im Sachsenpokal, 11 Treffer
1 Spiel im DFB-Pokal, ohne Treffer