Wieder ein Schicksalsspiel gegen Dortmunds Amateure...
von Timo Görner
...denn am letzten Spieltag der vergangenen Saison wurde erst mit dem 2:0 im Stadion "Rote Erde" der Abstieg verhindert. Diesmal sieht die Lage für den CFC noch schwieriger aus. Und die bisherigen 2 Heimspiele gegen BVB-Amateure sorgen nicht gerade für Optimismus (2:3, 0:2).
Die Saison 2004/2005 für die BVB U23 bislang:
Wie 3 Spiele vor Saisonende standen die Dortmunder bislang nie auf einem Abstiegsplatz, sie stecken mittlerweile aber mitten drin im Kampf um die Klasse. Ausschlaggebend dafür ist u. a. die Tatsache, dass man zu Hause nur eine ausgeglichene Bilanz vorweisen kann. Es wurde 6x gesiegt, 6x verloren und 4x Remis gespielt. In dieser Saison schlägt das Pendel zwischen Heim- und Auswärtsstärke aber relativ deutlich zugunsten der ersten Seite aus. 22 Zähler aus 16 Begegnungen reichen da nur für einen Platz im untersten Drittel der Staffel. Weniger Punkte holten auf heimischen Rasen mit den Reserveteams aus Wolfsburg, Bielefeld, Bremen sowie Schlusslicht Union nur 4 Mannschaften.
Auf Reisen sieht die Ausbeute "optisch" besser aus. Man freut sich über insgesamt 17 Zähler aus 17 Spielen (4 Siege, 5 Remis, 7 Niederlagen) und platziert sich damit im Mittelfeld der Auswärtstabelle. Gegen schwächere Mannschaften wurde solide gepunktet (Wuppertal 4:0, Union 3:1, Bielefeld 4:1, Bremen 4:2). Bei den stärkeren Teams zeigte man sich durchaus als unbequemer und ernstzunehmender Gast wie in Osnabrück (1:1), Braunschweig (0:0), Lübeck (2:3) oder Paderborn (0:1). Eher dürftig waren dagegen die Gastspiele in Wolfsburg (0:2), Uerdingen (1:6) und Kiel (1:3). Die U23 des Ex-Meisters aus dem Westfalenstadion errang ihren letzten Auswärtssieg exakt am 01.12.2004 in Bremen (4:2), holte 2005 aber immerhin 4 Unentschieden aus 7 Vergleichen heraus. Auch lediglich 2 Gegentreffer in den letzten 4 Auftritten außerhalb Dortmunds verbieten jegliche Geringschätzung.
Insgesamt lässt sich das Abschneiden bislang so resümieren: Bis Mitte der Hinrunde spielte man sehr ordentlich (Platz 5 nach 13 Spieltagen, bester Angriff mit 32 Toren). Es folgte ein leichter Abwärtstrend bis zur Winterpause durch einen "kleinen Einbruch" vor dem Jahreswechsel (3 Niederlagen in Folge). Danach kam der schleichende Absturz Richtung Tabellenkeller bei lediglich noch 2 knappen Heimsiegen (Union und Uerdingen jeweils 1:0) sowie 3 Heimpleiten in Folge (Köln 0:2, HSV/A. 1:2, Wuppertal 0:2).
Der BVB stellt die viertschlechteste Rückrundenmannschaft. Auswärts, wie schon erwähnt, gelang in der Frühjahrsrunde noch kein Sieg. Nur 8 Tore wurden nach der Winterpause in 13 Begegnungen erzielt, zuvor waren es 41 in 20 Partien. Und es gelangen nie mehr als ein Treffer pro Spiel. Wie schon in der letzten Saison geht die Fieberkurve im Laufe der Saison nach unten. Diesmal ist der Abstand nach unten aber geringer. 49 Treffer (26/A) wurden geschossen, das ist insgesamt recht solide. 52 Gegentore (30/A) stellen ein Manko dar, obwohl man damit nicht als "Schießbude" gilt. Individuelle Fehler bei oftmaliger Gleichwertigkeit sowie die schlechtere Chancenverwertung im Sturm gaben somit den Ausschlag.
Verlierer der Saison:
Torjäger Mahir Saglik (22) machte mit 10 Toren in der Herbstrunde auf sich aufmerksam. Der schon relativ erfahrene Türke (Ahlen, Paderborn) konnte sich aber nicht für Engagements in der Mannschaft von Bert van Marwijk empfehlen. Zuletzt ging seine Formkurve nach unten.
Gewinner der Saison:
Stürmer Marcus Steegmann (24) schaffte nach 2 glücklosen Jahren bei den Amateuren in Köln und Hamburg in Dortmund mit 3 Einsätzen in der Bundesliga (November und Dezember 2004) zumindest kurzzeitig den Sprung in die Profimannschaft. Mit dem kongolesischen Angreifer Kosi Saka (19) schaffte ein Reservist der letzten Saison den Sprung in den Stammkader. Primär für die Profis kickt mittlerweile Abwehrspieler Markus Brzenska (20), der bereits 22 Spiele in Liga 1 absolvierte.
Der Trainer:
Theo Schneider (44) dürfte den Besuchern der letzten Chemnitzer Oldie-Turniere ein Begriff sein. Von 1978 bis 1981 absolvierte er 44 Bundesligaspiele (6 Tore) für die Dortmunder sowie bis 1982 noch mal 27 für Nürnberg (1 Treffer). Er übernahm am 23.04.2005 das Amt von Uwe Neuhaus, der kurz zuvor vom abstiegsbedrohten Zweitligisten Essen verpflichtet worden war. Schneider sollte die U23 übrigens schon vor dieser Saison übernehmen. Er blieb aber nach dem Trainerwechsel der 1. Mannschaft (van Marwijk für Sammer) Trainer der A-Jugend, weil Neuhaus nicht Assistent des neuen Verantwortlichen Bert van Marwijk wurde, der seinen eigenen Co-Trainer mit brachte.
Personalkarussell seit dem Hinspiel:
Neben dem Wechsel auf der Trainerposition ist die Personalie Nummer 2 Stürmer Sahr Senesie (19, 9 Spiele, 2 Tore). Er wechselte in der Winterpause zum Schweizer Erstligaverein Grasshoppers Zürich. Er absolvierte sein letztes Punktspiel für die U23 allerdings schon Mitte September 2004 und kam danach nur noch in der Bundesliga zum Einsatz.
Straße der Besten/Leistungsträger/Stammelelf:
Parallelen gibt es zu den Amateuren von Hertha BSC und Bielefeld. Auch hier kamen überdurchschnittlich viele Spieler zum Einsatz: Insgesamt 41 (!) Aktive (3 Torhüter) liefen für Borussias Amateure auf. Dennoch konnten sich Stammspieler herauskristallisieren und es gibt Leistungsträger über die Spielzeit hinweg. Im Tor ist Matthias Kleinsteiber (27) auch diese Saison die Nummer 1. In der nominellen Abwehr sind Deniz Sahin (28) und Marc Heitmeier (20) gesetzt. Bei den Läufern gelten Uwe Seggewiß (25), Thorsten Horz (26) und zuletzt auch David Solga (22) als Stammspieler.
Bei den Spielern der Abteilung "Tore machen" konnten Mahir Saglik (22) mit 11 Toren und Marcus Steegmann (24) mit 9 Torerfolgen durchaus überzeugen. Saglik traf allerdings "aus dem Spiel heraus" letztmalig am 01.12.2004 in Bremen beim 4:2. Zuletzt war er vom Elfmeterpunkt in Osnabrück beim 1:1 erfolgreich. Steegmann hatte in der Frühjahrsrunde bislang auch eher Ladehemmung und traf 2005 erst einmal (Düsseldorf/A 1:1). Eine Erwähnung verdient als Stammkader, wie schon weiter oben erwähnt, der Kongolese Kosi Saka (19, 3 Tore). Allerdings wartet er 2005 noch auf seine erste Bude. Den letzten Grund zum Jubeln hatte er am 27.11.2004 (Münster/H 1:2). Am Samstag ist er aufgrund seiner Roten Karte gegen Lübeck (Tätlichkeit) gesperrt, zumal es bereits Platzverweis Nummer 3 innerhalb von 9 Wochen war (2x Rot, 1x Gelb-Rot).
Einsätze von bekannten Erstligaprofis gibt es auch beim BVB zu vermelden. Roman Weidenfeller (24) stand in der Hinrunde 2x im Kasten. Des weiteren durften Andre Bergdölmö (2), Christoph Metzelder (1), Guy Demel (2), Otto Addo (4), Sunday Oliseh (1) und Lars Ricken (4) für die U23 auflaufen. Momentan "droht" allerdings "nur" der Einsatz von Otto Addo, der nach seiner langwierigen Verletzung Spielpraxis bekommen soll und vielleicht doch noch einen neuen Vertrag erhalten könnte.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Das Zuschauerinteresse ist gegenüber der Vorsaison relativ deutlich rückläufig und ist bislang von 1.500 auf rund 900 pro Heimspiel gesunken. Ordentlich war der Besuch gegen die Gäste aus Düsseldorf (2.400), Braunschweig (2.100) und St. Pauli (1.800). Auch die Osnabrücker konnten noch mal 1.200 einheimische und auswärtige Fans mobilisieren. Tristesse herrschte dagegen vor allem in den Begegnungen gegen den CFC (300) und die Kölner Amateure (400). Das letzte Heimspiel gegen den VfB Lübeck sahen offiziell 450 zahlende Besucher. Der harte Kern der Fans in den Spielen im Stadion "Rote Erde" oder im "Westfalenstadion" ist bei rund 350 anzusiedeln.
Wie bei den anderen Amateurmannschaften erfreuen sich die Kicker nur der Aufmerksamkeit des besonders engagierten Teils der Anhängerschaft, beim BVB der Macher des Webzines "Schwatz-Gelb". Gerüchte um einen Rückzug der Amateure der Dortmunder aus der RL scheinen nicht den Tatsachen zu entsprechen. Jedenfalls werden die Kicker von Theo Schneider von der Vereinsführung momentan zum erfolgreichen Kampf gegen den Abstieg angespornt. Teure Neuverpflichtungen für die BVB-Erstligamannschaft wird es in der Saison 2005/2006 nicht geben. Die Beispiele Brenzka, Senesie (trotz Wechsels), Odonkor, Malte Metzelder oder Gambino, die dauerhaft oder zeitweilig den Sprung in die 1. Mannschaft schafften, dürften nicht als letzte Beweise der Wichtigkeit einer BVB U23 in der dritten Liga gelten.
