Teil 2 der "Sachsen-Anhalt-Woche" mit erstem Spitzenspiel der Rückrunde...
von Timo Görner
...gegen den Halleschen FC, der sich nach dem Fehlstart in der letzten Woche wieder im Zugzwang befindet.
Die aktuelle Saison des HFC bislang:
Das "Minimalziel knapp verfehlt" könnte das Motto bislang lauten. Rang 5 liegt hinter Relegationsplatz 4, der für den HFC als dieses Minimalziel der Saison gilt.
Der Start in die Saison begann holprig, das schwere Auftaktprogramm (Plauen/A, CFC/H) wurde ohne Sieg und Torerfolg absolviert. Dem folgte ein "Pflichtsieg" bei Aufsteiger und Außenseiter Sangerhausen (2:0). Das war auch der Beginn einer Serie. Belohnung für 4 Siege und 3 Remis war der Sprung auf Aufstiegsplatz 2 hinter dem CFC. Besonders wertvoll erwiesen sich dabei die Heimsiege gegen den Erzrivalen FC Sachsen (2:1) und den späteren Herbstmeister aus Dresden (2:0). Ab da präsentiere sich Halle eher wieder launisch wie bei ähnlichen Zwischenhochs der letzten Jahre und vergab eine bessere Ausgangsposition für die Rückrunde durch die Pleite im Anhalt-Derby in Halberstadt (1:2) sowie durch zwei Patzern gegen die Neulinge aus Markranstädt (0:1) und Gera (1:1).
Als platzbauende Gemeinschaft ist der HFC mit 2 möglicherweise schwerwiegenden Pleiten gegen den CFC und Plauen (jeweils 0:2) lediglich Mittelmaß. Dafür präsentierten sich die Rot-Weißen auswärts bei erst einer Schlappe (Halberstadt 1:2) stärker. Nur Plauen und Chemnitz sind besser. Einschränkend bleibt aber festzuhalten, dass die 3 Siege in der Fremde gegen Kellerkinder erzielt wurden (Pößneck, Bautzen, Sangerhausen).
Die Defensive verdient bis dato ein "Sehr gut", erst 14 Gegentreffer kassiert sie. In immerhin 6 Begegnungen "stand die Null". Die Offensive dagegen liegt mit 25 Erfolgen deutlich abseits der Spitze.
Im Landespokal steht der Hallesche FC nach einem deutlichen Sieg bei der eigenen U23 (4:0) im Halbfinale. Mögliche Gegner sind Regionalligist 1. FC Magdeburg, sowie die beiden fünftklassigen Verbandsligisten Dessau 05 oder der TSV Völpke.
Verlierer der Saison:
David Reich (21) war im etatmäßigen Angriff bislang lediglich Nummer 4 und dürfte nach der Neuverpflichtung in der Winterpause im Sturm eher noch schlechtere Karten haben. Sein brasilianischer Sturmkollege mit dem klangvollen Namen Ari Gontijo dé Sousa Segundo (27) wurde Mitte der Hinrunde aus disziplinarischen Gründen gefeuert und ist derzeit ohne neuen Verein.
Gewinner der Saison:
Für Darko Horvat (34) erwies sich der Wechsel zum HFC nach der Abschiebung zu Dynamos Dresden II. als gute Entscheidung. Er ist die klare Nummer 1 im Kasten. Stammplätze konnten sich auch die beiden tschechischen Neuzugänge aus Sangerhausen Milan Janecek (28/Mittelfeld) und Jan Benes (25/Abwehr) erarbeiten.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Mit Segundo ein Abgang und ein ganz bemerkenswerter Neuzugang stehen zu Buche. Zum Jahreswechsel kam für den Angriff Thomas Neubert (27). 2002 bis 2004 agierte er recht erfolgreich bei Dynamo Dresden in der Regionalliga Nord (15 Tore) und stieg mit in Liga 2 auf. Doch dort begann für den Ex-Cottbuser eine gesundheitliche und damit sportliche Leidenszeit. 2x erlitt Neubert kurz hintereinander einen Kreuzbandriss. Der Neubeginn mit dem Wechsel zum vermeintlichen Topfavoriten und späteren Absteiger Holstein Kiel erwies sich als Enttäuschung. Neubert blieb lediglich Reservist. Zumindest bei Wacker Burghausen ging es in der Hinrunde 2007/2008 der Südstaffel wieder etwas bergauf (8 Spiele, 1 Tor).
Der Trainer:
Sven Köhler (41) konnte sich bislang noch relativ sicher als Trainer behaupten. Er wird wie alle seine Vorgänger der letzten Jahre vom bekannt kritischen und zuweilen ungeduldigen Umfeld entsprechend begleitet. Sein Vertrag gilt noch bis Saisonende und dürfte nur verlängert werden wenn das Ziel "Regionalliga" erreicht wird.
Die Mannschaft:
Im Tor ist Darko Horvat (34) gesetzt. Im Abwehrbereich konnten sich Jan Benes (25), Alexander Gröger (26), Jens Werner (24) und Kapitän David Bergner (34) etablieren. Das Mittelfeld der Hallenser ist zweifellos das bestbesetzte der Staffel. Gleich 3 ehemalige Chemnitzer sind mit Thorsten Görke (31), Nico Kanitz (27) und Rene Stark (27) im Stammkader zu finden. Dazu kommen Kevin Kittler (26) und Milan Janecek (28). Die größte Torgefahr im zentralen Bereich strahlen Kanitz (5 Tore, 4 Vorlagen) und Kittler (4 Tore, 5 Vorlagen) aus. Im etatmäßigen Angriff klemmt dagegen die Säge. Der Georgier Hvicha Shubitidze (33) sowie Maik Kunze (30) stellen mit jeweils nur 2 Toren die Führungskräfte. Thomas Neubert (27) soll helfen die Bilanz aufzubessern. Nummer 3 im Sturm war bislang Toni Juraschek (21), der immerhin für 3 Treffer auflegte und 1x selbst den gegnerischen Torwart bezwang.
21 Spieler stehen im Aufgebot. 26,5 Jahre im Schnitt sprechen für viel Erfahrung. Alles andere als Rang 1 bis 3 wäre mit diesem Spielermaterial eine geradezu grandiose Enttäuschung. Der HFC verfügt ohne Frage über den namentlich besten Kader.
Das Umfeld:
Beim HFC wird erwartungsgemäß fleißig an der Lizenz nur neuen Regionalliga gebastelt, wobei die Fans und Privatleute mit Spenden zur Finanzierung der Kosten der Lizenzierung (8.000 EUR) beitragen wollen. Schwierigster Punkt für den Verein bleibt die Stadionproblematik. Das altehrwürdige "Kurt-Wabbel-Stadion" ist nach Ansicht des DFB nicht mehr regionalligatauglich, eine grundlegende Sanierung wäre mittlerweile aus finanzieller Sicht nicht mehr zu verantworten. Die Flutlichtanlage ist nicht "fernsehtauglich" und muss bis Juli 2009 auf einen solchen Stand gebracht werden. Hinzu kommt der teilweise katastrophale Zustand des Rasens. Als einziger Ausweg stellt sich für den Traditionsverein an der Saale der seit vielen Jahren angepeilte Neubau eines modernen Fußballstadions dar. Eben für ein solches Stadion muss man spätestens im Juli 2009 Baumaßnahmen nachweisen können, sonst droht als möglicher Viertligist der Lizenzentzug für die Regionalliga. Der aktuelle Stand in diesem Problembereich ist für Fans und Club derzeit eher wenig erfreulich. "Stagnation" ist noch die geschönte Bezeichnung.
Der Zuschauerzuspruch war gegenüber der Vorsaison relativ deutlich ansteigend, statt rund 1.200 Besuchern kamen bislang gut 2.100 im Schnitt zu den Heimauftritten der Köhler-Truppe. Den größten Andrang verzeichneten die Kassierer dabei gegen den FC Sachsen mit 5.226, den CFC sahen rund 2.700, Plauen am letzten Sonntag gut 2.500. Spitzenreiter Borea Dresden lockte etwas mehr als 2.000 in Kurt-Wabbel-Stadion. Das Stammpublikum zählte in der Hinrunde wieder ca. 1.000 Leute. Am Sonntag wird man an der Gellertstraße sicherlich gut 300 bis 400 Rot-Weiße Reisende begrüßen können.
