Zwei Serien gilt es zu brechen...
von Timo Görner
...zum einen liegt der letzte Heimsieg gegen den HFC bereits knapp 18 Jahre zurück. Zum anderen sind die Anhaltiner seit 1 Jahr und 9 Monaten auf fremdem Platz unbesiegt. Es muss ja nicht unbedingt gleich ein 3:0 wie damals im Herbst 1991 sein...
Rückblick auf die letzte Saison
Am Ende fehlte als "Sahnehäubchen" der Aufstieg in Liga 3 auf einer starke Saison. Die Entscheidung um Platz 1 und 2 fiel erst im letzten Spiel und im Fernduell mit Holstein Kiel.
Trotz der Meisterschaft in der Oberliga Nordost Süd 2007/2008 hatten wohl nur die wenigsten Experten den HFC auf der Kandidatenliste für die Tabellenspitze. Auch im Vereinsumfeld wurden die Ziele eher vorsichtig definiert.
Zur Winterpause konnte Halle deshalb mehr als zufrieden sein. Die „Chemiker“ waren Teil der "Vierergruppe", welche um die Spitze kämpften. Beeindruckend war die Auswärtsstärke. Halle verlor nicht, gestaltete dabei bei nur 2 Gegentoren 8 der 10 Partien siegreich. Highlight war der Derbysieg in Magdeburg (2:1), doch enorm wichtig auch der Erfolg in Babelsberg (2:0). Im heimischen Stadion tat sich Halle etwas schwerer. 2 Siegen und 6 Punkteteilungen lautete die Bilanz.
Auch in der Frühjahrsrunde wurden weiter Punkte bei den Gastspielen gesammelt, dabei das "vorgezogene Endspiel" in Kiel (2:1) gezogen. Knackpunkt sollten wie schon ein wenig befürchtet die Heimspiele werden. Gegen Hannover 96 II (0:2) wurde nach 26 Spielen die erste Niederlage kassiert, gegen Hertha BSC II (2:2 nach 2:0) noch mal Boden abgegeben. Zum Finale stand Halle in der ungünstigen Ausgangsposition auf einen Patzer der "Störche" hoffen zu müssen bei eigenem, vollen Erfolg. Doch Plauen lies die Saalestädter straucheln und Kiel löste seine Heimaufgabe.
Als Gastgeber waren 5 Teams besser, dafür stellte Halle das zweitbeste Auswärtskollektiv. Aufstiegsreif zeigte sich die Defensive (20), 43 erzielte Tore waren Mittelmaß und einer der beiden Gründe für den knapp verpassten Sprung nach oben.
Im DFB-Pokal scheiterte der HFC in Runde 1 an Erstligist Hannover (0:5), im Sachsen-Anhalt Landespokal im Finale beim 1. FC Magdeburg (0:1).
Delegierungen für diese Saison
Unter den 8 Abgängen finden sich keine Leistungsträger. Trotzdem sollen 3 Akteure benannt werden. Torwart Christian Person (28) wechselte nach Plauen, Mittelfeldstratege Kevin Kittler (27) zog es zurück zum FC Sachsen Leipzig. Maik Kunze (32/Angriff) ging nach einer unbefriedigenden Saison (speziell Rückrunde) unbekannten Wegs.
Spektakuläre Neuzugänge finden sich unter den 6 Neuen nicht. Keeper Jürgen Rittenauer (23) kam aus Freiburg von der U23 des Bundesligisten. Für die Abwehr holte der HFC den Kongolesen Patrick Mouaya (25) vom FC Oberneuland. David Sieber (22) ist dem Fanpage-Leser bekannt. Für das Mittelfeld vermerkt man 1 Neuen aus der eigenen U19 mit Toni Lindenhahn (19). Er kann allerdings auch schon 2 Kurzeinsätze in der letzten Regionalliga-Saison vorweisen. Von Oberligist TSV Crailsheim wechselte Angelo Silvio Renaldo Hauk (25) an die Saale. Aus der Braunschweiger A-Jugend stieß der türkische U19-Nationalspieler (5 Spiele - 4 Tore) Selim Aydemir (18) zum HFC hinzu. Er wurde Ende dort März 2009 suspendiert da er bei einer Laufeinheit im Training die Straßenbahn genutzt hatte. Er kann auf bereits 3 Spiele in der 3. Liga für die Blau-Gelben verweisen.
Der Trainer
Sven Köhler (43) geht in sein mittlerweile 3. Jahr als Trainer der 1. Mannschaft. Seine Bilanz ist bemerkenswert: In 68 Pflichtspielen verließ Halle 41x als Sieger den Platz und kassierte nur 8 Niederlagen. Das Gefühl einer Auswärtsniederlage mit seinen Jungs kennt unser ehemaliger Spieler (noch) nicht. Köhler besitzt noch einen Vertrag bis Juli 2010.
Die Mannschaft
Die angesprochenen Wechsel dürften keinen Substanzverlust bewirkt haben. Darko Horvat (36) ist nach wie vor die klare Nummer 1 im Tor. In der international besetzten Abwehr waren bislang der Kongolese Patrick Mouaya (25), der Tunesier Adli Lachheb (22), David Sieber (22) und der Tscheche Jan Benes (26) gesetzt - also "2 Alte + 2 Neue". Im Mittelfeld trifft man auf René Stark (29), Kapitän Nico Kanitz (29) sowie die beiden "Jungspunde" Steve Finke (21) und Philip Schubert (21). Unglücklich verläuft die Berufspraxis derzeit für 2 Routiniers: Thorsten Görke (32) verletzte sich Anfang August in der Vorbereitung und fällt voraussichtlich noch bis Anfang September aus. Ronny Hebestreit (34) bleibt derzeit nur die Rolle des Bankdrückers. Im Angriff setzt Sven Köhler auf das Duo Pavel David (30/3 Tore) und Thomas Neubert (28/1 Tor). Der "Mann für die besonderen Tore" scheint nach wie vor Markus Müller (21) zu sein. Er erzielte gegen Hertha II nach seiner Einwechslung das 3:2. Da er momentan aber nur die Nr. 3 im Angriff ist, hegte er den Wunsch nach Aue zurückzukehren, dem aber nicht entsprochen wurde. Gespannt darf man auf die Neuverpflichtung Selim Aydemir (19) sein. Er gilt als Offensiv-Allrounder und wurde vornehmlich als neuer Spielmacher geholt. Das 3:2 gegen Berlin sah er noch als Zuschauer; am Freitag an der Gellertstrasse könnte er aber auf dem Rasen stehen.
Das Aufgebot 2009/2010 ist recht vielversprechend. Die Mannschaft, die in der letzten Saison zu Recht fast ganz oben gelandet ist, konnte zusammen gehalten werden. Spieler wie Pavel David knüpfen bis jetzt nahtlos an ihre guten Leistungen an. David Sieber scheint der Wechsel auch gut bekommen zu sein. Dem Heimpublikum sollte am Freitag bewusst sein, dass der CFC wie gegen Babelsberg als Außenseiter ins Spiel geht.
Die aktuelle Saison bislang
Halle ist im "grünen Bereich" und spielt wieder oben mit. Erfreulich aus Sicht unseres Gegners ist, dass die ersten beiden Heimspiele gewonnen und dabei gegen Neuling Goslar (3:0) und Hertha BSC II (3:2) 6 Treffer erzielt wurden. Der Aufsteiger aus Niedersachsen bot jedoch dem HFC vor dem Tor zum 2:0 lang Paroli und war dem 1:1 durchaus nahe. Gegen die Berliner verspielte der HFC wie im Vorjahr eine 2:0-Führung, konnte diesmal aber noch das 3:2 zeitigen. Bei der II. des FC St. Pauli erreichten die „Chemiker“ ein 1:1 und sind damit auswärts seit mittlerweile Anfang November 2007 ungeschlagen.
In den Sachsen-Anhalt-Pokal steigt der HFC erst am 10.10. beim Landesligisten SV Braunsbedra ein.
Das Umfeld
Knapp 3.000 Zuschauer zum Saisonauftakt gegen Neuling Goslarer SC und auch noch die 2.500 gegen Hertha BSC II sind für die Hallenser ein durchaus erfreulicher Zuspruch. In der erfolgreichen Vorsaison war der trotz der sehr guten Leistungen nicht immer im Bereich der Erwartungen. Zieht man das Derby gegen den 1. FC Magdeburg mit fast 11.000 Besuchern sowie die Begegnung der letzten Runde gegen Plauen mit 8.800 ab, verbleibt ein "bereinigter Schnitt" von ca. 2.100. Das ist etwas wenig für einen Club, der zu erfolgreicheren Zeiten durchaus die Massen mobilisieren konnte.
Anfang Juli begannen die Ausschreibungen für den Umbau des maroden "Kurt-Wabbel-Stadions". Unklarheiten soll es noch über die Ausweichstätte in Halle-Neustadt geben. Für die entsprechenden notwendigen Investitionen in die dortige Anlage wurden Mittel aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung bewilligt. Der Etat für die aktuelle Saison liegt bei rund 2,1 Mio. EUR für den gesamten Verein – gegenüber der Vorsaison ein Plus von rund 200.000 EUR. Wirtschaftlich ist der HFC laut Vereinschef Dr. Michael Schädlich stabil. Im Nachwuchsbereich hat man sich klare Ziele gestellt, so soll u. a. die A-Jugend als Neuling unbedingt die Bundesliga halten.
