Den "Heim-Bock" gegen den HFC umstoßen...
von Timo Görner
...muss das Motto für den Sonntag lauten. Der letzte Heimsieg gegen die Rot-Weißen liegt mittlerweile über 22 Jahre zurück, in der Saison 1991/1992.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Nach 29 Spieltagen ist dem Halleschen FC der erneute Klassenerhalt wohl kaum noch zu nehmen, bei 9 Punkten Vorsprung auf Rang 18 und einem mehr als respektablen 7. Platz. Zur Winterpause sah es nicht danach aus. Eine schwache Phase zum Start und Ende der Herbstrunde waren dafür verantwortlich. Die ersten 4 Spiele mit 4 Niederlagen verdienten das Prädikat "Klassischer Fehlstart". Leipzig (0:1) holte sich glücklich die 3 Punkte im Eröffnungsspiel dieser Saison, auch Wehen Wiesbaden (1:2) blieb in Halle siegreich. Auf Reisen enttäuschte der HFC in Erfurt (0:3) und verlor auch das zweite Duell gegen einen Aufsteiger (Kiel/0:1). Mit der "Rückholaktion" von Torjäger Timo Furoholm aus Düsseldorf gelang auch der erste Sieg, ein 2:0 gegen Aufsteiger Nr. 3 aus Elversberg. Die Mannschaft legte den Schalter erst einmal um und konnte auch die folgenden 2 Spiele gewinnen. Mit jetzt 9 Punkten gelang der Sprung aus der Abstiegszone. Aufhorchen ließ man hier beim 2:0 gegen Osnabrück. Nach 17 Spieltagen mit überwiegend guten Resultaten wie dem 3:1 in Duisburg konnte man zufrieden im gesicherten Mittelfeld der Liga firmieren, 23 Zähler waren eine gute Bilanz bei 7 Zählern auf den damaligen 18. mit den Stuttgarter Kickers. Auf eigenem Rasen konnte man neben dem CFC im vorletzten Spiel unter Gerd Schädlich auch das Überraschungsteam Darmstadt (1:0) besiegen. Auswärts erfreute man die Fans auch mit dem 4:2 in Regensburg. Aus dem Rahmen fiel eigentlich nur Dortmund (0:4). Wiederum waren es 4 Spiele, welche den HFC zurück in die Abstiegszone führten. Aus den letzten 4 Begegnungen des Jahres 2014 holte Halle nur noch einen Zähler gegen Münster (0:0), verlor hingegen bei Schlußlicht Burghausen (0:1) und zum Finale in Leipzig (1:2). Ärgerlich war auch die erneute Pleite gegen Erfurt (0:2). Aus Rang 13 wurde Abstiegsplatz 18, immerhin aber nur mit 7 trennenden Toren auf das rettende Ufer.
Mittlerweile hat sich das Abstiegsgespenst aus Halle verabschiedet, dank einer starken Bilanz im neuen Jahr mit 17 Punkten aus 8 Spielen. Damit stellt der HFC eine der besten Gemeinschaften der Frühjahrsrunde. Trumpfkarte der Anhalter ist zweifellos die Heimstärke. Viermal reisten die Gegner an, viermal geschlagen wieder ab. Enorm wichtig war der Sieg gegen Kiel im "6-Punkte-Spiel" (1:0), ebenso gegen die weiteren direkten Mitkonkurrenten VfB Stuttgart II (3:2), Unterhaching (4:2) und nach einer bärenstarken Vorstellung gegen Regensburg (4:1) am vergangenen Wochenende. Jedes Spiel war ergebnistechnisch eine Steigerung. Auf Reisen holte man sich beim aktuell einzigen Auswärtssieg 2014 in Wiesbaden (3:0) weitere wertvolle Zähler und tankte eine Portion Selbstvertrauen für die weiteren Spiele. In Elversberg (2:2) gelang ein weiterer wichtiger Punktgewinn, in Osnabrück wurde man unsanft entzaubert (0:3). Stärker zeigte sich die Defensive in Heidenheim (0:0) beim souveränen Tabellenführer. Bei jetzt 41 Punkten sollten maximal noch 4 Zähler für den Klassenverbleib aus den restlichen 9 Spielen notwendig sein.
Als Platz bauende Gemeinschaft ist der HFC sehr guter 6., als Gastgemeinschaft ordentlicher 13. 37:36 Tore sprechen für eine gute Offensive (8.) und ebensolche Defensive.
Im Landespokal steht Halle im Viertelfinale am 08.04.2014 bei Verbandsligist Magdeburger SV Preußen. Im Rennen sind unter anderem auch noch der 1. FC Magdeburg, auf den man bemerkenswerterweise wenn dann immer erst im Endspiel tritt, was im Umfeld von Sachsen-Anhalts größten Vereinen zu diversen Spekulationen führt. Möglich aber das man sich die Qualifikation für den DFB-Pokal auch über Platz 4 in der Liga erspielt.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab einen Abgang; zwei Spieler kamen in der Winterpause zum HFC.
Adli Lachheb (26/Abwehr) fand nach der Rückkehr aus den Stationen Aue und zuletzt Duisburg keinen Griff zum Stammteam und zählte zeitweise nicht mal zum Kader. Der Tunesier wechselte zum 29.01.2014 in die Regionalliga Südwest zum dortigen Vorjahresmeister KSV Hessen Kassel.
Für das Mittelfeld holte man Tim Kruse (31) aus Saarbrücken, der dort gegen Ende der Herbstrunde nicht mehr Teil des Stammkaders war. Beim Halleschen FC ist er nun gesetzt. Aus Bielefeld lieh man sich den Kongolesen Francky Sembolo (27) bis Saisonende aus. Beim Zweitligisten Arminia blieb er bis dato ohne Perspektive nach dem Wechsel aus Regensburg. Auch er ist wie Kruse beim HFC eine feste Größe geworden.
Der Trainer
Nichts Neues in dieser Rubrik, Sven Köhler (48) betreut die 1. Mannschaft seit mittlerweile fast sieben Jahren. Sein Vertrag gilt noch bis Ende der Saison, eine Verlängerung ist in naher Aussicht.
Die Mannschaft
Klare Nr. 1 im Tor ist Pierre Kleinheider (24), der in 3 Spielen vom Polen Dominik Kisiel (23) vertreten wurde. Die Abwehr sieht Marcel Franke (20), Daniel Ziebig (31) und Florian Brügmann (23) als die festen Größen. Hinzu kommt der Finne Kristian Kojola (27), im Jahr 2014 allerdings erst in zwei Spielen eingesetzt. In der Abwehr herrscht aktuell ein spannender Konkurrenzkampf, bei dem auch der Kongolese Patrick Mouaya (29) mitmischt. Marcel Baude (24) spielt seit Ende November 2013 keine Rolle mehr, kam seitdem nur noch für eine Halbzeit in Leipzig auf den Rasen. Pierre Becken (26) fällt seit der Winterpause noch bis Mitte April (Fußbruch) verletzt aus. Gegen Regensburg durften erst mal Brügmann, Franke, Mouaya und Ziebig beginnen. Das Mittelfeld sieht bislang Tony Schmidt (25), den Georgier Akaki Gogia (22), Sören Bertram (22) – Ausleihe vom VfL Bochum und auch mal beim CFC im Gespräch – als das torgefährliche Gerüst. Spitzenreiter ist hier Bertram mit bereits 9 Toren und 5 Vorlagen, Gogia bringt es auf die Kombination 5 + 4, 2 Treffer davon beim 4:1 gegen Regensburg. Tony Schmidt bereitete siebenmal vor, zählt damit zu den Top-Vorbereitern dieser Liga. Tim Kruse (31) zählt dazu seit dem Wechsel in der Winterpause zum Stammkader. Kapitän Maik Wagefeld (33) fällt seit Mitte September (Achillessehne) noch auf unbestimmte Zeit aus. Auch Björn Ziegenbein (27) hatte Verletzungspech, von Anfang August bis Ende November 2013 (Knie-OP). Philipp Zeiger (23) wurde seit Ende November 2013 selten berücksichtigt, ebenso Anton Müller (30). Der Angriff ist mit dem Finnen Timo Furuholm (26), Francky Sembolo (28) und Pierre Merkel (24) dreifach besetzt. Die beiden Erstgenannten haben die Nase vorn, Merkel ist der "Joker". Furuholm bringt es auf bislang 6 Tore, zuletzt 2 gegen Regensburg. Sembolo als "Volltreffer" bei den Neuzugängen auf 5 Treffer – in 7 Spielen. Bei den Lesern von www.fussball.de avancierte er damit zum "Spieler des Monats Februar". 24 Spieler stehen im Aufgebot, analog zum CFC. Mit 25,7 Jahren im Schnitt ist er etwas älter.
Die Einkaufsbilanz
14 Neuzugänge sind bis heute zu vermelden. Von denen etablierten sich Kleinheider, Bertram, Brügmann, Franke, Schmidt, Gogia, Sembolo und Kruse. Bertram, Gogia und Sembolo sind für den offensiven Sektor zweifellos echte Verstärkungen. Gesamtfazit: Gut eingekauft, die Substanz der Mannschaft konnte gegenüber dem Vorjahr durchaus verbessert werden.
Gewinner der Saison bislang
Pierre Kleinheider hatte beim FSV Frankfurt in Liga 2 keine Perspektive und ist beim Halleschen FC gesetzt. Gleiches gilt für Marcel Franke aus Dresden.
Prognose
Der Klassenerhalt sollte keine Frage mehr sein, Rang 4 wird man aber wohl nicht mehr erreichen. Kann man das Niveau halten und fallen Eckpfeiler wie Bertram, Furuholm, Sembolo nicht länger aus, sollte der einstellige Platz durchaus machbar sein.
Das Umfeld
Mit aktuell 7.646 Zuschauern im Schnitt konnte man den Zuspruch zum Vorjahr mit 7.711 ungefähr halten. Den größten Ansturm erlebte Halles erdgasArena zum Auftakt gegen RB Leipzig mit 14.000, gegen den CFC kamen noch mal 10.000. Regensburg mobilisierte zuletzt 6.300 zahlende Fußballfreunde zum Gang in die Hallenser Arena. Wehen Wiesbaden bildet mit 6.000 den Minusbesuch der Saison. Der HFC ist nicht auf Rosen gebettet, muss jeden Euro sorgsam für Ausgaben prüfen. Damit fährt der HFC aber gut. Die Drittliga-Lizenz 2014/2015 sollte kein Problem darstellen. Wirtschaftlich gesehen scheint die 3. Liga in Halle aber momentan das Ende der Fahnenstange zu sein. In der ersten Drittligasaison 2013/2014 wurde ein kleines Plus von 10.000 EUR erwirtschaftet, 2011/2012 wurde noch ein Minus von 250.000 EUR verzeichnet. Das Vereinskapital ist mittlerweile wieder im positiven Bereich von 43.300,09 EUR im November 2013. Der DFB bestätigt dem Verein dann auch wenige Tage zuvor die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Vereinschef ist nach wie vor Dr. Michael Schädlich. Der Gesamtverein agiert diese Saison mit einem Etat von rund 5,5 Mio EUR, 3,4 Mio EUR sind für die Profiabteilung eingeplant. 852 Mitglieder sind beim HFC beheimatet.
