Vorbericht

1. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
10:9 n.E.
FSV Mainz 05
FSV Mainz 05

Der CFC im DFB-Pokal gegen die "Mainzelmännchen"...

von Timo Görner

...die man aber nicht als "Männchen" titulieren kann. Die Entwicklung der Rheinhessen in den letzten Jahren ist bemerkenswert. Hier stellt sich ein gestandener Erstligist an der Gellertstraße vor.

Die letzten Jahre unseres Gegners

An dieser Stelle sei an den 24.07.1991 erinnert. An diesem Tag um 19.30 Uhr an einem Mittwoch gab der CFC seinen "Einstand" im gesamtdeutschen Fußball. Beim FSV Mainz 05, damals eher eine "graue Maus" der 2. Liga, gab es beim 0:0 in der damals zweigleisigen 2. Liga den ersten Punkt. Während der CFC den Sprung in die Aufstiegsrunde schaffte, musste der FSV in die "Play Downs" und erreichte am Ende mit Rang 9 von 12 den Klassenverbleib. In dieser Saison standen auf Mainzer Seite zwei bemerkenswerte Namen. Zum einen Guido Schäfer, mittlerweile anstellig bei der "Leipziger Volkszeitung" und dort begeisterter Trommler für das Produkt, zum anderen Jürgen Klopp.

Die 2. Bundesliga begeisterte damals 4.000 Besucher im Schnitt im eher altehrwürdigen "Stadion am Bruchweg" was damalige CFC-Auswärtsfahrer die Frage stellen ließ, warum der DFB die "Fischerwiese" hingegen für nicht zweitligatauglich befand. Eine Saison zuvor war dem 8. nach einer gelungenen Saison als damaliger Aufsteiger die Lizenz verweigert worden. Erst ein Protest ließ den Verband erweichen.

Bis 2004 war man fester Bestandteil der 2. Liga, arbeitete sich mehr und mehr an die 1. Liga heran. Mit dem CFC kreuzte man noch mehrmals die Klingen, in Erinnerung blieb dabei in positiver Hinsicht das 5:2 in der Rückrunde 1994/1995. Weniger erfreulich die derbe 0:3-Heimklatsche als Auftakt des Marsches in den Tabellenkeller, der Häfner-Entlassung und dem Abstieg am Ende. Trainiert wurde die Mannschaft übrigens von Dirk Karkuth, später in unseren Diensten. 1997, 2002 und 2003 wurde der lang ersehnte Aufstieg dreimal erst am letzten Spieltag verpasst. Es wurde immer knapper. 2003 fehlte hierbei nur noch 1 Treffer. 2004 hingegen verwies man Cottbus um 7 Treffer auf den undankbaren 4. Platz. Trainer damals seit 2001 jener Jürgen Klopp, dessen Engagierung sich als "Glücksfall" erwies.

Als Abstiegskandidat Nummer 1 in der ersten Liga gehandelt, schlug man sich mehr als wacker und erreichte einen ausgezeichneten 11. Platz, den man in der Folgesaison bestätigte. Umso bitterer der Abstieg ein Jahr später. Wie 1997 unterlag man dem VfL Wolfsburg. Der knapp verpasste Wiederaufstieg markierte das Ende der "Ära Klopp". Der Erfolgscoach ging nach Dortmund, wiederum Glücksfall für den neuen Club. Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Jörn Andersen blieb es vorbehalten, den FSV wieder in die 1. Liga zu führen. Erleben konnte er dies nicht, wenige Tage vor Saisonbeginn erfolgte die Entlassung. Nachfolger Thomas Tuchel wurde eine Art "Klopp Reloaed". Platz 9 war so gut wie nie zuvor, 2011 ging es sogar hoch auf 5 und in die Europa League. Das Aus kam in der Qualifikationsrunde 3 gegen Rumäniens Vertreter Gaz Metan Medians. Es folgten Platz 13 und in der vergangene Spielzeit Rang 7. Der Knall folgte auf dem Trainerposten: Thomas Tuchel warf das Handtuch; zum Unwillen der Vereinsführung. Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte erreichte man den Europapokal.

Die letzte Saison unseres Gegners

Ziel war auch 2013/2014 der Klassenerhalt, den man so zeitig wie möglich sichern wollte. Der Start ließ Höheres vermuten, 3 Siege zum Auftakt gegen Stuttgart, Freiburg und Wolfsburg beförderten die Mainzer vorerst auf Rang 4, punktgleich mit den "großen Drei" aus München, Dortmund und Leverkusen. Aus dieser Gemeinschaft schied man nach 4 Niederlage in Folge aus. Dabei wurde man in Hannover (1:4) und gegen Leverkusen (1:4) abgewatscht. Aus Rang 4 wurde Platz 12 mit noch 4 Zählern Abstand zum Relegationsplatz 16. Der Negativtrend setzte sich bis Runde 9 fort, nur 1 Zähler wurde eingefahren. Der Vorsprung auf Platz 16 ging auf 3 Zähler zurück. Bis zur Winterpause straffte man sich aber, arbeitete sich wieder auf den 9. Tabellenplatz hoch und baute den Abstand zur Abstiegszone auf beruhigende 10 Punkte aus. 4 weitere Siege wurden gezeitigt, erfolgreich agierte man hier bei den norddeutschen Ex-Meistern in Bremen und Hamburg (jeweils 3:2) und konnte auch in Stuttgart (2:1) siegen. Aus dem "angehenden Kellerkind" war ein Team geworden, was sogar leicht auf den Europapokal-Bereich ab Rang 7 schielen konnte.
Auf großartige Veränderungen im Kader wurde im Winter verzichtet, man lag ja im Soll. Es gelang erneut der Auftakt; Abstiegskämpfer Freiburg (2:0) wurde besiegt. Der 7. Platz wurde primär durch die Heimstärke erreicht. 8 Heimspiele wurden in 2014 bestritten, 6 gewonnen, 5 davon ohne Gegentor. Freiburg, Hannover, Augsburg, Hamburg, Bremen sowie Nürnberg reisten ohne Zählbare wieder ab. Nur Hertha BSC (1:1) und der FC Bayern (0:2) blieben ungeschoren. Ambivalent dazu auswärts: zum Ende der Saison wurden 4 Pleiten in Folge kassiert bei 4:12 Toren. Der FSV stellte die siebtbeste Platz bauende Gemeinschaft, holte 33 Zähler aus den 17 Spielen und verlor nur 4 Begegnungen. Stark zeigte sich hier die Defensive (17). Auf Reisen reichte es zu Rang 8, 6 Siegen standen 9 Niederlagen gegenüber. 52:54 Tore sprechen für eine ganz solide Offensive (8.) und durchschnittliche Defensive (9.). Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 2 zu Hause gegen Zweitligist 1. FC Köln (0:1). Runde 1 ging man übrigens bei Fortuna Köln (2:1) erfolgreich an.

Delegierungen für diese Saison bislang

7 Spieler sind nicht mehr dabei, 10 kamen hinzu.

Aus der Abwehr kehrte der Tscheche Zdeněk Pospěch (35) in seine Heimat zurück, spielt jetzt bei Zweitligist SFC Opava. Er bestritt 2013/2014 alle 34 Punktspiele. Im Mittelfeld zog es Kameruns Nationalspieler und WM-Teilnehmer Eric Maxim Choupo-Moting (25) zum FC Schalke 04. Der Rest der Abgänge spielte keine nennenswerte Rolle in der Vorsaison. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass mit Christian Wetklo (34) eine Art "Urgestein" der 05er den Club verlassen hat. Seit 2000 in Mainz bestritt er insgesamt 114 Spiele in Liga 1 für die Rot-Weißen. Er wechselte zu Zweitligaaufsteiger Darmstadt 98, überwarf sich dort aber mit Teilen der Mannschaft und ist dort nicht mehr am Ball.

Bei den Neuzugängen sind erwartungsgemäß keine "Kracher" zu vermelden wie in den letzten Jahren zuvor. Für das Tor stieß der Grieche Stefanos Kapino (20) von Erstligist Panathinaikos Athen zum FSV. Robin Zentner (18) kommt aus der eigenen U23, stand dort in 13 Spielen der Regionalliga sowie in beiden Relegationsspielen gegen Neustrelitz im Kasten. Für die Abwehr wurde Daniel Brosinski (25) aus Führt verpflichtet. Der Chilene Gonzalo Jara (28) kam von Englands Ex-Europapokalsieger und Zweitligist Notthingham Forest. Er ist Nationalspieler und absolvierte seit 2007 insgesamt 32 Länderspiele, unter anderem 4 bei der WM in Brasilien und beim 0:1 gegen Deutschland am 5. März 2014. Damian Roßbach (21) kommt wie Zentner aus der II. Im Mittelfeld sicherte man sich den Serben Filip Djuricic (22) von Benfica Lissabon. Der US-Amerikaner Devante Parker (18) wurde aus der A-Jugend eingebaut, so wie auch Patrick Pflücke (17). Chinedu Ede (27) kehrte nach der Ausleihe zum 1. FC Kaiserslautern wieder zurück. Im Angriff galt das Gleiche für Nikita Rukavytsya (27), Ukrainer mit australischem Pass. Er erwarb Spielpraxis bei Zweitligist FSV Frankfurt mit 19 Spielen bei 2 Treffern.Nach einigem Hin und Her verpflichtete sich doch noch Mittelfeldstratege (9 Tore) Nicolai Müller (26) beim Ligakonkurrent Hamburger SV bis 2018. Mainz strich angeblich 4,5 Millionen EUR Ablöse plus erfolgsabhängiger Zusatzzahlungen für den bis Juli 2015 laufenden Vertrag ein.

Der Trainer

Kasper Hjulmand (42) übernahm das Amt von Thomas Tuchel, der eine Auszeit benötigte. Der Däne ist erst der 3. Trainer seit 2001 nach Klopp und Tuchel. Bemerkenswerte Kontinuität also. Hjulmand musste bereits mit 24 Jahren verletzungsbedingt seine Karriere beenden, galt als einer der größten Talente im dänischen Fussball. 1998 der Start als Nachwuchstrainer bei Lyngby BK, 2006 ging es als Chef der 1. Mannschaft weiter und er führte die Mannschaft in die 1. Liga. 2008 der Wechsel zum FC Nordsjaelland als Co-Trainer, 2011 der Aufstieg zum Chef. Gleich in der 1. Saison sein bislang größer Erfolg: Dänischer Meister und Einzug in die Champions League. Er gilt in vielen Bereichen auf einer Linie zu Thomas Tuchel.

Die Mannschaft

Im Tor hatte in den beiden Pflichtspielen der Qualifikation zur Europa League Loris Karius (21) die Nase vorn, das vor den ebenfalls noch jungen Robin Zentner (18) und Stefanos Kapino (20). In der Innenverteidigung agierten FSV-"Urgestein" Nikolce Noveski (35) – seit 2004 bei den 05ern und dem einen oder anderen noch bekannt aus Auer Zeiten sowie Stefan Bell (22). Diesen Verbund komplettieren der Südkoreaner Joo-Ho Park (27) und Neuzugang Gonzalo Jara (28). Im Mittelfeld agiert defensiv Johannes Geis (20) mit dem Österreicher Julian Baumgartlinger (26). Für den offensiven Antrieb sollen Christoph Moritz (24), der Türke Yunus Malli (22) und der zweite Südkoreaner, Ja-Cheol Koo (25) sorgen. Den Ein-Mann-Angriff bildete der Japaner Shinji Okazaki (28), der gegen die Griechen auch das Hinspiel-Siegtor erzielte und vergangene Saison mit 15 Treffern einer der Eckpfeiler im Team sowie einer der herausragenden Stürmer der Bundesliga 2013/2014 war. Er dürfte auch beim Auftritt an der Gellertstraße – sofern nicht verletzt – klar gesetzt sein. Daneben stehen noch 4 nominelle Angreifer im Kader: Der Ex-Wolfsburger Sebastian Polter (19), Nikita Rukavytsya (27), der Serbe Petar Sliskovic (23) und Dani Schahin (25). Sliskovic war mit 23 Toren in der abgelaufenen Saison maßgeblich am späteren Aufstieg der U23 in die 3. Liga beteiligt. Dani Schahin (25) kommt aus der Nachwuchsabteilung des FC Energie Cottbus, später ging es über den Hamburger SV, Fürth, Dynamo Dresden und Düsseldorf nach Mainz. Er setzt aktuell allerdings wegen einer Leistenverletzung aus.

Mit 31 Spielern hat der FSV einen recht großen Kader, mehr bieten lediglich Augsburg und Hoffenheim auf. 24,9 ist das Durchschnittsalter der Mannschaft, womit die 05er im Mittelfeld der Liga liegen. 12 Nationalspieler stehen im Aufgebot: 2 aus Südkorea (Koo, Park), je einer aus Serbien (Djuricic), Österreich (Baumgartlinger), Chile (Jara), Japan (Okazaki), Australien (Rukavytsya), Costa Rica (Junior Diaz), Kolumbien (Elkin Soto), Dänemark (Niki Zimling), Bulgarien (Todor Nedelev) und Griechenland (Kapino). Mit Jara, Okazaki und Diaz spielten 3 Akteure bei der WM in Brasilien. Das ist auch ein deutlicher Beleg für die Qualität des Kaders.

Die aktuelle Saison bislang

Der Start in die Saison erfolgte mit der Qualifikation zur Europa League gegen den griechischen Vertreter Asteras Tripolis. Das Hinspiel zu Hause wurde etwas mühsam mit 1:0 gewonnen. Im Rückspiel glichen die Mainzer die Führung Asteras‘ aus und waren damit schon fast in der nächsten Runde. Doch mit einem Tor nach einem Handspiel und einem späten Treffer ließen sich die 05er von der griechischen Mannschaft düpieren. Start in die deutsche Pflichtspielsaison ist nun der CFC. Danach folgt mit Aufsteiger Paderborn (A), Hannover (H) und Hertha BSC (A) ein insgesamt machbares Auftaktprogramm.

Das Umfeld

Der FSV Mainz 05 gilt nicht als "reicher Verein", aber als wirtschaftlich sehr stabil und solide wirtschaftend. Die angesprochene Kontinuität bezieht sich auch auf die Führungsebene. Vereinschef ist seit 1988 Harald Strutz (63), seit dieser Zeit in verschiedenen Funktionen des Sports tätig. Seit 1998 ist er auch politisch als FDP-Stadtrat in Mainz am Ball. Strutz ist ein Funktionär, der immer mal mit durchaus sinnvollen Beiträgen auf sich aufmerksam macht. Manager ist seit 1991 Christian Heidel (51), hauptberuflich erst seit 2006. Zuvor ehrenamtlich tätig, er gilt als einer der bekennenden Skeptiker zum Projekt RB Leipzig und wurde dadurch erst unlängst zur Zielscheibe für nicht besonders sachliche Kommentare eines bekannten MDR-Radiokommentators aus Dresden. Sportlich wie wirtschaftlich kann sich seine Bilanz sehen lassen: Der FSV Mainz 05 entwickelte sich seit 1991 von einem eher unbedarften Zweitligisten mit marodem Stadion zu einem etablierten Erstligisten mit Europapokal-Streifzügen und moderner Fußballarena.

Interessierten sich 1991/1992 noch lediglich 4.000 Fußballfreunde im Schnitt für die Heimspiele der 05er, waren es vergangene Saison nach stetiger Steigerung 30.984. Das liegt knapp unter der Kapazität der "Coface Arena" im Stadtteil Mainz-Bretzenheim, die nach Fertigstellung 2011 die Heimstätte der Profimannschaft ist. Das alte "Stadion am Bruchweg" war zuvor am Ende seiner Möglichkeiten angelangt, nur ein Neubau wurde als sinnvoll angesehen. Zumindest hat die U23 eine drittligareife Spielstätte. Haupt- und Trikotsponsor ist ein Unternehmen der Energie-Sparte. aktiv auch im Ökostrom. Der FSV Mainz 05 ist ein mehr als ernstzunehmender Konkurrent für Eintracht Frankfurt geworden, Kaiserslautern als zweiten Erzrivalen hat man längst hinter sich gelassen.
1. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Freitag, 15. August 2014, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 10.287
Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1444616:28
Heimspiele72325:8
Auswärtsspiele721411:20
Ligaspiele1444616:28
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1991/19922. Bundesliga Süd1. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd12. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 051:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga11. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 052:1 (1:1)
1992/19932. Bundesliga34. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC1:2 (1:1)
1993/19942. Bundesliga15. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC5:1 (5:0)
1993/19942. Bundesliga34. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 050:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga8. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 051:1 (0:1)
1994/19952. Bundesliga25. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC2:5 (1:1)
1995/19962. Bundesliga13. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC4:2 (1:1)
1995/19962. Bundesliga30. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 050:3 (0:1)
1999/20002. Bundesliga5. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 051:1 (1:0)
1999/20002. Bundesliga22. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC5:0 (2:0)
2000/20012. Bundesliga7. SpieltagChemnitzer FC - FSV Mainz 050:2 (0:0)
2000/20012. Bundesliga24. SpieltagFSV Mainz 05 - Chemnitzer FC3:1 (1:1)