Vorbericht

Klassenerhalt festmachen, Derbysieg und Dynamo hinter sich lassen...

...sind gleich 3 Dinge auf einmal, die man mit einem Sieg realisieren kann. Vom Kopf her ist der CFC im Vorteil, trifft auf einen verunsicherten Gegner, der seinerseits mit einem Sieg die Wende einleiten kann. Es ist das erste Punktspiel gegen Dynamo an der Gellertstraße seit 2004 (0:1), danach gab es nur das unrühmliche Pokalspiel im August 2012.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Beim Hinspiel begegneten sich Beide auf Augenhöhe an der Tabellenspitze. Das ist am Samstag nur teilweise der Fall. Denn mittlerweile haben sich beide ins Niemandsland der Tabelle begeben. Ist die Stimmung beim CFC jedoch "solide", so befindet sich selbige bei Dynamo im Keller. 50/50 Chancen am Wochenende beruhen darauf, dass sich die Schwarz-Gelben nach starker Herbstrunde mit Kontakt zu den Aufstiegsplätzen im Sinkflug befinden, während sich der CFC nach einer trostlosen Schlussphase 2014 im erkennbaren Aufwärtstrend befindet. Der 10-Punkte-Abstand zum Jahreswechsel ist auf einen zusammengeschmolzen.

Nach den 22 Spielen der Saison in 2014 war der Optimismus wie Hoffnungen auf die sofortige Rückkehr in Liga 2 groß. 38 Punkte standen zu Buche mit Rang 4 bei lediglich 5 Toren Rückstand auf den Dritten aus Stuttgart sowie einen Punkt auf den Zweiten aus Münster. Und selbst der Erste war noch in Sichtweite. Mit dem 1:0 an Spieltag 12 im Hinspiel sicherten sich die Dresdner sogar die Tabellenführung, für eine Woche. Bis dato waren nur zwei Spiele verloren gegangen, sieben siegreich gestaltet. Dynamo überzeugte bei den Auftritten in Cottbus (3:1), Wiesbaden (2:0) und Großaspach (3:1). Auf eigenem Platz war Mitfavorit Münster (3:1) chancenlos. Gut wurde die "kleine Krise" mit Pleiten in Erfurt (0:2) und gegen Kiel (1:2) weggesteckt. Auch im DFB-Pokal trat man begeisternd auf und schaltete allerdings schwache Schalker (2:1) aus. In Bielefeld (1:4) wurde die "13" zur Unglückszahl. Für manche war es der Beginn der Talfahrt. Fünf sieglose Begegnungen in Folge schlossen sich an, bei 3 Heimspielen. Gegen Dortmund II (1:1) fiel der Gegentreffer in Minute 90, symptomatisch. Schon im Heimspiel zuvor vergab man den Sieg gegen die Stuttgarter Kickers (1:1) in der Schlussminute. 7 Punkte fehlten dadurch. Kiel (1:2) siegte in Minute 89, Mainz 05 II (1:1) glich mit Abpfiff aus. Vorteile schlugen die Schwarz-Gelben in Unterhaching (0:3) aus. Ernüchterung nach 18 Spielen, von 1 ging es runter auf 11, mit allerdings nur 4 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer. Das Erfolgserlebnis gab es im DFB-Pokal, mit Zweitligist Bochum (2:1) wurde ein weiterer höherklassiger Verein aus dem "Pott" rausgeworfen. Dafür scheiterte man im Sachsenpokal bei "Favoritenschreck" Neugersdorf nach 1:0 (85.) durch 2 Treffer in der Nachspielzeit. Erste Unruhe machte sich bemerkbar. Diese wurden durch eine Serie mit 10 von 12 Punkten im Ziel 2014 erstickt. Dynamo siegte bei glücklosen Rostockern (3:1), zog die Heimspiele gegen Cottbus (1:0) sowie Osnabrück (2:1) und die Schwarz-Gelbe-Welt wieder in Ordnung.

Auf großartige personelle Änderungen verzichtete die Leitung im Winter. Gut sah es auch in Münster, am Ende stand das 1:2 durch ein wieder spätes Gegentor (85.). Selbiges Spiel eine Runde später im "Geisterspiel" gegen Erfurt 2 Minuten vor Ende. Es war der erste "Sargnagel" für den Trainer. Nach Kiel (0:1) war es für Stefan Böger vorbei. Zweifel am Coach gab es aber schon eher. Der Schalter konnte auch mit dem Trainerwechsel nicht umgelegt werden, 4 weitere Punktspielpleiten folgten. Nur in Regensburg wurde (3:2) gewonnen, aber auch hier mit zunehmender Dauer abgebaut. Aus dem Aufstiegsrennen hat man sich mittlerweile verabschiedet, Großaspach (0:1) glich einem Offenbarungseid. Die beste Leistung boten die Dresdner ausgerechnet im DFB-Pokal gegen Dortmund (0:2). Gegen Halle präsentierte sich die Defensive desolat. Mit 3 Punkten 2015 ist man die schlechteste Mannschaft der Frühjahrsrunde, selbst Schlußlicht Regensburg hat mehr (9) wie auch der CFC (12). Heimstärke ist etwas anderes, der Saldo liegt nur knapp im Positiven (6-4-5). Die letzten Heimpunkte datieren vom 20.12.2014, Bilanz seitdem: 0 Punkte, 2:6 Tore. Dynamo stellt die drittschwächste Heimoffensive. Auf Reisen ist die SGD "besserer Durchschnitt", auch an Toren und Gegentoren. Der DFB-Pokal 2015/2016 ist fast passe. Platz 4 ist 11 Punkte und 5 Plätze entfernt.

Delegierungen seit dem Hinspiel

2 Neue kamen in der Winterpause und betreffen das Mittelfeld. Jim-Patrick Müller (25) wechselte vom Zweitligisten SV Sandhausen an die Elbe, Robert Andrich (20) kam von Regionalligist Hertha BSC II. Müller sah in Sandhausen keine Perspektive und verließ den SVS nach nur einem halben Jahr wieder. Zuvor war er ein Leistungsträger in Regensburg. Andrich wiederum kommt aus der Nachwuchsabteilung der Hauptstädter und hat dort seit 2003 alle Nachwuchsmannschaften bis zuletzt der U23 durchlaufen. Der U20-Nationalspieler absolvierte bis zur Winterpause 14 Spiele für das Team um Ante Covic, erzielte dabei bemerkenswerte 8 Tore.
Die größte Veränderung erlebte man allerdings auf dem Trainerposten mit dem Abgang von Stefan Böger und der Engagierung von Peter Nemeth.

Der Trainer

Peter Nemeth (42) übernahm die Mannschaft am 17.02.2015. Die Verpflichtung des Slowaken war für viele ebenso überraschend wie die Böger-Entlassung zuvor. Als Spieler war Eintracht Frankfurt in der Saison 2001/2002 in der 2. Bundesliga die namhafteste Station mit 13 Spielen. 2005/2006 kam er dann noch mal auf 29 Spiele für die Sportfreunde Siegen in Liga 2. 2007 dann auch dort der Start als Trainer, bis 2010 in wechselnden Funktionen, auch als Spielertrainer. Mitte September 2013 der Wechsel zu Dynamo als Co-Trainer von Olaf Janßen. Dass er nach der gemeinsamen Entlassung nach dem Abstieg nun als Chef zurückgeholt wurde, sorgte allgemein für Verwunderung. Sein Vertrag läuft noch bis Saisonende. Vorstellbar, dass man sich an der Lennestraße nach dieser Spielzeit anders orientiert. Nemeth ist der 31. Trainer seit 1990 einschließlich der Interimslösungen. Zum Vergleich, der CFC kommt auf 17. Ironie der Geschichte, die längste Amtszeit war unserem Ex-Trainer Christoph Franke mit 1628 Tagen vergönnt, der mit 2 Aufstiegen von Liga 4 bis in die 2. Bundesliga auch der erfolgreichste Coach seit 1990 ist.

Die Mannschaft

Aktuelle Nr. 1 im Tor ist Patrick Wiegers (24). Er profitierte zunächst von der Verletzung des gesetzten Benjamin Kirsten (27) mit der Einwechslung im Spiel gegen Cottbus an Spieltag 21 und behielt seinen Platz durch starke Leistungen, vor allem mit bereits 3 gehaltenen Elfmetern. Lohn ist der neue Vertrag bis Sommer 2017. Wiegers ist aktuell einer der wenigen Lichtblicke im Dresdner Team und einer der besten Keeper der 3. Liga. Für "Schwatte jr." und Markus Scholz (24) gibt es derzeit kein Vorbeikommen am Ex-Regensburger.
Für die Abwehr konnten sich Dennis Erdmann (24), Michael Hefele (24), David Vrzogic (25) und Jannik Müller (21) für meisten Einsätze und somit als Kern empfehlen. Dahinter kommt der Portugiese Nils Teixeira (24). Er fiel in der Herbstrunde mehrere Wochen verletzungsbedingt aus. Gegen Halle bildeten Niklas Kreuzer (22), Nils Teixeira (24), Dennis Erdmann (24) und David Vrzogic (25) die Vierkette. Hefele war nach der 10. Gelben Karte gesperrt, Müller verletzt.
Im Mittelfeld verdienen Luca Dürholtz (21), Quirin Moll (24), Sinan Tekerci (21), Marvin Stefaniak (20) und der etatmäßige Kapitän Cristian Fiel (35) eine Erwähnung. Stefaniak kommt wie Robert Koch von Borea, arbeitete sich aus der Dynamo-Jugend in die 1. Mannschaft hoch. Er wurde zwischenzeitlich wegen kokettierter Wechselabsichten suspendiert, durfte gegen Halle nach Einsätzen in der Reserveelf wieder auflaufen und glänzte in dieser Saison mit 7 Vorlagen. Fiel ist das mittlerweile fünfte Jahr in Dresden, gilt bei vielen Fans als Führungspersönlichkeit, ist aber nicht immer gesetzt. Tekerci ist neben Wiegers mit der Bilanz von 3 Toren und einer Vorlage derzeit einer der Hoffnungsträger. Winter-Neuzugang Robert Andrich (20) konnte sich bislang als Stammspieler durchsetzen. Eine potentielle feste Größe im Team ist zudem der Ex-Hallenser Marco Hartmann (27), wenn nicht verletzt. Er gilt als "Pechvogel"; seit Oktober 2013 wechselten sich die Ausfälle ab. In dieser Saison von Anfang August 2014 bis Mitte Oktober 2014 (Bänderriss) und Anfang Januar 2015 bis Mitte März 2015 wegen Kapsel-Band-Verletzung und Syndesmosebandanriss. Er sollte am Samstag wieder im Kader stehen. Jim-Patrick Müller (25) ist nur Ergänzungsspieler.
Im Angriff hat man mit Justin Eilers (26) den zweitbesten Torschützen der 3. Liga bei 15 Tore und 4 Vorlagen. 2015 stehen 4 Tore zu Buche, darunter ein echter "Hattrick" in Regensburg. Der Schütze des Siegtores vom Hinspiel mit dem Holländer Sylvano Comvalius (27) steckt in einer Krise, hat zuletzt in Münster getroffen und wurde zeitweise in die U23 delegiert. Hinter Eilers sieht es eher mau aus. Mathias Fetsch (26/4) fällt für den Rest der Saison aus.

Das Krankenlager

Jannik Müller (21/Außenbandanriss Sprunggelenk) fällt seit Anfang März ebenso aus, Rückkehr unbestimmt. Mathias Fetsch (26/Angriff) laboriert an einem Kreuzbandriss.

Die Einkaufsbilanz

19 Neuzugänge sind zu bewerten. Von denen konnten sich Wiegers (Regensburg), Hefele (Fürth), Erdmann (Schalke 04 II), Eilers (VfL Wolfsburg II), Texeira (FSV Frankfurt/M.), Dürholtz (Leverkusen II), Kreuzer (Erfurt), Tekerci (1. FC Nürnberg II), Moll (Unterhaching) und Vrzogic (FC Bayern München II) etablieren. Auch Fetsch als Ausleihe vom FC Augsburg war bis zur Verletzung ein "guter Griff"; Comvalius (Eintracht Trier) in der Herbstrunde ebenfalls. Wiegers, Eilers kann man als "Volltreffer" werten. Gesamtfazit: durchaus gut eingekauft, nur haben die meisten der hier erwähnten Akteure derzeit mehr mit sich als dem Gegner zu kämpfen.

Gewinner der Saison bislang

Patrick Wiegers (24) kam als vertragloser Spieler zu den Dresdnern und brachte das Kunststück fertig Benjamin Kirsten wohl bis Saisonende aus dem Kasten zu verdrängen. Spieler wie Dennis Erdmann, Sinan Tekerci, Luca Dürholtz, David Vrzogic und Justin Eilers kamen aus U23 Mannschaften der 4. Liga und schafften den Sprung zum Stammspieler eine Etage höher im Herrenbereich.

Prognose

Mit dem Abstieg sollte man bei 41 Punkten und den noch ausstehenden 8 Spielen bei vielleicht 2,3 benötigten Zählern nichts mehr zu tun haben. Die notwendigen Punkte sollte man nach dem Spiel am Samstag einfahren können. Am Ende wird man noch einstellig einkommen, Tipp: Platz 7 bis 9.

Das Umfeld

Es brodelt in und rund um den Traditionsverein an der Elbe. Die Euphorie der Herbstrunde ist längst verflogen, die Götter der Herbstrunde in schwarz-Gelb sind dem Unmut selbst des harten Kerns ausgesetzt. Trainerwechsel, Suspendierungen von Spielern (Stefaniak, Comvalius), kriminelle Auswüchse weniger Fans beim Spiel in Rostock mit einem erneuten Geisterspiel als Folge sind Negativpunkte dieser Saison, die sehr gut begann und bis in die Winterpause für Hoffnung sorgte. Das Idol alter Tage mit Ralf Minge als Sportdirektor steht zunehmend in der Kritik, Aussagen wie das man den Trainer "eigentlich hätte schon im Herbst entlassen müssen" sorgten für Kopfschütteln bei vielen Fans und Beobachtern. Ebenso wie die Verpflichtung eines wenige Monate zuvor geschassten Angestellten, der zuweilen mit seinem schwierigen Job überfordert scheint. Beim letzten Heimspiel gegen den HFC entlud sich angestauter Frust in der Verweigerung des Supports nach dem 1:3 und hitzigen Diskussionen mit den Protagonisten.

Zumindest wirtschaftlich ist Dynamo Dresden im Frühjahr 2015 auf gutem Kurs. Im November 2014 wurde beschlossen, die Verbindlichkeiten an den ehemaligen Hauptsponsor oder besser Investor mit Dr. Michael Kölmel mit einer Sonderumlage von 72 EUR je Mitglied zu begleichen. Ein Freundschaftsspiel im Juli 2015 gegen den FC Bayern München soll weitere Einnahmen dafür generieren, dazu soll eine zweite Sonderumlage kommen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr der Saison 2013/2014 konnte ein solides Plus von 339.700 EUR erwirtschaftet werden. Die Einnahmen aus dem DFB-Pokal diese Saison haben die finanzielle Lage weiter verbessert, neben den Standard-Prämien bis zum Achtelfinale erfreute man sich den Geldern aus den beiden TV-Live-Übertragungen gegen Schalke 04 und Dortmund. Der sofortige Wiederaufstieg ist damit kein existenzielles Projekt. Dennoch soll die 3. Liga keine Dauerstation werden.

Der Zuspruch ist mit 22.565 Besuchern im Schnitt (mit dem "Geisterspiel" gegen Erfurt) schon mal mindestens zweitligatauglich. 13 Zweitligavereine haben weniger Zuschauer. Mit rund 15.000 Mitgliedern ist man der hier stärkste Verein im Nordosten, dem nach wie vor mit Andreas Ritter (52) der Chef des DRK in Freital vorsteht.