"Nichts genaues weiß man nicht" gegen "noch im Abstiegskampf befindlich" …
von Timo Görner
… denn während der CFC seinen Fans eine zumindest sportlich entspannte Restrunde beschert hat, geht es für den SV Wehen Wiesbaden noch um Punkte gegen den Abstieg.
Die aktuelle Saison unseres Gegners:
Für den ambitionierten Verein geht es auch diesmal gegen den Abstieg, wobei die Chancen für den Klassenverbleib gut stehen. Dabei sah es zunächst aus, als sollte man den Schwung des "Klassenerhalts in letzter Sekunde" aus dem Vorjahr mitnehmen. Nach 11 Spieltagen konnte Platz 5 vermeldet werden, mit Anschluss an die Aufstiegsränge. Der Auftakt misslungen gegen Aalen (1:2), gut die Reaktion dann gegen Köln, in Dresden gegen Zwickau (3:0). Bis Runde 11 zeigte man wechselvolle, aber überwiegend positive Ergebnisse. Gegen Paderborn (1:2), in Osnabrück (0:1) gab es 2 Niederlagen in Folge, die Heimklatsche gegen Magdeburg (0:3). Dagegen standen 3 Dreier mit Duisburg (3:0) als Glanzstück. Bis zur Winterpause ging es nach unten auf 17 knapp "über'm Strich". Der SV sieglos mit nur 3 Punkten. Auswärts gab es in Frankfurt, Regensburg (je 1:3), Großaspach (1:2), Erfurt (0:1) nichts. Im eigenen Stadion gegen den CFC eine Abfuhr. Zur Halbzeit verbuchten die Hessen 20 Punkte, hinkten den Ansprüchen erneut hinterher. Schwachpunkt die Heimbilanz als schwächste Mannschaft mit 9 Punkten bei 2 Siegen. Wenigstens als Gast war man ligatauglich. Der "Retter" auf der Trainerbank mit Torsten Fröhling längst umstritten. 5 Neue in der Winterpause sollten den Trend umkehren. In Aalen (1:1) gelang 1 Punkt, nach Lotte (0:3) war Schluss für den Mecklenburger. Mit Rüdiger Rehm als Nachfolger gelang der Befreiungsschlag, die ersten 4 Spiele wurden alle gewonnen. Speziell der Sieg in Duisburg (1:0) ließ aufhorchen, auch der gegen Osnabrück (2:1). Lohn der Sprung auf 11 mit solidem Polster auf die "rote Zone" von 6 Punkten. So perfekt lief es danach nicht mehr, die gute Ausgangsposition ist geblieben. Dafür sorgte der Heimsieg gegen Münster (1:0), der die Heimpleite gegen Mainz II (0:2) und Pleite in Kiel (0:3) kompensierte. Ordentlich der Auftritt in Magdeburg (0:0), zuletzt blieb es auch gegen Erfurt torlos. 6 der 9 Punktspiele unter Rehm blieben ohne Gegentreffer. Die Heimbilanz wurde verbessert, jetzt sind 3 schlechter. Auswärts kann man sich über solide 20 Punkte (8.) freuen. 30:35 Tore sind offensiv "ausreichend", defensiv "gut". Im Landespokal lockt das Endspiel am 25.05.2017 gegen Rot-Weiß Hadamar aus der Oberliga nach 5:1 im Halbfinale bei Regionalligist TSV Steinbach.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab einige Veränderungen mit 1 Abgang und gleich 5 Neuzugängen, alle in der Winterpause.
Nicht mehr dabei ist unser Ex-Kicker Christian Cappek (26). "Cappo" musste Mitte März 2017 seine Karriere beenden und nach enormem Verletzungspech in die Sportinvalidität gehen. Noch beim CFC erlitt er einen Bänderriss im Sprunggelenk, nach dem Wechsel in der Winterpause 2015/2016 in Wiesbaden einen Patellasehnen-Teileinriss. Ende Mai 2016 einen kompletten Patellasehnenriss. An dieser Stelle alles Gute für das Leben nach dem Fußball.
Die Neuzugänge betreffen je 2 Akteure für die Abwehr und das Mittelfeld sowie einen Stürmer.
Für die Defensive wurde Sascha Mockenhaupt (25) aus Norwegen von Erstligist FK Bodö/Glimt verpflichtet, dazu Dominik Nothnagel (22/Würzburg). Mockenhaupt wechselte für 2015/2016 aus Aalen nach Kaiserslautern, schaffte nicht den Durchbruch. Ging für 4 ½ Monate ins Land der Fjorde. Dort war er Stammspieler. Nothnagel spielte bei den Franken keine Rolle. Im Mittelfeld kamen der Ghanae Evans Nyarko (24/Kiel) und aus Australien der Türke Kerem Bulut (25/Western Sydney). Im Angriff wechselte der Ex-Cottbuser Patrick Breitkreuz (25). Nach dem Abstieg des FCE war er bis zur Winterpause ohne Verein, zog sich Mitte Mai 2016 einen Kreuzbandriß zu.
Der Trainer:
Rüdiger Rehm (38) übernahm das Amt am 13.02.2017, nach dem Rücktritt von Thorsten Fröhling am 06.02.2017 aufgrund der sportlichen Krise mit dem Absturz auf Rang 18. Er kennt den CFC noch aus dem letzten Spiel von Karsten Heine am 01.03.2016 mit Großaspach, das er dann Richtung Bielefeld verließ. Dort wurde er Ende Oktober 2016 entlassen. Unter Rehm ging es sportlich aufwärts, Bilanz: 9 Spiele – 5 Siege – 2 Remis – 2 Niederlagen. Die ersten 4 Spiele unter ihm wurden alle gewonnen, der Sprung aus der Abstiegszone geschafft.
Das Kollektiv:
Nr. 1 im Tor ist nach wie vor Markus Kolke (26), der 4x verletzungsbedingt von unserem Ex-Keeper Maximilian Reule (23) vertreten wurde. In der Abwehr zählen Kapitän Patrick Funk (27), "Inventar" und "Oldie" Alf Mintzel (35), der Ex-Rostocker Steven Ruprecht (29/3), seit dem Wechsel "Winter-Neuzugang" Sascha Mockenhaupt (25) zu den gesetzten Kräften. Gegen Erfurt begann Rehm in der Viererkette mit P. Funk - Mockenhaupt - Ruprecht – Mintzel. Um den dauerhaften Sprung in den Stammkader kämpft zudem der Slowake Vladimir Kovac (25). Der Türke Sertan Yegenoglu (22) war in der Anfangsphase der Saison ebenfalls feste Größe, verletzte sich dann. Fehlt seitdem aus weiter unten genannten Gründen. Im Mittelfeld sind Robert Andrich (22/3), David Blacha (26), Marc Lorenz (28), Kevin Pezzoni (28) als Gerüst zu nennen. Dazu kommt mit Philipp Müller (22) ein Akteur, dem der endgültige Durchbruch trotz sehr ordentlicher Leistungen noch nicht gelang. Herausragend hier Blacha mit 5 Toren und 4 Vorlagen, Müller konnte mit 3 Toren und 5 Vorlagen glänzen. Keine Rolle mehr hingegen spielen mit Ex-Kapitän Nils-Ole Book (31) und Kevin Schindler (28) Spieler, die vergangene Saison noch, wenn in Form, Eckpfeiler waren. Fixpunkt im Angriff ist Manuel Schäffler (28) mit 7 Treffern, zuletzt erfolgreich am 04.03.2017. Dahinter kommt der von Verletzungen geplagte und in 13 Spielen ausgefallene Luca Schnellbacher (22/2). Pech in diesem Bereich auch bei Stephané Mvibudulu (23/2) und Patrick Mayer (29). Patrick Breitkreuz (25) kehrte erst Mitte März in den Kader nach seinem Ausfall zurück, zuletzt 2 Kurzeinsätze. Mit 31 Akteuren hat man den zweitgrößten Kader der Liga, davon kamen bislang 27 zum Einsatz. 25,4 Jahre im Schnitt sind eines der jüngeren Aufgebote.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Es gibt aktuell mehrere Ausfälle. Gründe sind Verletzungen und Suspendierungen.
In Ungnade fielen mehrere Akteure mit dem Türken Sertan Yegenoglu (22/Abwehr), Nils-Ole Book (31/Mittelfeld), Kevin Schindler (28/Mittelfeld). Alle jeweils bis Saisonende und als Konsequenz aus der schwachen Hinrunde. Sie müssen separat trainieren, stehen auf der "Streichliste" für die kommende Saison. Allerdings haben Book und Yegenoglu noch Verträge bis zum Ende der Saison 2017/2018. Schindlers Kontrakt läuft in diesem Sommer aus.
Verletzungsbedingt fehlen in der Abwehr der Ghanae Michael Akoto (19), Dominik Nothnagel (22). Im Mittelfeld Evans Nyarko (22), im Angriff der Türke Kerem Bulut (25) und Stephané Mvibudulu (23). Alle befinden sich nach Verletzungen noch im Aufbautraining.
Die Einkaufsbilanz:
15 neue Spieler wurden verpflichtet, 5 davon in der Winterpause.
Von den vor der Saison geholten Spielern konnten sich Robert Andrich (22/Dresden) und Manuel Schäffler (28/Kiel) etablieren und sich auch als Verstärkungen erweisen. Philipp Müller (22/Hamburger SV) war auch ein noch "guter Griff", wenn auch noch kein Kernspieler im Team.
In der Abwehr war Sertan Yegenoglu (22/TSV 1860 München) erstmal Stammkraft, wurde dann suspendiert und soll den Verein verlassen.
Von den Neuzugängen in der Winterpause hat sich bislang nur Sascha Mockenhaupt (25/ FK Bodö/Glimt) durchsetzen können. Die anderen 4 haben noch mit den Folgen von Verletzungen zu kämpfen. Konnten damit die Mannschaft nicht verstärken. Evans Nyarko z. B. (22/Kiel) zog sich in der Winterpause einen Muskelfaserriss zu. Fazit: durchwachsen.
Gewinner der Saison bislang:
Robert Andrich (22) war vergangene Spielzeit beim Drittligameister in Dresden nur Ergänzungsspieler, wechselte nach Wiesbaden. Ist hier eine feste Größe. Der berühmte "richtige eine Schritt zurück, um vorwärts zukommen".
Prognose:
Die fehlenden 3-4 Punkte für den Klassenverbleib wird man holen, eine Zitterpartie wie letzte Saison, als das entscheidende Tor erst in der Nachspielzeit gelang und der CFC wie auch Mainz 05 II kräftig mithalfen, sollte es diesmal so nicht geben.
Das Umfeld:
Alles wie gehabt, Mittelmaß und zeitweise trostloser Abstiegskampf locken in Wiesbaden wenige hinter dem berühmten Ofen hervor. 2.360 Fußballfreunde im Schnitt sind Platz 15 in der Zuschauertabelle, ein erneuter wenn auch kleiner Rückgang zu den 2.599 aus der Vorsaison. Den größten Andrang verzeichnete man gegen Duisburg mit 3.052 sowie die Nordost-Vereine Rostock (3.007), Magdeburg (2.956) die bekanntermaßen allerdings mit ihren Gästefans auch einen soliden Teil zur Kulisse beitrugen. In 3 Spielen wurde die 2.000 Grenze unterschritten, Tiefpunkt Lotte mit 1.460. Am Samstag wird deshalb mit einer nur sehr kleinen Abordnung im zweistelligen Bereich zu rechnen sein. Für den Verein aus der Landeshauptstadt Hessens sind die Ansprüche anders, die 2. Bundesliga ist und bleibt das Ziel auch in der Erkenntnis, das nur so der Club auf Dauer entsprechend wettbewerbsfähig sein kann. Die Folgen eines Abstiegs in der vergangenen Saison in die "Todesliga Regionalliga" wären erheblich gewesen. Der Etat von geschätzten 7,5 bis 8,0 Mio. € in der 3. Liga 2015/2016 wäre natürlich nicht zu halten gewesen, drastische Einschnitte wurden im Fall des Falles angekündigt. In allen Bereichen, auch der Präsident und Hauptsponsor Markus Hankammer hatte angekündigt, sein finanzielles Engagement deutlich herunterzufahren. Zumindest wurde seitens des Chefs noch im Dezember 2016 auf der JHV betont, dass man dem Verein weiter die Treue hält und ebenso den Traum von der Rückkehr in die 2. Bundesliga weiter verfolgt.