Harter Brocken mit neuem Trainer gegen designierten Zweitligisten …
von Timo Görner
Harter Brocken mit neuem Trainer gegen designierten Zweitligisten …
… der als klarer Favorit anreist. Der CFC muss sich enorm steigern, um eine Chance zu haben.
Die aktuelle Saison unseres Gegners:
Der aktuelle Stand ist nicht so überraschend. Qualität auf Trainerbank und auf dem Rasen, dazu eine gewisse Euphorie nach dem Landespokalsieg 2017 und Klassenerhalts "am grünen Tisch" waren die Mischung zum Höhenflug. Nach 8 Spielen noch ohne Niederlage, überzeugten die Ostwestfalen vor allem in der Offensive als Nr. 1 mit 21:10 Toren und gaben lediglich zum Auftakt beim turbulenten 4:4 in Halle nach 4:1 Punkte ab. Glanzstück das Heimspiel gegen Großaspach (5:0), auch das Derby gegen Münster (3:1) wurde gewonnen. Im DFB-Pokal wurde eine kleine Sensation gesetzt, Zweitligist FC St. Pauli (2:1) eliminiert. Erst in Runde 9 die erste Pleite, beim "Gipfeltreffen" in Magdeburg. Bis zur Winterpause wurde das Niveau gehalten. In Meisterschaft und den beiden Pokalwettbewerben. Nach 20 Begegnungen stehen 44 Punkte zu Buche, 8 Punkte zu Relegationsplatz 3 mit Wehen Wiesbaden und 10 zum ersten "sicheren Nichtaufstiegsplatz" 4 mit Rostock. Geschwächelt wurde nur bei den Niederlagen in Jena (1:3), gegen Karlsruhe (0:2) und in Wiesbaden (1:4). Dagegen standen vor allem die Auftritte gegen Bremen II (7:1), Aalen, Osnabrück und in Unterhaching (3:0). Im DFB-Pokal erwies man sich als das Überraschungsteam. Mit Zweitligist Bochum (2:0) wurde erneut ein höherklassiger Verein ausgeschaltet, Ingolstadt (1:0) war das nächste "Opfer". Lohn das finanziell lukrative Viertelfinale, gerade nach den Tiefschlägen hier durch die 2 Abstiege 2015 und 2016. Die Qualifikation für das kommende Jahr ist weiter möglich, die Westdeutschen hier im Halbfinale. Stärkster Konkurrent Lotte, der Gegner im letzt jährigen Finale neben der TuS Erndtebrück aus der Regionalliga West und der SpVg. Olpe aus der fünftklassigen Westfalenliga. Mit 47:24 Toren sind die Paderborner die "Torfabrik" der Liga mit der fünftbesten Defensive der Liga. Unser Gegner ist die Heimmacht der 3. Liga mit 9 Siegen in 11 Begegnungen und lediglich 1 Niederlage. Auf Reisen sind Rostock, Magdeburg, Wehen Wiesbaden besser. Die Hessen haben allerdings 2 Begegnungen mehr hinter sich. Der Saldo mit 5-1-3 im "grünen Bereich", einziger Schwachpunkt bislang sind 16 Gegentreffer auf fremdem Platz mit der sich der SC im Mittelfeld der Liga findet. Das letzte Gastspiel brachte ein 1:4 in Wehen Wiesbaden.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab bemerkenswerte 7 Personalien mit 5 Neuzugängen und 2 Abgängen.
Mitte August zog es Marcus Piossek (28/Mittelfeld) nach Lotte, sein 7. Vereinswechsel seit 2010. Im Angriff wurde Timo Mauer (20) nach Jena verliehen. Er stammt aus dem Nachwuchs der Thüringer, kam vor der Saison von RB Leipzig II.
Für die Abwehr wurde Anfang September 2017 der vereinslose Nigerianer Jamilu Collins (23) geholt, bis Ende der Vorsaison beim kroatischen Erstligisten HNK Rijeka aktiv. Dort zeitweise Stammspieler, ab Oktober 2012 5x an dortige Clubs verliehen. Matthias Stingl (19/Mittelfeld) wechselte Ende August aus der A-Jugend des FC Bayern München. Stürmer Marlon Ritter (23/Düsseldorf) kam ein paar Tage zuvor per "Leihgabe" für mehr Spielpraxis. In der Winterpause der 2. Neue für den Sturm mit Phillip Tietz (20/Braunschweig), bei den "Löwen" in der 2. Bundesliga ohne echte Perspektive.
Der Trainer:
Steffen Baumgart (46) hat sich für den Ex-Erstligisten als "Glücksfall" erwiesen, der Ex-Rostocker führte den trotz guten Endspurts abgestiegenen SC an die Spitze mit klarem Trend zum Wiederaufstieg in Liga 2. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison.
Das Kollektiv:
Klare Nr. 1 im Tor ist Leopold Zingerle (23), in allen 20 Punktspielen. Dafür durfte Routinier Michael Ratajczak (35) in DFB und Landespokal ran. Nr. 3 ist Till Brinkmann (22). In der Innenverteidigung gelten Kapitän Christian Strohdiek (29/2), Sebastian Schonlau (23) als feste Größen. Rechts hat sich Lukas Boeder (20) etabliert, Links Felix Herzenbruch (25). Strohdiek noch als Aktiver in der Erstligazeit der auch die Abstiege danach mitmachte. Pascal Itter (22) fiel bis Mitte August nach Kreuzbandriss aus, kämpft seitdem um die Rückkehr und noch ohne Einsatz. Marc Vucinovic (29) war in den ersten 4 Spielen auf Rechts gesetzt, danach nicht berücksichtigt. Im Mittelfeld ist Ben Zolinski (25) auf Rechts einer der herausragenden Akteure dieser Liga, Bilanz: 7 Tore. Christopher Antwi-Adjej (23) ist gegenüber meist gesetzt, gilt als Entdeckungen als Neuzugang aus Liga 5. Folge: Vertragsverlängerung bis 2021. Glänzte im DFB-Pokal mit 1 Tor und 1 Vorlage. Als "6er" konnte der Deutsch-Kanadier Massih Wassey (29/7) überzeugen, an 10 Treffern beteiligt. Ebenso erfolgreich sein Partner im defensiven Mittelfeld Robin Krauße (23). "Leihgabe" Marlon Ritter (22/5) pendelt zwischen Sturm und Offensivem Mittelfeld, stand mehrmals im Stamm. Keine Rolle spielt Marc-André Kruska (30), konnte sich nach Verletzung im April 2017 (Meniskus) nicht wieder ins Team spielen. Ein "Opfer des Erfolges". Gründe die Mannschaft im Mittelfeld zu ändern, gibt es nicht. Im Angriff hat man mit Sven Michel (27) einen Topstürmer dieser Staffel mit 10 Toren und 7 Vorlagen. Als Torschütze zuletzt am 21.10.2017 erfolgreich, Bremen II schoss er mit "Dreierpack" ab. Ebenso stark präsentiert sich Dennis Srbeny (23) mit noch besserer Quote von 8 + 8 in 14 Spielen. Von Runde 10 bis 13 traf er in jedem Spiel. Koen van der Biezen (32) ist "Joker" und ohne "Bude" um Punkte. Neben der personellen Qualität ist auch die Kontinuität im Kader enorm. Zingerle – Boeder, Strohdiek, Schonlau, Herzenbruch – Zolinski, Wassey, Krauße, Antwi-Adjej (Ritter) – Michel, Srbeny bilden das Gerüst an denen aktuell kein Vorbeikommen ist.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell ist niemand gesperrt, auch liegen keine Infos zu Verletzungsausfällen vor.
Die Einkaufsbilanz:
Nach der sportlich erneut enttäuschenden Vorsaison wurde der Kader kräftig verändert, dafür sprechen bis heute 17 Neuzugänge und 12 Abgänge. Von den Neuen konnten sich Zingerle (Magdeburg), Antwi-Adjej (TSG Sprockhövel), Wassey (Dortmund II), Srbeny (BFC Dynamo), Ritter (Düsseldorf) fast komplett als Stammspieler etablieren. Besonders positiv für die Paderborner das mit Antwi-Adjej, Wassey, Srbeny und Ritter Akteure aus unteren Ligen darunter sind. Ritter kam bei Fortuna fast ausschließlich in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz. Antwi-Adjej spielte zuvor Oberliga. Bei den nicht genannten Spielern waren mehrere aus Nachwuchsmannschaften dabei, die eher als "Perspektivspieler" gelten. Das Durchschnittsalter bei den Neuen betrug auch nur 21,7 Jahre. Fazit: effektiv gut eingekauft, vor allem Srbeny war ein "Volltreffer".
Gewinner der Saison bislang:
Dennis Srbeny wagte aus der Regionalliga den Wechsel zurück in die 3. Liga nach der durchwachsenen ersten Station in Rostock 2014/2015. Diesmal läuft es deutlich besser, denkbar das der gebürtige Berliner aus dem Nachwuchs von Tennis Borussia auch bei einem Nichtaufstieg des SC kommende Saison höherklassig spielt. Christopher Antwi-Adjej kam aus der Oberliga und konnte sich 2 Ligen höher durchsetzen. Auch Massih Wassey kann sich als solcher fühlen, Paderborn ist die erste Station oberhalb der Regionalliga und diese meistert er sehr gut. Für alle 3 hat sich der mutige Schritt gelohnt.
Prognose:
Direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga, alles andere wäre eine dicke Überraschung. Die Mannschaft ist vor allem offensiv so stark besetzt, das man auch 1,2 Ausfälle verkraften kann.
Bilanz gegen den SC Paderborn:
Es ist das 12. Duell, erstmals standen sich beide August 2001 gegenüber als der damalige Neuling in Chemnitz mit 3:1 gegen den Zweitligaabsteiger gewann. Im eigenen Stadion konnte der CFC erst 1 von 4 Spielen gewinnen, in der vergangene Saison beim hitzigen 2:1, zuvor wurden 3 Niederlagen mit 1:3, 0:2, 1:2 kassiert. Auswärts sieht es besser aus, hier gelangen immerhin 2 Dreier im damals alten "Hermann Löns Stadion" mit 1:0 und 4:3 gegen auch hier 3 Niederlagen. Insgesamt liegen die Gäste mit 6:3 Siegen und 22:13 Toren vorn.
Das Umfeld:
Den Absturz in die Viertklassigkeit mit drohender Insolvenz noch vermieden, ein deutlich gestiegener Zuspruch von 7.490 nach den 5.541 aus der meist trostlosen Vorsaison und die stattlichen Zusatzeinnahmen im DFB-Pokal durch das Vordringen ins Viertelfinale von rund 3 Mio. € - "alles schick" möchte man meinen und dachten sicherlich auch viele im Umfeld des Ex-Erstligisten. Das Gegenteil ist der Fall, die wirtschaftliche Lage der Ostwestfalen ist nach wie vor brenzlig. Die Zahlen die auf der Mitgliederversammlung diese Woche präsentiert wurden, dürften für die Fans ebenso erschreckend gewesen sein wie beim CFC vor etwas mehr als 1 Jahr. Die letzte Saison die wirtschaftlich und sportlich einem Kraftakt und einer Dauerkrise in beiden Bereichen glich wurde mit einem Minus von rund 3,5 Mio. abgeschlossen. Folge der gesunkenen Zuschauerzahlen und erhöhten Personalkosten durch Trainerentlassung und überwiegend glücklosen Spielerverpflichtungen. Für diese Saison wird mit einem erneuten Fehlbetrag von diesmal 3 Mio. € kalkuliert und das bei den genannten Geldern durch den DFB-Pokal. Bei einem frühen Aus in Runde 1 wie bei einem Drittligisten meist üblich wäre das Minus sehr dramatisch geworden. Der Anstieg der Besucher auf den Rängen fällt nicht positiv ins Gewicht, die Preise waren nach dem Unmut der letzten Spielzeit gesenkt worden. Negativ hingegen u. a. Kosten für die Prämien nach 44 Punkten, bei den leistungsbezogenen Verträgen. Kernproblem auch hier die Infrastruktur. Der SC 07 zahlt 750.000 € Miete für das Stadion, zuzüglich der 1,8 Mio. € Nebenkosten für Arena und Nachwuchsleistungszentrum. 2016/2017 wurde die Miete durch den Stadionbetreiber PSG erlassen. Ohne dies wäre die Lizenz nicht machbar gewesen. Aktuell werden 350.000 € nicht berechnet. Der größte Berg sind die 6,8 Mio. € Personalkosten an Spielern, Mitarbeitern, Trainer. "Profifußball in Paderborn ist in der 3. Liga nicht finanzierbar. Das geht nur in der 2. Liga, dort müssen wir uns etablieren", so Aufsichtsratsvorsitzender Elmar Volkmann. Chef einer Steuerberatungsgesellschaft in Paderborn. Allein der Anstieg bei den TV-Geldern auf rund 7,6 Mio. € würde die Lage erheblich entspannen.