"Duell der Enttäuschten" am Samstag …
von Timo Görner
… an der Gellertstraße. Beide Teams waren mit größeren Ambitionen gestartet, vor allem beim Gast aus Berlin-Moabit lief es wochenlang nicht so wie erhofft. Für beide Mannschaften gilt es, für die kommende Saison Spieler, Fans und auch Sponsoren mit einem guten Schlussspurt zu begeistern.
Die aktuelle Saison bislang:
Ins Hinspiel am 04.11.2023 ging der Gast aus Berlin als Tabellenführer mit 28 Punkten und 5 Zählern auf den Zweiten aus Cottbus. Das mit beeindruckenden 22:3 Toren und nur 1 Niederlage. Mit dem 2:4 gegen den CFC begann die Talfahrt Richtung Niemandsland der Tabelle. Aus den weiteren 15 Begegnungen holten die Rot-Weißen nur noch magere 12 Punkte. Eine damit abstiegsreife Zwischenbilanz. Vor fast 4 Wochen zogen die Verantwortlichen die Reißleine und schickten den Cheftrainer vom Hof.
Bis zur Winterpause folgten noch zwei weitere Pleiten mit dem 0:3 in Jena und dem 1:2 gegen Lok im eigenen Stadion, wobei hier die beiden Gegentreffer in der Nachspielzeit fielen. Dennoch war die Ausgangsposition vor der Frühjahrsrunde 2023 nicht so schlecht, nur 2 Punkte fehlten auf Tabellenführer Erfurt. Vor den weiteren 20 Begegnungen also noch machbar. Davon ist heute keine Spur mehr.
Der Start auch ganz ordentlich, das 0:0 bei Schlusslicht TeBe ein wenig unter den Erwartungen. Aber mit dem 2:1 gegen Viktoria blieb man im Soll. Danach ging es bergab. 4 Niederlagen in 5 Spielen mit 1 Zähler beförderten die Berliner aus dem Aufstiegsrennen. Erfurt, der BFC gewannen ihre Gastspiele. Enttäuschend das 1:2 in Halberstadt und 0:1 gegen Luckenwalde. Das letzte Spiel für Benjamin Duda.
Der Trainerwechsel brachte eine Stabilisierung, unter Volkan Uluc starteten die Rot-Weißen mit der 4. Heimniederlage in Folge. Die BSG Chemie gewann mit 2:1 im "Poststadion". Danach gelangen aber immerhin die 2 Siege in Lichtenberg und 3:2 gegen Meuselwitz. Tolle Moral gegen Babelsberg, das 0:2 wurde noch in einen Punktgewinn verwandelt. Das zweite Tor in der Nachspielzeit.
Im eigenen Stadion ist der Saldo positiv mit 7 Siegen gegen 6 Niederlagen bei 27:19 Toren. Als Gast stellt der BAK ebenfalls die neuntbeste Mannschaft, gewann und verlor 5 Spiele. Viele Treffer gab es nicht mit 12:14. Der BAK war bekannt für seine starke Offensive, mit 39:33 sind diesmal 11 Teams erfolgreicher. Dafür sind in der Defensive nur 5 besser. Im Berliner Landespokal kam das Aus im Achtelfinale, wie für den BFC bei Berlin-Ligist Sparta Lichtenberg (2:4).
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab wenig Bewegung mit 2 Abgängen und 1 Neuen. Allerdings den Wechsel auf der Trainerposition.
Der Palästinenser Ahmad Rmieh (19) im linken Mittelfeld wechselte Ende Januar zu TeBe, wurde meist nicht berücksichtigt. Nicht mehr dabei ist Mittelstürmer Tamer Emre Ertürkler (21), ging zum Jahreswechsel ohne neuen Verein. Der Türke kam nur auf 4 Kurzeinsätze.
Auf seiner Position kam im Gegenzug Serkan Dursun (22/Havelse) aus der Nord-Staffel, blieb beim Drittligaabsteiger Ergänzungsspieler.
Die Sportliche Leitung:
Volkan Uluc (53) übernahm am 22.03.2023, ein Kenner der Regionalliga Nordost mit der Erfahrung aus dem Stationen beim BFC Dynamo, in Jena und Nordhausen und von 2002 bis 2003 schon einmal beim BAK im Amt. Er löste Benjamin Duda (34) ab, dem die sportliche Talfahrt seit Mitte der Hinrunde zum Verhängnis wurde. Als Co-Trainer unterstützen ihn Julian Eckert (22) und Ercan Aydinoglu (45). Die Keeper betreut seit über 5 Jahren Serkan Mese (50). Ümit Ergirdi (41) fungiert als Sportdirektor.
Das Kollektiv:
Im Tor ist Luis Zwick (28) die klare Nr. 1, stand in allen 27 Punktspielen im Kasten. Kilian Schubert (20) durfte 2-mal im Pokal ran, Kevin Plath (20) in 1 Partie dort. Alle 3 gebürtige Berliner.
In der Abwehr wird aktuell mit Viererkette agiert. Als Innenverteidiger haben sich der Österreicher Julian Klar (22/2), Kwabe Schulz (24/1), und Tarek Chahed (26) als die wichtigsten Akteure erwiesen. Vermisst wird hier der etatmäßige Kapitän Shawn Kauter (27). Ben Meyer (24/2) gilt als einer der besten Linksverteidiger der Liga, kommt auf 6 Vorlagen. Rechts vertrauen die Trainer meist auf Jannis Lang (20/2), bereitete auch 4 Treffer vor, er hat die Nase vorn gegen Michael Olczyk (26).
Zentral vor der Abwehr gilt der Albaner Jürgen Gjasula (37/3) weiter als Eckpfeiler, Keanu Schneider (22/4) kann beide Ausrichtungen. Die beiden Jungspunde Omar Hajjaj (20) und Umut Satici (20) aus dem Nachwuchs des 1. FC Union und dem eigenen sind eher "Perspektivspieler". Der Japaner Rintaro Yajima (30/1) – siehe Schneider. Nathaniel Amamoo (25) als offensiver Antreiber spielt bislang nur selten eine Rolle.
Torgefährlichster Spieler der Mannschaft ist Linksaußen Patrick Sussek (23/7), an 13 und damit 1/3 der BAK-Treffer beteiligt. In den letzten 3 Begegnungen vor dem Nachholer gegen Altglienicke je 1-mal Torschütze. Der Jamaikaner Michael Seaton (25/4) wirbelt oft in der Sturmmitte. Hat gute Konkurrenz mit dem Kosovaren Bleron Krasniqi (20/4). Dahinter kommen junge Kicker mit Jamal Rogero (19/3), Serkan Dursun (22), Joel Vieting (19). Auf dem rechten Flügel hat sich Joel Richter (24/3) durchgesetzt, glänzte auch 4-mal als Vorbereiter.
Einen echten "Knipser" im Angriff hat der BAK nicht, dafür mehrere fast gleichwertige Aktive mit Sussek, Seaton, Krasniqi, Rogero, Richter. Damit dort nicht so leicht ausrechenbar. Wobei mit Richter und Seaton zuletzt 2 Stammkader ausfielen. 27 stehen im Team, 2 mehr als beim CFC. 23,4 Jahre im Schnitt sind eher eines der jüngeren Aufgebote.
Einkaufsbilanz:
Der Umbruch war enorm, 19 kamen vor der Saison – 1 in der Winterpause.
Von denen konnten sich Zwick (Schweinfurth), Klar (SV Horn), Lang (Aue), Schneider (Werder Bremen II), Sussek (Fortuna Düsseldorf II), Krasniqi (Schalke 04 II), Seaton (BSV SW Rehden) als feste Größen etablieren. Soussek gilt als "Glücksgriff", ebenso positiv, weil auch aus einer U23, überraschten Krasniqi und Schneider. Die anderen kamen meist von der Ersatzbank oder kamen nur sehr sporadisch zum Einsatz. Der Weggang von El-Jindaoui, Kargbo und Ulrich, die zusammen auf 31 Treffer kamen, konnte man insgesamt nicht ganz auffangen.
Fazit: nicht schlecht, einige kamen ja aus dem U19 und U23 Bereich.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Manndecker Julian Klar (22) fehlt seit 4 Wochen wegen muskulärer Probleme, Nebenmann Shawn Kauter (27) ebenfalls, nachdem er zuvor monatelang wegen Armbruch ausfiel. Rechtsaußen Joel Richter (24) pausiert wegen Knieproblemen, die zentrale Sturmspitze Michael Seaton (26) laboriert an einer Oberschenkelverletzung.
Gewinner der Saison:
Keanu Schneider und Bleron Krasniqi kamen aus II. Mannschaften und schafften den Sprung in die Herrenmannschaft. Jannis Lang wurde letztes Jahr in der 2. Bundesliga kaum eingesetzt, ist, wenn auch 2 Ligen tiefer, feste Größe.
Die Bilanz gegen den Berliner AK 07:
6 Duelle gab es bislang, von denen der CFC immerhin 4 gewinnen konnte. Zuletzt zweimal beim BAK mit 2:1 und 4:2. Im eigenen Stadion hieß es fast analog dazu 3:1 und 4:2. Die einzige Niederlage gab es 17.03.2019 beim blassen 0:2-Auftritt.
Prognose:
Schwierig, ein einstelliger Tabellenplatz wird es sicher werden. Läuft es optimal, zwischen 5 und 7.
Das Umfeld:
El-Jindaouis Weggang war nicht nur sportlich ärgerlich, auch auf den Rängen wurde es wieder etwas überschaubarer. Aktuell sind es im Schnitt 650 Besucher im "Poststadion" an der Lehrter Str., vergangene Spielzeit 1.090 mit mehrmals 2.000 zahlenden Zuschauern. Von solchem Zuspruch ist man diese Saison weiter weg, der "Kassenschlager" war das Gastspiel des FC Energie Cottbus mit 1.300. Halberstadt sahen nur 242, das Ortsderby gegen den FC Viktoria 251. Im letzten Spiel, als der SV Babelsberg 03 auflief, konnten sich 509 motivieren.
Das Ziel 3. Liga haben die Verantwortlichen nicht aus den Augen verloren, trotz der erneut enttäuschenden Bilanz ab Mitte der Herbstrunde wie schon im Jahr davor. Das aber ohne große Investitionen und riskantes Wirtschaften. Der BAK gilt als finanziell ordentlich aufgestellt, trotz der Konkurrenz mit den großen Marktführern aus Charlottenburg und Köpenick sowie den anderen Konkurrenten im Kampf um Platz 3 mit dem BFC, Altglienicke, FC Viktoria. Ehrenpräsident Mehmet Ali Han (59) gilt mit seinem Unternehmen weiter als größter Förderer des Clubs.
Grundlage des sportlichen Erfolgs soll die Nachwuchsarbeit bleiben, 21 Mannschaften bis runter zur G-Jugend stehen im Spielbetrieb. Die A-Jugend als Flagschiff der Abteilung spielte diese Saison in der Bundesliga Nord/Nordost, konnte als Aufsteiger dort den Abstieg als Tabellenletzter nicht vermeiden und wird kommende Saison auch wieder gegen die U19 des CFC antreten. Hilfreich für den Verein, dass auch immer mal U19-Kader von Union und TeBe über den BAK sich weiterentwickeln wollen.
