CFC zum "Strohhalm-Spiel" für Jena beim "Ost-Klassiker" …
von Timo Görner
… denn wenn der FC Carl Zeiss noch mal ernsthaft in den Kampf um den Staffelsieg eingreifen will, müssen 4 Siege in den letzten 4 Spielen her. Und dann die Konkurrenz aus Brandenburg und der Landeshauptstadt mehrmals stolpern. So oder so, der FC Carl Zeiss wird mindestens hochmotiviert sein, das Hinspiel vergessen zu machen.
Die aktuelle Saison bislang:
4 Spiele vor Ende kann der FC Carl Zeiss noch Rang 1 erobern, rechnerisch zumindest. Die Chancen dafür jedoch mehr als vage. 6 Punkte sind es auf den Zweiten Erfurt, 7 auf den Ersten aus Cottbus. Die mit dem 1:1 am Dienstag aus dem Dreikampf wohl endgültig den Zweikampf machten. Es helfen also nur noch 4 Siege und dicke Patzer der beiden Konkurrenten. Von Seiten der Verantwortlichen geht der Blick deshalb wohl spätestens seit Dienstag Richtung neue Saison.
Zum Verhängnis wurde den Thüringern Runde 6 bis 12. Nach starkem Auftakt mit 13 Punkten aus 5 Partien, in der die Defensive (12:1 Tore) überzeugte, konnte der Ex-Zweitligist 7-mal nicht gewinnen. Von 2 ging es auf 9 mit 10 Punkten Rückstand auf Tabellenführer BAK. Negativer Höhepunkt das 1:2 in Meuselwitz, Aus für Andreas Patz. Zuvor enttäuschten die Auftritte in Luckenwalde (1:1), gegen Lichtenberg (0:0). Henning Bürger übernahm vorerst, startete mit 3:0 gegen die Berliner. Musste dann das 0:4 im Hinspiel quittieren.
Bis zur Winterpause konnte der Abstand zur Spitze auf 7 Punkte reduziert werden. In Babelsberg wurde knapp (1:0) gewonnen, dazu gegen Lok ein wichtiger Sieg eingefahren (2:0). So gesehen die Bilanz von Henning Bürger sehr gut: 3 Siegen in 4 Spielen. Dennoch war absehbar, dass es auf der Cheftrainerposition noch den Wechsel geben sollte. René Klingbeil erhielt das Vertrauen. Der Start 2023 holprig, 0:1 bei Hertha BSC II wie 1:1 bei Viktoria warfen wieder zurück.
Bis zum Rückspiel hielt sich der FCC im Rennen, kam über "Lauerstellung" trotz starker Frühjahrsrunde aber nicht hinaus. 8 Siege wurden gefeiert. Stark die Offensive gegen TeBe (3:0), in Halberstadt (5:0). Über das 8:1 am vergangenen Wochenende im "Poststadion" beim einstigen Spitzenreiter BAK wurde genug gestaunt. Wichtig auch der Erfolg gegen Titelverteidiger BFC (2:0), 8-mal blieben die Blau-Gelb-Weißen in 2023 ohne Gegentor. Letztendlich ging das "6-Punkte-Spiel" in Cottbus (0:1) verloren, wurde ein 2:0 gegen Erfurt verspielt. Stolperer wie das 2:2 zuletzt gegen Meuselwitz kamen dazu.
Jena heimstark, als einziges Team ohne Niederlage. Die letzte Pleite in den Punktspielen datiert vom 18.03.2022. 8 Siege und 6 Remis stehen zu Buche – 24:6 Tore. Die 6 Remis sind ein Grund, warum 3 als Heimteam besser sind. Der FCC hat die beste Defensive und viertbeste Offensive - 53:19 Tore. Die Chancen, 2023/2024 DFB-Pokal zu spielen, stehen gut. Gegner im Endspiel ist Oberligist Wacker Nordhausen. Wo, ist noch unklar, der Einspruch des FSV gegen Jena als Endspielort erfolgreich. Im Gespräch sind nun Gera, Erfurt oder Nordhausen selber.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab wenig Bewegung mit 2 Neuzugängen.
Rechtsverteidiger Kevin Wolf (27) ist im Grunde kein Neuer, spielte bereits von 2020 bis Ende der Vorsaison für die Thüringer. Ging dann ohne Ziel. Kam zuvor aus der II. von Hannover 96. Lorenz Knöferl (19) ist hängende Spitze und "Leihgabe" von Drittligist 1860 München.
Die Sportliche Leitung:
René Klingbeil (42) wurde zu Jahresbeginn zum neuen Cheftrainer ernannt. War zuvor Co-Trainer für Henning Bürger (53), der von Andreas Patz interimsweise übernommen hatte und mittlerweile wieder die Nachwuchsabteilung leitet. Unterstützt wird er von seinem Co-Trainer René Lange (34), der seine Töppen zum Saisonende an den Nagel hängen wird. Nico Hinz (37) kümmert sich um die Torhüter.
Als Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH hat Patrick Widera (43) zum 02.05.2023 übernommen. Er war von 2016 bis 2019 Mitglied im Vorstand und Geschäftsstellenleiter. Nachfolger von Chris Förster (51), der nach 9 ½ Jahren sein Amt aufgab.
Das Kollektiv:
Im Tor hat sich wie erwartet Kevin Kunz (31) klar durchgesetzt. Musste ausgerechnet im Hinspiel verletzungsbedingt schon in Halbzeit 1 raus. In 15 Partien hielt er seinen Kasten rein. 3-mal vertreten durch Alexios Dedidis (21), Nr. 3 ist Maximus Babke (19).
Als Innenverteidiger haben derzeit Burim Halili (25/1), Kapitän Bastian Strietzel (24) die besten Karten vor Maurice Hehne (26). Auf der linken Seite kommt meistens Marcel Hoppe (23/2) zum Einsatz, der 3 Tore vorbereitet hat. Rechts ist Ken Gipson (27) die feste Größe. Ugur Tezel (26) hat Verletzungspech. Kevin Wolf (27) kann beide Seiten spielen.
Im defensiven Mittelfeld gelten Lukas Lämmel (27), René Lange (34), Justin Schau (24) zu den wichtigsten Spielern. Lämmel mit 7 Toren einer der herausragenden Akteure dieser Liga. Mit "Doppelpack" zuletzt bei Ex-Verein BAK, 5 Treffer in den letzten 9 Spielen. Offensiver ausgerichtet ist Justin Petermann (24/3), 5 Vorlagen. Eckpfeiler hier aber Allrounder Pasqual Verkamp (25/9), war noch 10-mal der Zuarbeiter. Aktuell auch der Torschützenkönig der Jenaer.
Im Angriff sind Rechtsaußen Jonathan Muiomo (25/8) und Mittelstürmer Vasilios Dedidis (23/8) die erfolgreichsten Mitarbeiter. Muiomo hat Anteil an 13 Treffern. Dedidis an 11, obwohl nur 11-mal in der Anfangsformation. Auch Jan Dahlke (25/6) auf gleicher Position ist meist Ergänzungsspieler. Max Grimm (19/1) gilt als "Perspektivspieler". Auf dem linken Flügel vertrauen die Trainer Maximilian Krauß (27/2) – legte 7-mal auf. Elias Rosner (20) – siehe Grimm. Der Japaner Takero Itoi (25) kann sich nicht gegen den starken Muiomo durchsetzen. Lorenz Knöferl (19) bedient die "hängende Spitze".
26 gegen 24 stehen im Kader, 24,4 Jahre im Schnitt – wie beim CFC. 11 Verträge laufen zum Saisonende aus. Matti Langer wird definitiv gehen. Spieler wie Strietzel, Dedidis, Krauß wird man sicher halten wollen. "Streichkandidat" dürfte z. B. Itoi sein. Die jungen Akteure namentlich Knöferl, Rosner, Babke könnten im Einzelfall als "Leihgabe" für 1 Jahr wechseln.
Einkaufsbilanz:
16 Neue kamen bis heute.
Von denen wurden Kevin Kunz (Regensburg), Ken Gipson (Großaspach), Winter-Neuzugang Kevin Wolf, Lukas Lämmel (Berliner AK 07), Pasqual Verkamp (FC Viktoria Berlin), Jonathan Muiomo (Optik Rathenow) als Stammspieler etabliert. Wobei Muiomo, Lämmel und Verkamp für die Offensive absolute Verstärkungen sind. Wichtig bei den veritablen Abgängen im Angriff vor der Saison. Dahlke (Münster) gelang das zwar nur zeitweise, er kommt aber immerhin auf 6 Treffer.
Die anderen spielten keine Rolle, wobei es immerhin 4 Neuzugänge aus der eigenen U19 gab. Fazit insgesamt: ganz gut.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Rechtsverteidiger Ugur Tezel (26) muss seit Mitte Januar wegen einer Knieverletzung pausieren. Linksaußen Maximilian Krauß (26) fehlte zuletzt 2-mal wegen einer Fußverletzung. Einsatz am Wochenende ungewiss.
Der Status von Matti Langer (33) ist unverändert. Er wurde nach Auseinandersetzung mit Andreas Patz kurz vor Ende der Vorsaison suspendiert. Grund die Mitteilung, dass man nicht mehr mit ihm plane. Trotz Vertrag bis Ende 2022/2023. Eine Lösung gab es nicht, damit steht er seit Anfang April 2022 nicht mehr im Kader.
Gewinner der Saison:
Jonathan Muiomo stieg letzte Spielzeit mit Rathenow ab, schaffte mit dem Wechsel den Klassenerhalt und spielt als feste Größe beim FC Carl Zeiss in der Spitze der Liga mit.
Die Bilanz gegen den FC Carl Zeiss Jena:
Lt. meinen Quellen ist es das 80. Duell. 26 Siege gab es für Himmelblau, 28 für die Thüringer. 90:117 Tore gibt es aus unserer Sicht. In Jena waren die Siege für den FCK und CFC eher selten, 6-mal gab es einen Dreier zu feiern. 25 Partien entschieden die Gastgeber für sich. Zuletzt konnten wir am 11.09.2011 an den Kernbergen gewinnen, mit 2:1 in der 3. Liga. Das 1:0 am 31.05.2020 wurde wie bekannt in Würzburg aufgrund der Corona-Beschränkungen in Thüringen erspielt. Danach hieß es 1:2 und 1:1.
Prognose:
Platz 3 – 4 sollte drin sein. Ein möglicherweise positiver Punkt: 3 der letzten 4 Spiele finden zu Hause statt.
Das Umfeld:
Ist in Bewegung, beim Stadionbau und den genannten Änderungen in der Chefetage. Mit dem Ende der Amtszeit von Chris Förster endet eine Ära bei den Thüringern. Seine Ägide war von Erfolgen und Niederlagen gekennzeichnet. Erfolg sicherlich der lang angestrebte Stadionumbau zu einer modernen Arena und Aufstieg in die 3. Liga 2017 nach 5 Jahren in der Viertklassigkeit. Tiefschläge der sang – und klanglose Abstieg aus der 3. Liga 2020 als Tabellenletzter. Dazu die Fluktuation auf dem Trainerposten mit 15 Coaches seit 2013 inkl. der Interimslösungen.
Ende des Jahres sollen die Arbeiten mit Kosten von mittlerweile 52 Mio. € abgeschlossen sein, das Stadion wird fortan unter dem sperrigen Namen "ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld" bekannt sein. Der Inhaber der Namensrechte aus Gera mit einer auf Energie- und Wohnungswirtschaft spezialisierten Firma wird dazu ihren Sitz ins 4. Obergeschoss der Osttribüne verlegen. Dann hat Jena eine zweitligataugliche Spielstätte für 15.000 mit über 8.000 Sitz – und 5.000 Stehplätzen. Aktuell begeistern sich 3.788 im Schnitt für die Spiele an den Kernbergen. Mehr haben Erfurt, Cottbus und Chemie Leipzig. "Kassenschlager" natürlich das Derby gegen Rot-Weiß (7.300). Zuletzt wollten 3.298 das Duell mit Meuselwitz sehen.
Neben dem Wechsel auf dem Geschäftsführerposten gab es zuvor den beim Präsidenten. Ralph Grillitsch trat am 03.02.2023 die Nachfolge von Klaus Berka an. Bekannt als Geschäftsführer der Stadtwerke Stadtroda GmbH. Stadionbau – Rückkehr in die 3. Liga – wirtschaftliche Stabilisierung heißen wohl die 3 Kernaufgaben der Vereinsführung. Nachfolger von Grillitsch als Chef des Aufsichtsrates wurde Andreas Krug, seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter der "CrossScore Software UG".
