Vorbericht

Finale - Sachsenpokal - Saison 2009/2010
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
3:2
FC Erzgebirge Aue
FC Erzgebirge Aue

CFC im "Traumfinale" gegen feierseligen Aufsteiger …

von Timo Görner

…und dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine aus Sachsen seit April 2003. Damals gingen die Himmelblauen im Kampf um Punkte beim FC Erzgebirge mit 0:3 unter, musste quasi bis zum Saisonende gegen den Abstieg aus der 3. Liga Nord kämpfen während der Gegner in die 2. Liga kam.

Die Saison 2009/2010 unseres Gegners

Die nun abgelaufene Spielzeit krönten die Erzgebirgler mit der Rückkehr in Liga 2 nach 2 Jahren Drittklassigkeit. Das 2:1 gegen Mitfavorit Braunschweig sicherte einen der direkten Aufstiegsplätze. An diesem Abend wurde zudem zum 3. Mal in Folge die Tabellenführung erkämpft.
Nach Aufstieg sah es über weite Strecken der Herbstrunde mit 21 Spielen nicht aus. Nach den ersten 6 Begegnungen fanden sich die Muldestädter im Tabellenkeller wieder. 6 Zähler genügten vorerst nur für Rang 16. Lediglich Zweitligaabsteiger Ingolstadt (1:0) konnte geschlagen werden. In Dresden kassierte man erneut eine schmerzliche Niederlage (0:3). Neuling Heidenheim (0:1) entführte alle 3 Punkte aus dem "Erzgebirgsstadion". Doch bis zum Jahreswechsel gelang schrittweise die Befreiung. Maßgeblich verantwortlich dafür war der „Trumpf“ Heimstärke. Im Erzgebirge blieb man in den 8 Spielen "nach Heidenheim" ungeschlagen, gewann noch 7x und ließ nur 1 Remis zu. Einen "Big Point" landete man gegen Offenbach als ein 0:2 noch in ein 4:2 verwandelt wurde. Auf Reisen verlor man 6x und blieb lediglich bei Absteiger Wuppertal (2:0) und Bayern II (3:2) siegreich. Auch die schweren Spiele in Braunschweig (0:3) und Osnabrück (1:3) verlor man relativ deutlich, was aber noch irgendwie zu erwarten war. Mehr Unzufriedenheit verursachte die Kiel-Pleite (1:2). Dass man zum damaligen Zeitpunkt nur bedingt als Spitzenteam anzusehen war, zeigte das 1:5 in Ingolstadt. Dennoch konnte man sehr zufrieden sein. Platz 4 war erreicht worden, mit 34 Punkten lag sogar noch Platz 1 (39/Osnabrück) in Reichweite. Die Frühjahrsrunde sah den FCE weiter im "alten Trott", zu Hause wurde weiter gepunktet, die ersten 4 Spiele "Zu Null" gewonnen. In der Fremde tat man sich weiter schwer. 5x reiste man an und ohne Sieg wieder ab, in Jena (0:1) und Regensburg (1:2) sogar mit Niederlagen im Gepäck. Ohne mehr Auswärtspunkte kein Aufstieg, so das Fazit.
Am 07.04.2010 begann wie auch 2003 ein Endspurt mit einem Sieg beim VfB Stuttgart II, der erste Auswärtsdreier seit über 6 Monaten (2:1). 4 Siege in Folge gelangen, auswärts war man nicht mehr der gern gesehen Gast und löste die Pflichtaufgaben (Dortmund 3:1, Burghausen 2:0). Osnabrück (3:0) fertigte man zu Hause ab, vergab ab den ersten Matchball" mit einem mageren 2:2 gegen Wehen. Den 2., schon 3 Tage später gegen Braunschweig (2:1), nutze man. Das finale 1:2 bei Werder II verdarb nur noch die Meisterschaft.
Keine Frage, der erneute Aufstieg in Liga 2 war hochverdient, aber in einer ausgeglichenen Liga auch machbar. Man präsentierte sich als echtes Spitzenteam, blieb wochenlang in einer Art "Lauerstellung" um dann zuzuschlagen. Den Grundstein für den Gesamterfolg bildete die Heimstärke. Das Erzgebirgsstadion war eine Festung, die seit Spieltag 6 nicht mehr eingenommen wurde und in der 15 der 19 Begegnungen gewonnen wurden - nur Heidenheim, Jena, Dortmund II und Wehen konnten Punkte mitnehmen. Kein anderes Team war als platzbauende Gemeinschaft besser. Auswärts reichte es zu Rang 11, ist die Bilanz deutlich negativ (5 Siege - 9 Niederlagen). 57 Tore schoss man (3.). 41 Gegentreffer bedeuten die viertbeste Defensive.
Im Sachsenpokal steht man im Finale, tat sich teilweise schwer. Wurde Runde 1 in Laubegast (8:0) noch locker gewonnen, so war im Achtelfinale das 1:0 n. V. bei Lok Leipzig mühevoll. Souverän das 3:0 in Kamenz, das Halbfinale in Zwickau (2:1 n.V.) wurde ja von unserer Seite recht aufmerksam verfolgt.

Delegierungen in dieser Saison

11 Spieler waren hinzugekommen, 9 hatten den Verein verlassen. Der einzige Abgang, der als "Leistungsträger" zu werten ist, war Arne Feick (22). Der torgefährliche Mittelfeldspieler (33 Spiele, 10 Tore und 3 Vorlagen) wechselte für eine Ablöse von 150.000 EUR nach nur 1 Jahr im Erzgebirge zu Arminia Bielefeld. In Ostwestfalen wurde er zum Stammspieler, ragte aber dort bei weitem nicht so heraus wie im Lößnitztal.

Für das Tor kam mit dem Bulgaren Russi Petkov (33/Hohenstein-Ernstthal) ein "alter Bekannter" zurück. Für den Abwehrbereich holte man Thomas Birk (21/Cottbus II) und aus der eigenen U23 Dominic Rau (19). Im Mittelfeld wurden Jörn-Andreas Wemmer (25/ Oberneuland), Manuel Hiemer (25/Regensburg), Nico Klotz (22/VfB Stuttgart II) sowie der Ghanae Bashiru Gambo (31/Stuttgarter Kickers) verpflichtet. Dazu kommt der Mazedonier Ivan Ristovski (19) aus der eigenen U23. Im Angriff stieß der Kosovare Alban Ramaj (24) aus Emden zum FCE, mit dem Tunesier Najeh Braham (32) aus Magdeburg gelang ein recht interessanter Wechsel. Patrick Sonntag (20) als 3. Nachwuchsspieler komplettiert den Reigen.

Der Trainer

Rico Schmitt (41) ist für den sachkundigen Chemnitzer Fußballfreund kein Unbekannter. Vor dem Gang ins Erzgebirge waren n Rapid Kappel und der heutige VfB Fortuna Chemnitz in der Oberliga Nordost Süd von 2001 bis 2005 Stationen. 2008/2009 fungiert Schmitt bereits nach außen als Trainer der 1. Mannschaft wobei Heiko Weber als der "eigentliche Chef" galt, dem "Teamkoordinator" allerdings die Lizenz als Coach fehlte. Mit Beginn der nunmehr abgelaufenen Spielzeit wurde Schmitt nicht mehr so überraschend "befördert". Auf den "Spalter und Lautsprecher" Weber folgte die "Integrationsfigur" Schmitt, welcher aufgerissene Gräben im Umfeld schließen konnte und in erster Linie mit fleißiger, sachlicher Arbeit überzeugte und letztendlich zum Erfolg kam.

Gewinner der Saison bislang

In erster Linie hat der Verein insgesamt gewonnen, denn er ist einer der wenigen im sportlich eher glücklosen Nordosten, welcher sportlich wieder zurückgekommen ist. 1 Beispiel sei aber dennoch genannt: Stürmer Eric Agyemang (30) wurde nach einer eher durchwachsenen Vorsaison und mittelprächtigen Bilanz bis Ende dieser Spielzeit in der Schlussphase zum "Matchwinner" mit 6 Toren und 3 Vorlagen in den letzten 5 Begegnungen.

Die Mannschaft

Klare Nummer 1 im Tor ist Martin Männel (22). Im Abwehrbereich ist Kapitän Tomasz Kos (36) gesetzt und absoluter Führungsspieler. Ob der Pole noch mal eine Saison dran hängt, ist noch unklar. Hinzu kommen René Klingbeil (29), Thomas Paulus (28) und der Franzose mit deutschem Pass, Pierre le Beau (24), der mit seinem Tor zum 2:1 gegen Braunschweig den Aufstieg perfekt machte. Im Mittelfeld bilden der Deutsch-Albaner Skerdilaid Curri (34), Jan Hochscheidt (22) und Marc Hensel (24) das Gerüst. Darum baute Schmitt über weite Strecken der Saison auf Sven Müller (30), Nico Klotz (23) oder Marco Stark (28). Prunkstück des Teams ist aber der Angriff, in dem die Erzgebirgler 3 der erfolgreichsten Stürmer der 3. Liga stellen. Angeführt wird die Riege von Eric Agyemang mit 12 Toren + 5 Vorlagen, es folgen Najeh Braham (11 + 3) und Sebastian Glasner (10 + 2). Damit waren diese 3 an insgesamt 43 der 57 erzielten Tore direkt und indirekt beteiligt. Schmitt baute in Ruhe eine schlagkräftige Truppe auf, in der sich Spieler wie Glasner steigerten und Leistungsträger wurden.

Die Einkaufsbilanz

Aus den 11 Neuzugängen gelang mit Braham zweifellos ein "Volltreffer". Ramaj und Klotz erwiesen sich als "guter Griff", wie auch Thomas Birk, der ab Mitte der Rückrunde mehrfach das Vertrauen von Rico Schmitt erhielt. Akteure wie Wemmer und Hiemer waren nicht die erhofften Verstärkungen, blieben Mitläufer. Die Spieler aus der U23 sowie Petkov galten nicht als potentieller Stammspieler, bleiben somit eher außen vor. Fazit: Nicht berauschend eingekauft, dennoch konnte die Qualität der Mannschaft verbessert werden zumal lediglich Feick ein nennenswerter Abgang war.

Umfeld

Mit fast 9.000 Besuchern im Schnitt konnte man auf den viertbesten Zuspruch der 3. Liga verweisen. Damit legte man im Vergleich zum Vorjahr merklich zu, damals begeisterten sich rund 8.000 Fußballfreunde pro Heimspiel für die Auftritte der Lila-Weißen. Braunschweig zog am entscheidenden Spieltag 15.000 ins Lößnitztal, Dynamo Dresden wie erwartet auch "Masse" mit 13.200. Der richtig große Ansturm begann wie 2003 allerdings erst in der Endphase der Saison. Zuvor zeigten die Fans nach einer weitestgehend durchwachsenen vorigen Spielzeit noch ein wenig Zurückhaltung, so richtig traute man damals der Mannschaft den Sprung nach ganz oben nicht zu.

Für die Zweite Liga 2010/2011 plant man im Erzgebirge mit einem Etat von rund 6,5 Mio. EUR. Damit legt man um rund 10% zu. Grundlage dafür sind die zu erwartenden Mehreinnahmen an Sponsoren- und Fernsehgeldern sowie dem sich erhöhenden Zuschauerschnitt. Für die 2. Liga gilt man damit sicherlich nicht als "Spitze", es sollte aber machbar sein damit zu bestehen – Energie Cottbus z. B. muss diesmal mit 7 statt 8 Millionen auskommen. Mit Hertha BSC und deren 30 Millionen kann man sowieso nicht mithalten.

An der Arena im Lößnitztal soll unterdessen weiter gewerkelt werden. Man plant die Überdachung der Gegengerade. Die Zeit von Uwe Leonhardt als zuweilen polarisierenden Vereinschefs ist seit der vergangenen Saison vorbei. Dem Erzgebirgsclub steht seitdem mit Bernd Keller (65) ein Mann aus der Glauchauer Wirtschaft vor, dem Aufsichtsrat der Landrat des fusionierten Erzgebirgskreises Frank Vogel (53). "Leo" sitzt zumindest noch in diesem Gremium.
Finale - Sachsenpokal - Saison 2009/2010
Freitag, 14. Mai 2010, 17:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 9.670
Schiedsrichter: Albert (Tannenbergsthal)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele64301420100:71
Heimspiele32208467:29
Auswärtsspiele321061633:42
Ligaspiele5825141983:60
Pokal-/Relegationsspiele650117:11

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1988/1989FDGB-PokalHalbfinaleBSG Wismut Aue - FC Karl-Marx-Stadt1:2 (0:0)
1988/1989DDR-Oberliga21. SpieltagBSG Wismut Aue - FC Karl-Marx-Stadt1:0 (1:0)
1989/1990DDR-Oberliga10. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Wismut Aue1:0 (0:0)
1989/1990DDR-Oberliga23. SpieltagBSG Wismut Aue - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (1:0)
1996/1997Regionalliga Nordost1. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1996/1997Regionalliga Nordost18. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:2 (0:2)
1997/1998Regionalliga Nordost4. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue3:0 (1:0)
1997/1998Regionalliga Nordost21. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1997/1998SachsenpokalFinaleChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue5:4 n.E.
1998/1999Regionalliga Nordost7. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost24. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:0 (1:0)
2001/2002Regionalliga Nord9. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC0:3 (0:0)
2001/2002Regionalliga Nord26. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue0:2 (0:2)
2002/2003Regionalliga Nord9. SpieltagChemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue2:2 (0:2)
2002/2003Regionalliga Nord26. SpieltagFC Erzgebirge Aue - Chemnitzer FC3:0 (2:0)