Letzter Teil der "englischen Woche" gegen einen ungern gesehenen Gast…
von Timo Görner
…aus Halle. Der letzte Heimsieg liegt mittlerweile über 19 Jahre zurück. Allerdings hatte Chemnitz auch nur 4 Gelegenheiten dieses Ereignis zu wiederholen. 2x siegten die Sachsen Anhaltiner, zweimal trennte man sich Remis. Vergangene Saison war man dicht dran.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Der Blick des Vizes 2009 und des Vierten 2010 geht bereits in die neue Saison. In der laufenden Spielzeit sind 19 Punkte, 32 Tore und 4 Plätze auf den himmelblauen Spitzenreiter zu viel, um noch Aufstiegshoffnungen zu hegen. Tuchfühlung zur Tabellenspitze konnte der HFC eigentlich nie herstellen.
Nur nach 4 Spieltagen war Halle noch aussichtsreich dabei, war ungeschlagen und hatte Rang 1 mit Erzfeind Magdeburg im Blick. Den ersten Rückschlag sollte es an Spieltag 5 im ersten Spitzenspiel gegen den heutigen Staffelprimus geben (0:1). Der CFC ist in Halle erfolgreicher als an der Gellertstraße. Bis zur Winterpause verabschiedete man sich aus dem Titelrennen, weil der CFC beständig punktete und auch die Gemeinschaften aus Lübeck, Wolfsburg, Leipzig mehr einheimsten. In dieser Zeit schmerzte die "Heimpleite" in der Leipziger WM-Arena gegen den damals schon kriselnden FCM (0:2). Auswärts vergeigte Halle in Oberneuland (0:2), ließ auch in Braunschweig (1:1) Punkte und leistete sich weitere Patzer wie gegen Wilhelmshaven (1:1). Ordentlich waren hingegen die Punktgewinne gegen Lübeck und in Wolfsburg (je 2:2), ebenso gegen Leipzig (0:0). Weiter Boden gut machen konnte man nicht, Ende November war die Herbstrunde durch die Witterung bereits beendet. Zufrieden war man nicht, auch wenn die Erwartungen im Umfeld für diese Spielzeit nicht so sehr hoch angesetzt waren.
Der Start ins Jahr 2011 gelang mit einem 3:0 in Cottbus und einem Sieg gegen Meuselwitz (3:1). In Lübeck (2:3) ging man nach viel Kampf knapp als Verlierer vom Platz. Zuletzt gab es am Mittwoch wieder nur ein Remis, zu Hause ein 1:1 gegen Hertha BSC II.
Als Platz bauende Gemeinschaft (7.) wie als Gastkollektiv (5.) ist Halle gut, aber keine Spitze. Die Offensive (28) leistet Arbeit knapp über dem Durchschnitt, dafür ist die Defensive stark (18). Hier sind nur 2 besser. Insgesamt ist die Bilanz aber etwas zu wenig für Ganz oben.
Im Landespokal steht man als Titelverteidiger im Viertelfinale, muss sich am 30.03. gegen den "Feind" aus der Landeshauptstadt duellieren. Sollte man dieses brisante Match siegreich gestalten, geht es zu Grün-Weiß Piesteritz. Bei den weiteren möglichen Konkurrenten im Finale namens SV Landsberg und SV Dessau 05 ist man Favorit, könnte die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal schaffen. Im DFB-Pokal machte man es wir und sorgte in Runde 1 für eine wenn auch kleinere Sensation, warf Zweitligist Union Berlin in Leipzig (1:0) raus. Für Runde 2 war man mit dem Gegner nicht glücklich. Sportlich noch klarerer Außenseiter als gegen die Berliner bekam man es mit dem wenig attraktiven MSV Duisburg zu tun und blieb chancenlos (0:3).
Delegierungen seit dem Hinspiel
Einzige Veränderung ist Stürmer Alen Lekavski (22). Der Kroate kam im Oktober als vereinsloser Spieler zum HFC. Letzter Verein war bis Juli 2010 HNK Segesta Sisak aus der zweiten kroatischen Liga. Zuvor durchlief er den Nachwuchsbereich des SSV Reutlingen und der TSG 1899 Hoffenheim.
Der Trainer
Sven Köhler (44) betreut die 1. Mannschaft seit nunmehr über 3,5 Jahren. Ganz unumstritten ist er im Umfeld nicht (mehr), genießt aber die volle Unterstützung der Vereinsführung auch in der momentan sportlich nicht unbedingt glücklichen Situation. Mit dem neuen Stadion dürften für die kommende Spielzeit aber Ambitionen des Vereins und damit der Druck auf unseren Ex-Kicker steigen. Er hat noch einen Vertrag bis Juli 2012.
Die Mannschaft
Darko Horvat (37) ist auch im 4. Jahr in Folge im Tor die Nr. 1. Er absolvierte bis auf 1 Ausnahme alle Punktspiele in der Regionalliga Nord seit der Neustrukturierung 2008. In der "internationalen Abwehr" etablierten sich der Tscheche Jan Benes (28), Christoph Klippel (24), der Kongolese Patrick Mouaya (26) und der Portugiese Telmo Texeira-Rebelo (23). Im Mittelfeld wird das Gerüst duch Benjamin Boltze (24), Kapitän Nico Kanitz (30) und Toni Lindenhahn (21), der mit 3 Toren und 3 Vorlagen auf sich aufmerksam machte, gebildet. Für Steve Finke (23), der bis Mitte der Hinrunde als Stammspieler agierte, ist die Saison beendet. Er zog sich Ende Oktober 2010 im DFB-Pokal gegen Duisburg einen Kreuzbandriss zu. Routinier Ronny Hebestreit (32) ist nur noch Ergänzungsspieler. Auch noch ohne Durchbruch ist Marco Hartmann (23). Philip Schubert (23) als Stamm der letzten 2 Jahre hatte ebenfalls mit Verletzungen zu kämpfen. Marco Stier (26), dessen Verpflichtung aufgrund gleicher Probleme in den letzten Jahren skeptisch beäugt worden war, blieb nicht verschont und kam nur zu 6 Einsätzen in der Hinrunde. Im Angriff schneidet der HFC ordentlich ab, es fehlt aber der richtige "Knipser". Pavel David (32) erzielte 7 Tore, legte 2x auf. Selim Aydemir (20) liegt knapp dahinter – 5 Treffer. Thomas Neubert (30) platziert sich auf Rang 3, war an 7 Toren direkt (4) und indirekt (3) beteiligt. Angelo Hauk (26) ist "der Joker". 10x eingewechselt kam er zu 3 Torerfolgen. Alen Lekavski (22/1) ist noch nicht die große Verstärkung. Will man in der kommenden Saison richtig angreifen, sind sicherlich in allen Mannschaftsteilen 1,2 Verstärkungen notwendig. Mit Aydemir, Lindenhahn hat man 2 vielversprechende junge Akteure in den eigenen Reihen.
Die Einkaufsbilanz
6 Neue sind bis heute gekommen. Boltze, Klippel und Texeira-Rebelo konnten sich als Stammspieler etablieren, wobei man sich von Benjamin Boltze eventuell etwas mehr versprochen hatte. Stier ist bislang kein "Glückgriff", kam verletzungsbedingt kaum zum Zug. Für Alan Lekavski gilt das gleiche wie für Boltze. Dennis Wegner (20/Angriff) als interner Neuzugang aus der A-Jugend galt von vornherein als Anschlusskader. Gesamtbilanz: ganz ordentlich, ein echter "Volltreffer" gelang aber irgendwie nicht.
Gewinner der Saison bislang
Toni Lindenhahn (21) war letzte Saison weitestgehend Reservist, 2010/2011 dagegen gehört er zum Gerüst dieser Mannschaft. Selim Aydemir (20) spielte sich in den letzten Wochen vor der Winterpause und zuletzt in die Stammformationen.
Prognose
Dem CFC wird man nicht mehr gefährlich werden. Läuft es bis zum Saisonende optimal ist vielleicht noch Rang 3 drin. Aber nur dann. Voraussetzung ist, dass in der Offensive noch mal zugelegt wird. So gesehen waren die Spiele in Cottbus und gegen Meuselwitz ein guter Anfang.
Das Umfeld
Die Blicke gehen bereits voraus. Die nächste Saison, in der dann neuen rund 17,5 Mio. EUR teuren "VNG-Arena" – ehemals "Kurt-Wabbel-Stadion" – soll eine neue Ära des Halleschen FC einläuten. Nach Jahren mit einem maroden, nicht mehr zeitgemäßen Stadion erreicht man zumindest auf dieser Ebene schon mal Höherklassigkeit. Nach mittlerweile über 10 Jahren in der Viertklassigkeit soll der Weg nach oben gehen. Noch muss in Halle-Neustadt gespielt werden - einer Anlage, welche viele Fans nicht unbedingt ins Herz geschlossen haben. Relativ hohe Eintrittspreise u. a. mit 10 EUR für die kleine Stehplatz-Fankurve (offiziell nur 513 Plätze) haben schon Boykotts hervorgerufen. Dieses Missfallen und der leichte Abwärtstrend zur letzten Spielzeit, die gegen Ende ein deutlicher Abschwung nach dem starken Jahr 2008/2009 war, haben den Zuschauerschnitt verschlechtert. Rund 2.100 zahlende Besucher konnten im Schnitt mobilisiert werden, bislang ein Rückgang gegenüber 2.869 im letzten Jahr und knapp über 3.000 vor 2 Jahren. Kassenschlager war wie erwartet das Derby gegen Magdeburg, nur kamen diesmal statt 10.300 Fußballfreunden nur 5.000 in die Leipziger Arena an einem tristen Mittwochabend Mitte November. Der CFC lockte immerhin noch 3.000 zum dritten Heimspiel an. Gegen RB Leipzig düpierte ein Teil der Anhängerschaft die Vereinsführung mit dem demonstrativen Fernbleiben aufgrund der Eintrittspreise und der Bedingungen im Stadion. Folge: nur 2.100 im "Stadion am Bildungszentrum". Im letzten Heimspiel gegen Meuselwitz fanden sich magere 1.200 ein. Vereinsführung und der harte Kern der Anhängerschaft suchten nach einer Lösung, Ergebnis war eine Erweiterung der Ermäßigungsberechtigungen und eine Fankurve-Halbjahreskarte von 50 EUR, welche die letzten 9 Heimspiele beinhaltet. Gegner wie Magdeburg, RBL, CFC gibt es in der Rückrunde nicht mehr. Stattdessen "Zuschauermagneten" wie Havelse, Braunschweig II, Oberneuland. Sicherlich ein Grund für beide Seiten hier Auswege zu suchen.
