Gastspiel bei den Bremer "Glückspilzen"...
von Timo Görner
...die eigentlich hätten diese Saison in der Regionalliga Nord spielen müssen. Bestimmte Umstände am "grünen Tisch" ließen den Absteiger am Ende aber drin bleiben.
Die letzten Jahre unseres Gegners
Der SV Werder Bremen II zählt zu den "Gründungsmitgliedern" der nicht mehr so neuen 3. Liga. Bereits zuvor spielte man jahrelang zeitweise eine sehr gute Rolle im Bereich der damaligen 3. Liga. Den ersten Kontakt mit dem CFC hatte man erst 2001/2002, siegte im Hinspiel mit 2:0 was die Entlassung von Dirk Karkuth als Trainer bedeutete. Im Rückspiel siegte der damals noch aufstiegsambitionierte CFC mit 3:1. 2007/2008 gelang der Sprung in die neue Spielklasse unterhalb der 2. Bundesliga. Das mit einer guten Saison, Rang 5 als deutlich beste U23. Bereits 2 Spiele vor dem Finale konnte man die Qualifikation bejubeln. Ab da waren die Grün-Weißen im Abstiegskampf befindlich. Die Premierensaison absolvierte man als 17., musste am letzten Spieltag noch mal richtig zittern. Wie sich Wochen später heraus stellte hätte auch Rang 18 gereicht – dank des Verzichtes von Kickers Emden auf einen Verbleib in Liga 3. Eher magere 40 Zähler aus 38 Begegnungen waren genügend. In der folgenden Saison ging es leicht aufwärts, in die letzten 2 Duelle konnte man mit dem (fast) sicheren Klassenerhalt gehen. 4 Ränge wurde sich verbessert, 7 Zähler mehr geholt. Im letzten Jahr musste man dann schon den Abstieg quittieren bevor man durch glückliche Umstände unverhofft drittklassig blieb.
Die letzte Saison unseres Gegners
War die bislang schlechteste Spielzeit seit dem Einstieg 2008. Platz 19, diesmal lediglich 36 Punkte. Erst am 7. Spieltag gelang der erste Sieg, in Stuttgart (3:0) bei den "VfB-Kollegen". Zuvor standen 3 Remis und 3:7 Tore zu Buche. Die Trendwende war es nicht, wieder musste man länger warten um wieder einen vollen Erfolg bejubeln zu können – gegen Saarbrücken (2:0) am 16. Spieltag. Davor wurden 5 weitere Niederlagen kassiert, Tiefpunkt gegen Braunschweig (0:5). 14 Tage später ließ man gegen das spätere Schlusslicht FC Bayern München II (2:0) den 3. Sieg folgen. Mit dem Ende der Hinrunde, bemerkenswerterweise mit einem 1:1 bei Aufstiegskandidat Wehen/Wiesbaden, war die Lage prekär. Aber nicht aussichtslos, zwar hatte man die "Rote Laterne" inne. Aber auch nur 2 Zähler auf den rettenden 17. Platz. Das aber eher aufgrund der Schwäche der direkten Konkurrenz. Der Absprung aus der Abstiegszone sollte aber bis zum Ende nicht mehr gelingen. Ab Spieltag 26 rutschte man wieder tief in den Keller und hatte bis auf eine Runde eine Art Abbo auf Rang 19 inne. Dennoch war 2 Spiele vor dem Finale Rang 17 und damit die Rettung vor dem Abstieg noch möglich – wenn auch bei 4 Punkten und 4 Toren Rückstand auf Burghausen. Die notwendigen beiden Siege schaffte man dann nur zur Hälfte, dem 1:0-"Pflichtsieg" beim FC Bayern II folgte eine 1:4-Heimklatsche gegen die Spitzenmannschaft aus Wehen/Wiesbaden. Nur durch die Insolvenz von Rot-Weiß Ahlen und die Lizenzverweigerung für die TuS Koblenz verblieb man mit Wacker Burghausen in der 3. Liga. Heimstärke war nicht zu verzeichnen, nur Schlusslicht Bayern II war schlechter. Ganze 4 Heimsiege sind für den Klassenerhalt zu wenig. Auf fremdem Rasen holte man auch 18 Zähler, war hier vergleichsweise etwas besser. Mit 33:56 Toren bot man den zweitschlechtesten Angriff, nur 2 Gemeinschaften waren hinten offener. In fast allen Bereichen war man nicht drittligatauglich.
Delegierungen für diese Saison bislang
14 Akteure sind gegangen - 15 hinzugekommen, man kann durchaus von einem Umbruch sprechen. Nicht mehr dabei sind in der Abwehr Alexander Hessel (23/TuS 1906 Heeslingen), Bernd Gerdes (21/Hessen Kassel), Felix Schiller (21/Rot-Weiß Oberhausen). Im Mittelfeld sind dies Kevin Maek (22/Alemannia Aachen), Jose Alex Ikeng (23/FC Ingolstadt 04), Kevin Artmann (26/ TuS 1906 Heeslingen), Stefan Ronneburg (22/FC Carl Zeiss Jena), Henning Grieneisen (27/Sportfreunde Lotte). Das die Kicker welche über weite Strecken zum Stamm gehörten und wie Maek und Ikeng den Sprung in den Zweitligabereich schafften. Allerdings waren keine der Spieler im Drittligasektor 2010/2011 richtig herausragend.
Bei den Neuzugängen rückten allein 10 Talente aus der A-Jugend auf. Nur 2 Spieler kommen aus dem Männerbereich. Andreas Schön (22/Mittelfeld) kam vom VfR Aalen, Max Wegner (22/Angriff) vom SV Wilhelmshaven. Ein paar Bemerkungen zu den jungen Neuen die sich etablieren konnten. In der Abwehr sind dies Marcus Mlynikowski (19) und Clemens Schoppenhauer (19), beide aus der A-Jugend. Im Mittelfeld Leon Henze (19), aus der II. des VfL Wolfsburg gekommen. Im Angriff Niclas Füllkrug (18/A-Jugend). Der Rest hat noch nicht den Sprung in die Stammformation geschafft.
Der Trainer
Bei Werders II ist es wie bei den Herren. Man setzt auf einen ehemaligen Spieler und Kontinuität. Thomas Wolter (47) betreut die U23 seit mittlerweile über 9 Jahren. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2013, trotz der sportlich schwierigen Situation seit 3 Jahren gilt er als sicher.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist Christian Vander (30), die Nr. 2 bei den Profis. Sein Vertreter normalerweise Bernd Düker (19). Die Abwehr sieht bislang Sandro Stallbaum (30), Clemens Schoppenhauer (19), Marcus Mlynikowski (19) vorn. Stallbaum spielt seit mittlerweile über 8 Jahren für die U23. Im Mittelfeld haben Leon Henze (19), Andreas Schön (22) sowie die beiden Serben Predrag Stevanovic (20) und Aleksandar Stevanovic (19) die Nase vorn welche zum Profikader gehören. Hinzu kommt Felix Kroos (20) der im Gegensatz zum Bruder in München noch nicht den Durchbruch in der Bundesliga geschafft hat. Tom Trybull (19), Kevin Krisch (20) zählen auch noch dazu bzw. konnten sich mehrmals für die Startformation empfehlen. Im Angriff hat Neuzugang Max Wegner (22) zwar einen Stammplatz, aber noch keinen Torerfolg aufzuweisen. Niclas Füllkrug (18) ebenfalls. Sandro Wagner (23) von den Profis wurde zuletzt 4x für Spielpraxis nach Verletzung eingesetzt, kam im 4. Spiel zum ersten Torerfolg. Am Samstag spielt die Profimannschaft in Nürnberg, denkbar dass er dann dort aufgeboten wird. 30 Spieler stehen im offiziellen Aufgebot, keine 21 Jahre im Schnitt.
Die aktuelle Saison bislang
Werder II galt nach der letzten Spielzeit und angesichts der wenig bekannten Neuzugänge – noch dazu primär aus der A-Jugend – als Abstiegskandidat Nr. 1. Aktuell bestätigt man dies. Nach 8 sieglosen Begegnungen ist Rang 17 bereits 5 Punkte entfernt. Erst am 4. Spieltag gelang der erste Punktgewinn. Dabei wurde sich in Wiesbaden (1:2) und Erfurt (0:1) durchaus ordentlich verkauft. Schmerzlicher hingegen die Heimklatsche gegen Regensburg (1:4). Sandro Stallbaum rettete das erste Remis gegen Burghausen (1:1) 5 min. vor dem Ende. Es war auch das vorerst letzte Tor für die Grün-Weißen, folgend waren 0:7 Tore mit dem 0:4-Heimdebakel gegen Offenbach am vergangenen Wochenende. Ausgerechnet in Unterhaching beim "Duell zweier Nachwuchsmannschaften" – die eine momentan ganz oben dabei - gelang der eher unverhoffte erste Saisonsieg. Mit diesem Dreier der schon den Anstrich einer faustdicken Überraschung hatte gelang erstmal wieder der Anschluss an die Nichtabstiegsplätze. 5:15 Tore sprechen für den momentan schwächsten Angriff und die zweitschlechteste Defensive. Stallbaum, Florian Nagel (19), Kroos, Wagner und Andreas Hahn sind die 5 Torschützen bislang. Mit dem CFC, Oberhausen und Jena wieder auf eigenem Rasen stehen nun 3 Spiele gegen andere Gemeinschaften aus der unteren Region an. Fraglos muss schon hier die Trendwende eingeleitet werden. Ansonsten droht man schon früh den Anschluss zu verlieren.
Prognose
Es fällt trotz des letzten Sieges schwer an den Klassenerhalt zu glauben. Die Mannschaft welche sich vergangene Saison nur sehr bedingt drittligatauglich präsentierte und größtenteils Abstiegsreif agierte wurde kaum verstärkt, ist eine Mischung aus U23 und A-Jugend Spielern. Werder ist zudem nicht unbedingt dafür bekannt verstärkt bekanntere Erstligaprofis aus reiner sportlicher Hilfe bei der II einzusetzen. Tipp: Rang 18 bis 20.
Das Umfeld
Beim SV Werder ist man realistisch, die dritte Liga für das Flagschiff der Nachwuchsabteilung ist sportlich diesmal wohl kaum zu halten. Die dann folgende Regionalliga Nord mit ihrer "Verwässerung" angesichts der unsinnigen "Reform" durch den DFB dürfte den Verantwortlichen als Praxisfeld für die Talente aber zuwenig sein. Der Zuspruch für die U23 ist seit Jahren eher Viertligareif. Der aktuelle Schnitt liegt zwar bei 748 Besuchern, damit liegt man am Ende der Zuschauertabelle. Vergangene Saison waren es rund 1.100. Aufgefrischt durch die Heimspiele gegen Rostock (3.000), Braunschweig (2.400) und Dynamo Dresden (1.600) mit vielen Gästefans. Diese Spielzeit waren 1.600 gegen Münster der Rekord der am Samstag wohl sicher nicht getoppt wird. Der "Platz 11" des Weserstadions ist mittlerweile auch Heimstätte sog. "Risikospiele", zumindest durften dort letzte Saison Braunschweig, Rostock und Dresden antreten.
