Den "Bock umstoßen" und Reaktion zeigen...
von Timo Görner
...denn die letzten 8 Spiele gegen den SC Preußen Münster sahen einen sieglosen CFC. Der letzte von 3 Siegen gegen die Ostwestfalen liegt schon über 9 Jahren zurück. Zudem gilt es, die verlorenen Zähler aus dem Babelsberg-Spiel reinzuholen.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Aktuell hängt der "Fußball-Himmel" an der Hammer Straße voller Geigen. Platz 2 würden den direkten Aufstieg Liga 2 bedeuten, die Rückkehr nach 22 Jahren Dritt- oder Viertklassigkeit.
Ohne Punktverlust und Gegentor wurden die ersten 2 Spiele in Burghausen (2:0) und dank des "Frühstart" gegen den CFC (1:0) bestritten. Lohn war die Tabellenführung, punkt- und torgleich mit Osnabrück. Die Ernüchterung folgte in Darmstadt beim 1:2, die erste von erst 3 Niederlagen und ein Weckruf zur richtigen Zeit. Preußen blieb in der Erfolgsspur und setzte sich an der Spitze fest. Eine Woche nach Darmstadt wurde Zweitligaabsteiger Rostock (5:2) zu Hause abgewatscht, das 0:2 nach 18 Minuten schon 10 Minuten später egalisiert. Starke Reaktion auch in Wiesbaden, dort lag man bis 3 Minuten vor Ende 0:2 hinten, kam noch zum 2:2. Stärke demonstrierte man zur Freude der Fans auch in den brisanten Derbys. In Osnabrück wurde mit 2:0 frohlockt, Bielefeld mit 4:0 auf eigenem Rasen demontiert. Es waren Bestandteile einer grandiosen Serie von 11 Spielen, die erst in Karlsruhe beim wiedererstarkten KSC (1:2) riss. Neben Osnabrück und Bielefeld konnte man auch in Halle (2:0) und Aachen (2:1) gewinnen. Schwerer tat man sich gegen Dortmund II mit dem 1:0 erst 7 Minuten vor Abpfiff; ebenso gegen die kriselnden Erfurter (3:2). Aber man zog die Spiele, auch wo man weniger dominierte. Den Kampf um die "Herbstmeisterschaft" verlor man am letzten Spieltag. Münster blieb in Babelsberg (0:1) unter bisherigem Niveau, hatte Pech mit einer Fehlentscheidung zum Elfmeter für die Gastgeber, ließ selber einen Strafstoß ungenutzt und verlor auch seinen Topstürmer nach "Rot". So blieb Erzrivale Osnabrück jetzt 4 Zähler vorn.
Die Reaktion folgte am vergangenen Wochenende. Gegen Burghausen (2:0) wurde die Heimbilanz weiter ausgebaut. Eben die Ausbeute auf eigenem Platz ist die Trumpfkarte. Die Münsteraner sind die einzige unbesiegte Platz bauende Gemeinschaft in Liga 3; 6 der 10 Begegnungen wurden gewonnen. Heidenheim (1:1), Stuttgart II (0:0), Offenbach (2:2) konnten immerhin einen Zähler entführen. Zuletzt gelang es Unterhaching (0:0). Besser ist nur Karlsruhe mit 3 Toren bei 1 Spiel mehr. Auf Reisen ist man Dritter mit positiven Saldo bei 3 Niederlagen und 5 Siegen. Der Wichtigste Dreier war sicher der in Osnabrück. Kleiner Mutmacher für unsere Mannschaft: Die letzten 4 Gastspiele brachten nur einen Sieg aber zwei Pleiten. Das Torverhältnis von 33:15 spricht für eine sehr gute Offensive (4.) und eine eben solche Defensive (3.).
Die Stärke in den Punktspielen unterstrich man auch im DFB-Pokal: Erstligist Bremen scheiterte wie ein Jahr zuvor (Heidenheim) erneut bei einem Drittligist. Zweimal wurde der Rückstand aufgeholt, am Ende stand es 4:2 n. V. Unglücklich das Aus in Runde 2 gegen Erstligisten Augsburg (0:1). Im Landespokal steht man im Viertelfinale bei Regionalligist Lotte. Stärkster potentieller Konkurrent im Halbfinale ist Bielefeld.
Delegierungen seit dem Hinspiel bislang
Es gab eine Veränderung. Im Angriff stieß der seit Juli 2012 vereinslose Deutsch-Kongolese Addy-Waku Menga (29) zum SCP. Sein letzter Arbeitgeber war der SV Wehen/Wiesbaden, wo er weitestgehend Ergänzungsspieler war. Die Stationen davor waren Bremen, Osnabrück und Rostock. Für die Winterpause sind wohl allenfalls nur 1, 2 Neuzugänge zu erwarten. Möglicherweise geht man aber auch ohne neue Leute in die Frühjahrsrunde, sofern keine Leistungsträger länger verletzungsbedingt ausfallen.
Der Trainer
Pavel Dotchev (47) ist am 24.01.2013 exakt ein Jahr in Amt und Würden. Nach der soliden Frühjahrsrunde 2011/2012 gelang mit ihm der Aufwärtstrend Richtung Tabellenspitze. Dabei wurde er zuvor durchaus skeptisch als Nachfolger von Marc Fascher beäugt. Er hat noch einen Vertrag bis Saisonende.
Die Mannschaft
Nummer 1 im Tor ist mit Daniel Masuch (35) ein Routinier, der zu den sehr guten Keepern dieser 3. Liga zählt. In der Abwehr bilden Fabian Hergesell (26), Kevin Schöneberg (27) seit Saisonstart das Gerüst und absolvierten alle 20 Spiele. Dahinter kommt Patrick Kirsch (31), der aufgrund einer Verletzung erst mit Spieltag 6 in den Stammkader rückte. Um einen dauerhaften Stammplatz ringen zudem vor allem Robin Neupert (21) – gegen Burghausen von Anfang an dabei - und mit Philip Heise (21) ein weiterer junger Akteur. Dotchev muss hier seit Mitte September 2012 auf Dominik Schmidt (25) verzichten, der bis März 2013 ausfällt (Kreuzbandriss). Im Mittelfeld etablierten sich Jens Truckenbrod (32), Kapitän Stefan Kühne (32), der Franko-Portugiese Amaury Bischoff (25), Benjamin Siegert (31) und Dennis Grote (26). Herausragend ist dabei Bischoff, der für 6 Tore und 7 Vorlagen verantwortlich ist und zuletzt gegen Burghausen traf. Im Angriff hat man mit Matthew Taylor (31) einen der 5 Top-Torjäger dieser 3. Liga im Kader. Wie Anton Fink traf 11x er ins "Schwarze" und bereitete in 5 Fällen den Torerfolg vor. Zuletzt lief es für den US-Amerikaner aber nicht so gut: In den letzten 3 Einsätze blieb er ohne Tor und flog wie schon erwähnt in Babelsberg mit "Rot" nach einer Unbeherrschtheit vom Platz. Er ist am Sonntag gesperrt. Nummer 2 im Sturm ist Dimitrij Nazarov (22) mit 4 erzielten Treffern. Taylors Vertreter gegen Burghausen war mit Erfolg Marco Königs (22) der bislang bemerkenswerte 17x eingewechselt wurde. Babacar N´Diaye (38) kommt in dieser Saison als spielender Co-Trainer zum Einsatz, sozusagen als "Stand-by". Bislang war dies nicht der Fall. 26,1 Jahre im Schnitt sprechen für einen eher älteren Kader. Die herausragenden Eckpfeiler der Mannschaft sind fraglos Masuch, Schöneberg, Hergesell, Bischoff und Taylor.
Die Einkaufsbilanz
Immerhin 14 Spieler waren neu hinzugekommen. Von denen konnten sich Schöneberg, Bischoff, Nazarov und Taylor einen Stammplatz erkämpfen. Mit Bischoff und vor allem Taylor gelangen dabei zweifellos zwei "Volltreffer" für die Offensive. Dominik Schmidt war bis zum Ausfall ebenfalls gesetzt, Robin Neupert ist auf einem gutem Weg. Addy-Waku Menga spielt hingegen keine wichtige Rolle. Fazit: quantitativ durchwachsen, qualitativ hingegen sehr gut.
Gewinner der Saison bislang
Matthew Taylor (31) war in Paderborn beim Zweitligisten nur "Joker", ist in Münster nun klar gesetzt und dürfte mit seinen Leistungen auch wieder Zweitligavereine auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Vertrag läuft noch bis Ende 2013/2014.
Prognose
Karlsruhe, Osnabrück – je nach wirtschaftlicher Entwicklung - Bielefeld dürften die 3 härtesten Rivalen um den Aufstieg werden. Dazu kommen gegebenenfalls noch Heidenheim und Rostock. Bleibt die Mannschaft von Ausfällen speziell der genannten Leistungsträger verschont, ist von Platz 1 bis 3 alles möglich. Tipp: Platz 3 am Ende und damit Relegation.
Das Umfeld
7.898 Besucher im Schnitt bislang bedeuten einen Anstieg des Zuspruchs von 7.031 aus der Vorsaison. 7 Vereine haben mehr Publikum aufzuweisen, darunter Osnabrück (11.222) und Bielefeld mit exakt 1 Zuschauer/Spiel mehr. Das Derby gegen Bielefeld lockte 14.500 an, den CFC zum Heimauftakt derer 7.100. Sehr ordentlich war der Andrang gegen Rostock mit 10.700. Das letzte Heimspiel gegen Burghausen wollten 5.700 beobachten, Erfurt war nur 4.500 den Gang ins Stadion wert. Aktuell dürfen offiziell 15.050 ins "Preußen-Stadion". Für das Pokalspiel gegen Bremen genehmigte man 18.000; gegen Augsburg ebenfalls, es kamen letztendlich 16.300.
Das Geld aus dem Pokal kann der Verein wie jeder gut gebrauchen. Der Etat für diese Saison liegt mit 2,5 Mio. EUR für den Lizenzspielerbereich doch relativ deutlich unter dem von Clubs wie Karlsruhe oder Heidenheim. Beim Auswärtsspiel in Babelsberg war der Gästeblock bei einer Entfernung von 440 km durchaus solide gefüllt, ca. 400 Preußen-Freunde dürften es gewesen sein. Chemnitz ist nur ca. 50 km weiter weg...
Kontinuität ist an einigen Stellen zu finden, so arbeitet man seit Sommer 2006 mit dem gleichen Hauptsponsor zusammen, der dem Verein auch in Viertligazeiten zur Seite stand. Dr. Marco de Angelis steht dem Club sogar schon seit etwas mehr als 7 Jahren vor. Im November 2011 konnte er den Mitgliedern einen schuldenfreien SC Preußen präsentieren, erstmals seit 1991. Logisch, dass die Lizenz für diese Saison "glatt durchging". Auch an der Infrastruktur wurde und wird gewerkelt, am altehrwürdigen "Preußen-Stadion" wurden in den letzten 4 Jahren einschließlich des Rasens einige Modernisierungen durchgeführt. Es geht voran bei den "Preußen-Adlern" in Münster. Der Zweitligaaufstieg wäre fast schon zwangsläufig. Der Verein scheint aber auch in Liga 3 gut aufgestellt.