Der neue CFC zum Auftakt gegen den Negativtrend...
von Timo Görner
...der letzten 5 Spiele, in denen uns gegen die Hallenser kein Sieg mehr gelang. Seit 2008 gab es lediglich einen Dreier, in der Aufstiegssaison 2010/2011.
Die letzte Saison unseres Gegners
"Alarmstufe Rot" herrschte nach den ersten 4 Spielen ohne Punkt. Ein Zwischenhoch bis Mitte der Herbstrunde, der erneute Absturz in den Tabellenkeller und deutliche Steigerung im Jahr 2014 kennzeichneten die zweite Saison des HFC in der 3. Liga nach dem Aufstieg 2012.
Ohne Zähler in den ersten 4 Begegnungen arbeiteten sich die Rot-Weißen bis Spieltag 13 auf Rang 9 hoch. Es war der Lohn für einen starken Zwischenspurt mit 6 Siegen, unter anderem gegen den CFC (2:1), 1 Remis und nur 2 Niederlagen - eine davon allerdings heftig in Dortmund (0:4), die andere gegen Topfavorit Heidenheim (0:1). Entspannen konnte man aber zur Winterpause nicht, die Tendenz ging wieder nach unten. Nur magere 5 weitere Punkte aus den folgenden 8 Vergleichen wurden geholt, den einzigen Sieg gab es ausgerechnet in Duisburg (3:1). Ansonsten war man auswärts harmlos, kassierte neben Duisburg noch 4 Pleiten. Unter den eigenen Möglichkeiten spielte man gegen Burghausen (0:1). Das mitteldeutsche Derby gegen Erfurt (0:2) ging ebenso in die Binsen wie das Gastspiel in Leipzig (1:2). 24 Punkte aus 21 Spielen der Herbstrunde bedeuteten damit Abstiegsplatz 18 bei 7 Toren hinter Kiel. Allerdings war der Tabellenelfte ganze 3 Punkte entfernt.
Personell wurde reagiert, aber nicht auf der Trainerposition, wo Sven Köhler recht beruhigt weiterarbeiten konnte. 2 Spieler ohne Perspektive verließen den HFC, dafür wurden 2 Spieler für Mittelfeld und Angriff verpflichtet, die sich beide als "Guter Griff" auszählten. Fulminant verlief dann der Auftakt 2014 in Wiesbaden (3:0) mit dem Sprung auf Platz 15 und vorbei am CFC. 3 Spiele später hatte man den Trend bestätigen können, zu Hause zeigte man in den beiden wichtigen "6-Punkte-Spielen" gegen Kiel (1:0) und Stuttgart II (3:2) Stärke. In Elversberg konterte man zweimal die Führung der ebenfalls abstiegsbedrohten Gastgeber zum 2:2. Platz 11 wurde erreicht, der Abstand zur Abstiegszone auf 5 Punkte ausgebaut. Bereits 3 Spiele vor dem Finale wurde der Klassenerhalt perfekt gemacht, 47 Zähler standen zu Buche. Rückschläge wie in Osnabrück (0:3), Saarbrücken (0:3) und Darmstadt (1:4) wurden schnell weggesteckt und blieben unrühmliche Ausnahme. Dagegen stand das respektable 0:0 in Heidenheim, das 3:2 in Münster und die Heimsiege gegen Regensburg (4:1), Unterhaching (4:2) wie auch der "Last-Minute" Dreier gegen Rostock (4:3). Auch beim CFC blieb man, wenn auch mit unschönen Randerscheinungen (1:1), ohne Niederlage. So konnte man das 2:4 zum Saisonende gegen Absteiger Burghausen verschmerzen.
Mit Platz 9 wurde sich zum Vorjahr leicht (10.) verbessert. 51 Punkte waren 5 mehr als 2012/2013. Eine deutlich die Steigerung erfolgte in der Offensive, von 37 auf 50 Treffer. Der HFC stellte die sechstbeste Platz bauende Gemeinschaft, verlor nur fünfmal in der eigenen Arena. Auf Reisen war man Mittelmaß der Liga, es standen 5 Dreiern 10 Niederlagen gegenüber. Enttäuschung hingegen im Landespokal. Der "Pott" ging nach einer herben 0:3-Klatsche auf eigenem Rasen wie im Vorjahr an Erzfeind Magdeburg.
Delegierungen für diese Saison bislang
Den großen Umbruch wie beim CFC gab es so nicht ganz. 8 Akteure sind nicht mehr dabei, 6 wurden neu geholt und 2 Ausleihen in eine Festanstellung umgewandelt.
Der Finne Kristian Kojola (27/Abwehr) hatte mit Verletzungen zu kämpfen und verlor in der Winterpause seinen Stammplatz an Patrick Mouaya. Er erhielt keinen neuen Vertrag. Der Ex-Plauener Philipp Zeiger (24/Abwehr) wurde ebenfalls ausgemustert, konnte sich nur temporär in die Stammformationen spielen und ging deshalb zum ambitionierten Regionalligisten Rot-Weiß Essen. Pierre Becken (26) scheiterte mehr oder weniger an seiner Verletzungsanfälligkeit und kehrte nach Jena zurück. Im Mittelfeld fand unser Ex-Kicker Anton Müller (30) in der Frühjahrsrunde keine Berücksichtigung mehr und schloss sich Oberligist FC Schönberg 95 an. Ex-Kapitän Maik Wagefeld (33) fiel ab September 2013 verletzt bis zum Saisonende aus und wurde für die neue Saison nicht mehr eingeplant. Im Sturm hätte man "Volltreffer" Francky Sembolo (28) lieber behalten und nach der Ausleihe aus Bielefeld fest verpflichtet. Es scheiterte an zu hohen Forderungen des Kongolesen und auch zwischenmenschlichen Problemen. Er kehrte vorerst zum Zweitligaabsteiger zurück. Die beiden übrigen Abgänge spielten keine Rolle.
Bei den Neuzugängen finden sich durchaus bekanntere Namen.
Für die Abwehr holte man Dominic Rau (23) aus dem Lößnitztal. Er bringt die Erfahrung von 25 Zweitligaeinsätzen seit 2010 mit. In der letzten Spielzeit reichte es für 8 Spiele – alle in der Anfangsformation. Ab Mitte Herbstrunde 2013 stand er nur noch im letzten Spiel auf dem Platz. Im gleichen Sektor erhielt Robert Schick (20) nach einem Jahr Ausleihe von Zweitligist FSV Frankfurt eine Festanstellung. Für das Mittelfeld wechselte der Kroate Ivica Banovic (33) von Zweitligaabsteiger Cottbus an die Saale. Er kann 148 Spiele in der 1. Bundesliga für Freiburg, Bremen und Nürnberg (16 Treffer) aufweisen. Hinzu kommen 160 Zweitligaeinsätze für Freiburg, Duisburg und zuletzt Cottbus. Sascha Pfeffer (27) kam bekanntermaßen vom CFC. Selim Aydemir (23) hat den gleichen Bezug, wechselte in der Hinrunde 2012/2013 zu Zweitligist Aalen, kam aber dort kaum zum Zuge und wurde bereits während der abgelaufenen Spielzeit ausgemustert. Maximilian Jansen (20) wiederum wurde auf Empfehlung des Ex-Hallensers Darius Wosz vom VfL Bochum II verpflichtet. Sören Bertram (23) war wie Schick ausgeliehen, hier vom VfL Bochum. Er erwies sich mit 11 Toren und 7 Vorlagen bei 36 Spielen als "Volltreffer" und erhielt einen Vertrag beim HFC bis Ende 2015/2016. Bislang letzte Verpflichtung war der einzig etatmäßige Angreifer mit dem Engländer Osayamen Osawe (20) vom englischen Fünftligisten Southport FC. Bilanz 2013/2014: 41 Spiele – 6 Tore. Er soll die Alternativen im Angriff erhöhen und kann diese Saison ohne den großen Druck angehen. Mit Rau, Pfeffer, Banovic, Aydemir wurden Akteure geholt die bereits in Liga 2 aktiv waren. Zumindest hier hat man gegenüber dem CFC die Nase vorn. Allerdings spielten Rau und Aydemir bei ihren Zweitligavereinen zuletzt keine Rolle mehr.
Der Trainer
Sven Köhler (48) geht in die mittlerweile 7. Saison als Trainer der 1. Mannschaft. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2015/2016. Kontinuität auch beim Co-Trainer mit Dieter Strozniak (59), dem ehemaligen langjährigen Oberliga-Kicker des damaligen Halleschen FC Chemie. Er begann in dieser Funktion im Juli 2001, unterbrochen lediglich durch 6 Spiele als Chef Ende 2001/2002 und 2 Begegnungen als Interims-Lösung auf diesem Posten im März 2003. Er ist eine Art "Torsten Bittermann des HFC".
Die Mannschaft
Das letzte Testspiel gegen Zweitligist FC Erzgebirge Aue (1:2) dürfte ein paar Aufschlüsse über die Anfangsformation am Wochenende gegeben haben. Im Tor streiten Pierre Kleinheider (24) und der Pole Dominik Kisiel (24) um den begehrten Platz im Kasten. Tendenz aus der Vorbereitung: Kleinheider hat auch diesmal zumindest die Nase vorn. In der Innenverteidigung waren gegen die Lila-Weißen Neuzugang Dominic Rau (23) und mit Marcel Franke (21) ein Stammspieler der abgelaufenen Saison gesetzt. Die Außen besetzen Ex-Leihgabe Robert Schick (20) und Florian Brügmann (23). Der neue Kapitän – gewählt von den Spielern – ist Mittelfeldstratege Tim Kruse (31). Neben Sembolo und Bertram einer der "Glücksgriffe" in der letzten Spielzeit. Hinzu kommen mit Maximilian Jansen (20) ein weiterer Neuzugang, Akaki Gogia (22) als Stammkader und Leistungsträger (8 Tore) der Vorsaison, unser Ex-Kicker und "Heimkehrer" Sascha Pfeffer (27), Sören Bertram (23). Im Angriff durfte erstmal "Lebensversicherung" Timo Furuholm (26) ran. Sven Köhler ließ diese 11 Spieler bis Minute 60 agieren, realisierte erst dann ein paar Wechsel. So kamen unter anderem Selim Aydemir, Marcel Baude und Osayamen Osawe zum Einsatz, wobei der Engländer mit einem recht guten Auftritt überraschte. Mit Daniel Ziebig und Ivica Banovic fehlten 2 Routiniers, der eine verletzungsbedingt, der Kroate wiederum weil es noch Fitnessrückstand gibt. Auch Timo Furuholm ist noch nicht in Bestform, kam angeschlagen aus dem Trainingslager im erzgebirgischen Pockau zurück wie Banovic. Dort schlug das Verletzungspech recht drastisch zu. Mit Björn Ziegenbein (28/Mittelfeld) fällt ein Stammkader der Vorsaison noch länger verletzungsbedingt aus (Knorpelschaden im linken Knie), voraussichtlich bis Oktober. Toni Lindenhahn (23/Mittelfeld) erwischte es noch schlimmer – das Kreuzband. Ausfall noch mindestens bis Jahresende. Für Sven Köhler gibt es noch einiges zu tun für den Samstag.
Prognose
Der HFC ist von der Substanz her nicht schlechter geworden. Schlagen zumindest ein paar der Neuzugänge ein, sollte der Abstiegskampf diese Saison nie ein Thema sein. Für den Angriff auf die Spitze dürfte es aber nicht reichen. Läuft es optimal, wird der einstellige Tabellenplatz kein Wunschdenken sein. Knackpunkt ist der Angriff, der von den nominellen Stürmern her ein wenig durchwachsen scheint. Fällt Furuholm längerfristig aus, kann es eng werden.
Das Umfeld
Aktuell konnten sich 2.522 Fans zum Kauf einer Dauerkarte für die neue Saison entscheiden. Vergangene Saison konnte man mit glatt 8.000 Zuschauern im Schnitt den Zuspruch zur ersten Drittligasaison 2012/2013 bei 7.711 steigern. Zwar fällt in diesem Jahr der Kassenschlager gegen Leipzig mit damals 14.000 zahlenden Besuchern weg, dafür ist mit der SG Dynamo Dresden aber ein Ersatz gefunden, zumal ja auch Cottbus an der Saale aufspielen darf oder muss und einen fünftstelligen Besuch machbar werden könnte. Der HFC ist der Beweis, wie ein neues modernes Stadion mehr Besucher mobilisieren kann.
Die Lizenz 2014/2015 war zeitweise durchaus etwas wacklig, aber ohne Verschulden der Vereinsoberen. Dem HFC fehlten zunächst rund 436.000 EUR, welche der DFB zum Stichtag 27. Mai nachforderte. Die Spielgenehmigung wurde zuvor nur unter dieser Auflage erteilt. Eben dieser Betrag resultierte aus den Schäden am eigenen Nachwuchsleistungszentrum nach dem Hochwasser 2013. Die Erstattung aus dem Flutwasserhilfsfond verzögerte sich unerwartet durch die fehlenden bzw. schleppenden Beantragungen durch andere Stellen. Der Einsatz von verschiedenen Sponsoren konnte diese Lücke rechtzeitig decken.
Unruhig bleibt es auf den Rängen. Beim Landespokal-Finale gegen Erzrivale 1. FC Magdeburg tickten diverse "Besucher" in der HFC-Fankurve nach dem vorentscheidenden 0:2 für die Gäste aus uns brachten das Spiel an den Rand des Spielabbruchs. Zuvor mussten mal wieder Gelder für Strafen berappt werden, insgesamt 14.000 EUR unter anderem für die Vorfälle beim Spiel an der Gellertstraße am 23.03.2014. Die "HFC-Fanszene e.V." initiierte einen Ehrenkodex gegen derartige Entwicklungen, was wiederum unter den diversen Gruppen umstritten ist.