Vorbericht

31. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
FC Rot-Weiß Erfurt
FC Rot-Weiß Erfurt
0:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Schwerer Gang nach Erfurt ...

von Timo Görner

...für den CFC, der seit 1999 nicht mehr dort gewinnen konnte. Bis auf das 0:0 im Jahr 2011 gab es nichts zu holen. Der Gastgeber kann sich mit einem Sieg am Samstag weiter von der Abstiegszone absetzen.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Rot-Weiß Erfurt stand nach dem Einbruch in der Frühjahrsrunde 2015 und den Abgängen vor einer schwierigen Saison. Das Ziel "Aufstieg 2016" wurde zu den Akten gelegt. Der Klassenerhalt blieb vorrangiges Ziel, das haben die Thüringer nach einer guten Phase in den letzten Spielen fest im Blick.

Der Start gelang nicht besonders. Die ersten fünf Begegnungen mit Pleiten bei den Klassikern in Magdeburg (1:2) und Dresden (1:3) verliefen sieglos. Auf eigenem Platz reichte es zum Remis gegen Wehen Wiesbaden (0:0) und Münster (1:1). Bemerkenswert war die Aufholjagd in Großaspach zum 2:2. Bis zur Winterpause gelang der Befreiungsschlag aus dem Tabellenkeller nicht. Nach 21 Spielen standen 21 Punkte als 17. zu Buche, damals sechs hinter dem CFC. Den Schwachpunkt bildete die Auswärtsbilanz, RWE blieb das einzige Team der Liga ohne Dreier auf des Gegners Platz. 6 der 10 Gastspiele gingen verloren. Neben Magdeburg und Dresden gab es auch in Halle (1:2), Osnabrück (0:1), Cottbus (1:2) und Wiesbaden (0:3) nicht zu holen. In Chemnitz präsentierte man sich sehr durchwachsen, entführte aber zumindest einen Punkt. Im eigenen Stadion konnte man diese defizitäre Bilanz wenig kompensierten, dazu reichte der knapp positive Saldo mit 5 Siegen gegen 4 Niederlagen nicht. Die Siege wurden gegen Rostock (3:2), Stuttgart II (3:0), Stuttgarter Kickers (1:0) und Bremen II (2:1) gefeiert. Nicht unbedingt die Spitzenteams, herausragend deshalb das 3:0 gegen Mainz 05 II. Schmerzlich waren die vier Pleiten. Nach der letzten, gegen Magdeburg (0:2), wo man weitestgehend chancenlos blieb, war Schluss für den Trainer mit Christian Preußer. Der Verein zog die Reißleine, er traute dem Ex-Coach der A-Jugend die Wende nicht mehr zu. Stefan Krämer übernahm in der Winterpause und lieferte den perfekten Start mit einem nicht unverdienten 3:2 gegen den Spitzenreiter aus Dresden. Der Effekt schien schnell wieder verpufft, Erfurt blieb in Münster und gegen Großaspach (jeweils 0:2) ohne Punkte. Seitdem ging es mit elf Zählern aus sechs Partien aufwärts. Beim VfB Stuttgart II gelang im Gegensatz zum CFC der "Pflichtsieg"(2:1), ebenso wurde Würzburg (1:0) zu Hause besiegt. Aufhorchen ließ man auch in Aue, zum einen mit einer 2:1-Führung bis 12 Minuten vor dem Ende und dem Kunststück, der Beton-Defensive der Gastgeber mehr als ein Gegentor anzulasten. Lediglich in Mainz (0:1) musste man ohne Zählbares wieder vom Rasen gehen. Gegen Halle (1:1) blieb die eher schlechte Bilanz in den Nordost-Duellen bestehend, dafür gab es in Bremen wieder einen möglichen "Big-Point" im Abstiegskampf. Mit nunmehr 35 Punkten müssen aus den restlichen 8 Spielen noch 10 Punkte her; das scheint machbar.

Zu Hause ist Rot-Weiß mittlerweile achtbestes Team der Staffel, mit einer durchschnittlichen Offensive und Defensive bei 19:17 Toren wie auch insgesamt. Auswärts wurde die Bilanz aufgefrischt mit den Siegen in Stuttgart und Bremen. Nach sechs erfolglosen Jahren im Landespokal soll der "Pott" unbedingt in die Landeshauptstadt. Für das Halbfinale muss am 26. März 2016 in Meuselwitz gewonnen werden. Dort gänge es dann wie im Vorjahr zum FC Einheit Rudolstadt aus der Nordost-Oberliga Süd, wo man im Vorjahr im Viertelfinale mit 0:1 gescheitert war. Mögliche Gegner im Endspiel sind dann Erzrivale Jena und Regionalligist Nordhausen.

Delegierungen seit dem Hinspiel

Es gab je zwei Ab- und Neuzugänge, alle in der Winterpause geschehen. Beide Abgänge spielen mittlerweile bei der SV Elversberg in der Regionalliga Südwest, der so langsam zum Auffanglager für Spieler von Vereinen der 3. Liga aus dem Bereich Nordost wird.

So wie im Fall von Sascha Eichmeier (26/Abwehr) und Florian Bichler (24/Mittelfeld). Eichmeier zählte zu Saisonbeginn zum Stamm, fand danach aber keine Berücksichtigung für die Anfangsformationen mehr und zählte zeitweise nicht zum Kader. Bichler war von Anbeginn an primär eher Ergänzungsspieler. Er war erst Januar 2015 aus Unterhaching gekommen.

Für die linke Abwehrseite (auch eine Reihe weiter vorn) wurde Samir Benamar (20) von Zweitligist Bielefeld ausgeliehen; er war ja auch beim CFC vorstellig geworden. Im Mittelfeld gelang die Wunsch-Verpflichtung Daniel Brückner (34). Der Routinier spielte bis Ende Januar für Erstliga-Absteiger Paderborn. Er war dort in der Herbstrunde 2015 weitestgehend gesetzt und wurde dann vom damaligen Coach Stefan Effenberg nach dem 0:4 in Bochum neben zwei anderen Profis suspendiert, Marke "Bauernopfer". Brückner ist ein alter Bekannter bei RWE, spielte von 2006 bis 2008 für die Thüringer bevor es über Fürth nach Paderborn ging. Er bringt die Erfahrung von 164 Zweitligaspielen für Fürth und Paderborn mit und erzielte dort 14 Tore.

Der Trainer

Stefan Krämer (48) übernahm das Amt des Cheftrainers bei den Rot-Weißen am 30. Dezember 2015 vom glücklosen Christian Preußer, der 15 Tage zuvor beurlaubt worden war. Krämer selbst erlebte dies zuvor Mitte September nach knapp einem Jahr und zwei Monaten in Cottbus. Der Vertrag des gebürtigen Mainzers läuft noch bis Saisonende. Er kennt den CFC noch aus den Spielen mit Arminia Bielefeld und dem FC Energie beim bislang einzigen Auswärtssieg unserer Farben in dieser Saison.

Die Mannschaft

Im Tor gab es nach Spieltag 24 einen Wechsel zurück zu Philipp Klewin (22), der in den ersten acht Begegnungen die Nummer Eins war, dann aber durch Neuzugang Erik Domaschke (30) ersetzt wurde. Domaschke stand zunehmend in der Kritik und sah dann gegen Großaspach beim 0:2 recht unglücklich aus. Keine Rolle spielt bislang die Nummer drei, Paul Büchel (21).
In der Abwehr gelten Mario Erb (25) und André Laurito (28) als das Gerüst, die fast alle Punktspiele absolvierten. Hinzu kommen mehrere Akteure, die um die festen dauerhaften Stammplätze in der Defensive kämpfen. Zu nennen sind hier der Deutsch-Grieche Jannis Nikolaou (22), Juri Judt (29), Fabian Hergesell (30), der Kroate Luka Odak (26), Winter-Neuzugang Samir Benamar (20) und nicht zu vergessen "Pechvogel" Jens Möckel (28), der im Dezember 2015 nach fast einjähriger Verletzungspause (Knorpelschaden) wieder zur Mannschaft gestoßen war. In Bremen begann Stefan Krämer in der Viererkette mit Christoph Menz (27) - Laurito – Erb – Odak. Menz ist eigentlich im defensiven Mittelfeld ansässig.
Im Mittelfeld ist erwartungsgemäß "Heimkehrer" Daniel Brückner (34) gesetzt, dazu Kapitän Sebastian Tyrala (28), Christoph Menz (27), der Türke Okan Aydin (21) und Samir Benamar (20). Benamar steuerte immerhin schon ein Tor und zwei Vorlagen bei, kann ebenso als "guter Griff" gesehen werden wie Daniel Brückner. Menz kommt auf vier Tore, ebenso Tyrala, der nach wie vor als Herzstück des Erfurter Mittelfeldes gilt. Aydin bringt es auf drei Vorlagen.
Im Angriff hat man mit Carsten Kammlott (26) die "Lebensversicherung", mit 10 Treffern auch in dieser Saison einer der Topstürmer dieser Spielklasse. Und er ist der Mann für die ganz wichtigen Tore, wie dem 1:0 gegen Würzburg, dem 1:0 beim 2:1 in Stuttgart oder dem 1:0 zuletzt in Bremen. Mit Kammlott steht und fällt die Offensive der Blumenstädter. Und bemerkenswerter Fakt, bis auf das 1:3 in Dresden haben die Erfurter kein Spiel verloren, wo Kammlott getroffen hat; besser noch, bis auf Münster (1:1/H) alle Begegnungen am Ende auch gewonnen. Nummer zwei ist - an Toren gemessen - Tugay Uzan (22/3); das zusammen mit dem Holländer Marc Höcher (31/3), der aber unter Stefan Krämer derzeit keine Rolle mehr spielt. Sebastian Szimayer (25) wurde zweimal gefeiert.

26 Spieler stehen im Aufgebot. Mit 25,7 Jahren liegt der Altersdurchschnitt relativ deutlich über dem CFC (24,6).

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen

Fabian Hergesell (30/Abwehr) fällt noch bis Ende März aus, er laboriert an einem Muskelfaserriss.

Die Einkaufsbilanz

16 Neue wurden bis heute geholt. Davon konnte sich im Tor Eric Domaschke (30) zwischenzeitlich als Nummer Eins etablieren, hat diesen Stammplatz aber nach wechselvollen Leistungen wieder verloren. In der Abwehr setzte sich Mario Erb (25/Unterhaching) durch, ebenso Jannis Nikolaou (20/1. FC Köln II). Fabian Hergesell (30/Münster) war bis zum Trainerwechsel auch gesetzt, danach nicht mehr und ist aktuell zudem verletzt. Ein wie schon angesprochen ganz "guter Griff" war die Bielefelder "Leihgabe" Samir Benamar (20). Daniel Brückner (34/Paderborn) ebenfalls. Pablo Pigl (24/Schweinfurth 05) pendelt zwischen Ersatzbank und Anfangself; zuletzt eher Ersteres. Im Angriff hat es Tugay Uzan (22/Union Berlin II) erwartungsgemäß schwer gegen Kammlott im meist Ein-Mann-Angriff der Erfurter, konnte sich aber mehrmals für den Stamm empfehlen. Er steht auf einer Stufe mit Sebastian Szimayer (25/Neckarelz) als weiterer Neuzugang aus der Regionalliga. Fazit: ganz ordentlich, denn mehrere Akteure kamen aus der 4. Liga wie Nikolaou, Szimayer, Pigl, Uzan und der eigenen Jugend. Die finanziellen Engpässe sind bekannt. So gesehen hat man sich zumindest nicht schlecht in diesem Bereich geschlagen.

Gewinner der Saison bislang

Jannis Nikolaou hat den Sprung in die 3. Liga geschafft. Daniel Brückner hat nach seiner fragwürdigen Ausbootung in Paderborn durch den mittlerweile entlassenen Stefan Effenberg in Erfurt einen Stammplatz erobert. Mario Erb musste vergangene Saison mit Unterhaching nach dem letzten Spiel -übrigens in Erfurt - absteigen, schaffte mit seinem Wechsel doch noch den Klassenerhalt und ist Stammspieler.

Prognose

Erfurt wird bis zum letzten Spiel kämpfen müssen, bleibt aber am Ende knapp drin, wenn Kammlott nicht noch länger ausfallen sollte.

Das Umfeld

Es ist wie beim CFC: Es entsteht ein neues Stadion, weswegen man unbedingt Viertligafußball verhindern will. Im Januar 2015 rollten die Bagger an, der Start zum Neu-Umbau. Im Mai erfolgte dann die Grundsteinlegung. Im Sommer dieses Jahres soll die Multifunktionsarena fertig gestellt sein. 18.611 Zuschauer werden dann Platz finden. Vom alten Stadion bleibt dann nur noch die Tribüne auf der Westseite. Die angedachten 39 Millionen Euro Baukosten sind mittlerweile deutlich überschritten, aktuell liegt man bei rund 45 Millionen Euro. Auf den 6 Millionen Euro darüber wird die Stadt Erfurt möglicherweise sitzen bleiben, aktuell werden nur 617.000 Euro vom Land zugeschossen. Grund für die Mehrkosten war massiver Beton im Untergrund, die marode Kanalisation und Brandschutz-Nachbesserungen für die übrig bleibende West-Tribüne. Dazu wurde der Eingang zum Stadion wohl zu eng geplant und verbaut, so dass keine Trucks bei den geplanten weiteren Veranstaltungen einfahren könnten.

Der Umbau bei laufendem Betrieb stellt wie beim CFC entsprechende Herausforderungen, vor allem in Bezug auf die Hochsicherheitsspiele. Mit dem CFC, Cottbus, Osnabrück und Aalen stehen noch vier Heimspiele an. Gelegenheit, den eher unbefriedigenden Zuschauerschnitt von momentan 5.186 noch auszubauen. Dresden mit 7.270 war bislang der Zuschauerrekord, Magdeburg lockte 7.100 an. Aue lag mit 6.400 auch noch drüber. Ansonsten bewegt sich das Stammpublikum in dieser Saison bei um die 4.000. Das ist zu wenig, um in der 3. Liga weiter mitzuhalten.

Die Rahmenbedingungen bei den Rot-Weißen haben sich in den letzten Jahren eher verschlechtert. Bei der Mitgliederversammlung im Dezember 2015 musste ein erhebliches Minus von rund 1,1 Millionen Euro in der abgelaufenen Saison vermeldet werden. Als Ursachen wurden fehlende Transfererlöse, Gläubigerverzichte, die sinkenden Zuschauerzahlen, das marode alte Stadion mit entsprechenden Einschränkungen bei der Vermarktung und auch die erneut verpasste Teilnahme am DFB-Pokal genannt. Den Befreiungsschlag erhofft man sich mit der Stadioneröffnung gegen Mainz 05, die rund eine Million Euro in die leere Kasse spülen soll. Der Abstieg in die Regionalliga muss verhindert werden, kennen wir ja.
31. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Sonntag, 20. März 2016, 14:00 Uhr
Steigerwaldstadion, Erfurt
Zuschauer: 6.336
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

FC Rot-Weiß Erfurt Chemnitzer FC
13Tabellenposition18
35
30
1,2
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
31
29
1,1
9 (30,0%)
13 (43,3%)
Siege
Niederlagen
7 (24,1%)
12 (41,4%)
33 : 41
1,1 : 1,4
Tore
Tore pro Spiel
31 : 40
1,1 : 1,4
3:0 gegen VfB Stuttgart II (H), FSV Mainz 05 II (H)Höchster Sieg4:0 gegen FC Energie Cottbus (H)
0:3 gegen SV Wehen Wiesbaden (A)Höchste Niederlage2:5 gegen Holstein Kiel (A)
S-u-n-U-sDie letzten Spielen-N-u-N-S
2 Spiele in Folge ungeschlagenAktuelle Serienkeine

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele6621202584:86
Heimspiele331811455:27
Auswärtsspiele33392129:59
Ligaspiele6521202483:83
Pokal-/Relegationsspiele10011:3

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1997/1998Regionalliga Nordost11. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
1997/1998Regionalliga Nordost28. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:1 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost6. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:1 (1:1)
1998/1999Regionalliga Nordost23. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:2 (1:1)
2005/2006Regionalliga Nord14. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2005/2006Regionalliga Nord33. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt0:1 (0:1)
2011/20123. Liga18. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2011/20123. Liga37. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt0:2 (0:2)
2012/20133. Liga17. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC3:2 (1:0)
2012/20133. Liga36. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:2 (0:1)
2013/20143. Liga15. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
2013/20143. Liga34. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt4:0 (3:0)
2014/20153. Liga14. SpieltagFC Rot-Weiß Erfurt - Chemnitzer FC2:0 (1:0)
2014/20153. Liga33. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt2:1 (0:0)
2015/20163. Liga12. SpieltagChemnitzer FC - FC Rot-Weiß Erfurt1:1 (0:0)