Schwerer Gang nach Halle zum …
von Timo Görner
... Spitzenreiter vom Samstag. Zumal der HFC auf Revanche nach der bitteren Heimpleite vom April sinnt.
Die vergangene Saison unseres Gegners:
Nach der jahrelangen Kontinuität auf der Trainerbank reichlich turbulent mit 3 Protagonisten auf diesem Posten. Sven Köhler, Stefan Böger und Rico Schmitt. Sven Köhler wurde bekanntermaßen der schlechte Start mit nur 3 Punkten aus 6 Spielen und Platz 19 zum Verhängnis. Stefan Böger, im Frühjahr 2015 in Dresden beurlaubt, übernahm das Amt. Führte den HFC bis zur Winterpause schrittweise aus dem Keller. Nach den 21 Spielen der Herbstrunde standen 29 Punkte zu Buche, von 19 ging es hoch auf 7 mit einem soliden Polster von 8 Punkten auf die Abstiegszone. Bögers Bilanz ordentlich, aus den 15 Begegnungen unter ihm holte man 23 Zähler. Stark für Hallenser Verhältnisse die drittbeste Heimausbeute, 6 Siegen standen nur 2 Niederlagen in 11 Duellen gegenüber. Die mitteldeutschen Derbys gegen Aue (1:0) und Erfurt (2:1) wurden gewonnen, Bremen II (6:2), Wehen Wiesbaden, Stuttgart II (3:0) klar besiegt. Auf Reisen sah es genau umgekehrt aus. Den beiden Dreiern in Würzburg (1:0) und Kiel (4:0) standen 6 Pleiten gegenüber. Schmerzlich vor allem in Magdeburg (1:2), Dresden (2:3), beim CFC. Für 2016 schielte der eine oder andere durchaus Richtung 2. Liga, waren der 2. und 3. Platz mit 6 Punkten in Schlagweite. Investiert wurde dennoch im Grunde nicht, nur 1 Neuer jüngeren Alters einer U23 wurde vermeldet. Der Start ernüchternd, Magdeburg zog auch das Rückspiel (1:2), in Wiesbaden (0:1) und gegen Staffelprimus Dresden (0:0) fehlte der Sieg. Nach unten konnte man aber ruhig bleiben, nach 26 Spieltagen waren die Chancen auf den Sprung nach ganz oben weiter realistisch. Das Highlight gegen Großaspach (4:1) war der Beginn der Talfahrt. Das 1:2 gegen den CFC Spiel Nr. 7 in Folge ohne Dreier mit nur 3 Remis. Noch 4 Zähler trennten vom Abstieg. Stefan Böger längst umstritten, 3 Tage später wurde der nach Saisonende geplante Wechsel von Böger zu Schmitt als Trainer und Böger als Sportchef vorzeitig vollzogen. Rico Schmitt konnte das Team stabilisieren, die beiden Siege in Köln (2:0) und gegen Osnabrück (1:0) waren die "Matchbälle". Am Ende stand Platz 13. 32 der 48 Punkte wurden in Halle geholt (5.), abstiegsreif hingegen die Bilanz als Gast mit 11 Niederlagen und nur 4 Siegen. 48:48 Tore waren offensiv "gut", defensiv "hinterer Durchschnitt". Im DFB-Pokal scheiterte man knapp an Zweitligist Eintracht Braunschweig (0:1), qualifizierte sich über den Landespokal-Sieg gegen Erzfeind Magdeburg erneut für den DFB-Pokal 2016/2017.
Delegierungen für diese Saison bislang:
14 Ab – und 11 Neuzugänge sprechen für einen veritablen Umbruch des Kaders.
In der Abwehr schloss sich Marco Engelhardt (35) nach seiner Ausmusterung dem ambitionierten Südwest-Regionalligisten TSG Hoffenheim II an. Jonas Acquistapace (27), erst Mitte August 2015 aus Münster nach Halle gekommen, erhielt ebenfalls keinen neuen Vertrag, ist noch ohne neuen Job. Dominic Rau (25) zog es zum 1. FC Saarbrücken, ebenfalls Regionalliga Südwest.
Der kroatische Routinier Ivica Banovic (35) musste ebenfalls gehen, ging zum SC Freiburg II. Gleiche Spielklasse wie Rau, Engelhardt. Maximilian Jansen (21/Sandhausen) wollte man halten, er war nach Verletzungsproblemen dann in der Frühjahrsrunde 2016 Stammspieler. Wurde zum Schluss Kapitän. Sören Bertram (25/Aue) fiel nach dem Rückspiel gegen den CFC am 10.04.2016 wegen Kreuzbandriss aus. Wechselte dennoch wie angestrebt in die 2. Liga. Ex-Kapitän Tim Kruse (33) stand ebenfalls auf der "Streichliste", spielt in Cottbus wie übrigens auch Marcel Baude. Selim Aydemir (25) wiederum sollte ebenfalls erst den Verein verlassen, empfahl sich dann mit guten Auftritten gegen Ende. Lehnte das HFC-Angebot schließlich ab. Wollte Engelhardt folgen. Aktuell ist er aber ohne Arbeitgeber.
Bereits vor dem Spiel gegen den CFC stand der Wechsel von Osayamen Osawe (22) fest. Der Engländer ging in die 2. Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern, nach 17 Toren in 60 Einsätzen für den HFC in den letzten 2 Jahren.
Für das Tor kam Michael Netolitzky (22/TSV 1860 München II), Stammkeeper der "Löwen U23" in der Regionalliga Bayern.
In der Abwehr wurde Fabian Baumgärtel (26) von Absteiger Stuttgarter Kickers geholt, dazu Tobias Schilk (24/Mainz 05 II) und der Nigerianer Marvin Ajani (22/Fortuna Düsseldorf II).
Neu im Mittelfeld sind gleich 3 Akteure von Schmitts Ex-Verein Kickers Offenbach mit dem Deutsch-Albaner Klaus Gjasula (25), dem Bosnier Benjamin Pintol (26), Martin Röser (25). Für Röser überwies der HFC 30.000 € an den klammen Verein aus Hessen. Röser erzielte letzte Saison bemerkenswerte 10 Tore, Pintol 9. Gjasula war erst im Winter 2016 aus Offenbach zu den Stuttgarter Kickers gewechselt, ging nach nur ½ Jahr dort mit dem Abstieg nun nach Halle. Alle 3 wichtige Akteure auf dem "Bieberer Berg" beim aktuell wieder insolventen Traditionsverein. Gregor Schlichting (17) und Martin Ludwig (17) sind interne Wechsel aus der A-Jugend.
Ebenfalls vom Stuttgarter Absteiger heuerte der Kroate Petar Sliskovic (25) an, war dort nicht die erhoffte Verstärkung im Abstiegskampf. Der Deutsch-Libanese Hilal El-Helwe (21/Wolfsburg II) empfahl sich mit 7 Toren und 6 Vorlagen in der Regionalliga Nord 2015/2016.
Der Trainer:
Rico Schmitt (47) muss dem Chemnitzer Fußballfreund nicht weiter vorgestellt werden. Er sollte eigentlich erst mit Beginn dieser Saison übernehmen, löste dann aber den umstrittenen Stefan Böger bereits nach dem 1:2 gegen den CFC 5 Spiele vor Ende ab. Dieser wechselte wie vorgesehen auf den Sportdirektorposten. Unter Schmitt holten die Hallenser 3 Siege und schafften vorzeitig den Klassenerhalt. Er hat einen Vertrag bis Ende der kommenden Saison. Mit ihm wurde auch Marco Kämpfe (44) neuer Co-Trainer. In dieser Funktion bereits in Jena, Cottbus, Aue (unter Schmitt) tätig.
Die Mannschaft:
Im Tor dürfte Fabian Bredlow (21) die etatmäßige Nr. 1 bleiben. Dahinter kommen Neuzugang Michael Netolitzky (22) und Tom Müller (18).
In Erfurt wurde die Viererkette von Florian Brügmann (25) - Stefan Kleineheismann (28) - Max Barnofsky (21) - Fabian Baumgärtel (26) gebildet. Damit der Kern der Mannschaft der Vorsaison bis auf Baumgärtel. Alternative war hier in Erfurt André Wallenborn (21), der zum 3:0 traf, das war die Vorentscheidung. Vergangene Saison im August 2015 vom 1. FC Köln II gekommen.
Vor dieser Viererkette fungierte ein weiterer Neuzugang mit Kapitän Klaus Gjasula (25) als Mann für die Defensive in diesem Sektor. Sascha Pfeffer (29) und der Franzose Dorian Diring (24) wurden mit den zentralen Aufgaben weiter vorn beauftragt. Auf den Außen durften Martin Röser (25/links) und Toni Lindenhahn (25/rechts) ran. Lindenhahn erzielte hier das 2:0.
Der im Angriff als einzige Spitze aufgebotene Benjamin Pintol (26) erzielte nach glänzender Vorarbeit von Röser als "Offenbacher Spielzug" das wichtige 1:0 nach 3 min. Im Angriff stand Timo Furuholm (28) aufgrund Formschwäche nicht im Aufgebot, wie auch Hilal El-Helwe. Sliskovic kam erst in Minute 87 zum Einsatz. 23 Akteure stehen aktuell im Kader, mit 23,8 Jahren etwas unter dem Schnitt des CFC.
Die aktuelle Saison:
Der HFC galt aufgrund der vielen Wechsel als "Wundertüte", wurde allgemein nicht unbedingt oben mit erwartet. 4 Heimspiele in den ersten 7 Begegnungen wurden angesetzt. Im DFB-Pokal wurde mit Kaiserslautern nach Duisburg (damals) und Braunschweig erneut ein Zweitligist zugelost, der keine Übermannschaft ist. Die beiden erwähnten Begegnungen gingen unglücklich (0:1) verloren. Der Auftakt am vergangenen Wochenende formidable, Erfurt wurde beim 3:0 im neuen "Steigerwaldstadion" beherrscht. Wobei die Thüringer allerdings auch wohl einen "rabenschwarzen Tag" erwischt hatten und keine Drittligatauglichkeit demonstrierten. Rico Schmitt wollte diesen Sieg auch nicht überbewerten. Nach dem CFC-Auftritt geht es nach Regensburg, bevor sich der FC Hansa als zweiter Nordost-Verein in Halle zeigt. Ziel bleibt auch diese Saison der Landespokal, der "Hattrick" soll es werden. Für die Runde 1 wird der Gegner noch ermittelt.
Krankenlager / Strafbank:
Aktuell ist nichts zu vermelden.
Prognose:
Der HFC bleibt nach den vielen Wechseln wie erwähnt schwer einzuschätzen, Rico Schmitt bleibt es nach den Erfolgen in Aue und Offenbach aber zuzutrauen, die richtigen Spieler gefunden zu haben und die Mannschaft entsprechend stabil auf Kurs zu halten. Für den Angriff nach ganz oben wird es aber (noch) nicht reichen, der Abstiegskampf sollte aber nie ein Thema sein. Tipp: Platz 9 bis 12.
Das Umfeld:
Der ganz große Druck liegt diese Saison wieder eher bei anderen Vereinen, für den HFC ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga nach wie vor nicht das große Muss, was die Existenz des Vereins in der aktuellen Form anbelangt. Zumindest was die wirtschaftlichen Möglichkeiten gerade bei der mittlerweile enorm starken Konkurrenz aus der 1. Bundesliga im Ballungsraum Halle-Leipzig anbelangt, sieht man die eigenen Chancen realistisch. Der Zuspruch lag mit 7.379 vergangene Saison immerhin leicht über dem Gesamtschnitt von 7.068. Knapp hinter dem CFC auf Rang 8 und dem zweitschlechtesten Wert der Nordost-Vereine. Ein ganz leichter Anstieg gegenüber den 7.242 aus 2014/2015. Ausverkauft war der "Erdgas-Sportpark" nur gegen den 1. FC Magdeburg mit 12.503 eingelassenen Fußballfreunden, Dresden mit 11.534 und Rostock mit deren 10.572 knackten noch mal die 10.000er Marke. Der CFC blieb mit 9.117 drunter ebenso wie Aue mit rund 9.030. Den Minusrekord bildete Wehen Wiesbaden in der schwachen Startphase mit 5.008, eine von 6 Begegnungen mit weniger als 6.000. So ganz glücklich ist man mit diesen Zahlen nicht, zumal jeder € für den HFC zählt. Für die aktuelle Saison wurde für den Gesamtverein ein Etat von 5,5 Mio €. geplant, davon rund 3,4 Mio. € für die Lizenzspielerabteilung. Mitte Juni 2016 konnte man 1.350 Mitglieder vermelden, die seit mittlerweile 2002 Dr. Michael Schädlich als Chef haben.
