Verlorene Punkte zurückerobern mit erstem Sieg in Wiesbaden …
von Timo Görner
… im 6. Anlauf.
Bislang reichte es nur zu 2 Remis beim SV in Hessen. 0:2, 0:0, 0:1,0:2 und 1:1 lauteten die Ergebnisse. Der CFC sah immer ganz gut aus, konnte aber im Endeffekt nichts holen. Ging die Tendenz beim Club zuletzt klar nach oben, musste der Gegner Federn lassen und verbuchte 3 sieglose Begegnungen in Folge.
Die letzte Saison unseres Gegners:
An das Ende wird sich auch der himmelblaue Fußballfreund noch gut erinnern können, denn neben der eigenen Zuarbeit war es der CFC-Sieg in Stuttgart, welcher den Klassenerhalt sicherte. Erst mit dem 3:1 in der Nachspielzeit gegen Absteiger Stuttgart II reichte es mit 1 Tor Vorsprung vor den Kickers und Werder II. Die Ambitionen vor der Saison waren andere, wie jedes Jahr seit dem Zweitligaabstieg 2009 sollte es eine Etage höher gehen. Die Herbstrunde ernüchternd, die Landeshauptstädter krebsten in den unteren Regionen. Platz 9 nach Spieltag 1 und 0:0 gegen den Neuling und späteren Aufsteiger Würzburg blieb die beste Position der Saison. Zwar wurden nur 5 der 21 Begegnungen verloren, aber nur 5 siegreich gestaltet. Ergo blieben 11 Remis, zu viel für mehr. Im eigenen Stadion blieben die Hessen ungeschlagen bei 4 Siegen mit 3 Toren gegen Bremen II, Kiel (jeweils 3:1), Erfurt, Köln (jeweils 3:0). Stark der Auftritt gegen Primus Dresden (2:2). Erst in der Schlussminute rettete Dynamo den Punkt. Dafür wurde gegen die Stuttgarter Kickers (3:3) ein 1:3 ausgeglichen wie auch gegen Überraschungsteam Großaspach das 2:2 in Minute 89. Auswärts ging weniger, wurden nur 8 Punkte aus 11 Spielen eingefahren, nur 6 Tore erzielt. Nur im vorletzten Anlauf beim VfB II (2:1) wurden 3 Punkte geholt. 5x reisten die Hessen ohne Punkte ab, beim CFC, Osnabrück (0:4), Halle (0:3), Magdeburg (0:1) – ohne Treffer. Vor den 17 Spielen der Frühjahrsrunde stand Rang 12 mit 9 Punkten auf Platz 3. Weniger Abstand war nach unten mit 5. 3 Neue zum Jahreswechsel, u. a. der beim CFC aussortierte Christian Cappek, sollten das Team nach oben bringen. Am 14.03.2016 wurde beim Trainer reagiert, Sven Demandt wurde beurlaubt. Anlass das Debakel im Abstiegsduell in Rostock (0:4) und erstmalige Absturz auf einen Abstiegsplatz. Die Bilanz 2016 enttäuschend: 9 Spiele, 1 Sieg, 2 Remis, 6 Niederlagen. 4 zuletzt in Folge. Torsten Fröhling übernahm, 2014/2015 quasi in letzter min. mit Klassenerhalt der Münchner "Löwen" in Liga 2. Die Duplizität der Ereignisse verblüffend. Der gebürtige Mecklenburger erwies sich als "Glücksgriff". Die ersten 4 Begegnungen unbesiegt, wenn auch mit 3 Remis gegen Cottbus, Magdeburg (0:0), in Kiel (1:1). Gegen Aufsteiger Aue (1:0) gelang dann der Sprung zurück in die Nichtabstiegszone. 2 Pleiten in Dresden (0:4), gegen Münster (0:2) warfen das Team zurück, aber nicht um. Zum Schluss retteten 2 Siege. Stark das 1:0 in Großaspach. Als Heimteam konnte der SV die achtbeste Bilanz aufweisen, nur 3 Begegnungen wurden verloren - sechstbeste Defensive. Abstiegsreif als schlechtestes Auswärtsteam die Ausbeute, nur 2 Siege – die aber entscheidend waren – zu verbuchen. Weniger als 9 Tore erzielte keine andere Mannschaft auf Gegners Platz. Im Landespokal wurde die Qualifikation für den DFB-Pokal 2016/2017 erneut verspielt, Offenbach gewann das Finale mit 2:1 in Haiger.
Delegierungen für diese Saison bislang:
8 Akteure gingen, 10 wurden neu verpflichtet.
In der Abwehr zog es Thomas Geyer (25) zu Ligakonkurrent VfR Aalen.
Im Angriff wechselte Torsten Oehrl (30) nach nur 10 Monaten beim SVWW zum FC Bayern München II in die Regionalliga Bayern. Er war mit 8 Toren 2015/2016 gemeinsam mit Lukas Schnellbacher Torschützenkönig der Hessen. Der Rest spielte insgesamt keine wichtige Rolle oder kam zu gar keinen Einsätzen.
Im Tor wurde Jan Albrecht (18) aus der A-Jugend befördert.
Ebenfalls aus der eigenen U19 kam der Deutsch-Ghanae Michael Akoto (19) für die Abwehr ins Profiteam. Gleich 2 Spieler wechselten von Fröhlings Ex-Verein 1860 München an den Main mit dem Slowaken Vladimir Kovac (25) und dem Türken Sertan Yegenoglu (21). Yegenoglu kam vergangene Saison auf 13 Spiele in der 2. Bundesliga, 10-mal in den Anfangsformationen. Er kam erst Ende August zum SVWW. Hatte in München keine Perspektive mehr.
Im Mittelfeld auch ein Aufrücken aus der U19 mit Jann Bangert (19). Jules Schwadorf (24) spielte zuletzt Regionalliga West beim FC Viktoria Köln, konnte sich dort in den letzten 2 Jahren nicht endgültig etablieren. Philipp Müller (21) zählte zum Profiteam des Hamburger SV, kam ausschließlich in der U23 der Regionalliga Nord zum Einsatz. Empfahl sich dort mit 5 Toren. Robert Andrich (22) stieß von Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden zu den Hessen, fußballerisch groß geworden bei Hertha BSC. In Dresden kaum berücksichtigt, der "Schritt zurück". Er absolvierte 16 Spiele für die U18, U19 und U20 des DFB.
Im Angriff schlug der gebürtige Leipziger Stephané Mvibudulu (23) seine Zelte in Wiesbaden auf, zum Jahreswechsel 2016 vom Zweitligisten 1860 München zu den Stuttgarter Kickers gewechselt mit 1 Tor in 16 Spielen. Sein Verein in der Jugend der 1. FC Lok Leipzig, über den Halleschen FC U19 und II. ging es dann zu den "Löwen". Manuel Schäffler (27) hat auch eine Vergangenheit bei den "Blauen" aus Bayern, verdiente sein Geld 2015/2016 bei Holstein Kiel. Dort nicht die feste Größe wie erhofft, 3 Treffer in insgesamt 37 Spielen die Bilanz.
Der Trainer:
Torsten Fröhling (50) übernahm das Amt wie schon erwähnt zum 15.03.2016 und konnte das Team am Ende doch noch zum glücklichen, aber nicht unverdienten Klassenerhalt führen. Stationen als Spieler beginnend 1988 waren der heutige Schönebecker SV, vom Eisenhüttenstädter FC Stahl ging es nach der "Kehre" zum Hamburger SV, FC St. Pauli, VfB Lübeck. 1998 das Ende der Laufbahn beim VfB. Für den Verein vom "Millerntor" absolvierte er 62 Zweitligaspiele und noch mal 3 in der 1. Bundesliga. 2008 der Start als Trainer beim FC Altona 93 in der Regionalliga Nord mit den beiden Spielen gegen den CFC. Danach ging es zu Holstein Kiel, die II. des TSV 1860 München und letztendlich als Chef der "Löwen". Am 06.10.2015 dann die Entlassung.
Die aktuelle Saison bislang:
Verläuft ambivalent, man ist die "Sphinx der Liga". Positiv für die Verantwortlichen, Abstiegskampf ist bislang kein Thema. Der Abstand auf Platz 18 mit 6 Punkten und 13 Toren ein solides Polster, dafür ist man eine von 11 Mannschaften die Tuchfühlung auf Rang 3 haben. Die Fieberkurve dieser Saison eine Achterbahnfahrt. Der Auftakt gegen Aalen (1:2) ernüchternd, kurz vor Ende wurde das zweite Tor kassiert. In den folgenden 3 Spielen blieben die Hessen ungeschlagen und ohne Gegentor. In Lotte wurde torlos gespielt, Köln deutlich besiegt (3:0) und sich beim Auswärtsspiel in Dresden gegen Aufsteiger Zwickau (3:0) abgezockt präsentiert, Halbzeit 1 sah einen besseren Gegner. Dämpfer gegen Paderborn (1:2) mit der 2. Niederlage im 3. Spiel am Main, Pleite 2 in Folge in Osnabrück (0:1). Der SVWW im "Niemandsland" der Tabelle angekommen. Aus den letzten 7 Begegnungen holten die Hessen 11 Punkte, wechselten sich Licht und Schatten ab. Überzeugend der Heimauftritt gegen Spitzenreiter Duisburg (3:0), Siege in Mainz (2:1), Bremen (1:0) bei den II. Mannschaften dazu. Gegen Magdeburg (0:3) dann wieder ein Heim-Debakel und Pleite 3 auf eigenem Platz. Am vergangenen Wochenende ein eher blasser Auftritt in Erfurt (0:1). Der Saldo damit ausgeglichen mit 5-3-5. Schwachpunkt diesmal die Heimbilanz, schlechter hier nur Paderborn und Zwickau. Deutlich besser die Ausbeute auswärts, positiv mit bereits 3 Dreiern gegen 2 Niederlagen. 16:12 Tore insgesamt sprechen für eine durchschnittliche Offensive und dafür sehr gute Defensive (5.). Im Landespokal steht am 12.11.2016 das Viertelfinale bei Fünftligist FSC Lohfelden an. Stärkster Konkurrent ist diesmal der FSV Frankfurt/M. Titelverteidiger Kickers Offenbach hatte sich bereits im Achtelfinale verabschiedet, ebenso Hessen Kassel, ausgeschieden eben in Lohfelden.
Die Mannschaft:
Klare Nr. 1 im Tor ist auch diese Saison Markus Kolke (26), einer der herausragenden Keeper der 3. Liga. Für unseren Ex-Torwart Maximilian Reule (22) hat sich der Wechsel bislang nicht gelohnt, ihm bleibt weiterhin die Ersatzbank. Bilanz seit 2015/2016: 1 Einsatz im Landespokal Hessen. In der Abwehr gab es durch Verletzungen, Krankheiten, Formschwankungen immer wieder Umbauten. Eine feste Struktur konnte sich bislang nicht herausbilden. Spieler aus dem defensiven Mittelfeld halfen immer wieder mit aus. Den Begriff "Eckpfeiler" verdient hier am Ehesten Kapitän Patrick Funk (26), der zwischendurch auch 3x verletzungsbedingt passen musste. Dazu noch der Slowake Vladimir Kovac (25), der Ex-Rostocker Steven Ruprecht (29), Sertan Yegenoglu (21) und "SVWW-Urgestein" Alf Mintzel (34) – seit 6 Jahren im Verein – und Niklas Dam (26). In Erfurt begann Thorsten Fröhling in der Viererkette mit Funk – Dams – Yegenoglu – Mintzel. Ruprecht 3x Torschütze, 2x per Elfmeter sowie 1x Eigentor (Magdeburg). Im Mittelfeld sind Kevin Pezzoni (26), David Blacha (26), Philipp Müller (21), Robert Andrich (22), Marc Lorenz (28/1) zu nennen. Alle konnten sich auch als Torschützen feiern lassen. Herausragend Neuzugang Philipp Müller, mit 3 Toren und 3 Vorlagen. Zuletzt erfolgreich am 21.09.2016. Pezzoni und Andrich bringen es auf 2 Treffer. Blacha legte 3x auf, neben 1 Tor. Allerdings zuletzt Mitte September. Bei allen 4 angesprochenen herrscht seit spätestens Mitte September "Torflaute", was auch Vorlagen betrifft. Im Angriff fehlt ein "Knipser". Die beste Quote kann Stephané Mvibudulu (23) aufweisen, 2 Treffer in 9 Begegnungen. Auch hier aber: letzter Erfolg am 16.09.2016. Manuel Schäffler (27) hat sich noch nicht so richtig etabliert, zuletzt "Joker" mit der Formel "2 aus 12". Luca Schnellbacher (22/1) kämpft nach Verletzung um die Rückkehr ins Team. Denkbar das man gegen den CFC mit der Doppelspitze Mvibudulu – Blacha wie in Erfurt beginnt. Mit 27 Spielern hat man den drittgrößten Kader der Liga. 25,1 Jahre im Schnitt sind exakt wie beim CFC.
Das Krankenlager/Strafbank:
Innenverteidiger Steven Ruprecht (29) befindet sich aktuell noch im Aufbautraining nach muskulären Problemen, sollte aber nach Lage der Dinge am Samstag zumindest wieder im Kader stehen. Abwehrkollege Michael Akoto (19) fiel in Erfurt wegen einer Fußverletzung aus. Aus gleichem Grund musste im Mittelfeld Schwadorf (24) passen. Der Pole Sebastian Mrowca (22) ist im Aufbautraining nach Kreuzbandriss. Robert Andrich (22) sah in Erfurt "Gelb-Rot", ist gesperrt. Stürmer Luca Schnellbacher (22) absolviert ebenfalls ein solches Training nach Knochenprellung. Unser Ex-Kicker Christian Cappek (26) hatte sich Mitte Februar 2016 einen Patellasehnen-Teileinriss zugezogen, fällt seitdem aus. Wird vermutlich erst März 2017 wieder angreifen können.
Prognose:
Mit dem Abstiegskampf sollte man nichts zu tun haben, für den Angriff nach ganz oben scheint das Team in der Breite und teils auch individuell, aber insgesamt nicht gut genug. Am Ende sollte es für einen soliden Mittelfeldplatz reichen, Tipp: Platz 10 bis 13.
Das Umfeld:
"Ende gut, nicht alles gut" oder "Ende gut, wenig gut", könnte man meinen. Nur ganz knapp drin geblieben, den Landespokal im Endspiel gegen einen insolventen Viertligisten verspielt. Somit nicht im DFB-Pokal 2016/2017 dabei. So stark hinkte man beim SV Wehen Wiesbaden den ehrgeizigen Ansprüchen seit 2009 nie hinterher. Der Zuschauerzuspruch sank vergangene Spielzeit von rund 3.500 in 2014/2015 auf den Tiefpunkt 2.599. So wenig hatte man noch nie in der 3. Liga, der Wert damit erstmals unter die 3.000 Grenze. Beleg für die massive Unzufriedenheit im Umfeld mit der Stagnation seit Jahren und Negativentwicklung 2015/2016. Weniger hatten nur die 3 II. Mannschaften sowie Köln und Großaspach. Den besten Besuch konnten die Verantwortlichen gegen Dresden mit 5.942 vermelden, davon rund 2.500 auf Seiten der Gäste. Gegen Rostock, Aue, Magdeburg und Erfurt waren es jeweils knapp über 3.000. 3 Spiele wurden von weniger als 2.000 beobachtet, Tiefpunkt Aalen (1.700). Den CFC wollten exakt 2.106 sehen. Selbst zum entscheidenden letzten Spiel kamen nur 2.265. Aktuell liegt man mit 2.451 noch mal hinter der Vorsaison. Duisburg lockte 3.052 an. Köln, Aalen und Kiel rund 2.000. Der SVWW hat es schwer, es fehlt zum einen der Rückhalt in der eigenen Stadt mit seinen 276.218 Einwohnern, dazu kommt die Konkurrenz mit Eintracht Frankfurt und Mainz 05 quasi "in der 1. Bundesliga um die Ecke". Zudem belasteten in der Vergangenheit Probleme der Fanszene mit dem Verein das Verhältnis. Die "Massen" für dortige Verhältnisse kommt nur in der 2. Liga. Ansonsten fristet die 3. Liga in Wiesbaden ein "Mauerblümchendasein". Für 2016 war eigentlich der Aufstiegs als klares Ziel ausgegeben, bei der Ankündigung von Vereinschef Markus Hankammer (47) war durchaus ein gewisses "muss, sonst …" herauszuhören. Ein Abstieg in die Regionalliga hätte für den Verein vermutlich erhebliche Konsequenzen gehabt. Ob man 2016/2017 dann die Ressourcen gehabt hätte, voll anzugreifen, fraglich. Die Tendenz ging eher dahin, dass der jahrelange Hauptsponsor und Mäzen sein Engagement mindestens deutlich reduziert hätte.