Vorbericht

1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2022/2023
BSG Stahl Riesa
BSG Stahl Riesa
0:5
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Pokalauftakt mit Wiedersehen nach 34 Jahren …

von Timo Görner

… denn solange liegt das letzte Aufeinandertreffen mit der BSG Stahl aus Riesa zurück. Denn die Kontinuität ist trotz zwischenzeitlicher Umbenennungen und Fusionen unverkennbar.

Kleiner Ausflug in die letzten Jahre:


So ziemlich alle Oberliga-Vereine der DDR haben turbulente Zeiten seit "der Kehre" erlebt, Höhen und vor allem Tiefen. Auch der Fussball in der durch den Stahlbau geprägten Kleinstadt 65 km nordwestlich von Dresden ging durch stürmische Zeiten. Der einstige zeitweise solide Erstligist der untergegangenen DDR, der erstklassige Fußballer wie Peter Kotte, Lothar Kurbjuweit, Ulf Kirsten u. a. Hervorbrachte, ist seit langem nicht mehr im Profifußball vertreten und stand vor dem Abgrund.

1990 wurde aus der Gesamt-BSG nach dem Wegfall des Trägers der "SV Riesa e. V.", die Fußballer gingen zum FC Stahl Riesa. November 1991 der nächste Schritt, mit dem "Riesaer SV" wollte man an vor 1945 anknüpfen. Beständigkeit damals ein Fremdwort, es wurde weiter versucht mit Fusionen die Rahmenbedingungen zu verbessern. Juli 1998 erblickte der "FC Stahl Riesa 98" als Zusammenschluss des "Riesaer SV Blau-Weiß" und "SC Riesa-Röderau" das Licht der Welt. Im Jahr 2000 gelang dann der Aufstieg in die viertklassige NOFV-Oberliga Süd.

Groß die Ambitionen, der Profifußball das Ziel. Als der CFC am 06.07.2002 zum Test gastierte, hatten die Pläne von Vereinschef Paul Bischof Spuren hinterlassen. Tristesse rund um das altehrwürdige Stadion am Bahnhof. Bischof zahlte Spielern und Trainern teilweise Profigehälter, 2003 folgerichtig die Insolvenz. 2009 wurde der Rechtsanwalt in Dresden wegen Steuerhinterziehung und Verletzung der Buchführungspflicht verurteilt. Hatte sich 2007 hochverschuldet nach Südamerika abgesetzt.

Der Verein löste sich auf, nun gab es den "Traditionssportverein Stahl Riesa" (TSV) mit Start in der 2. Kreisklasse. Am 27. August 2006 knackten die Stahl-Kicker den deutschen Rekord der Serie von Pflichtspielen ohne Niederlage. Die erste Mannschaft siegte 3:1 gegen die SG Kesselsdorf, blieb zum 76. Mal in Folge ungeschlagen und übertraf den bisherigen Rekordhalter TSV Buchbach. 2012 ging es hoch in die Spitzengruppe der Bezirksliga Mitte, nun als "Ballsportgemeinschaft Stahl Riesa" und dem alten Logo mit der Stahl-Bramme. 2013 gelang der Sprung in die Landesliga Sachsen, worauf sich die Fußballer des Konkurrenten SC Riesa anschlossen. Die Sachsenliga war bis letzte Saison die Heimat des Ex-DDR-Oberligisten.

Das letzte Spieljahr unseres Gegners:


Endete mit Platz 16 in der 20er Staffel der Landesliga, die Saison endete am 11.06.2022, wobei auch hier ein fixer Termin gesetzt wurde. Egal wie viele Spiele absolviert wurden. Platz 14 wäre die Rettung vor dem Abstieg gewesen. Wie in der Regionalliga, mehr Absteiger als sonst, um die Staffelgröße nach 2 "Corona-Jahren" wieder zu verringern. Damit ging es runter in die Landesklasse, übrigens auch bei der SG Motor Wilsdruff.

Stahl holte 18 Zähler aus 19 Spielen, sowohl zu Hause mit 11 Punkten als auch auswärts mit 7 jeweils Abstiegszone. Der Start in die Pflichtspiele ging daneben, bei Mitabsteiger FSV Neusalza-Spremberg (1:3) kam das frühe Aus im Landespokal. Auch der Punktspielauftakt ging gegen diese Mannschaft (0:3) verloren. Nach 5 Spieltagen sah es aber gut aus, 9 Punkte waren eingefahren. Erfreulich der Auswärtssieg beim SV Germania Mittweida (3:2). Die beste Phase, aus den weiteren 14 Begegnungen kamen nur noch 9 Punkte heraus.

Der Trend bis zur Winterpause Richtung Tabellenkeller, nur 1-mal wurde gewonnen gegen den VfB Empor Glauchau (2:1), dafür 5-mal verloren. Deutlich die Pleiten beim späteren Oberliga-Aufsteiger SC Freital (0:4) und gegen Motor Marienberg (1:4). Im Grunde wurde hier der Klassenverbleib verspielt. Frühjahr 2022 lief es etwas besser, 6 Zähler aus lediglich 6 Spielen waren aber zu wenig. Zwei Auswärtsspiele wurden entscheidend. Das 1:2 bei der SG Dresden Striesen und 1:1 in Wilsdruff. Beide gingen mit runter. Zum Abschluss setzte es ein 0:3 in Chemnitz, Sieger die SG Handwerk Rabenstein. 19:37 Tore wurden verbucht, beides auch im "roten Bereich".

Das Personalkarussell:


Viel getan hatte sich vor dem Start nicht, 5 Spieler gingen und 2 kamen hinzu.

Mit Dominic Schiring (27/FSV Neusalza-Spremberg) zog der Stammkeeper weg, in die Landesklasse Ost. Linksverteidiger Anton Stehr (24) schloss sich Bezirksligist Post Germania Bautzen an. "6er" Steve Zöphel (21), vor 2 Jahren aus Plauen gekommen, packte ohne Ziel seine Sachen. 3 Stammkader haben die BSG verlassen.

Dafür kam Tom Nehrig (28/FV Gröditz 1911) aus der Landesklasse Mitte. Agiert in der Mittelfeld-Zentrale. Im Angriff findet sich Mittelstürmer Franz Pawletta (18) aus unserer U19, zuvor in der U17. Dort mit ordentlichen 6 Toren in 40 Einsätzen. Für ihn damit durchaus ein besonderes Duell.

Die sportliche Leitung:


Hier gab es einen Wechsel, der aus himmelblauer Sicht durchaus interessant ist. Thomas Juretzko (38) übernahm von Karsten "Ossi" Oswald (47), der 2 Jahre im Amt. Mittlerweile den VfB Empor Glauchau in der Sachsenliga trainiert. Uns bekannt als Spieler von 1999 bis 2001. Danach ging es über Erfurt, Bayern München II zu Dynamo Dresden und Sachsen Leipzig. 2012 das Ende als Aktiver in Meuselwitz. Juretzko begann 2012 als Coach bei Kreisoberligist SG Kreinitz. 2017 der Wechsel zur BSG-Jugend. Als Co-Trainer fungiert Lucas Wunsch (23), bis vor 2 Jahren aktiv bei der SG Kreinitz.

Das Kollektiv:


Ist für den Fanpage-Leser natürlich eine große Unbekannte. Viele jüngere Spieler, vorzugsweise aus dem eigenen Nachwuchs, sind zu finden.

Im Tor dürfte wieder Justin Hecht (23) stehen, ein "Eigengewächs". Im Pokal spielte Stahl mit Dreierkette, gebildet von Dennis Leonhardt (20) - Jonas Schreiber (20) - Norman Gründler (30). Gründler eigentlich nur in der II. Mannschaft im Kader. Zu erwarten sind wohl am Sonntag noch Gillian Köhler (24) und Marvin Reinkober (22), Akteur mit Leipziger Vergangenheit bei RB, Inter, Lok bis 2018. Schaffte in der Oberliga beim FC Inter nicht den Durchbruch.

Kapitän der Mannschaft ist im defensiven Mittelfeld Paul Kant (26), Heimatverein Hertha 03 Zehlendorf. Nebenmann hier ein Routinier mit André Köhler (33), zuvor bei Lokalrivale SC Riesa. Im letzten Spiel vor dem Sonntag liefen zu Beginn noch Tom-Eric Frank (20) und für die Offensive Nic Heuer (20) auf – er mit guten 5 Toren im Vorjahr. Neuzugang Tom Nehrig (28) und Niklas Noah Pohl (22) sind weiterhin zu nennen.

4 Angreifer kann man aufbieten. Neben Franz Pawletta (18), der zuletzt in Meißen beim 3:4 in der Startelf stand, sind dies noch David Haist (24) als weitere zentrale Spitze und auf den Außen Luis Kießling (21) und Georg Liesch (20).

Wie die Aufstellung dann wirklich aussehen wird, bleibt abzuwarten. Dem CFC muss dies aber auch egal sein, er ist der klare Favorit, der seine Rolle dort auch bestätigen will und muss.

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:


Ausfälle sind offiziell keine bekannt.

Die aktuelle Saison:


Die Landesklasse Mitte nun wieder die Liga für die BSG Stahl Riesa, in der sich ein paar ehemalige Landespokal-Gegner des CFC bewegen. Der Heidenauer SV, HFC Colditz, BSC Freiberg und der aktuelle Spitzenreiter SG Motor Wilsdruff. Eine echte Aussagekraft hat die Tabelle noch nicht so richtig, sind doch erst 3 Spieltage absolviert. Ein gelungener Start kann unser Gegner nicht vermelden, 1 Punkt steht zu Buche.

Das Pokalspiel gegen uns verdiente sich Stahl mit einem 3:2 in Mittweida. Danach folgten 2 knappe Auswärtsniederlagen beim Großenhainer FV 90 II (1:2) und zuletzt Meißner SV 08 (3:4). Die Website der Stahl-Kicker sprach dabei von einem enorm schlechten Auftritt der Defensive. Der SV Fortuna Langenau erkämpfte ein torloses Remis in Riesa. Den nächsten Anlauf zum ersten Punktspielsieg seit saisonübergreifend 6 Begegnungen nimmt man gegen den TSV 1848 Flöha, könnte dann wiederum zu Hause gegen den 1. FC Pirna nachlegen.

Das Ende der Saison soll dann am 25.06.2022 beim BSC Freiberg steigen, auch hier verbindet sich damit die Hoffnung auf eine "normale Spielzeit".

Die Bilanz gegen die BSG Stahl Riesa:


18 Spiele geben meine Quellen aus. 8 Siege – 7 Remis und 4 Niederlagen die Verteilung aus unserer Sicht. Den höchsten Erfolg feierten wir am 22.8.1987 mit 6:1 an der Gellertstraße. Das letzte Duell um Punkte gab es am 12.3.1988 mit einem 2:1 des damaligen FCK im "Ernst-Grube-Stadion". Danach stieg man ab, mit Manfred Lienemann als Trainer. Die Wege trennten sich.

Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:


Im Juli 2002 mühte sich der damalige CFC im "Ernst-Grube-Stadion" an der Brückenstraße, nur ein paar m vom Bahnhof entfernt. Austragungsort vieler spannender Begegnungen in der DDR-Oberliga und im FDGB-Pokal. 1968 wurde "Die Grube" auf 15.000 Zuschauer erweitert. 2002 der Verfall sichtbar. Die Anwesenden werden sich noch erinnern. 2003 verließ der Sport die traditionsreiche Arena mit dem Aus für den FC Stahl Riesa nach dessen Pleite. Danach war von rund 3 Mio. € nur für die Sanierung die Rede. 2016 sollte die Arena Teil eines Sportstättenkonzeptes werden, eine Perspektive sah die Stadt nicht. So fristet sie das Dasein eines "Lost-Places" wie andere ehemals gut besuchte Anlagen.

Der TSV Stahl absolvierte seine Heimspiele im "Parkstadion" des SV Seerhausen, 8 km entfernt im Stauchitzer Ortsteil Seerhausen. 2004 entdeckte man dann das Gelände am Merzdorfer Park und machte sich fleißig an die Renovierung dank Fans und Mitgliedern. Geburtsstunde der "Nudelarena". Juni 2005 die Einweihung vor 1.000 gegen den SC Riesa. Der CFC wird nun in der "Feralpi-Arena" aufspielen, 2017 erhielt sie diesen Namen. Namensgeber die "ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi". Teil des bekannten italienischen Stahlkonzerns, 1992 in Riesa gegründet und Nachfolger des "VEB Rohrkombinat Stahl- und Walzwerk Riesa". 736 Mitarbeiter werkeln hier und erarbeiteten 463,9 Mio. € Jahresumsatz zum 31.12.2018. 4.000 Zuschauer dürfen rein. Zum letzten Heimspiel gegen Langenau kamen 141.

An der Sponsorenfront sind die Riesaer gut aufgestellt, die Pyramide umfasst 4 Ebenen mit Hauptpartner – Stahlpartner – Nachwuchspartner – Unterstützer. Geldgeber in der obersten Stufe sind u. a. der Namensgeber des Stadions, die Stadtwerke und 3 Autohäuser der Region. Bei den Stahlpartnern versammeln sich vor allem kleinere und mittlere Unternehmen, beachtliche 50. Der Nachwuchs hat seinen eigenen Pool mit 11 Gönnern. Die Zeiten des Hasardspiels sind lange vorbei, vom großen Profifußball träumt man in Riesa nicht mehr. Die bitteren Erfahrungen waren eine schmerzhafte Lehre.
1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2022/2023
Sonntag, 04. September 2022, 15:00 Uhr
Riesa, Feralpi Arena
Zuschauer: 1.112
Schiedsrichter: Haubenschild (Pegau)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele3615101160:49
Heimspiele19133345:22
Auswärtsspiele1727815:27
Ligaspiele301191045:40
Pokal-/Relegationsspiele641115:9

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1979/1980DDR-Oberliga24. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:0 (0:0)
1980/1981DDR-Oberliga9. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt3:3 (1:0)
1980/1981DDR-Oberliga22. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa5:4 (2:2)
1982/1983FDGB-Pokal2. RundeBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:3 (0:0)
1983/1984DDR-Oberliga8. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (0:1)
1983/1984FDGB-PokalViertelfinaleFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa2:0 (0:0)
1983/1984DDR-Oberliga21. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa2:1 (1:1)
1984/1985DDR-Oberliga2. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (1:1)
1984/1985DDR-Oberliga15. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa2:0 (2:0)
1985/1986DDR-Oberliga6. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa1:0 (0:0)
1985/1986DDR-Oberliga19. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:1 (0:1)
1986/1987DDR-Oberliga6. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt0:0 (0:0)
1986/1987DDR-Oberliga19. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa2:1 (1:1)
1987/1988DDR-Oberliga3. SpieltagFC Karl-Marx-Stadt - BSG Stahl Riesa6:1 (4:1)
1987/1988DDR-Oberliga16. SpieltagBSG Stahl Riesa - FC Karl-Marx-Stadt1:2 (1:0)