Endspurt 2022 mit Teil 1 der "Berliner Woche" …
von Timo Görner
… gegen Hertha BSC II. Bislang liegen dem CFC die Hauptstadt-Mannschaften, es gab 5 Siege und das 3:3 bei Altglienicke. In der Vorsaison sah es da deutlich schlechter aus. Die Gäste sind seit 2005 ohne Sieg an der Gellertstraße. Viel spricht für unsere Farben, aber man muss wieder die Leistung abrufen, um zu den angestrebten 3 Punkten zu kommen.
Der Blick zurück:
Schaffte die 1. Mannschaft erst in der Relegation den Klassenerhalt, hielt sich die II. vom Abstiegskampf fern. Erreichte einen ordentlichen 8. Platz mit viel Luft zur Abstiegszone. Grundlage dafür die gute Heimbilanz, wobei die Defensive stabil auftrat. Dazu erwies sich die "Abteilung Tore machen" als solide, eine Spielzeit, mit der die Verantwortlichen zufrieden sein konnten.
Schon zur Winterpause waren die Chancen auf den sicheren Verbleib in der Regionalliga ordentlich. Hertha II holte 30 Punkte aus 22 Spielen, ließ 14 Zähler auf Abstiegsplatz 16. Die Klatsche zum Auftakt in Halberstadt (0:4) war ohne Wirkung. In den folgenden 4 Duellen gab es wenig Tore und keine Niederlage. In Berlin reisten Meuselwitz und wir geschlagen wieder ab, dafür reichte je ein Treffer.
An Spieltag 8 gelang der erste Auswärtssieg, in Luckenwalde (3:2). Es folgte der einzige Negativlauf. 7-mal wurde nicht gewonnen. Ärgerlich die Pleiten bei den Kellerkindern Auerbach, Fürstenwalde (2:3). Kein Dreier in Rathenow (2:2). Auch in den Pleiten gegen Meister BFC (2:3) und Babelsberg (0:3) ließ die zuvor sichere Abwehr viel zu. Einzige Phase, wo die "rote Zone" nah war. Die Trendwende gelang, eingeläutet mit 3:1 im "Heim-Auswärtsspiel" bei Altglienicke. Mit 17 Punkten aus 8 Partien alles wieder bereinigt.
Frühjahr 2022 präsentierten sich die Blau-Weißen gefestigt, holten die Punkte und machten frühzeitig alles klar. Nach Spieltag 32 konnte nichts anbrennen, nach 4:0 bei Tennis Borussia. Der 4. Dreier in einer Serie von 5 Siegen. Auch in Jena (1:0) wurde gewonnen, sich gegen Auerbach (3:0), Fürstenwalde (5:0) für die Schlappen im Herbst 2021 revanchiert. Auswärts dann noch Achtungszeichen bei Lok (2:0) und BAK (2:2).
Im eigenen Stadion nur 3 besser, wurden 34 der 60 Punkte eingefahren und wenige 19 Gegentreffer eingefangen. Nur 5 konnten am Olympiastadion gewinnen. Auf Reisen war der Saldo ausgeglichen, mit 7 Siegen gegen 7 Niederlagen. Mit 69 Toren erwies sich die Offensive als effektiv (6.). So konnten die Verantwortlichen der II. entspannt dem Ende entgegen sehen, im Gegensatz zur taumelnden Erstliga-Truppe.
Das Personalkarussell:
Wie bei einer U23 nicht unüblich drehte es sich recht kräftig, 16 sind gegangen und 12 neu dazu gestoßen.
Keeper Florian Palmowski (21/Utsiktens BK) verließ Hertha nach 8 Jahren, spielt in Schwedens 2. Liga. Innenverteidiger Marlon Morgenstern (21) ging ohne Ziel. "6er" Jonas Michelbrink (21/Duisburg), auch 8 Jahre da, wechselte in die 3. Liga. Gleiche Position hatte Jonas Dirkner (20/Altglienicke). Spielmacher Timur Gayret (24/Halle) - siehe Michelbrink. Empfehlung: 14 Tore + 10 Vorlagen. Rechtsaußen Marten Winkler (20/Mannheim) zählt zum Bundesliga-Kader, soll als "Leihgabe" in Liga 3 Praxis sammeln. Kam auf 8 Tore. Linksaußen Ali Abu-Alfa (23/Cottbus) blieb in der Staffel, der Palästinenser bei Energie erfolgreicher "Joker".
Das die wichtigsten Abgänge. Der Rest spielte keine wichtige Rolle. Bei den 12 Neuen finden sich 8 U19-Kader. 2 stießen von Lokalrivalen dazu.
Für das Tor wurden 3 vermeldet. Bemerkenswert Tjark Ernst (19) aus der VfL Bochum U19 für 300.000 € Ablöse. Er zählt zum Erstliga-Aufgebot, dort "Perspektivspieler". Leon Cuk (19) wurde aus der eigenen U19 berufen, Philip Sprint (29/Viktoria Berlin) kam im Vorjahr auf 12 Spiele in Liga 3. Joel da Silva Kiala (19) ist Innenverteidiger, Lukas Ullrich (19) verteidigt Links. McMoordy Hüther (23/Altglienicke) ist im Mittelfeld zentral offensiv wie defensiv einsetzbar. Der Türke Safa Yildirim (18) soll vorne wirken wie Landsmann Teoman Gündüz (18). Mustafa Abdullatif (18) gilt als Offensiv-Allrounder. Aufsehen im Angriff mit Nader El-Jindaoui (26/BAK) auf dem rechten Flügel, letzte Saison 14 Treffer und 10 Vorlagen. Weniger Mittelstürmer Tony Rölke (19), Referenz gute Leistungen in der A-Jugend Bundesliga. Der Niederländer David Panka (23) spielte zuletzt bei Panathinaikos Athen B, kam Ende Oktober.
Cuk, da Silva Kiala, Ullrich, Yildirim, Gündüz, Abdullatif, Rölke wurden aus der eigenen U19 hochgeholt. Sollen sich in der II. Mannschaft empfehlen, für den eigenen Verein oder andere Clubs.
Die Sportliche Leitung:
Ante Covic (47) ist auch in dieser Saison Chef der II. Nach dem Ende der aktiven Laufbahn 2010 blieb er bei Hertha BSC. Begann seine Trainerlaufbahn in der U19. Ex-Profi Jérôme Polenz (36) fungiert weiter als Co, Spieler u. a. in Aachen und bei Union Berlin. Max Steinborn (34) und Marc Regeler (30) kümmern sich um die Torhüter. Alfred Bär (44) ist der Mannschaftsleiter.
Das aktuelle Planjahr:
Verläuft weniger gut als die letzte Frühjahrsrunde, die Lage ist aber nicht problematisch. Es hakt momentan bei den Auswärtsspielen und der Defensive. Da sind die Berliner im unteren Bereich der Liga zu finden. 17 Punkte sind Rang Platz 12 mit 4 Punkten und 9 Toren auf den 15., der vermutlich der erste Abstiegsplatz ist.
Wie im letzten Jahr gab es einen Fehlstart mit 4 Gegentoren, diesmal bei Lok (2:4). Schon nach 30 Minuten lag man vorentscheidend 0:3 hinten. Nach 72 Minuten waren beim 1:4 alle Hoffnungen dahin. Auch der Heimauftakt ging daneben, Babelsberg durfte sich über eine kurze Anreise und 3 Punkte beim 1:0 freuen. 5 Spieltage später aber Entspannung.
3 Heimsiege folgten, das Ortsderby gegen Drittligaabsteiger Viktoria wurde gewonnen. Der zweimalige Rückstand zum 3:2 gedreht. Aufsteiger Greifswald (2:1) und Abstiegskandidat Halberstadt (3:0) reisten besiegt ab. Den Norddeutschen gelang erst in der Nachspielzeit der Anschluss. Der CFC zu der Zeit in der Ergebniskrise, mit 8 Punkten aus 7 Partien als 11. hinter dem 9. Vor dem Freitag sieht es nun anders aus.
Herthas II holte 6, der CFC 19 Zähler aus 7 Spielen. Nach Halberstadt die Hauptstädter aus dem Tritt. Wobei die Gegner auch Qualität hatten. Auswärts wurde in Erfurt (1:2) und bei Chemie (2:4) verloren. Richtig deftig die Heimpleiten gegen Altglienicke und Cottbus (0:5). 4 Gegentreffer pro Spiel. Der Abwärtstrend wurde in Luckenwalde (2:1) gestoppt, wichtig das 3:0 gegen Lichtenberg. In Meuselwitz gingen aber Führung und Punkte in 10 Minuten verloren.
Auf eigenem Platz ist Herthas II. neuntbestes Team bei 4 Siegen und 3 Niederlagen. Auf Reisen steht aktuell 1 Sieg, neben 2 Remis und 4 Niederlagen. 22:30 Tore sind offensiv Liga-Mittelfeld. Defensiv sieht es schlechter aus als drittschlechteste Abwehr. Wobei die 3 Spiele siehe oben negativ reinhauen.
Das Kollektiv:
Im Tor wurden bereits 4 eingesetzt, Leon Cuk (19) stand 8 Spiele im Kasten, beim Gastspiel in Meuselwitz kam Tjark Ernst (19) zum zweiten Einsatz. Die anderen Optionen sind Robert Kwasigroch (18/3) und Philip Sprint (29/1). Da die Bundesliga aktuell pausiert, wären alle 4 denkbar.
Als Innenverteidiger sind Cimo Röcker (28), Sonny Ziemer (21) wichtig. Alternativen sind Maximilian Gurschke (22) und Joel da Silva Kiala (18). Kiala kommt weiter auch in der U19 zum Einsatz. Als Linksverteidiger spielt Lukas Ullrich (19) eine gute Saison, 2 Tore und Vorlagen im Nachweis. Hat die Nase vorn gegen Berkan Alimler (22). Als Rechtsverteidiger gesetzt ist Julian Eitschberger (18), wie Ulrich U19-Auswahlspieler der DFB. Der etatmäßige Kapitän Tony Fuchs (32) hingegen kommt nur sporadisch zum Zug.
Ante Covic lässt wie bekannt ungern defensiv agieren. Vor der Viererkette steht nur ein "6er", daneben zwei offensiv ausgerichtete Mittelfeldpositionen hinter der Dreierspitze. In Frage kommen hier Linus Gechter (18) und Aushilfen aus der Abwehr. Gechter wird ab 01.01.2023 nach Braunschweig "verliehen".
Den Angriff sollen der aktuelle Spielführer Maurice Covic (24), Mustafa Abdullatif (18), McMoordy Hüther (23) unterstützen. Am besten klappt das mit Erstgenannten, der bereits 6-mal aufgelegt hat. Abdullatif mit 3 Treffern und Hüther mit 3 Vorlagen machen aber auch keinen schlechten Job.
Im Angriff ist wie erwartet Nader El-Jindaoui (25/5) der Erfolgreichste. Herausragend zuletzt mit "Doppelpack" gegen Lichtenberg. 3-mal in den letzten 2 Spielen Torschütze. Etatmäßig auf dem rechten Flügel wie der Kosovare Florian Haxha (20/2). Ohne Bedeutung David Panka (23). In der Mitte konnte sich Derry Scherhant (20/4) für 2 Bundesliga-Kurzeinsätze empfehlen. Noch ohne Erfolg Tony Rölke (19), aber mehrmals in der Anfangself. Der Schweizer Ruwen Werthmüller (21) spielt wegen Verletzung keine Rolle. Haxha kann auch Linksaußen, gesetzt hier Ensar Aksakal (21/3). Kam 2020 vom Erzrivalen Union.
Mehrere Spieler – Ulrich, Eitschberger, Gechter – sind U19-DFB-Kader. 6 der im Aufgebot gemeldeten Akteure haben einen Profivertrag. Einsätze 3 Ligen höher sind aber rar. Der "reine U23-Kader" zählt 25, zum Einsatz kamen aber inkl. der Ab – und Neuzugänge während der Saison bereits deren 33.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Safa Yildirim fehlt aktuell wegen einer Knieverletzung, bereits seit Anfang September. McMoordy Hüther musste zuletzt 2-mal wegen muskulären Problemen passen. Ruwen Werthmüller muss noch bis Februar 2023 wegen Kreuzbandriss passen.
Die Bilanz gegen Hertha BSC II:
Immerhin schon 16-mal standen sich beide gegenüber. Mit 6 Siegen gegen 8 Niederlagen ist unser Saldo negativ bei 21:25 Toren. Auf eigenem Platz konnten wir 4-mal jubeln, zuletzt in der Vorsaison am 12.02.2022 mit dem 2:0 als dritten Heimsieg in Folge mit 3:1, 1:0 und eben 2:0. Den letzten und bislang einzigen Sieg an der Gellertstraße holten die Berliner am 03.08.2005 beim 3:1.
Prognose:
Für Rang 8 wird es vermutlich diesmal nicht reichen, aber mit dem Abstiegskampf sollte man nichts zu tun bekommen. Tipp: Platz 10 bis 13.
Das Umfeld:
Nicht viel Neues ist zu vermelden, die U23 erfüllt nach wie vor die wichtige Aufgabe als Brücke zwischen U19 und möglichen Berufungen in die Bundesliga-Mannschaft. So gesehen ist es erfreulich, dass sich 2 interne Neuzugänge aus der A-Jugend mit Lukas Ullrich und Mustafa Abdullatif als Stammspieler etablieren konnten. So ganz rund läuft es aber nicht immer, der Vorwurf aus der Anhängerschaft in den letzten Jahren war, dass man eigenen Nachwuchsspielern zu wenig Perspektive im eigenen Verein gibt. Als größten Hoffnungsträger sehen die Verantwortlichen momentan Ensar Aksakal, ausgestattet seit ein paar Tagen mit einem Profivertrag.
Beim Zuspruch liegen die Hertha II. naturgemäß im unteren Bereich, kann aber mit 834 im Schnitt den dritten Platz der Berliner Vereine belegen hinter "Platzhirsch BFC" (1.766) und Lichtenberg (880). Zum Vergleich, die seit Jahren erfolgreichere VSG Altglienicke begrüßt 279 pro "Heimspiel" im Stadion unseres Gegners vom Freitag. Den besten Besuch gab es gegen Cottbus mit 1.342, vor dem Heimauftakt gegen Babelsberg - 1.241. Im letzten Punktspiel gegen Lichtenberg waren es 636.
Eben diese Heimstätte am Olympiastadion in Berlin-Charlottenburg wäre für die 3. Liga zumindest von der Kapazität her ausreichend, aktuell erhalten hier 5.400 Fußballfreunde Einlass. 5.000 ist ja die neue Mindestkapazität statt 10.000 wie zuvor. Baustelle wäre die Auflage für die Sitzplätze, 2.000 sind auf alle Fälle anzubieten. Davon gibt es derzeit zu wenige, 1.100 an der Zahl, von denen 750 ein Dach haben. Allerdings sind Ambitionen für die 3. Liga zumindest offiziell kein Thema, bei unserem Aufstieg 2018/2019 jedenfalls wurde die Lizenz trotz 14 Punkten auf den CFC beantragt, im Gegensatz zum BAK.