Nachlegen gegen Hamburger Jungs...
von Timo Görner
...des "Bundesliga-Dinos". Die Bilanz der letzten 2 Jahre stimmt bei 3 Siegen, 1 Remis optimistisch. Nach dem Kantersieg in Magdeburg zählt am Samstag - bei allem Respekt vor dem Gegner – auch nur der Sieg.
Die letzte Saison unseres Gegners
Nach Platz 13 in der "Premierensaison" der neue Regionalliga Nord gelang der HSV-Reserve im vergangenen Jahr ein deutlicher Sprung nach oben. Platz 5 mit nur 1 Punkt hinter Halle und noch vor den hoch gehandelten Magdeburgern war zweifellos ein Erfolg. Aber noch bis zum 11. Spieltag taten sich die Elbestädter schwer und steckten erneut im Abstiegskampf. Die einzigen beiden Dreier wurden in Rostock (2:1) und Hannover (2:0) geholt. Zu Hause blieb man sieglos und kassierte gegen Babelsberg (1:6) gar eine Klatsche. Der erste Heimerfolg, ausgerechnet im "kleinen Derby" gegen St. Pauli II (4:0), läutete den Umschwung ein. Bis zur Winterpause holte Hamburg II aus den verbleibenden 5 Begegnungen noch 11 Zähler. Nur der CFC sorgte mit dem 2:1-Sieg in Norderstedt für Verdruss. Ordentlich waren das Wolfsburg-Gastspiel (0:0) und das Auftreten bei Tennis Borussia (4:1). Der Befreiungsschlag aus dem Tabellenkeller war geglückt.
Der Start ins Jahr 2010 verlief mit 4 sieglosen Spielen in Folge – aber auch mit einem Achtungszeichen in Babelsberg (0:0) - zunächst wieder zäh. Die erreichte Position in der Rangliste wurde aber mit einer Serie von 5 Siegen in Folge (9:1 Tore), unter anderem bei „lösbaren“ Gegnern wie Rostock II, Goslar, Türkiyemspor und St. Pauli II, schnell wieder gefestigt. Für ein großes Ausrufezeichen sorgte Hamburg aber in Halle (1:0). Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die jungen „Rothosen“ längst als eines der auswärtsstärksten Kollektive entpuppt. Einem "Zwischentief" mit 4 Pleiten in Folge, u. a. beim CFC (0:1), folgte ein guter Endspurt mit 3 Siegen, bemerkenswert darunter der Sieg gegen Wolfsburg (2:0).
Im "heimischen Norderstedt" blieb der HSV II mit einer ausgeglichen Bilanz (6 Siege – 6 Niederlagen) leidlich erfolgreich. Die Stärke lag bei 32 Punkten und lediglich 3 Niederlagen und mehr als guten 21:11 Toren auswärts (drittbestes Gastkollektiv). Mit Stürmer Rafael Kazior (27) und seinen 13 Torerfolgen stellten die Nordlichter einen der herausragenden Regionalliga-Akteure 2009/2010.
Delegierungen für diese Saison
Im Mittelfeldspieler André Hahn (24) zog es zum FC Oberneuland, Steven Lewerenz (19) zu RB Leipzig. Der Rest der insgesamt 9 Abgänge spielte kaum eine Rolle oder zählte nur sporadisch zu den Anfangsformationen.
Unter den 11 Neuen finden sich fast ausschließlich interne Zugänge. Für das Tor rückte Tom Mickel (21) aus der Profimannschaft zur U23 herüber. Er gehört aber als Nr. 3 weiter zum Aufgebot von Armin Veh. Für die Abwehr vermeldet man die Berufung von Robert Labus (18) aus der A-Jugend. Das Gros der Zugänge agiert im Mittelfeld. Der Ghanae Evans Nyarko (18) und Chinese Zhi Gin Lam (19) kommen wie Labus aus der U19. Nyarkos Landsmann Isaac Akyere (19/Norderstedt) kam aus der Oberliga Hamburg. Mit Christian Groß (21), dem Tunesier Änis Ben-Hatira (22) und Hanno Behrens (20) wurden wie Mickel 3 weitere Spieler zunächst zur II. Mannschaft delegiert. Im Angriff sind Reagy Ofosu (19) und der dritte Ghanae George Kelbel (18) neu, auch aus der A-Jugend. Stefan Winkel (20) zog es mit der Empfehlung von 13 Toren in 30 Spielen vom Lokalrivalen St. Pauli II zur U23 des HSV.
Alle erwähnten ausländischen Kicker haben einen deutschen Pass. Prominente Wechsel sucht man vergebens.
Der Trainer
Rodolfo Esteban Cardoso (42) betreut die U23 des HSV seit mittlerweile fast 2 Jahren. Zunächst führte er die Mannschaft im Jahr 2009 noch zum Klassenerhalt, in der folgenden Saison dann auf Platz 5. Sein Vertrag läuft noch bis Ende dieser Spielzeit. Die Arbeit des Ex-Bundesligakickers (Freiburg, Bremen, HSV) wird intern geschätzt; großer Druck betreffs des Aufstiegs in Liga 3 ist bei den "Rothosen" nicht zu verzeichnen.
Die Mannschaft
Tom Mickel (21) ist im Tor gesetzt. Das Abwehrgerüst bilden Gerrit Pressel (20), Boris Leschinski (26) und Florian Brügmann (19). Im Mittelfeld agieren zumeist Christian Groß (21), Änis Ben-Hatira (22), der Ungar Daniel Nagy (21) und Zhi Gin Lam (19). Im Angriff ist Rafael Kazior (27) mit 4 Toren in 11 Spielen der bislang erfolgreichste Stürmer. Dahinter sieht es eher schlechter aus: Stefan Winkel (20) ist bislang nicht die erhoffte Verstärkung, bleibt Einwechselspieler und ist noch ohne Torerfolg.
Leschinski (Unterhaching) und Kazior (Duisburg, Burghausen, Kiel, Essen) haben bereits höherklassig gespielt. Mehrere Akteure wie Groß, Mickel, Behrens, Ben-Hatira stehen im offiziellen Aufgebot der Profimannschaft. Mit Dennis Diekmeier (21/aus Nürnberg) kam als einziger nomineller Erstligaspieler zu 3 Einsätzen. Pressel und Kazior führen mit 4 Treffern die Torschützenliste an.
Die aktuelle Saison
Der HSV II ist erneut eher auswärts ein unbequemer und erfolgreicher Gegner. Nach 7 Spieltagen sah die Welt von Rang 15 aus nicht so rosig aus. Die ersten 4 Duelle, darunter der Auftakt gegen Mitfavorit Kiel (1:2) und ein chancenloses 03: in Lübeck, wurden ohne Sieg bestritten. Erst bei Abstiegskandidat Oberneuland (2:0) folgte der erste Dreier. Die Trendwende kam schließlich in Runde 8 in deren Folge die Cardoso Truppe siegte gleich 4 Siege in Serie einfuhr und die Abstiegszone verließ. Plauen wurde mit 4:0 abgewatscht, Cottbus II führte schon mit 2:0 um noch 2:3 zu verlieren. Auf Reisen gelangen die Auswärtssiege 2 und 3 bei Hertha BSC II (1:0) und in Meuselwitz (2:1). Hamburg 2 war stabil im gesicherten Mittelfeld angekommen mit wenig Entwicklungsmöglichkeiten nach unten und oben. Das vorläufige Ende des Höhenfluges markierte dann Halle mit dem knappen 1:0-Erfolg am vergangenen Wochenende. Der Saldo als Gastmannschaft ist knapp im "grünen Bereich", offensiv gelang relativ wenig, defensiv sind nur 7 Gegentore in 6 Begegnungen auf fremden Platz in dieser Saison bislang sehr ordentlich. In beiden Bereichen stellt man insgesamt derzeit das achtbeste Kollektiv.
Prognose
Mit dem Staffelsieg wird man nichts zu tun haben, ein einstelliger Tabellenplatz aber ist durchaus realistisch. Kann man an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen, sollte es für Rang 6 bis 10 reichen.
Das Umfeld
Die U23 des HSV ist eine der besonders zuschauerschwachen Gemeinschaften unter den Reserveteams. Zwar liegt der Schnitt bei rund 1.500 zahlenden Fußballfreunden im Schnitt, allerdings "verfälscht" durch 7.100 Besucher im Spiel gegen RB Leipzig, als die große Arena des HSV zum Public Viewing für die Fans genutzt wurde, welche nicht zum Derby beim FC St. Pauli Einlass finden konnten. "Bereinigt" liegt man deshalb bei 376. Nur Oberneuland und Türkiyemspor haben weniger, dazu die anderen II. Mannschaften. Gespielt wird weiter im "Edmund-Plambeck-Stadion" von Oberligist Eintracht Norderstedt. Große Ambitionen auf die 3. Liga werden dem HSV und seiner U23 nicht nachgesagt. Die Regionalliga in der aktuellen Form wird als "ausreichend" angesehen und soll auf alle Fälle gehalten werden. Am Samstag dürfte allenfalls eine Handvoll HSV-Freunden aus der hiesigen Region die Reserve unterstützen.