Auftakt zum "norddeutschen Dreierpack" im Vorprogramm des Saisonfinals...
von Timo Görner
...denn in den 3 Begegnungen beim Hamburger SV II, gegen Wilhelmshaven und beim FC Oberneuland gilt es eine weiße Weste vor den zwei schweren Spielen zum Saisonende zu bewahren. Läuft es optimal für unsere Mannschaft, kann sie mit 3 Siegen aus diesen Begegnungen für die Vorentscheidung sorgen. Die II. des HSV ist sicherlich der schwerste Rivale.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Trotz der enormen Steigerung in der Vorsaison mit Platz 5 statt 13 galten die HSV-Amateure im Gegensatz zu den "Kollegen" aus Hannover und vor allem Wolfsburg nicht als Aufstiegsaspiranten. Zum einen sind die sportlichen Voraussetzungen beschränkter, zum anderen gab es an der Elbe nicht unbedingt die großen Ambitionen auf Liga 3. Ziel war ein ordentliches Abschneiden, kein Abstiegskampf. Das wird der HSV II erreichen.
Mit den ersten 4 sieglosen Begegnungen verlief der Saisonauftakt mager. An Spieltag 5 sollte der erste Dreier (2:0 in Bremen) gelingen. Bis zur Winterpause spielte sich Hamburg mit 21 weiteren Punkten nach oben und verschaffte sich für das Saisonziel eine gute Ausgangsposition. Zu Hause verlor man die schwereren Spiele gegen Leipzig (1:2) und Halle (0:1), löste dafür aber die vermeintlich "leichteren Aufgaben" Plauen (4:0), Havelse (4:1), Braunschweig II (2:0) und Cottbus (3:2). In der Hauptstadt (Türkiyemspor 3:0/Hertha BSC II 1:0) blieb man siegreich. Solide war das Gastspiel in Wolfsburg (1:2), einzig das Debakel beim CFC (0:6) trübte den guten Eindruck.
Der Start in Jahr 2011 gelang mit einem Sieg gegen den Krisenclub Magdeburg (2:0) und dem Remis gegen Aufstiegsaspirant Lübeck (1:1) ganz gut. Doch es folgte die einzige Schwächephase dieser Spielzeit mit vergeigten 4 Spielen in Folge bei 1:9 Toren. 3 Auswärtsspiele in Folge durch das durcheinandergewirbelte Programm aufgrund der Absagen 2010 relativieren dies aber, wie auch die Gegnerschaft in 3 der 4 Begegnungen, die gut bis sehr gut einzuordnen war. Neben den Pleiten in Hannover (1:2), Leipzig (0:3) gab es noch ein unglückliches 0:1 gegen Wolfsburg II. Einzig der Auftritt in Wilhelmshaven (1:3) enttäuschte. Die Truppe straffte sich aber wieder und konnte den Abwärtstrend stoppen. Aus den letzten 7 Duellen zeitigte man 12 Punkte und hat keinerlei Abstiegssorgen mehr. Bemerkenswert ist, dass man die letzten 3 Auswärtsspiele ohne Niederlage absolvierte, im Nordosten 2 Siege in Plauen (2:1) und zuletzt in Halle (2:0) eingefahren hat. Etwas ernüchternd dagegen die letzten 180 Minuten als Platz bauende Gemeinschaft: Hertha BSC II siegte recht locker mit 3:1, Meuselwitz (2:2) klaute in den Schlussminuten 1 Punkt.
Heimstärke kann man nicht vorweisen, der Saldo hier ausgeglichen. 6 Gemeinschaften konnten 3 Punkte entführen, u. a. Leipzig, Halle, Wolfsburg. Der HSV II ist auf eigenem Geläuf offensiv nicht besonders (24), dafür aber defensiv (16) recht solide. Ausgeglichen auch die Bilanz auf Reisen, fast analog das Torverhältnis (17:23). In der Gesamtbilanz reicht es aktuell für Rang 9, Rang 5 ist bereits 9 Zähler entfernt. 41:39 Treffer insgesamt sprechen für eine durchschnittliche Offensive und eine leicht bessere Defensive.
Delegierungen seit dem Hinspiel
3 Abgänge und 1 Neuzugang in der Winterpause stehen zu Buche. Abwehrspieler Gerrit Pressel (20) ging zum holländischen Erstligisten Willem II Tillburg. Die anderen Beiden spielten nur ein recht untergeordnete Rolle, absolvierten lediglich wenige Einsätze primär als Einwechselspieler. Mittelfeldakteur und Türke Bertul Kocabas (19) kam von Drittligist Rot-Weiß Ahlen aus der dortigen A-Jugend.
Der Trainer
Seit dem 13.03.2011 wird die U23 von Soner Uysal (33) betreut. Der in Ludwigshafen geborene Deutsch-Türke absolvierte insgesamt 13 Erstligaspiele für den HSV, hinzu kommen 29 Zweitligaeinsätze für Waldhof Mannheim und den FC Gütersloh. Uysal übernahm zunächst bis Saisonende für Rudolfo Esteban Cardoso, der nach der Entlassung von Armin Veh als Coach der Profimannschaft neuer Co-Trainer für den aufgerückten Michael Oenning wurde. 2005 begann er seine Trainerlaufbahn bei der A-Jugend des HSV.
Die Mannschaft
Stammkeeper ist Tom Mickel (22). Daneben kamen bereits 3 weitere Torhüter in dieser Saison zum Einsatz: Marcel Hölscher (19), Alexander Meyer (20) und der mittlerweile nicht mehr in Hamburg befindliche Wolfgang Hesl (25). In Halle stand Mickel im Kasten. Die Abwehr sieht bislang Florian Brügmann (20), den Bosnier Muhamed Besic (19), "Oldie" Boris Leschinski (27) und Robert Labus (19) vorn. Mit Gerrit Pressel (20) hat man hier in der Winterpause einen recht torgefährlichen Abwehrakteur (4 Tore) abgegeben. Im Mittelfeld finden sich der Chinese Zhi-Gin Lam (19), der Ungar Daniel Nagy (20) als Gerüst. Dazu kommen Spieler wie Christian Groß (22), Hanno Behrens (20). Änis Ben-Hatira (22) absolvierte in der Herbstrunde 16 Spiele für die Cardoso Truppe, ist aber mittlerweile in der 1. Mannschaft angekommen und kam dort zuletzt mehrmals in der Stammformation zum Einsatz. Lennard Sowah (18) kann ebenfalls zu den wichtigeren Spielern in diesem Bereich gezählt werden. Leistungsträger im Angriff ist Kapitän Rafael Kazior (28). Der Deutsch-Pole überzeugte bislang mit 8 Toren und 3 Vorlagen. Daneben fehlt derzeit ein gleichwertiger oder etwa besserer Sturmpartner. Ordentlich präsentiert sich bislang der Ex-Ahlener Bertul Kocabas (19) mit 3 Treffern in 10 Spielen. Neuzugang Stefan Winkel (20) blieb bislang weitestgehend Ergänzungsspieler, bringt es auf 2 Treffer in 18 Spielen. Auch Reagy Ofosu (19) ist mit gleicher Bilanz wie Winkel nicht gerade der "Knipser". George Sebastian Kelbel (18) fungiert als "Joker". Die Mannschaft ist mit rund 21 Jahren im Schnitt natürlich eine der jüngsten im Regionalliga-Bereich. Auf Einsätze bekannterer Profis hat Hamburg bislang verzichtet. Eine Erwähnung verdient vielleicht noch die von Verletzungen geplagte Verpflichtung für die Profis Dennis Diekmeier (21), der aber nur 4x bei der U23 auflaufen durfte.
Die Einkaufsbilanz
11 Neue sind bis jetzt zu vermelden. Davon kann man 6 als dauerhafte oder zeitweise Stammspieler ansehen. Wobei eine Bewertung schwerer fällt, da mehrere Akteure bei den internen Neuzugängen bereits in der letzten Saison in der U23 zum Einsatz kamen oder erneut von den Profis delegiert wurden wie Behrens. Eine lobende Erwähnung verdient Bertul Kocabas (19), der aus dem A-Jugend Bereich von Rot-Weiß Ahlen kam und sich bei der HSV U23 bislang sehr gut verkauft.
Gewinner bislang
Für Änis Ben-Hatira (22) geht es im mittlerweile 5. Jahr als Kader der 1. Mannschaft beim HSV deutlich nach oben. Mit guten Leistungen in der Regionalliga – 12 Spiele mit 7 Toren – empfahl er sich erneut für die Profis, ist hier aber schon wesentlich länger im Einsatz als in den 4 Jahren zuvor.
Prognose
Rang 5 wird man nicht wiederholen können. Platz 7, wenn es sehr gut läuft, kann noch machbar sein. Nach dem Spiel gegen den CFC warten noch 4 "lösbare Aufgaben". Tipp: Platz 8 oder 9.
Das Umfeld
788 Besucher im Schnitt lesen sich für "HSV II-Verhältnisse" ganz gut, zieht man aber die 7.100 Zuschauer vom "St. Pauli-Derby Public Viewing" in der Bundesligaarena des HSV gegen RB Leipzig ab, bleiben noch rund 300. Im Norderstedter Stadion herrscht in der Regel eher Bezirksliga-Atmosphäre. Holstein Kiel mit 1.100 am 1. Spieltag und Lübeck mit 600 Fußballfreunden lagen noch deutlich über dem Schnitt. Im letzten Heimspiel gegen Meuselwitz durfte man 200 begrüßen. Am Freitagabend sollten die himmelblauen Auswärtsfahrer wohl mit nicht mehr als 250 bis 300 Einheimischen rechnen.
Die Nachwuchsabteilung des HSV wurde in früheren Vorstellungen bereits ausdrücklich belobigt. Ziel bleibt es die U23 weiter zumindest viertklassig zu halten. Ein Abstieg in die eher schwache Oberliga Hamburg soll vermieden werden, auch wenn man diese wohl innerhalb 1 Jahres wieder verlassen würde. Danach sieht es aber nicht aus, die HSV U23 ist beständig in der Regionalliga Nord.
