CFC am Freitag unter Zugzwang gegen geladene Cottbuser …
von Timo Görner
… die derzeit härtester Verfolger der Rot-Weißen Thüringer sind. Mit dem FC Energie kommt eine Mannschaft, die in der Breite hervorragend aufgestellt sind. Einzig die derzeit durchwachsene Bilanz bei den Dienstreisen macht Probleme. 2023 fehlt noch der erste Sieg auf fremdem Platz.
Die aktuelle Saison bislang:
Der Ex-Erstligist mischt wie erwartet ganz oben mit, vor allem dank seiner enormen Heimstärke. Der steht eine leicht defizitäre Auswärtsbilanz gegenüber, welche die Tabellenführung verhindert. Da sind die Energie-Kicker eher im Mittelfeld der Liga zu finden. Der Auftakt war dabei symptomatisch.
Der ging daneben, gegen "Angstgegner" Altglienicke gab es in Berlin ein 0:2. Wurden die folgenden Heimspiele gegen Luckenwalde (3:0) und Meuselwitz (4:0) klar gewonnen, fehlte auf Reisen auch nach 3 Begegnungen - alle in der Hauptstadt, der erste Dreier. In Lichtenberg keine Tore beim 0:0, beim BAK ein 1:2. Nach 5 Spielen und 7 Zählern fand sich der Mitfavorit im Niemandsland der Tabelle wieder mit 8 Punkten auf Platz 1.
Der Aufwärtstrend begann dann ausgerechnet im Hinspiel, Energie klar besser und nunmehr mit 10:1 Toren aus 3 Heimspielen. Auch Lok kam mit 1:3 in der Lausitz unter die Räder, ohne Zählbares reisten zudem Viktoria, Erzrivale Babelsberg, Greifswald und Halberstadt wieder ab. Auf Reisen überzeugen die Auftritte bei TeBe (4:0) und bei Hertha BSC II (5:0). Wichtig auch der Zähler in Jena, wo beim 1:1 ein Sieg drin war. Unter dem Strich allein das 1:4 beim BFC Dynamo.
Zur Winterpause der FCE dort, wo man am Ende auch stehen will. Das 1:0 in Babelsberg mit dem erneuten Sieg gegen den Erzrivalen schraubte das Punktekonto auf 33. In der Winterpause nur kleinere Veränderungen am Kader. Das Jahr 2023 bislang unterschiedlich als Heim – und Auswärtsteam. Patzer in Luckenwalde (0:1) und Meuselwitz (1:1). Makellos zu Hause mit 3 Siegen in 3 Spielen gegen Lichtenberg, Chemie und den BAK.
Im DFB-Pokal kam zum Saisonauftakt das Aus gegen Erstligist Werder Bremen beim 1:2. Im Landespokal geht es am 25.03.2023 im Viertelfinale zu Sechstligist Werderaner FC Viktoria. Nach dem 2:1 im Achtelfinale gegen – Babelsberg mal wieder. Im eigenen Stadion ist Energie die Nr. 1, hat 10 der 11 Partien gewonnen bei 31:7 Toren. 7 Punkte mehr als Erfurt, 8 mehr als wir. Auswärts muss mehr reinkommen, ist der Saldo mit 3-3-4 negativ. 47:20 Tore sind die zweitbeste Offensive und drittbeste Defensive
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es hat sich weniger getan als bei anderen Mannschaften, nur 2 Neuzugänge in der Winterpause wurden vermeldet. Beide für den Angriff.
Rechtsaußen Jan Shcherbakovski (21/Dresden) wurde von Drittligist Dynamo ausgeliehen, der Belarusse soll in Cottbus Spielpraxis bekommen. Nach dem Wechsel aus Halle dort kaum eingesetzt. Noch mehr aufhorchen ließ die Verpflichtung von Mittelstürmer Timmy Thiele (31), bis Ende der letzten Saison in der 3. Liga bei Viktoria Köln. Zuvor u. a. Jena, Kaiserslautern, Aachen mit 188 Einsätzen in der dritten Etage. Erzielte da 44 Treffer und war 31-mal Vorlagengeber.
Die Sportliche Leitung:
Claus-Dieter Wollitz (57) ist weiter der Chef der Regionalliga-Mannschaft. Seit Anfang des Jahres ist Tobias Röder (25) sein Co-Trainer und Video-Analyst, parallel noch Spieler bei Landesligist SV Wacker 09 Cottbus Ströbitz. Auch der Torwart-Coach Anton Wittmann (28) ist noch aktiv, hier Eintracht Miersdorf/Zeuthen II. André Rohbock (63) ist der Mannschaftsleiter. Mit Henri Fuchs (52) ist ein ehemaliger CFC-Kicker als Nachwuchsleiter tätig.
Das Kollektiv:
Im Tor ist ein echtes "Eigengewächs" die Nr. 1 mit Elias Bethke (19), letztes Jahr nur mit 2 Einsätzen. Auch Corbinian Moye (19) kommt aus dem "eigenen Stall", durfte 1 Spiel im Landespokal bestreiten. Nr. 3 ist Alexander Sebald (26).
In der Abwehr sind als Innenverteidiger Jonas Hildebrandt (26/4), Tobias Eisenhuth (21/2), Dennis Slamar (28/2) die wichtigen Akteure. Eisenhuth dabei primär vor der Abwehrkette am Start. Als Alternativen gelten Jonas Böhmert (19) und Edgar Kaizer (18), Letzterer in der Bundesliga-U19 aktiv. Etatmäßiger Linksverteidiger ist Kapitän Axel Borgmann (28/3), herausragender Vorbereiter der Liga. Legte bereits für 8 Treffer auf. Ausgebildet in der Schalker "Knappen-Schmiede". Rechts hat Tobias Hasse (27/3) die Nase vorn. Auffällig, alle kommen zusammen auf starke 14 Tore.
Vor der Abwehr im Mittelfeld agiert meist Jonas Hofmann (26) neben Eisenhuth. Niclas Erlbeck (30) hat diesmal Verletzungspech, bislang kaum am Ball. Mit Joshua Putze (28) fehlt hier seit Saisonbeginn ein potentieller Stammspieler. Zentral Offensiv ist Maximilian Oesterhelweg (30/3) der Eckpfeiler, an 9 Toren beteiligt. Auch auf der Position ein ärgerlicher Ausfall mit Niklas Geisler (22). Rechts soll Paul Milde (28) entsprechend wirbeln, auch in der Abwehrformation.
Im Angriff ist Linksaußen Nicolas Wähling (25) die Nr. 1, kommt auf 9 Tore neben 5 Vorlagen. Zuletzt "Matchwinner" mit "Doppelpack" gegen Chemie. Kommt vor dem Palästinenser Ali Abu-Alfa (23/4). In der Zentrale spielt zudem Eric Hottmann (23/7) eine starke Saison, zeichnet für 12 Torerfolge verantwortlich. Malcolm Badu (25/3) auf dem rechten Flügel ist ebenfalls Leistungsträger. Ehemals U20 des DFB, Hottmann war U19. Mit Jan Shcherbakovski (21) und Timmy Thiele (34) haben die Lausitzer jetzt zudem noch 2 weitere Optionen. Dazu kommt noch der momentan nicht einsatzfähige Tim Heike (22).
Die Stärke des Kaders ist die torgefährliche Abwehr und die enorme Breite im Angriff mit mehreren erfolgreichen Akteuren. Klarer Vorteil hier nicht nur gegenüber dem CFC. 26 stehen im Aufgebot, 24,0 Jahre im Schnitt. Auch hier stehen mehrere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Team. Sind zum Teil gesetzt wie Eisenhuth, Bethge.
Einkaufsbilanz:
10 Neue kamen vor der Saison, 2 in der Winterpause.
Von den 10 konnten sich Dennis Slamar, Maximilian Oesterhelweg (beide Jena), Eric Hottmann (Türkgücü München), Nicolas Wähling (SSV Ulm 1846) als feste Größen durchsetzen. Hottmann und Wähling können als "Volltreffer" gesehen werden und die Abgänge in der Offensive kompensieren.
Paul Milde (Kickers Offenbach) hatte Verletzungspech, dadurch nicht wie zu vermuten Eckpfeiler geworden. Ali Abu-Alfa (Hertha BSC II) ist ein guter "Joker", Tim Heike (Halberstadt) - siehe Milde.
Jan Shcherbakovski (Dresden) geht bislang in Richtung Stammspieler, wohl "guter Griff". Timmy Thiele kam bislang meist von der Bank.
Fazit: gut verpflichtet.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Mittelfeldstratege Joshua Putze (28) befindet sich nach Kreuzbandriss noch im Aufbautraining. Paul Milde (28/Achillessehnenreizung) fällt seit Anfang September 2022 noch auf unbestimmte Zeit aus. Niklas Geisler (22) plagt sich mit muskulären Problemen. Tim Heike (23) siehe Putze, hier war es Außenmeniskuseinriss Anfang Oktober 2022.
Gewinner der Saison:
Eric Hottmann war im Vorjahr beim Drittligisten in München nur Ergänzungsspieler, in Cottbus zählt er zum Gerüst der Mannschaft. Elias Bethke konnte den Stammplatz im Tor nach dem Wechsel von Toni Stahl Richtung Hannover erobern.
Die Bilanz gegen den FC Energie Cottbus:
26 Spiele gab es, von denen wir 11 gewonnen und 6 verloren haben, bei 39:26 Toren. Bemerkenswerterweise ist die Heimbilanz schlechter als in Cottbus. In 12 Heimspielen wurden erst 3 Siege vermeldet gegen 3 Niederlagen, die in den letzten 5 Gastspielen der Rot-Weißen. Zuletzt hieß es 4:0 am Gründonnerstag 2016 und 1:1 am 20.10.2021 mit dem Ausgleich in Minute 90+5. In der Lausitz konnten wir 7-mal einen Sieg bejubeln, betrauerten mit dem 1:3 im Herbst 3 Pleiten.
Prognose:
Wenn man von weiteren Ausfällen der Leistungsträger verschont bleibt und auswärts zulegt, wird es Platz 1 oder 2.
Das Umfeld:
Die Leistungen werden auf den Rängen ordentlich honoriert, mit 4.311 im Schnitt. Zweitbester Besuch hinter Erfurt. Etwas mehr als in der Vorsaison (4.129). In der Aufstiegssaison zur 3. Liga 2019/2020 waren es allerding deutlich mehr - 6.218. Den besten Zuspruch in der Liga gab es gegen Chemie, als 5.491 passierten. Beim Pokal wollten 5.632 das Duell gegen Babelsberg sehen. Den CFC haben sich in der Hinrunde 4.856 angetan. Richtig kuschelig wurde es aber im DFB-Pokal gegen Werder - 20.078. Eben dieser Wettbewerb ist auch diesmal das Ziel. Die Chancen stehen gut, der potentiell härteste Konkurrent ist ja schon eliminiert.
Wirtschaftlich bleibt es schwierig, wenn auch nicht so dramatisch wie noch vor 2 Jahren. Dennoch wird die Regionalliga auch in Cottbus maximal mittelfristig auf dem Niveau zu halten sein. Die 3. Liga und perspektivisch 2. Bundesliga wird angepeilt. Die Lizenzunterlagen für Liga 3 werden eingereicht. Sponsorenverträge für 2023/2024 derzeit fest gemacht. Energie schleppt nach wie vor Verbindlichkeiten vor sich her, die weitere Verpflichtungen in der Winterpause erschwerten. Geholfen hat hier der Wechsel von Kevin Schade vom SC Freiburg zum englischen FC Brentford. 2018 ging es für 250.000 € Ablöse aus der U17 zu den Breisgauern. Inklusive einer Weiterverkaufsbeteiligung, die im Sommer 1,5 Mio. € einbringen.
Im Dezember 2022 Stühlerücken in der Chefetage. Verwaltungsratsmitglied Mathias Jäckel gab seinen Rücktritt Jahresende bekannt. Dazu musste Geschäftsführer André Schilbach gehen. Was für Unruhe sorgte, Ende November hatte Hagen Ridzkowski den Rückzug erklärt. Neben Jäckel mit seiner Firma für Verpackungen einer der wichtigsten Sponsoren. Auch er hatte Februar 2022 eine lebenslange Mitgliedschaft für symbolische 1966 € abgeschlossen. Die genauen Hintergründe des Rückzugs sind unbekannt. Problematisch, da die auslaufenden Sponsorenverträge neu verhandelt werden müssen. Ärgerlich so oder so, die Fluktuation in der Führung seit 2019 bleibt. Ein Umstand, den wir aus Zeiten bei uns speziell nach Abstiegen leider gut kennen.
