CFC gegen Hertha BSC II mit dem Willen zur Trendwende …
von Timo Görner
… wie der Gast, der vom perfekten Start mit 4 Siegen lebt und seit 8 Spielen sieglos ist. Beide Teams wollen am Sonntag das Ruder herumreißen.
Die letzte Saison:
Verlief sportlich sorgenfrei, der angestrebte vorzeitige Klassenerhalt wurde souverän erreicht mit Rang 9 und 25 Punkten Abstand auf Abstiegsplatz 16.
Sowohl zu Hause als auch auswärts waren die Blau-Weißen ligatauglich. Mit dem Remis in Chemnitz an Spieltag 16 beendete Hertha BSC II die Herbstrunde als 11. bei 18 Punkten. Das Polster nach unten damals noch deutlich geringer. In den 18 Spielen im Frühjahr 2023 drehten die Hauptstädter auf und holten sich starke 34 Punkte.
Problematisch zur Winterpause die Auswärtsbilanz mit 6 Zählern aus den 8 Partien in der Fremde. Den einzigen Dreier holte man hier in Luckenwalde beim 2:1. Ordentlich die Ergebnisse beim BFC (0:0), nur knapp das 1:2 in Erfurt. Im eigenen Stadion ragten die 3:0-Siege gegen die späteren Absteiger aus Halberstadt und Lichtenberg heraus. Bitter die 0:5-Klatsche gegen den Staffelsieger aus Cottbus.
Das Frühjahr 2023 verlief in den ersten 9 Spielen zunächst durchwachsen mit 3 Siegen – 1 Remis und 5 Niederlagen. Erschwerend kam hinzu, das 3-mal davon zu Hause verloren wurde gegen allerdings auch gute Gegner mit Lok (1:2), den BFC (1:3) und Erfurt (0:1). Dafür spielte man indirekt um Platz 1 mit und verpasste Jena beim 1:0 einen herben Dämpfer. Danach ging es deutlich aufwärts Richtung gesichertes Mittelfeld.
Bis zum Saisonende holten die Herthaner sehr solide 24 Punkte aus den 10 Partien. Gewannen 7 Begegnungen und gaben nur in 3 Zähler ab. Stark vor allem die Auftritte in Cottbus (2:1), beim taumelnden Berliner AK (5:0) und Altglienicke (3:2). Meuselwitz und Chemie reisten mit 0:3 geschlagen wieder ab. Auch für uns gab es nichts zu holen. Im eigenen Revier Hertha BSC II achtbestes Team, auswärts wurde es Rang 11. 59:52 Tore waren offensiv der 7., defensiv 12.
Kommen und Gehen:
Torwart Leon Cuk (20/Regensburg) schaffte den Sprung in die 3. Liga. Manndecker Sonny Ziemer (20/Zwickau) blieb in der Liga. Nebenmann Cimo Röcker (29/Werder Bremen II) zog es in die Nord-Staffel. Mit Linksverteidiger Lukas Ullrich (20/Mönchengladbach) spielt ein vielversprechendes Talent in der 1. Bundesliga, ging ablösefrei. "6er" McMoordy Hüther (24/BFC Dynamo) verweilte in der Hauptstadt.
Das die wichtigsten Abgänge.
Bei den Neuen waren es gleich 9 aus der eigenen U19. Für das Tor kam Maximilian Mohwinkel (19/U19). In der Abwehr als Innenverteidiger Peter Matiebel (18/U19) und als "Rückkehrer" Marlon Morgenstern (22) – bis Juli 2022 bereits da und danach ohne Verein. Sebastian Weiland (18/U19) verteidigt Rechts, Eliyas Strasner (18/U19) Links.
Biyan Kizildemir (19/Berliner AK U19) und Veit Stange (19/U19) sind "6er" wie Dion Ajvazi (19/U19). Bemerkenswert sicher die Verpflichtung des Deutsch-Tunesiers Änis Ben-Hatira (35), bis Januar 2023 beim tunesischen US Monastir aktiv und bekannt aus den früheren Zeiten bei Hertha BSC, dem Berliner AK, Karlsruher SC, HSV, Eintracht Frankfurt u. a..
Im Sturm holte man auf Linksaußen Leander Popp (18/U19), Dominik Schickersinsky (19/U19) hoch. Auf dem rechten Flügel war es Kenan Hadziavdic (18). Mittelstürmer Luca Wollschläger (20) wurde aus dem Profikader runtergestuft und soll mehr Spielpraxis bekommen.
Die sportliche Leitung:
Hier gab es im Gegensatz zur VSG eine überraschende Änderung. Stephan Schmidt (47) übernahm zur Saison. Löste den langjährigen Chef Ante Covic (48) ab, der in die Jugendabteilung abberufen wurde. Schmidt war zuletzt für die U17 verantwortlich. Stationen zuvor Paderborn und Cottbus, danach die U16/17 von Schalke 04, Würzburg, Hannover 96 U19. Oliver Schröder (48) ist der Co-Trainer, als Spieler u. a. in Aue, Rostock, Bochum. Marc Regeler (31) trainiert die Keeper. Alfred Bär (45) fungiert als Teammanager.
Die aktuelle Saison:
Begann furios mit 4 Siegen und 14:4 Toren. Im eigenen Stadion gab es die Siege gegen Chemie mit 3:0 und Zwickau beim 4:3. Bemerkenswert aber vor allem das 6:2 bei der VSG Altglienicke. Gegen Meuselwitz (1:1) endete die Siegesserie und begann die Ergebniskrise mit jetzt 8 Spielen ohne Sieg. Das 0:2 in Luckenwalde am vergangenen Wochenende war eine von 3 Pleiten auf fremdem Platz neben dem 2:5 in Greifswald und enttäuschenden 2:3 in Eilenburg. Bei Lok wurde ein 3:1 noch aus der Hand gegeben.
Von Platz 1 damit runter auf 11, aber noch mit genug Abstand zur Abstiegszone. Auf Reisen sind die Berliner mit 14:15 Toren offensiv immer noch oben dabei, aber defensiv anfällig. Haben bei einem Spiel mehr nur 1 Zähler mehr als wir geholt. 25:24 Tore insgesamt sind vermeldet, Platz 2 und 13 zeigen die Gegensätze beim Treffer machen und verhindern auf.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor kamen bereits 5 Akteure zum Einsatz mit Robert Kwasigroch (19), Maximilian Mohwinkel (19), Philip Sprint (30), Tim Goller (19) und Marius Gersbeck (28). Gersbeck, Kwasigroch und Goller aus dem Profi-Kader. Die meisten Einsätze mit 7 verbucht Kwasigroch. In den letzten beiden Partien war Gersbeck Nr. 1. Möglich, dass er am Sonntag im Kasten steht und damit mit dem dritten Verein an der Gellertstraße nach dem CFC, Osnabrück, Hertha BSC II.
Dies ist auch signifikant für den "Rest des Teams". 18 Spieler, die nicht offiziell zum gemeldeten Kader gehören, kamen bis heute in der U23 zum Einsatz. Die Aufstellung am Sonntag wird somit eine kleine "Wundertüte".
In der Abwehr gilt Innenverteidiger Joel da Silva Kiala (19/1) als der große Fixpunkt mit 11 Einsätzen neben Marlon Morgenstern (22), der erst Mitte September zur Mannschaft gestoßen war. Alternative noch Peter Matiebel (18). Daneben gab es immer wieder Wechselspiele, bildete sich keine richtig feste Abwehrformation heraus. Links wäre noch Eliyas Strasner (18) zu nennen, Rechts Sebastian Weiland (18) – beide aber aktuell verletzt. Der etatmäßige Kapitän Tony Fuchs (33) auf der rechten Seite spielt diese Saison kaum eine Rolle.
Zentral vor der Abwehr hat derzeit Veit Stange (18) klar die Nase vorn mit Mesut Kesik (20) aus dem Aufgebot der Zweitligamannschaft. Offensiv ausgerichtet spielt der Deutsch-Syrer Mustafa Abdullatif (19/3) eine gute Spielzeit mit immerhin 5 Torbeteiligungen. Zweite Stammkraft hier weiterhin Maurice Covic (25/1), der ja auch beim 1:1 in der Vorsaison in Chemnitz getroffen hatte. Änis Ben-Hatira (35) hingegen schaffte erst 6 Minuten.
Im Angriff ist Derry Scherhant (20/5) in der Zentrale herausragend, schaffte in der 2. Bundesliga noch nicht den Durchbruch. Konkurrenten auf der Position Tony Rölke (20), der Schweizer Ruwen Werthmüller (22/3), Luca Wollschläger (20/1). Den rechten Flügel besetzt normal Nader El-Jindaoui (26/1) mit 3 Vorlagen, dahinter der Bosnier Kenan Hadziavdic (19). Linksaußen sollen der Däne Gustav Christensen (19), Leander Popp (18) wirbeln. Hier kam aber mehrmals der Franzose Myziane Maolida (24/3) zum Einsatz, ebenfalls "einer von oben".
Wer dann am Sonntag auflaufen wird, bleibt abzuwarten.
Krankenlager/Strafbank:
Linksverteidiger Eliyas Strasner (18) plagte sich zuletzt mit muskulären Problemen. Berkan Alimler (23) auf gleicher Position fehlt wegen einer Knie-OP. Safa Yildirim (19) in der Mittelfeld-Zentrale hat nach Verletzung noch Trainingsrückstand. Die Rechtsaußen Nader El-Jindaoui (26/Muskuläre Problem) und Kenan Hadziavdic (19/Trainingsrückstand) fehlten im letzten Spiel ebenfalls.
Prognose:
Mit dem Abstieg wird man auch diesmal wohl nichts zu tun haben, die Saison endet ungefähr im gleichen Bereich wie im Vorjahr.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Immerhin 18 Spiele gab es bereits.
Der Saldo ist aus unserer Sicht negativ mit 6 Siegen, 3 Remis und 9 Niederlagen bei 23:29 Toren. In Chemnitz sieht es deutlich besser aus, konnten wir 4-mal gewinnen und haben nur 1 Pleite kassiert. In der Abstiegssaison 2005/2006 zum Heimauftakt beim 1:3. Seitdem sind die Himmelblauen gegen die "kleine Hertha" an der Gellertstraße unbesiegt. Das letzte Gastspiel war am 09.12.2022 beim 1:1.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Der sportliche Klassenerhalt wurde nach der starken zweiten Hälfte der Frühjahrsrunde 2023 geschafft. Dennoch gab es banges Warten, nach dem Abstieg von Hertha BSC aus der 1. Bundesliga war die Lizenz für die 2. Bundesliga ein Kraftakt und tagelang ungewiss. Eine Verweigerung dieser für die Profis hätte im schlimmsten Fall den Absturz in die Regionalliga zur Folge gehabt, für die U23 wäre es dann runter in die Oberliga gegangen.
Ironie der Geschichte, der Abstieg der Profis für die U23 durchaus vorteilhaft. Zum einen kommt dem eigenen Nachwuchs aufgrund der bekannten finanziellen Verhältnisse der Profiabteilung eine entsprechende höhere Bedeutung zu. Dazu wird es für die Talente der U19 und U23 leichter, eine Liga tiefer sich ihre Sporen und Einsätze zu verdienen. Abstriche an der bekannt sehr guten und erfolgreichen Nachwuchsabteilung bei Hertha BSC sind kaum zu erwarten. Die Wertigkeit ist nicht geringer als beim CFC.
Spielstätte der Hertha BSC U23 bleibt weiter das Amateurstadion zu Füßen des großen Olympiastadions. In der vergangenen Saison kamen im Schnitt 878 zu den 17 Spielen. 6-mal wurde es vierstellig, die meisten kamen gegen Cottbus (1.342). Den CFC sahen im letzten Heimspiel deren 796. Zuvor gab es den Minusrekord gegen Meuselwitz, als sich 547 auf die Ränge begaben. In dieser Saison liegt man im Schnitt bei 1.445 und damit deutlich über 2022/2023. In allen 6 Partien kamen mehr als 1.000. Rekord Chemie Leipzig bei 1.786.