Wieder Kampf gegen eine Serie – diesmal auswärts…
von Timo Görner
…denn beim SC Preußen Münster konnten wir in sieben Spielen noch nie gewinnen. Nur je zwei Remis und Tore stehen bisher zu Buche.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
...scheint doch ein gutes Ende zu nehmen. Der Vorjahresvierte ist auf dem besten Weg eine verkorkste Saison nicht mit dem Abstieg zu beenden. Nach 8 Spieltagen sah die Zukunft bedrohlich aus, Platz 17 war weitab der Erwartungen nach der tollen Spielzeit im Vorjahr.
Standesgemäß erfolgte der Auftakt, allerdings gegen Abstiegskandidat Nr. 1 Burghausen (3:0). Auch das 2:2 bei Mitfavorit RB Leipzig ließ sich gut an. Krisenstimmung kam dann aber nach 2 Heimpleiten in Folge auf. Erst wurde man von Aufsteiger Kiel (0:3) vorgeführt, zwei Wochen später von Stuttgart II (1:3). Auch gegen Erfurt (3:3) zuvor musste man ein 1:3 noch aufholen. Nach 7 Spielen kam dann das Aus für Trainer Pavel Dotchev. Sportchef Carsten Gockel übernahm zunächst, mit ihm kassierte man gegen Unterhaching (2:3) die 3. Heimniederlage in Folge. Ralf Loose – zuletzt in Dresden – übernahm dann als feste Lösung. Unter ihm gelang eine Stabilisierung und bis zur Winterpause der Sprung aus der Abstiegszone. Doch der große Befreiungsschlag gelang mit 27 Punkten und 3 Zählern Vorsprung auf Platz 18 nicht. Der erste Sieg unter seiner Leitung war gleichzeitig der Abgang von Gerd Schädlich, Dortmund II (4:0) wurde anschließend auch abgewatscht. Weiter ging es mit Licht und Schatten: Auswärts überzeugte man zum Herbstrunden-Finale in Burghausen (4:2) und ging dann in Darmstadt (0:4) unter. Zu Hause konnte man aus den 6 Spielen unter Loose 11 Punkte holen, verlor nur gegen Rostock (1:2), trotzte RB Leipzig (0:0) und drehte gegen Duisburg (2:1) noch das Spiel.
Die Ausgangsposition vor den verbleibenden 17 Spielen war im Winter nicht so schlecht. Zu Hause war man im Vergleich zum Vorjahr nur Durchschnitt, auch auswärts war der Saldo ausgeglichen. 34:31 Tore sprachen für eine anfällige Defensive (16.) und die zweitbeste Offensive hinter Heidenheim. In der Winterpause wurde der Kader etwas verkleinert und für 4 Abgänge nur 2 Neuzugänge geholt. Ins Jahr 2014 startete Münster unbefriedigend ohne Sieg und Tor. Ordentlich der Auftritt in Erfurt (0:0), doch es folgte die schon 5. Pleite auf eigenem Rasen gegen Wehen Wiesbaden (0:1) und hinterher die Schlappe in Kiel (0:3). Aus 3 Punkten Abstand zur "roten Zone" war einer geworden und es ging runter von 11 auf 16. Unzufriedenheit machte sich wieder breit, der Trainer nach der eher durchwachsenen Bilanz von 5 Siegen, 6 Remis sowie 5 Niederlagen in der Kritik. Doch der Durchhänger wurde zunächst überwunden und mit 11 Zählern der Sprung ins halbwegs gesicherte Mittelfeld geschafft. Das "Abstiegs-Endspiel" gegen Elversberg (2:1) wurde nach 0:1 gezogen, ebenso Unterhaching (2:1) auswärts besiegt. Zuletzt beendete der SC Preußen die Heidenheimer Serie von 16 Spielen ohne Niederlage innerhalb von 5 Minuten (2:0). Das 02: bei Jahn Regensburg am letzten Wochenende war dagegen wieder ein kleiner Rückschlag. Zumindest die Heimbilanz ist wieder positiv, aber mit 22 Punkten deutlich schlechter als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres mit deren 32. Auswärts steht man mit nur 3 Niederlagen in 14 Spielen durchaus gut da, konnte aber auch nur dreimal gewinnen (der CFC viermal). 41:40 lautet die Torbilanz – macht die Plätze 6 und 13.
Im DFB-Pokal warf man in Runde 1 noch unter Dotchev Zweitligist St. Pauli (1:0) raus, scheiterte dann am Erstligist Augsburg (0:3). Im Landespokal steht man im Halbfinale nach 6:0 bei Verbandsligist SV Schermbeck 1912. Höherklassigster möglicher Gegner im Halbfinale ist Regionalligist SC Verl.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab 5 Ab- und 2 Neuzugänge.
Bemerkenswertester Abwanderer ist Gaetano Manno (30). Der Ex-Erfurter war erst von Erzrivale Osnabrück nach Münster gewechselt, hielt es aber nur bis Ende Januar 2014 beim SCP aus und wechselte dann zu Regionalligist Viktoria Köln. Seine Bilanz in Münster: 17 Spiele, 2 Tore und 1 Vorlage. Der Rest der Abgänge spielte keine Rolle.
Für den Abstiegskampf 2014 holte man sich neue Leute aus der 2. Bundesliga. Für die Abwehr kam Marco Pischorn (28) aus Sandhausen, der dort keine Rolle spielte. Auf Leihbasis kam für den Angriff Soufian Benyamina (24) aus Dresden, dort mit nur 4 Kurzeinsätzen und ohne Perspektive.
Der Trainer
Ralf Loose (51) betreut die Mannschaft seit dem 15.09.2013, er hat noch einen Vertrag bis zum 30.06.2014. Ganz unumstritten ist er im Umfeld nicht, sollte aber beim vorzeitigen Klassenerhalt keine schlechten Chancen für eine Vertragsverlängerung haben.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist nach wie vor Routinier Daniel Masuch (36).
Die Abwehr sieht bislang Dominik Schmidt (26), Fabian Hergesell (28), Stefan Kühne (33) und Julian Riedel (22) als die konstantesten Größen. Hinzu bzw. dahinter kommen Simon Scherder (20) und Patrick Kirsch (33). Letzterer stand allerdings 2014 nicht mehr im Kader. Mit Kevin Schöneberg (28) wurde ein potentieller Stammspieler im Herbst 2013 für mehrere Wochen aus disziplinarischen Gründen suspendiert. Winter-Neuzugang Marco Pischorn (28) war sofort Stammkader. Dominik Schmidt ist nach Gelb-Roter Karte in Regensburg gegen den CFC gesperrt.
Herausragend im Mittelfeld ist bis dato Dennis Grote (27) mit 7 Toren und 9 Vorlagen; zuletzt bereitete er beide Treffer gegen Heidenheim für Dominik Schmidt vor. Stark zeigt sich auch Kollege Marcus Piossek (24) mit der Kombination 6 + 4. Hinzu kommen Benjamin Siegert (32), Kapitän Jens Truckenbrod (34) und der Franzose Amaury Bischoff (26). Bischoff kam im Vorjahr auf 10 Treffer und 12 Vorlagen; hinkt so bislang mit 3 Treffern und 3 Vorlagen deutlich hinterher und ist zudem für das Spiel gegen den CFC gesperrt. Ursache: "Rot" beim Derby gegen Osnabrück (Tätlichkeit) und vom DFB bestraft mit 5 Spielen Sperre. Auch Piossek fällt verletzungsbedingt gegen den CFC aus. Dennoch ist das Mittelfeld zweifellos der stärkste Mannschaftsteil des SCP.
Nr. 1 im Sturm – wenn auch gegen Heidenheim erst einmal nur Ersatz – ist der US-Amerikaner Matthew Taylor (32). Aktuelle kommt er auf 6 Tore in 27 Spielen, legte auch noch sechsmal auf. Aber wie bei Bischoff kommt er an die Ausbeute der Vorsaison (16) nicht heran. Auch musste er dreimal auf der Ersatzbank Platz nehmen. Dennoch ist er nach wie vor einer der Top-Stürmer in Liga 3. Gegen Heidenheim durfte Soufian Benyamina (24) von Anfang an ran, wie in den 6 Spielen zuvor. Er kommt auf derzeit 2 Tore. Der Holländer Rogier Krohne (24) ist der "Joker" im Team, 22-mal eingewechselt erzielte er immerhin 4 Tore. Mehmet Kara (30) ist auch eher Ergänzungsspieler. Spieler wie Masuch, Piossek, Grote, Bischoff, Taylor verkörpern gutes bis sehr gutes Drittligaformat, das Team müsste normal weiter oben stehen.
Die Einkaufsbilanz
11 Neue sind bis heute zu vermelden. Von denen konnten sich bis zur Winterpause Riedel (Bayer 04 Leverkusen II), Marcus Piossek und Gaetano Manno (beide Osnabrück) zumindest einen Stammplatz erkämpfen. Piossek kann als "Verstärkung" angesehen werden, Manno war dies eher weniger. Die Winterneuzugänge Pischorn und Benyamina sind bislang gesetzt. Mehrere Spieler haben den SCP bereits wieder verlassen oder sind ausgeliehen wie Zlatko Muhovic (Wiedenbrück), der mittlerweile in Regensburg spielt, oder Torwart Cedric Wilmes (Dortmund, jetzt Aachen), Michael Holt (Meppen, aktuell zur Spvgg Velbert in der Regionalliga West verliehen). Gesamtfazit: eher durchwachsen.
Gewinner der Saison bislang
Es fällt in dieser Saison weniger leicht, solche zu finden. Marco Pischorns Wechsel aus Sandhausen hat sich bislang zumindest gelohnt; er ist Stammspieler in Liga 3 statt Dauerreservist in Liga 2. Julian Riedel kam aus der Regionalliga und war bislang weitestgehend gesetzt.
Prognose
Die Mannschaft hat genug Qualität, um die fehlenden fünf, sechs Punkte für den Klassenverbleib zu holen. Läuft es richtig optimal, ist noch ein einstelliger Tabellenplatz drin.
Das Umfeld
Der Zuspruch ist bislang rückläufig. Nach fast 9.000 in der Vorsaison liegt man aktuell bei 7.978. Dabei hat man den "Kassenschlager" Osnabrück mit 14.200 Fans bereits "hinter sich". Rostock mobilisierte aus beiden Lagern noch mal starke 11.200 für den Gang ins Stadion, Duisburg 10.100. Den Minusbesuch erlebte man gegen Unterhaching; die 3. Heimpleite in Folge sahen nur 5.600. Heidenheim im letzten Heimspiel wollten 7.300 sehen.
Die Ambitionen des Traditionsvereins und Gründungsmitglieds der Bundesliga 1963 bleiben weiter ehrgeizig. Münster hat die 2. Bundesliga im Blick und ist ständig dabei, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Den Aufstieg "um jeden Preis" will man jedoch nicht. Für die aktuelle Saison konnte man einen beachtlichen Etat von insgesamt 7 Millionen EUR auf die Beine stellen. Für die kommende Spielzeit 2014/2015 liegt man ebenfalls auf diesem Niveau. Übrigens wurde auch für die 2. Bundesliga eine Lizenz beantragt. Da läge man im zweistelligen Bereich. Probleme sind in beiden Fällen nicht zu erwarten, der Ex-Bundesligist von 1963 gilt als wirtschaftlich stabil. Bei der Zuschauerkalkulation ist man vorsichtig geworden, kalkuliert mit 7.000 und hofft vielleicht insgeheim auf Arminia Bielefeld als zweiten Derbygegner neben Osnabrück. Bei den Sponsoreneinnahmen liegt man bei soliden 3,5 Millionen EUR, angeführt von einem Personaldienstleister.
Das Stadion an der Hammer Straße bleibt im Gespräch; Neubau oder Umbau zu einer reinen Fußball-Arena sind seit Jahren das Thema. Der Trend geht eher in Richtung Modernisierung mit Erhalt der Laufbahn. Kontinuität herrscht an der Vereinsspitze, seit knapp 9 Jahren steht Dr. Marco de Angelis dem SC Preußen vor. Sportchef ist mit Carsten Gockel ein ehemaliger Spieler, auch gegen den CFC am Ball. Die Preußen sind zweifellos gut aufgestellt und könnten sicher im nächsten Jahr wieder in höheren Gefilden mitspielen.
