55 Jahre Freud und Leid mit dem geilsten Club der Welt
18.01.2021, 09:52 Uhr | 19471 Aufrufe
Am 15. Januar 2021 hatte unser Club Geburtstag. Stolze 55 Jahre wurde er alt. Am 15. Januar 1966 wurde der FC Karl-Marx-Stadt gegründet, herausgelöst aus dem Sportclub Karl-Marx-Stadt. Erster Vorsitzender war Werner Thomßen.
Meisterschaft, Abstieg und graue Maus in der Oberliga
Ein Jahr später, im Sommer 1967, gab es dann den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, der Club wurde angeführt von
Dieter Erler DDR-Meister und durfte im Cup der Landesmeister gegen den belgischen Meister RSC Anderlecht die Klingen kreuzen. Nur drei Jahre später dann die Katastrophe, der FCK stieg in die DDR-Liga ab und verlor mit
Eberhard Vogel einen der großen Stürmer der DDR-Fußballgeschichte an Jena. Der Club stieg zwar
1971 sofort wieder ins DDR-Oberhaus wieder auf, doch es mußten fast 20 Jahre vergehen bis wieder eine erfolgreiche Zeit kam. Der FCK dümpelte in dieser Zeit im Niemandsland der Oberliga-Tabelle, meist zwischen den Plätzen 9 und 11. Nur zweimal schnupperte man in dieser Zeit an den Uefa-Cup-Plätzen, so in der Saison 1972/73 (Platz 5) und 1983/84 (Platz 6). Zweimal ging es auch bis ins Pokalfinale, zwei mal gab es eine derbe 0:4-Klatsche vom 1. FC Magdeburg (
1969 und
1983). Trotzdem hatte der FCK in dieser Zeit herausragende Spieler, stellvertretend seien hier u.a.
Frank Sorge,
Joachim Müller oder
Jürgen Bähringer genannt.
Die goldene Zeit Ende der 80er
Erst Mitte der 80er reifte zunächst unter Heinz Werner eine neue, erfolgreiche himmelblaue Fußball-Generation heran. Spieler wie Steffen Heidrich, Torsten Bittermann,
Rico Steinmann, Sven Köhler oder Lutz Wienhold kamen zu ihren ersten Oberliga-Einsätzen. Im Sommer 1988 übernahm Mr. Europacup,
Hans Meyer, das Ruder an der Gellertstraße und es begannen die erfolgreichen Jahre des FCK und später CFC in der Wendezeit. Meisterschaftsdritter 1989, Vizemeister 1990, die Europapokalspiele gegen
Porto,
Sion,
Turin und Dortmund - sie waren Höhepunkte der Vereinsgeschichte.
5 Jahre 2. Bundesliga nach der Wende
Die Wende machte aus dem FC Karl-Marx-Stadt den Chemnitzer FC und aus der DDR-Oberliga die 2. Fußball-Bundesliga. Fünf Jahre hielt sich der Club in selbiger, hatte im Pokal 1992/93 wieder einen Höhepunkt. Doch der
Sensation gegen Werder Bremen folgte das enttäuschende Ausscheiden gegen Hertha BSC II. Hans Meyer ging,
Reinhard Häfner kam und aus den Träumen von der 1. Bundesliga folgte mit dem wohl besten Kader aller Zeiten der Absturz in die Regionalliga 1996. In dieser Zeit bastelten im Rechnerkabinett der TU Dresden zwei Chemnitzern erstmals an einer
kleine Webseite über den geilsten Club der Welt, an der heutigen CFC-Fanpage.
Wiederaufstieg mit Christoph Franke
Christoph Franke übernahm, der spätere Nationalmannschaftskapitän
Michael Ballack zeigte in der 2. Liga und in der Regionalliga sein Können und drei Jahre später ging es wieder nach oben. Der Club spielte seit dem Abstieg 1996 wieder auf der guten alten Fischerwiese und die ertrank in riesigem Jubel als "Handballspieler" Ronny Kujat das erlösende
2:0 gegen den VFL Osnabrück erzielte. Mit dabei die Ultras Chemnitz 99, die sich Anfang des Jahres 1999 gegründet hatten und die aktive Fanszene in den folgenden Jahren maßgeblich prägen sollten.
Schlechtester Zweitliga-Absteiger aller Zeiten
Einer guten ersten Saison in der zweiten Liga wo man im Mittelfeld ankam und zum Auftakt die
Borussia aus Mönchengladbach 2:0 schlagen konnte, folgte ein katastrophales zweites Jahr. Christoph Franke durfte früh in der Saison seinen Hut nehmen, es folgten mit Lienemann, Kuze und Karkuth drei weitere Übungsleiter. Insgesamt
36 Spieler aus aller Herren (Balkan-)Länder brachten es auf magere 16 Pünktchen in der Saison.
Der Club dümpelte nun wieder in der Drittklassigkeit herum, was zumindest wieder das Derby gegen den Schacht möglich machte und an das
3:0 im September 2001 denken viele noch gern zurück. Ebenfalls im September 2001 fand eine legendäre Fahrt nach Kiel statt, wo der Fanclub Clubsurfer
den letzten Wunsch des Chemnitzer Fußballidols Erwin Helmchen erfüllte.
Triste Jahre, Wettskandal, Viertklassigkeit
Im Sommer 2004 schrammte der Club nur knapp am Abstieg aus der Regionalliga vorbei. Ein
2:0 in Dortmund rettete den CFC vor dem Abstieg, der eine Woche zuvor daheim noch ein Sixpack von Schalke II kassiert hatte. Es waren düstere Jahr für den Club, der
Wettskandal erschütterte im Januar 2005 Deutschland und die Gellertstraße in ihren Grundfesten. Die Folge - 2006 stieg der Club als Tabellenletzter erstmalig in die Viertklassigkeit ab.
Gerd übernimmt, Drittligajahre, Neues Stadion
Die dritte Liga wurde eingeführt und so spielte der CFC zwar ab 2008 wieder Regionalliga aber war weiterhin nur viertklassig. Ebenfalls 2008 übernahm Gerd Schädlich das Ruder beim CFC und schaffte innerhalb von drei Jahren die Rückkehr in den bezahlten Fußball. Das
1:0 gegen RB Leipzig besiegelte den Aufstieg in die 3. Liga. Ganz Chemnitz jubelte noch auf der alten Fiwi seinen Aufstiegshelden wie Garbu, Benni Förster, Chris Löwe oder Philipp Pentke zu. Mit dem Aufstieg kam auch die Diskussion um ein neues Stadion ins Rollen und in der Tat begann nach vielen Diskussionen und Abstimmungen im Herbst 2013 der
Stadionbau.
Sieben Jahre lang hielt sich der Club in der dritten Liga, klopfte mit Klasse-Spielern wie
Anton Fink auch mehrfach an der zweiten Liga an. Im DFB-Pokal gelang in einem Spiel für die Ewigkeit am 15. August 2014 der
Sieg gegen Bundesligist Mainz 05 nach Elfmeterschießen.
Abstieg, Aufstieg, Skandale ... Der Club vor dem Aus: Insolvenz
Doch finanziell hatte sich der Club mit Aufstiegsambitionen und neuem Stadion übernommen - so folgten 2018 Abstieg und
Insolvenz. Der Totengräber aus Düsseldorf kam und verrichtete sein perfides Werk. Viele, die den Verein im Herzen trugen wurden vergrault, die Ausgliederung einer Spielbetriebs-GmbH ohne Einverständnis der Mitglieder durchgezogen. Die Gesellschafter spielten das Spiel des IV lange mit und bekämpften den Notvorstand um Andreas Georgi. Der rettete das Nachwuchsleistungszentrum vor dem sicheren AUS. Es folgten Machtkämpfe, Erpressungen und geradezu groteske Winkelzüge des Advokaten aus dem Rheinland mit der
Haftandrohung gegen den Notvorstand vor der regulären Mitgliederversammlung im August 2019 als traurige Krönung. Nebenbei wurde der Club zum Bollwerk gegen Rechts ernannt. Der CFC stieg zwar sofort wieder in die 3. Liga auf, jedoch schon wieder über seinen Verhältnissen lebend und in starker Entfremdung von seiner Basis. Zudem erschütterte der Skandal um die Trauerkundgebung für den verstorbenen Thomas Haller den Verein in seinen Grundfesten.
Niedergang und Auferstehung
Bergner und Sobotzik gingen dank dubioser Verträge mit goldenem Handschlag und es kam Patrick Glöckner als neuer Übungsleiter. Der startete verheißungsvoll und verpaßte den Klassenerhalt am Ende doch nur um magere 2 nicht erzielte Törchen. Auch weil eine neue Plage die Welt, das Land und den Club in den Würgegriff nahm, eine Bitch namens Corinna.
Der Abstieg, so bitter er in dem Moment war, er hatte auch sein Gutes. Denn der GröIVaZ hatte plötzlich das Interesse an seinem Spielzeug verloren und er kündigte seinen Abschied an. Im Schlussbericht für das Amtsgericht beantragte Siemon die "Einstellung des Verfahrens mangels Masse" was das Ende vom Chemnitzer Fußballclub bedeutet hätte. Doch zum Glück kam es anders - die Fans sammelten im Sommer 2020 über eine halbe Million für eine reguläre Beendigung des Insolvenzverfahrens, was dann am Jahresende auch klappen sollte. Sportlich begann die Saison durchwachsen bevor Corinna Anfang November das runde Leder klaute und bis heute nicht wieder herausrückte...
Fazit
55 Jahre FCK und CFC. 55 Jahre Club. Das sind unterm Strich mehr Pleiten als Erfolge, mehr Skandale als positive Erfahrungen, letztlich mehr Leid als Freud. Wer Erfolgsfan ist, ist beim Club definitiv an der falschen Adresse. Und auch wenn man sich schon tausend mal über die "Herde" auf dem Rasen oder irgendwelche Funktionäre geärgert hat, am Ende wird man wieder hingehen und mitfiebern. Weil man halt Fan vom geilsten Club der Welt ist. In diesem Sinne auf die nächsten "55". :-)
Wie die aktive Szene den Club-Geburtstag zelebrierte, zeigen die folgenden Bilder:
Vielen Dank für die Bilder geht an Fokus Fischerwiese.