Vorbericht

Frühjahrsrundenauftakt an der Kieler Förde beim Gegner unter Druck...

...denn der KSV Holstein steckt nach zuletzt nur 4 Punkten aus 4 Spielen im Tabellenkeller fest und muss wieder Abstand zur Abstiegszone gewinnen. Die Saison verlief wie beim CFC bislang wenig befriedigend.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Für den letztjährigen Fast-Aufsteiger in die 2. Bundesliga ist die aktuelle Lage wenig erfreulich; es Abstiegs- statt Aufstiegskampf heißt die Realität. 12 Punkte und 13 Plätze sind es auf Relegationsplatz 3, von Liga 2 spricht an der Förde momentan keiner mehr.

Der Auftakt ging total daneben: Vorjahresaufsteiger Mainz 05 II deklassierte die „Störche“ im eigenen Stadion mit 0:4. Gelassener wurde die Stimmung wieder nach den beiden Siege in Halle (2:0) und gegen Bremen II (3:0). Die Tendenz für die weitere Saison gab dann eher das Hinspiel beim 2:4 vor. Es war ein Fingerzeig auf die verloren gegangene enorme defensive Stärke zur Vorsaison mit nur 30 Gegentoren und der besten Abwehr der 3. Liga. Bis zur Winterpause bewegte man sich in der unteren Tabellenhälfte mit dem Tiefpunkt als Tabellenletzter nach 15 Spieltagen. Nach dem 0:2 in Münster standen magere 14 Zähler zu Buche bei 16:23 Toren. Das waren nur 7 Gegentreffer weniger als insgesamt nach den 38 Begegnungen in der Spielzeit 2014/2015. Zu Hause war man keine Heimmacht mehr, es stand nur das 3:0 gegen Bremen II als Sieg zu Buche, dagegen die 3 Niederlagen gegen Mainz 05 II, Stuttgarter Kickers und Spitzenreiter Dynamo Dresden (jeweils 1:2). Auswärts lief es mit wenigstens zwei Siegen etwas besser. Neben Halle wurde auch das Gastspiel beim kriselnden FC Energie Cottbus (2:1) siegreich gestaltet. Die 4 Niederlagen konnte es aber nur teilweise kompensieren. Neben Chemnitz reiste man auch aus Wiesbaden (1:3), eben Münster (0:2) und Osnabrück (2:3) ohne Punkte ab. Beim VfL lag man hier zur Halbzeit bereits vorentscheidend mit 0:3 zurück.

In den folgenden 6 Begegnungen bis zum Jahreswechsel gelang eine Stabilisierung mit leichtem Aufwärtstrend. 3 weitere Siege wurden eingefahren und der Befreiungsschlag vollzogen. Überraschungsteam Großaspach konnte geschlagen werden, dazu kamen die Auswärtssiege in Erfurt und beim VfB Stuttgart II (jeweils 3:1). Den Sprung ins gesicherte Mittelfeld wollten die Ostseestädter dann noch im Jahr 2015 realisieren, gingen optimistisch nach dem 0:0 in Mainz ins letzte Spiel gegen Halle. Bitter hier der Verlauf beim zweiten Heim-0:4 der Saison. Es machte die Kieler zum bislang schwächsten Heimteam der Liga mit erst 9 Punkten aus 10 Begegnungen. 11:17 Tore sind die drittschwächste Heimdefensive der Liga. Die Stärken der Holsteiner scheinen zumindest momentan eher als Gastgemeinschaft zu liegen; hier stellen die Blau-Weiß-Roten das fünftbeste Kollektiv mir nur knapp negativem Saldo (4 Siege gegen 5 Niederlagen). Die fünfte Pleite wurde am vergangenen Wochenende etwas unglücklich in Bremen (1:2) kassiert. Der Abstand zur Abstiegszone ist damit nach zuletzt nur 4 Punkten aus 4 Spielen wieder geschrumpft. 27:34 Tore insgesamt sind offensiv durchaus solide (8.), defensiv jedoch abstiegsreif.

Im DFB-Pokal lieferte man sich ein packendes Erstrundenspiel gegen den VfB Stuttgart, unterlag aber nach 1:0-Führung knapp mit 1:2. Dort wird man kommende Saison nicht spielen; das Aus kam im Halbfinale ausgerechnet beim Erzfeind und Regionalligist VfB Lübeck (0:1). Es ist die zweite Pokalpleite beim VfB nach der Endspielniederlage im Vorjahr, auch mit 0:1. Nur konnte man die als Dritter in der Liga verschmerzen. Nicht verwunderlich, dass die Stimmung im Umfeld nach dieser Niederlage auf einem Tiefpunkt angelangt war.

Delegierungen seit dem Hinspiel

Ein Abgang und vier Neuzugänge stehen zu Buche:

Zwei Tage nach dem 2:4 im Hinspiel wechselte Abwehrspieler Hauke Wahl (21) , für die Ablöse von 500.000 EUR zu Zweitligist SC Paderborn 07. Er zählt dort übrigens in der Herbstrunde 2015 zu den Stammspielern und erzielte 2 Treffer.

Für das Tor wurde wiederum zwei weitere Tage später Robin Zentner (20) von Erstligist Mainz 05 II ausgeliehen, als Reaktion auf die schwere Verletzung von Stammkeeper Kenneth Kronholm (30/Kreuzbandriß) Mitte August 2015. Ende November reagierte man auf die Probleme in der Defensive mit der Verpflichtung des Isländers Eidur Aron Sigurbjörnsson (25) vom schwedischen Erstligisten Örebro SK. Die beiden letzten Wechsel gab es in der Winterpause. Für das Mittelfeld wurde der Kasache Willi Evseev (23) aus Nürnberg ausgeliehen, dort nur sehr sporadisch eingesetzt. Er soll in Kiel die entsprechende Spielpraxis sammeln. Im Angriff sicherte man sich der Dienste von Mathias Fetsch (27), der vom Spitzenreiter aus Dresden an die Förde kam. Er löste an der Elbe seinen bis 2017 laufenden Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen auf. Bei den Schwarz-Gelben fehlte ihm die Perspektive, in Kiel erhofft sich der Ex-Augsburger nach zuletzt lediglich 6 Einsätzen in dieser Saison (fünfmal eingewechselt) mehr Spiele.

Der Trainer

Karsten Neitzel (48) hat nach wie vor das Sagen bei den Profis. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der kommenden Saison. Bei den Fans ist der Ex-Dresdner nicht mehr unumstritten; die Vereinsführung steht jedoch zumindest nach außen hinter ihm.

Die Mannschaft

Im Tor kamen neben Kenneth Kronholm (30), der noch ohne Einsatz ist, bislang die „Leihgabe“ Robin Zentner (21) und Nikolaus Jakusch (26) zum Zuge - beide für je 11 Punktspiele. Zuletzt stand Zentner im Kasten. Die ersten 6 Spiele durfte das „Eigengewächs“ Jakusch ran, danach Zentner, der seinen Stammplatz von Spieltag 16 bis 21 verlor und gegen Halle wieder auf die Bank musste. Tendenz am Samstag: Neitzel dürfte nach einem Spiel nicht gleich wieder wechseln.

Als Kern der Abwehr gelten der Ex-Erfurter Rafael Czichos (25), Kapitän der Mannschaft sowie Patrick Herrmann (27). Herrmann kam in allen 22 Punktspielen zum Einsatz; durch eine erreichte Mindestanzahl an Einsätzen verlängerte sich sein Vertrag vor wenigen Tagen bis 2017. Dazu kommen Dominik Schmidt (28) und Patrick Kohlmann (32), gebürtiger Ire. In Bremen wurde die Viererkette von Herrmann - Neuzugang Sigurbjörnsson - Czichos - Kohlmann gebildet. Dominik Schmidt kam in der Schlussphase für Kohlmann. Insgesamt konnte diese Abwehrformation nur teilweise überzeugen, die Stabilität des Vorjahres in der Defensive fehlt nach wie vor. Im Mittelfeld haben sich seit Saisonbeginn Maik Kegel (26), Steven Lewerenz (24), Fabian Schnellhardt (22), Tim Siedschlag (28) und der Ex-Rostocker Denis Weidlich (29) etabliert. Weidlich zählte allerdings gegen Halle und in Bremen nicht zum Aufgebot. Der aus Nürnberg ausgeliehene Willi Evseev (23) bekam in Bremen seine Chance von Beginn an, konnte diese aber wohl nicht nutzen. Einsatz nach nicht mal 60 Minuten wieder beendet. Torgefahr in diesem Sektor kommt von Schnellhardt und Lewerenz. Schnellhardt kommt auf 4 Treffer und 5 Vorlagen. Lewerenz erzielte bereits 6 Tore und glänzte in viermal als Vorbereiter. Maik Kegel legte einmal auf. Mit Finn Wirlmann (19) konnte sich ein „Jungspund“ für 6 Einsätze empfehlen.

Im Angriff fehlt diese Saison ein „Knipser“. So bleibt Manuel Schäffler (26) mit 3 Toren die Nummer 1, im Hinspiel nach 33 Minuten eingewechselt. Das letzte Tor aus dem Spiel heraus datiert aber von Mitte August 2015 beim 2:0 in Halle. Auch für Marc Heider (29) als den Topstürmer der „Störche“ der letzten Jahre läuft es sehr durchwachsen: 1 Tor und 3 Vorlagen sind seine Bilanz. Mitte August 2015 durfte er sich gegen Bremen II das bislang einzige Mal bejubeln lassen. Letztmalig an einem Treffer beteiligt war er am 29.08.2015 in Osnabrück. In Bremen begann Heider, wurde dann in Halbzeit 2 von Schäffler ersetzt. Im Stammkader stand der neue Hoffnungsträger Mathias Fetsch (27), konnte aber nicht richtig überzeugen. Ihm dürfte aber nach der Verpflichtung erst vor wenigen Tagen auch noch die Bindung zur Mannschaft fehlen. Der Deutsch-Senegalese Saliou Sané (23) ist derzeit noch ohne Tor.

28 Akteure stehen momentan im Aufgebot, darunter 4 Torhüter beziehungsweise derzeit 3, da Kronholm noch auf unbestimmte Zeit ausfällt. Das Durchschnittsalter von 25,6 Jahren liegt fast gleichauf mit dem CFC (25,3).

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen

Der etatmäßige Stammkeeper Kenneth Kronholm (30) fällt seit Mitte August 2015 wegen Kreuzbandriss aus, Rückkehr unbekannt. In der Abwehr ist Marlon Krause (25) aus gleichem Grund seit Ende August 2015 nicht einsatzfähig. Beide Ausfälle sind sicherlich ein Grund für die Probleme in der Defensive. Im Mittelfeld fehlt der Deutsch-Afghane Milad Salem (27) wegen Meniskusriss, auch hier ist nicht sicher, wann er zurückkommt beziehungsweise seine ersten Spiele für die Kieler absolviert.

Die Einkaufsbilanz

15 Neuzugänge sind bis heute verpflichtet worden. Bemerkenswert nach einer sportlich sehr erfolgreichen Saison 2014/2015.

Davon konnten sich Czichos (Erfurt), Zentner (Mainz 05 II), Schmidt (Münster), Weidlich (Hansa), Lewerenz (Würzburg), Schnellhardt (Duisburg) jeweils einen Stammplatz holen. Czichos, Lewerenz und Schnellhardt kann man sicherlich als „Verstärkung“ ansehen. Wie die 3 „Winter-Neuzugänge“ abschneiden, wird man sehen. Evans Nyarko (23/Dortmund II) konnte sich nicht durchsetzen, Salem (Osnabrück) ist aufgrund seiner Verletzung ohne Einsatz. Manuel Janzer (23/Heidenheim) als Neuzugang aus der 2. Bundesliga konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Fazit: so schlecht nicht, allerdings hätte es besser laufen können.

Prognose

Der Kader hat das Potential zumindest nicht abzusteigen. Am Ende sollte es wie 2013/2014 vorzeitig dafür reichen, dafür müssen aber zumindest Fetsch im Angriff und Sigurbjörnsson in der Abwehr als Neuverpflichtungen gut einschlagen.

Das Umfeld

Der sportliche Abwärtstrend hat die Ränge im altehrwürdigen „Holstein-Stadion“ etwas gelichtet. Der Zuspruch ist von 6.222 aus der erfolgreichen Vorsaison auf derzeit 5.737 rückläufig. Dabei sind die „Kassenschlager“ gegen Rostock mit 7.700 als bisherigen Rekord und Dynamo Dresden mit 6.600 sowie auch Magdeburg bei 6.500 bereits absolviert. Halle sahen im letzten Heimspiel vor der Winterpause 5.400 zahlende Fußballfreunde. Mittlerweile scheint sich der „harte Kern“ bei den „Störchen“ auf etwas unter 5.000 zu bewegen.

Der erst in letzter Sekunde verpasste Aufstieg in die 2. Bundesliga hat die Pläne für den notwendigen Ausbau der aktuell 10.200 Zuschauer fassenden Arena auf 15.000 Plätze mit den entsprechenden Auflagen für die 2. Liga verschoben. Bis zu 3,5 Millionen EUR wären dazu notwendig. Der Sprung in die neue Spielklasse hätte allerdings auch eine Erhöhung des Etats um rund 5 Millionen EUR möglich gemacht. Dazu wurde mit rund 8.000 Zuschauern im Schnitt kalkuliert. Momentan sind die Ambitionen erst einmal auf den Klassenerhalt gerichtet, ein Abstieg zurück in die Regionalliga Nord nach wie beim CFC mühevollen Jahren der Rückkehr in Liga 3 wäre ein herber sportlicher und vor allem wirtschaftlicher Rückschlag für die Norddeutschen. Ansonsten wenig Neues im Umfeld der Holsteiner. Vereinschef ist nach wie vor, und das seit mittlerweile 8 Jahren, Roland Reime (69) Als Haupt-Trägerbetrieb agiert eine Supermarktkette aus dem norddeutschen Raum. Der Gesamtverein mit weiteren Sportarten wie Tennis und Handball zählt aktuell 1.467 Mitglieder.