Bezirksderby unter besonderen Vorzeichen in einer besonderen Zeit …
von Timo Görner
… wo man sich gelegentlich wünscht, aus einem bekloppten Traum aufzuwachen. Ein Teil der Zuschauer wird am Samstag draußen bleiben müssen. Ohne, dass es Strafen eines Verbandes gibt. Der Gast muss sehen, ob er jemanden für sein Tor zur Verfügung hat.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Brachte 11 Punkte aus nur 12 Spielen und Platz 15. Keine Saison, welche die Verantwortlichen rundum zufriedenstellte, aber beim VfB herrscht bekanntermaßen seit Jahren eine durchaus als positiv zu sehende Gelassenheit.
8 der 11 Zähler wurden zu Hause geholt, die Zähler auf Reisen gab es in Rathenow (4:1) unmittelbar nach dem 2:1 gegen den CFC. Einer von 2 Heimsiegen neben dem 3:2 gegen Meuselwitz. Nach 3 Spieltagen konnte man sehr zufrieden sein mit Platz 6.
Die beste Phase, danach hatten es die Gelb-Schwarzen schwerer. Cottbus beendete seine Krise zu Saisonbeginn ausgerechnet in Auerbach mit krachendem 5:2, die Gastgeber ohne Chance. In Lichtenberg verspielten die Vogtländer eine 2:1-Führung und verloren. Bei Altglienicke war bis 6 Minuten vor Ende zumindest ein Remis drin.
Mehr wurde sich auch von den Heimspielen gegen Halberstadt und TeBe erhofft, die ein 1:1 brachten. Die Heimstärke der Jahre zuvor, immer ein Pfund im Abstiegskampf wurde diesmal insgesamt nicht mehr erreicht. So holte sich auch die BSG Chemie die 3 Punkte beim 2:0.
Im Sachsenpokal kam man ins Viertelfinale, nach einem 11:0 bei der SG Weixdorf aus der Landesklasse Ost. Es folgte das Aus beim CFC im umkämpften Duell, auch Florian Hansch konnte in seinem einzigen Einsatz die Niederlage nicht verhindern.
Personell gab es Ende Januar 2021 Erwähnenswertes, mit Marcel Schlosser (34) ging der Kapitän von Bord und beendete seine Laufbahn im überregionalen Fußball. Schloss sich aus beruflichen und familiären Gründen dem VfB Schöneck (Sponsor die GK-Software AG) in der Vogtlandliga an, wo er übrigens die Bereicherung und Verstärkung ist, die erhofft wurde.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Mit 11 Ab – und aktuell 17 Neuzugängen gab es einen veritablen Umbruch im Kader, mit Abgängen von Leistungsträgern.
Linksverteidiger Alexander Morosow (29) zog es nach 2 Jahren zurück zu Oberligist VFC Plauen. Im linken Mittelfeld wagte Top-Talent Yannic Voigt (18/Zwickau) den Sprung in Liga 3. Referenz: 3 Tore + 3 Vorlagen. Dort immerhin mit 7 Kurzeinsätzen und 1 wichtigen Treffer. "6er" Paul Horschig (21/Chemie Leipzig) blieb in der Liga. Defensiv-Allrounder Hendrik Wurr (26/FC Mecklenburg Schwerin) spielt jetzt Oberliga Nordost Nord. Michael Schlicht (28/Lok Leipzig) in der Zentrale kehrte in seine Heimatstadt zurück.
Eine besondere Note hatte die Personalie Florian Hansch (24), der Rechtsaußen konnte 2021 nur das Pokalspiel an alter Wirkungsstätte absolvieren, wechselte nach Meuselwitz.
Die Abwehr sah als Innenverteidiger Johann Weiß (24/Fürstenwalde) und Moritz Seidel (18/U19) als Neue. Mitte September kam dann der Grieche Sempastiano Giaouplari (27), bis August bei Diagoras Stefanovikiou. Veit Kramer (18/U19) spielt Links. Für die Mittelfeldzentrale wurde Chris Vogel (18) aus der U19 geholt wie auch Lennart Dietrich (18). Eric Stiller (20/Bischofswerda) und der Kroate Di Mateo Lovric (21) sind "6er". Lovric zuvor bei NK Junak Sinj. Fabien Bochmann (19/Rechts) ebenfalls intern U19. Der offensive Tscheche Ondrej Brejcha (27) war beim FC Slavoj Vysehrad aktiv. Ende September wurde der zweite Grieche Michail Fragos (31) verpflichtet, letzte Station Protathlima Cyta – 1. Liga Zypern. Linksaußen wie Nico Donner (23/Teutonia 05 Ottensen), aus der Nord-Staffel. Nr. 3 der Syrer Sarwar Osse (19/VfB Fortuna Chemnitz). Als Mittelstürmer gilt der zweite Tscheche Tomas Kepl (21/FC Viktoria Pilsen B). Giaouplari, Kepl, Lovric, Brejcha spielten jeweils dritte Liga. Lucas Seidel (18/Zwickau U19) begann in Plauen, war dann von 2016 - 2018 schon mal beim VfB.
Die sportliche Leitung:
Den Cheftrainer muss man wohl nicht mehr groß vorstellen, unser Ex-Spieler und Trainer ist in der 4. Saison der verantwortliche Coach der 1. Mannschaft. Sven Köhler (55) hat nach wie vor das Vertrauen der Leitung. Ihm zur Seite stehen weiterhin die Co-Trainer Bernd Richter (63) und Uwe Kramer (44).
Torwart-Trainer ist Daniel Fröhlich (49), wie Köhler und Richter mal für die Himmelblauen aktiv. Volkhardt Kramer (70) weiterhin ist der sportliche Leiter und Manager, seit mehr als 15 Jahren.
Das Kollektiv:
Im Tor bleibt Stefan Schmidt (32) die Nr. 1 vor Maximilian Schlosser (22) und Marius Kuhl (20). Kuhl und Schlosser kamen aus Aue. Wer am Samstag beginnen wird, eventuell keiner von ihnen, bleibt abzuwarten. Denkbar sicher Marcus Dölz (32) oder Maximilian Pansa (24) aus der II., die in der Vogtlandliga unterhalb der Landesklasse spielt. Dölz absolvierte von 2013 bis 2015 übrigens 67 Spiele in der Regionalliga Nordost für den VfB, ist gleichzeitig Torwart-Trainer bei Chemie Leipzig.
Als Innenverteidiger stehen Marcin Sieber (25/2), Philipp Müller (29/1), Johann Weiß (24) und der Grieche Sempastiano Giaouplari (27) bereit, womit die Auerbacher hier gut aufgestellt sind. Zumal Sieber und Müller bereits seit über 4 bzw. 7 Jahren im Verein sind. Die Probleme sind wohl eher auf den Seiten zu sehen. Linksverteidiger ist Veit Kramer (18), zuletzt außen vor. Beides kann Niclas Kubitz (20) spielen. Auch noch jung an Jahren und von 2015 bis 2017 in der CFC-Jugend.
Als "6er" vor der Abwehr gilt Eric Stiller (20), dazu der Kroate Di Mateo Lovric (21). Offensiver ausgerichtet ist Maximilian Schmidt (22), dazu Ondrej Brejcha (27) einen Lichtblicke mit ordentlichen 4 Toren und 2 Vorlagen. Zuletzt mit "Doppelpack" gegen Rathenow. Chris Vogel (18) und Lennart Dietrich (18) gelten als Perspektivspieler, sollen langsam herangeführt werden wie auch Rechts Fabien Bochmann (18).
Führende Kraft auf Linksaußen ist Michail Fragos (31/1), auch Rechts einsetzbar. 18 Wechsel in 13 Jahren in der Vita. Nico Donner (23) konnte die Erwartungen hier nicht erfüllen. Interessant Sarwar Osse (19/1), er konnte 2 Vorlagen beisteuern. Der Libyer Mohand A. Almansori (19) ist Nr. 4. Gut präsentiert sich als Rechtsaußen der Lette Aleksandrs Guzlajevs (24/4). Als hängende Spitze fehlt Thomas Stock (29), potentieller Stammspieler. In der Sturmspitze ist Kapitän und "CFC-Schreck" Marc-Philipp Zimmermann (31) klar gesetzt. Bislang aber Top-Vorbereiter (6). Letztes Tor 01.08.2021. Alternativen hier Tomas Kepl (21/1) und Lucas Seidel (19/1).
Mit St. Schmidt, P. Müller, Sieber, Brejcha, Stock, Weiß, Zimmermann, Guzlajevs stehen erfahrene und für diese Liga solide Kicker im Team. Die Probleme sind Verletzungsausfälle, Leistungsschwankungen vor allem der jungen Akteure und individuelle Fehler in den Spielen. 26 Spieler umfasst der Kader.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Stammkeeper Stefan Schmidt (32) musste gegen Rathenow wegen einer Augenverletzung passen. Die beiden Ersatztorhüter Maximilian Schlosser (22) und Marius Kuhl (20) sind in Quarantäne, Innenverteidiger Philipp Müller (29) fiel gegen Optik ebenfalls aus, Trainingsrückstand nach Erkrankung. Stürmer Thomas Stock (29) kämpft seit Wochen wegen muskulärer Probleme.
Die aktuelle Saison bislang:
Es sieht bedrohlich aus, weil "der VfB den Laden hinten nicht dicht bekommt.". Die Defensive war schon in den letzten Jahren zumindest phasenweise die Baustelle, in dieser Saison ist es eine Art "Großprojekt". Dafür sprechen bemerkenswerte 43 Gegentreffer und das letzte Spiel gegen Rathenow.
Die Startphase wie immer schlecht, die ersten 4 Begegnungen gingen alle verloren. 3-mal musste auswärts angetreten werden. In Fürstenwalde, Cottbus und bei Altglienicke gab es nichts zu holen. Deutlich wurde es beim 0:5 in der Lausitz. In Fürstenwalde war mit dem Tor zum 1:4 in Minute 82 alles entschieden.
Den Lichtblick gab es beim 2:1 im "Kellerduell" gegen Aufsteiger Eilenburg, Moral wurde bewiesen, der Rückstand wenn auch etwas glücklich zum Sieg gedreht. Die Trendwende war es nicht, im Gegenteil.
Desaströs das 1:7 in Halberstadt, vorentscheidend die ersten 45 Minuten mit dem 0:4-Rückstand. Gegen den kriselnden ZFC Meuselwitz war man von 2 schwachen Mannschaften die Unglückliche. Nach 8 Spieltagen standen erst 3 Punkte zu Buche, Schlusslicht der Liga mit bedenklicher Tordifferenz von -12.
Den vorläufigen Tiefpunkt sollte es im Sachsenpokal geben, mit 1:2 war schon in Runde 2 Schluss bei Landesligist Kickers Markkleeberg. Umso erfreulicher der 2. Sieg der Saison mit einem durchaus verdienten 3:2 gegen Hertha BSC II. Allerdings wieder mit 2 Gegentreffern und viel Zittern in der Schlussphase.
Der Weg seitdem durchwachsen, Sieg Nr. 3 wurde wieder zu Hause erreicht, überraschend gegen Luckenwalde (1:0). Lok hatte viel Mühe, mit "Goldenem Tor" die Punkte aus Auerbach mitzunehmen. Ebenso Babelsberg beim 3:2, nach 3:0-Führung. Positiv blieben die Punktgewinne in Leutzsch und bei Lichtenberg (1:1). Zumal der Rückstand jeweils kurz vor Ende noch egalisiert wurde. Weniger Mühe war es für den BFC beim klaren 5:0.
Nach dem Spiel am vergangenen Wochenende lange Gesichter, effizient die erste Halbzeit zum 3:0 gegen Optik. Chancen-Schindluder in den zweiten 45 Minuten und 3 Gegentreffer. Das Remis zu wenig, der Befreiungsschlag verpasst.
Mehr als 43 Gegentore kann nur Fürstenwalde überbieten. Auswärts sind die Vogtländer derzeit noch ohne Sieg mit 2 Punkten aus den Duellen bei Lichtenberg und in Leipzig-Leutzsch. 29-mal schlug es im eigenen Kasten ein.
Perspektive für das Spieljahr:
Nur wenn man die Abwehrschwächen in den Griff bekommt, hat man gute Chancen selbst bei 5 Absteigern knapp drin zu bleiben. Die Qualität des Kaders und die Erfahrung der letzten Jahre im Kampf um den Klassenerhalt sollte eigentlich passen.
Die Bilanz gegen den VfB Auerbach:
13 Begegnungen gab es bislang, 6-mal Pokal und 7-mal um Punkte. Der CFC gewann 7 Spiele, verlor deren 3 und letzte Saison erstmals auch ein Punktspiel gegen den VfB.
An der Gellertstraße sind wir noch unbesiegt, konnten allerdings auch nur 1 der 3 Partien gewinnen. In der Aufstiegssaison 2018/2019 mit 2:1. Daneben gab es ein 2:2 und 0:0. Insgesamt 24:12 Tore wurden verbucht.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Der VfB ist besonders durch die Pandemie gebeutelt, als reine Amateurmannschaft mit hauptberuflich anderweitig tätigen Spielern, Studenten und Auszubildenden ist jede Spielverlegung besonders in die Woche problematisch. Dazu kamen Kürzungen von Sponsorengeldern, die anderweitig aufgefangen werden mussten. Dazu droht die Wachablösung bei einem Abstieg als jahrelange Nr. 1 im Vogtland, schickt sich doch der VFC Plauen, an in die Regionalliga zurückzukehren.
Aktuell liegt der Schnitt dennoch bei guten 719, nur etwas unter den 764 vom Vorjahr. Den besten Besuch gab es gegen den 1. FC Lok Leipzig mit 990, vor Meuselwitz mit 930 und Eilenburg – 910. Dies alles noch mit der 3G-Regel, gegen Rathenow am letzten Wochenende waren es noch 380. Allerdings auch geschuldet der Attraktivität des Gegners, dem Wetter und der sportlich eher mauen Situation. Die Impfquote zählt lt. offiziellen und inoffiziellen Zahlen zur höchsten in Sachsen.
Wirtschaftlich ist der VfB trotz der Probleme weiter stabil am Start, kann sich auf einen großen Kreis an kleinen und mittelständischen Unternehmen vor allem im Göltzschtal verlassen. Vor allem auf die 6 Hauptsponsoren mit einer bekannten Brauerei knapp 10 km entfernt, einem auch in Chemnitz bekannten Energieversorger und einem Milchproduzenten aus Plauen. Die heimische "Arena zur Vogtlandweide" im Nordwesten der Stadt wurde in den letzten Jahren Schritt für Schritt erweitert und zu einer soliden Heimstätte gemacht.
Chef des Vorstandes ist weiter Rechtsanwalt Knut Beyse, die weiteren Mitglieder Carsten Gündel für die Finanzen sowie Michael Stöhr. Das Verhältnis zur Stadt Auerbach gilt seit vielen Jahren als ausgesprochen harmonisch, zählt mit Ex-Skiadler Manfred Deckert zudem den Oberbürgermeister als großen Anhänger. Auch die guten Kontakte zu VfB-Fan Sören Voigt als MdL Sachsen halfen und helfen dem Verein mit seinen Zielen.