Zurück in die Erfolgsspur in Leutzsch …
von Timo Görner
… bei der BSG Chemie. Ob nach der Begegnung auch der CFC "vollkommen unbelastet" in den Rest der Saison gehen kann, wird sich nach den 90 Minuten zeigen. Die Gastgeber jedenfalls sind in dieser Lage.
Die aktuelle Saison bislang:
Verläuft entspannt, zum einen sind die Leutzscher derzeit tabellarisch im "Niemandsland", zum anderen hat man, was den Aufstieg anbelangt, wie bekannt abgewunken. Es kann bereits jetzt für die neue Saison geplant werden, nach unten sollte nichts mehr anbrennen.
Der Start holprig in Babelsberg (2:4) und gegen Altglienicke (1:2). Spieltag 4 der erste Sieg, Lichtenberg machte es nach Vorentscheidung zum 3:0 kurz spannend. Bis zur Winterpause wurde der Trend fortgesetzt: 27 Punkte aus 14 Begegnungen. Mit Rang 5 waren es 3 Punkte auf Spitzenreiter Erfurt. Grundstein die Heimstärke, 5 der 7 Duelle wurden gewonnen. Herausragend die Siege gegen TeBe (4:0), Hertha BSC II (4:2), Jena (1:0). Auswärts der Saldo ebenfalls im Plus mit 3-2-2. Neben dem späten Sieg in Chemnitz wurden auch Dreier in Meuselwitz (1:0), bei Viktoria (2:0) geholt. Ärgerlich das klare 0:3 bei Lok, die zweite Derby-Niederlage im Herbst 2022 nach dem knappen Pokal-Aus in Leutzsch nach Elfmeterschießen.
Zur Winterpause keine Neuzugänge, was sich auch später mit dem Verzicht auf die Drittliga- Lizenz erklärte. Der Start 2023 dann mit kleiner Ergebniskrise, 4-mal blieb man sieglos. Gegen Erfurt und Babelsberg hieß es 1:1, nichts Zählbares bei Altglienicke (0:4) und überraschend gegen Luckenwalde (1:2). In Halberstadt der Rückstand noch gedreht, auf Reisen 0 Tore und Siege dann in Lichtenberg (0:0) und in Cottbus (0:2). Mit den 6 Punkten aus 7 Partien rutschten die Chemiker in den genannten Bereich der Tabelle. Mit dem 3:0 gegen Meuselwitz gelang Heimsieg 6, beim BAK sagten dann die Verantwortlichen am vergangenen Wochenende "Nein!".
Im eigenen Revier ist die BSG weiter stark. Holte 21 Punkte. Mit 22:12 Toren zeigt sich die Defensive ganz gut, ebenso die Offensive. Auf Reisen ist die Bilanz ausgeglichen. Das Torverhältnis aktuell 34:30, sechstbeste Offensive – achtbeste Defensive. 7-mal wurde kein Gegentreffer kassiert. Nach dem Duell mit dem CFC geht es nach Jena, bevor es am 02.04.2023 zum brisanten Derby gegen Lok kommt.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
3 haben den Verein in der Winterpause verlassen. Es kam keiner dazu.
Innenverteidiger Simran Dhaliwal (22/Halberstadt) blieb in der Liga. "6er" Mateo Andacic (25/HNK Vukovar 1991) ist nach ½ Jahr wieder weg, der Kroate ging in die dortige 2. Liga. Tom Gründling (21), im offensiven Mittelfeld zu Hause, schaffte in 1 ½ Jahren als Eigengewächs den Durchbruch ebenfalls nicht, spielt Kreisoberliga beim TSV Blau-Weiß Brehna.
Die Sportliche Leitung:
Miroslav Jagatic (46) ist weiter Chef der Regionalliga-Mannschaft, in der 4. Saison. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der kommenden Spielzeit. Die Bilanz: 117 Spiele – 51 Siege – 30 Niederlagen, 186:139 Tore. Als Co-Trainer unterstützen Christian Sobottka (41) und Ex-Kapitän Stefan Karau (37). Die Keeper betreuen Harald Bellot (62) und Marcus Dölz (33). Daniel Heinze (35) fungiert als Teamleiter.
Für die kommende Spielzeit wurden Änderungen bekannt. Der "Viererrat" mit Jagatic, Heinze, Sobottka und Uwe Thomas als sportliche Leitung wird aufgelöst. Jagatic wieder ausschließlich Cheftrainer geht Richtung Pro-Lizenz, Thomas wechselt ins Sponsoring. Damit endet eine befristete Lösung, die nach dem Rücktritt von Sportchef Andy Müller-Papra umgesetzt wurde. Wer dann ab Sommer diese Funktion ausübt, ist noch nicht final geklärt.
Das Kollektiv:
Im Tor ist weiter Benjamin Bellot (32) die Nr. 1. Dahinter kommen Jonas Janke (20), aus dem Nachwuchs des FC Energie gekommen, und "Eigengewächs" Till Valentin Jagodzik (19).
Die Abwehr spielte zuletzt als Dreierkette. Als die Innenverteidiger waren da der Ex-Magdeburger Philipp Harant (24/3), Paul Horschig (23/1) und Philipp Wendt (26/1) gesetzt. Philipp Wendt (26/1) eigentlich gelernter Linksverteidiger. Manuel Wajer (28/1) gilt auf dieser Position als Ergänzungsspieler, verwendet auch als "6er" vor der Kette. Auf Rechts ist Florian Brügmann (32/3) Eckpfeiler: 7 Torbeteiligungen. Erfahren mit den Stationen Jena, Duisburg, Cottbus u. a. zuvor. Kaum eine Chance momentan für Tom Müller (21).
Auf der "6er" Stelle fehlt mit Tarik Reinhard (25) verletzungsbedingt seit Saisonbeginn eine feste Größe der Vorsaison. Gegen Meuselwitz vertrauten die Trainer hier auf Manuel Wajer und Alexander Bury (31). Benjamin Schmidt (33) und Florian Brügmann ging vor auf die rechte Außenbahn, Lucas Surek (26/2) bedient die linke Seite und glänzt wie sein Gegenüber als Vorlagengeber: 5-mal = 9 zusammen. Dennis Mast (31) konnte in 3 Fällen dem Torschützen auflegen, agiert in der Zentrale mit Ausrichtung nach vorn. Einziger Torerfolg ausgerechnet im Hinspiel an alter Wirkungsstätte. Anton Kanther (22) kann als "Allrounder" gesehen werden, meist Reservist.
Im Angriff konnte sich Linksaußen Denis Jäpel (24/7) bislang sehr gut präsentieren. Knapp hinter Mittelstürmer Manassé Eshele (24), der Kongolese traf ebenfalls 7-mal, mit aber 2 Vorlagen einen Tick gefährlicher und mit ganz starkem Start in die Spielzeit: 3 Spiele – 3 Tore. Janik Mäder (26/4) auf dem rechten Flügel kann ebenfalls auf sich aufmerksam machen und Timo Mauer (25/1) verdrängen. Eine ebenso solide Alternative wie Florian Kirstein (27/3) für Eshele.
23 Spieler sind eines der kleinen Aufgebote der Liga, von denen wurden bis jetzt 19 eingesetzt wurden. Die 34 erzielten Treffer verteilen sich auf immerhin 13 Akteure. Beim CFC ist das Verhältnis übrigens fast identisch mit 36 auf 13 Spieler. 25,3 Jahre im Schnitt liegen relativ deutlich über dem unsrigen mit 24,1. Es gibt weniger U21-Kader als bei Himmelblau.
Einkaufsbilanz:
Ist hier schnell niedergelegt bei gerade mal 4 Neuen.
Kurzum: sehr gelungen.
Philipp Harant (Magdeburg – ausgeliehen an den BAK), Manassé Eshele (Fürstenwalde) und Jannik Mäder (Cottbus) wurden Stammspieler und auch Leistungsträger. Lediglich der "Flop" Mateo Andacic (Offenbach) fiel negativ ins Gewicht.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Tarik Reinhard (25) fehlt wegen Knieproblemen, bereits seit Ende der Vorsaison ausgefallen wegen Außenbandanriss Knie und einer Fußoperation.
Gewinner der Saison:
Janik Mäder konnte nach dem Wechsel mehr Einsätze in der Stammformationen verbuchen als beim FC Energie. Manassé Eshele schaffte mit seinem Wechsel den Klassenerhalt und konnte die Ligatauglichkeit überzeugend nachweisen.
Die Bilanz gegen die BSG Chemie Leipzig:
51 Duelle gab es gegen die Grün-Weißen als BSG Chemie und FC Sachsen. 23-mal konnten wir gewinnen, 10-mal die Messestädter bei 80:54 Toren. Auf unserem Platz ist die Verteilung eindeutig, 15 Siege stehen inkl. der Pleite im Hinspiel 3 Niederlagen gegenüber. In Leipzig liegen wir knapp vorn mit dem Saldo 8-11-7. Zuletzt blieben wir dort 2-mal sieglos: 0:2 und 1:1.
Prognose:
Platz 6 bis 8 ist machbar. Ob die Absage an die Drittliga-Lizenz das Team unbelastet und damit potentiell erfolgreich weiterspielen lässt oder eher etwas bremst, wird man sehen. Es sollte aber nicht demotivieren. Die Mannschaft ist in der Breite gut aufgestellt, einzelne Ausfälle sollten nicht zu sehr schwächen.
Das Umfeld:
Im Gegensatz zu Lokalrivale Lok und dem Gegner vom Sonntag verzichten die Grün-Weißen auf die Lizenzierung zur 3. Liga. Man sieht die Voraussetzungen derzeit (noch) nicht stabil gegeben. In den altehrwürdigen "Alfred-Kunze-Sportpark" müsste für die 3. Liga solide investiert werden oder man weicht in eine andere Arena aus. Die Spielstätte des örtlichen Erstligisten würde aus finanziellen Gründen kein Thema sein, hätte bei den Fans zudem auch keine Akzeptanz. Das "alte Bruno" in Probstheida ist logischerweise nicht diskutabel. Auch in Halle im Stadion eines der Erzrivalen zu spielen, nicht denkbar.
Aktuell dürfen 4.999 passieren, knapp unter der vom DFB geforderten Mindest-Kapazität 5.000. Das nächste Etappenziel sind 11.000 bis 2030. Pläne dafür gibt es, der letzte Meilenstein war wie bekannt die Installation der Flutlichtanlage mit den Abendspielen in toller Atmosphäre. Die Ränge sind auch in dieser Saison gut belegt, 4.018 im Schnitt drittbester Zuspruch hinter Erfurt und Cottbus. Ein veritabler Anstieg zu 3.088 im Vorjahr. Mehr als Lok mit 3.550. Dabei steht das Ortsderby im Frühjahr 2023 noch aus. Zweimal wurde "ausverkauft" gemeldet, gegen die beiden großen Thüringer Clubs. Es kamen immer mindestens 3.300. "Minusrekord" die 3.321 gegen Luckenwalde. Den ZFC wollten im letzten Heimspiel 3.525 sehen, dessen Gästetrainer sich über den Zustand des Rasens mokierte.
Wirtschaftlich gilt Chemie als gut aufgestellt, konnte April 2022 erfreuliche Zahlen für die Jahre 2019 und 2020 verkünden. 2014 wurde ein Umsatz von 413.000 € erwirtschaftet, 2020 waren es schon rund 1,7 Mio. €. 395 Sponsoren geben Geld in den Club, 2019 waren es 107. Mit Rettungsaktionen während der Corona-Pandemie wurden noch mal 225.000 € eingefahren. Chemie gilt als einer der wenigen Vereine der oberen 4 Ligen, die gut durch diese Zeit kamen. Vor diesem Hintergrund mag der Lizenzverzicht verwundern, erscheint aber nachvollziehbar. Um in Liga 3 mitzuhalten, wäre ein Kraftakt notwendig. Mit Verbindlichkeiten, eben das soll unbedingt vermieden werden.